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/luer Tageblatt Mzeiger für -as erzgebirse S MLLiLML mit -er wöchentlich«! Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. «»»» «pnchstm»», -« ««batten «ül Mwnahaw -« «-nnag» nach«!«--» 4-» Uh». — aÄe-r«mn.M«^», «agttfttt stu—»»ttr»». ftmspmche» «. k^L* LM7^A?8 r^^^L-AL^WL M mr—langt «iag^aobt, ManoMpw kann «vrilh, nicht g,l^Mt ««rb««.aLWNMjfLLw! Nr. 28. Mittwoch, 4. Februar 1S14. S. Jahrgang. Dies« Nummer umfaßt 8 Setten. Das Wichtigste vom Tage. Der Kaiser nahm di« Vorträge de» Ehefi» de» ZivilkabinettS, de» Mtlitärkabinett» . und de» Admiralstab«» der Marin« end. gegen. Dem Reich»tagist der Entwurf «ine-Luftver- kehr»g«setze», bestehend au» drei großen Ab» fchnitten. -»gegangen. * In einer öffentlichen Erklärung nimmt Kar dinal Kopp sein« gegen den Bischof von Pader born gerichteten Borwürfe zurück. * Polizeidirektor Kautz in Hannover, der mit dem Kölner Polizeiprozeß im Zusammen hang gestanden hat, ist seine» Amte» enthoben Worden. * Ein Kabeltelegrmmn au» Schanghai berichtet, datz die Russen ihr« Truppen Anfang März end gültig au» Peking zurückziehen. e An der albanisch-epirotischen Grenze sind' neue Kämpfe zwischen Griechen uud Alb a» ntern ausgebrochen. Im Zusammentang damit haben die griechischen Bewohner von (piruS ihre Unabhängigkeit verkündet.*) -> Nähere« flehe an anderer klefl«. Die Lösung äer elsässischen Wirren. 'G? Auf den Wechsel der verantwortlichen Sert'-eter der höchsten Zivilbehörden im Elsaß — der Statthalter geht bekanntlich erst in einigen Monaten — ist Nun auch die Versetzung der hauptbeteiligten Offiziere '->«) 89. In fanterieregiment» gefolgt. Oberst v. Re^er Wird Kommandeur des 2. Brandenburgischen Grenadierregk- mentSil.^Frankfurt a. O. und Leutnantv. Fvrstner ist nach Bromberg versetzt Worden. Damit ist ein« Lösung der elsässischen Wirren erfolgt, die dem Gerechtigkeit»- f.nn des Kaisers alle Ehre macht. In Wirklichkeit Hit ja auch niemand daran gezweifelt, bäh die entschei dende Stelle nach beiden Seiten, nach der-militäri schen wie nach der zivilen hin, Mit gleichmäßiger Entschiedenheit geeignete Maßnahmen treffen werde. Tas hatte schon der Reichskanzler in den Zaberndebatten des Reichstages angekündigt. Da» lag auch bereit» in den Telegrammen ausgesprochen, die der Kaiser Anfang Dezember an die Zivil- und Militärverwaltungen nach Straßburg gerichtet hatte, worin «in Hand-in-Hand-,' Arbeiten bet den Behörden nachdrücklich gefordert War. Wenn jetzt der Wechsel in den militärischen Stellen um einige wenig« Tag« später al» der in der Zivilderwal- tung erfolgt ist, so liegt da» gewiß nur daran, daß die Zivilbehörden durch ihr« Entlassungsgesuche und die Veröffentlichung derselben ein unbeabsichtigt schnellere» Eingreifen nötig gemacht hatten. Vielleicht erklärt sich der klein« Zeitunterschied auch ganz zwanglos au» einem späteren Bekanntwerden de» gleichzeitig mit dem Regie rungswechsel verfügten Offizier-Wechsels. Jedenfalls sollte man solchen unbedeutenden Aeußerlichkeiten kei nerlei politische Bedeutung beilegen. Dasselbe gilt von der Tatsache, daß die Versetzung der Offiziere nicht den Charakter der Maßregelung trägt. Gewiß nicht! Da» Frankfurter Grenadierregiment gehört allerdings zu den sogenannten Eliteregimentern, und der GarnisonSort Frankfurt a. O. mag manche Vorzüge haben, auch dürste Frhr. v. yorstner lieber in Bromberg als in Zabern dienen. Allein, Mit Welcher Begründung hätten denn diese vom Kriegsgericht freigesprochenen Offiziere jetzt auch strafversetzt werden sollen? Und ist nicht auch den auf ihren Antrag pensionierten hohen Zivilbeamten der Abschied mit allen Ehren und Auszeichnungen be willigt worden, die sonst Üblich sind? Also «s bleibt da bei, daß die Gerechtigkeit bei der Entwirrung durch«»» gewahrt worden ist. Deshalb hat auch di« Ankündigung, daß mit dem Statthalter gleichzeitig der Korpskomman. deur, General von Deimling, au» Straßburg fortgehen Werde, sehr viel Wahrscheinliches. - Mit Genugtuung verdient noch verzeichnet zu Wer den, daß di« Lösung der Krisis in der elsaß-lothringi schen Bevölkerung im ganzen freundlich aufgenom men Wird. Der bisherige Potsdamer Oberpräsidialrat Graf Roedern Wird alS Staatssekretär und damit als oberster RegierungSdertre ter wie ein unbeschriebene» Blatt erwartet, von dem man sich Gute», verspricht. Er hat, soweit bekannt, in seiner bisherigen Verwaltungs tätigkeit alle jene Einseitigkeiten vermieden, die etwa schließen lassen könnten, daß er jetzt als starker Mann käme. Bor allem ist er, wie jetzt versichert wrrd, unter Mitwirkung de» Statthalter» Graf v. Wedel in sein hohe» Amt berufen Worden und soll von ihm auch erst in die Dienstgeschäfte eingeführt Werden. Grund genug, um nun endlich «ine Beruhigung der aufgeregten Ge müter erwarten zu lassen. Natürlich Wird da» Gnd- urteil über den AuSgang der ganzen Affäre erst ge sprochen werden können, wenn auch der Statthalter fei nen Nachfloger gefunden hat. Unter den Anwärtern auf diesen Posten gilt jetzt der Reichskanzler, Herr von Bethmann Hollweg, al» der aussichtsreichste. Die Vermutung hat mancherlei innere urw äußere Wahr scheinlichkeit für sich. Herr von Bethmann hat den Reichslanden die neue Verfassung gegeben und Wieder, holt in starken Worten ein liebevolle» Verständnis für den dortigen Volkscharakter gezeigt. In eingeweihten Ureistauf. Skizze von I. 2. Tornier. NaLdi ck o rd-Ien Krachend schließt sich das große Doppeltor Hinte- mir Der Pförtner, der das Ungetüm handhabt, ni«'t mtt ver. traulich zu. Er kennt Mich von den Garten« beiten her, die ich meiner guten Führung wegen« aus, Aren durfte. Eigentlich fehlte nur noch, daß er gesagt hätte: Ditte, be ehren Sie uns recht bald wieder I — So, da Hin ich nun draußen. Gewissermaßen obdachlos. Da drtnnrn habe ich drei Jähre und sechs Monate wenigstens keine sorgen um das tägliche Brot gehabt. Zweihundertachtundsiebzig Mark und 66 Pfennig haben sie mir zum Schluß wusgezahlt. Arbeitsverdienst! Redlich erworben im 'Königlich preu ßischen Zuchthaus. Sie haben sich ausnehmend gut ge- führt; kehren St« um und werden St« wieder ein nützliche« Mitglied der menschlichen Gesellschaft, isagte der Dtr^tor der Anstatt zum Abschied zu mir. Jetzt war ich wieder St«, keine Nummer 2SS mehr. Uobrtgen» hatte der Mann recht, ich hatte mich wirklich riesig zusammengenommen. Dumm waren die gewesen, di« sich wtdetfprenstig zeigten. E, half ja doch nichts. Da, hatte ich fthr bad heraus Zu«rst versuchten di« Aufseher auch Lei mir allerhand Unlieben«. würdtMten «ngubrtngen und sahen mir scharf auf die Finger; denn so einem Burschen, dem selbst di« b^stkon« struierten Schlößer wie Butter unter den Händen -ergehen, war natürlich «nicht zu trauen. Ich ließ sie aber mit mir machen, wes sie wollten, und «ar noch zuvorkommend obm- drein. Erst glaubten sie daher, ich mache meinen Scher» mit ihnen. Al» ich ihnen aber stet» mit der gleichen Höflich keit «ntgegenkam, und da» so blieb, konnte ich über schlechte Behandlung nicht mehr Pagen. E» -a- Stunden, in denen sich in mir so etwa» wie gut» Vorsätze für die Zukunft zeigten. Ich gab mir auch «ar keine MPH«, dich», Gefühl zu unterdrücken. Im Gegenteil; ich begann mir sogar aus- zumalen, wie schön es doch nachher sein müsse, wenn man fein Konto beim Staatsanwalt ausgeglichen hatte und wieder frei in der Welt herumlief. Nicht einmal mein« Strafe durst« mir noch jemand vovwerftn. Das war mm also der große Sprung zurück in die Welt ohne Mauern drum und ohne vergitterte Fenster. — Zunächst mutz ich etwa» für meinen äußeren Menschen tun. Donnerwetter! vor vier Jahren war mein Auszug noch hochmodern, und besser geworden ist er auf der Kammer auch nicht gerade. Man kann sich als anständiger Mensch jetzt kaum noch darin sehen lassen. Und meine schönen Lack- stiefel von damals, wie di« jetzt auesehenl Für» erste werd« ich einmal drüben in da» Wirtshaus gehen. Sehr gut Vie Aufschrift auf dem Firmenschild: Zur fröhlichen Rückkehr. Der Mann scheint Verständnis zu besitzen. Er mußte sofort Bescheid, al, ich «intvctt. Ich verzehrt« etwa, bei ihm. Gr nrnnt- mir «inen billigen Kleideüladen, der auf dem Weg« zum Bahnhof nicht zu verfehlen, war. Er kennt solche Situa tionen, wie di« meinige. Ein langer Ulster verdeckst bald di« Mängel m«ine» Anzuges. Dazu kaufte ich mir einen modernen -ul, Handschuhe und ein paar neue Stiefel nach letzter amerikanischer Mode. Einen Anzug werde ich mir erst in Berlin kaufen. Wkhchaftig, ich.sehe schon jetzt ganz passabel au». Auch der geschorene Kqpf und da» glatt- rasterte Gesicht — Ansiattefrtsur und so weiter — außer- ordentlich modern, ganz amerikanisch Schade, datz mich der Direktor so nicht ficht! Ich habe di« erste Nacht in Berlin im einer Pension in der NÄH« der Weidendammer Brücke geschlafen, und mir heute «in klein«» möblierte» Zimmer auf einen Monat in der Auguststraß« bei sofortiger Vorausbezahlung gemietet Ein höchst ange-chme» GoMHl, das ich hab«. Ich muß immer an di« Wort« de» Direktor, au» der Anstatt denken. Komme mir jetzt überhaupt furchtbar moralisch vor. So Kreisen tvar schon vor Jahr und Lag davon die Rede, daß er sich von seinem Berliner Kanzlerpalai» nach dem Straßburger Statthalterpalast wünsche, wenn di« Zeit für einen sechsten Reichskanzler gekommen sein werde. Auch die Hinausschiebung de» Statthalterwech sels, die auf seinen Wunsch erfolgt ist, Würde sich un schwer daraus erklären lassen, daß er mitten in d«r parlamentarischen Hochsaison seinen jetzigen Posten nicht zu verlassen wünscht. Wi« dem allem auch sei, die seit herigen Maßnahmen können alle Teil« zufriedenste!- len. Sie zeugen von Gerechtigkeit und sie bekunden den festen Willen, di« Wunden in den Reichslanden, di« durch die unglückselig« Zaberner Affäre bloSgelegt Wur den, baldiger Heilung «ntgegenzuführen. Unsere Schutzlruppe. (von unserem Berliner s Mitarbeiter), Am 8. Februar feiert unsere afrikanische Schutz truppe ihr 26jährige» Jubiläu m. Diese 28 Iah«, in denen deutsch« Soldaten unter schweren Entbehrungen, unter ständiger Gefahr für Leben und Gesundheit uns unser Kolonialland Schritt Mr Schritt erobert und dem Vaterland« innerlich an gegliedert hoben, ist «in Ruhmes blatt in der Geschichte der deutschen Armee, in der Ge schichte de» Waterlande». Der Gründer der Kvloniacktrupp« ist Herman von Wissmann, der im Jahre 1880 im Dienste der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft nach Loanda in Westafrika ging und mit Paul Pogge, dem Rostocker Afrikareifmden, seine erste Entdeckungsreise nach lliyangwe am oberen Kongo machte. Seine zweite Reift fällt in die Jahre 188S--85. Sie wurde im Auftrage König Leopold» von Belgien unternommen. Nach einer dritten Reift, die zum Teile mit der ersten xufammenfällt und an der Mün dung des Sambesi endigte, wollte er sich auftnachen^ um Emin Pascha zu entsetzen, der am Viktoria Ryans» auf Hilft wartete. Da wurde er 1888 von Bismarck unter Be förderung zum Hauptmann -um R eich» komm issar er nannt, mit dem Auftrage, den Araberaufstand in Ostafrika zu bewStt gen. Gr bat um Instruktion. Der Reichskanzler «Märte ihm: Ich bin nicht der kaiserliche Hofregierung» rat in Wien und Sie find Dauftnde von Meilen entfernt, stehen Sie auf eigenen Füßen. Ich gebe Ihnen nur immer wieder den einen Auftrag: Stegen Sie. — Wissmann war ein Mann der Tat. Er kannte die Verhältnisse und wußte, wie er es anfangen muhte, um zu siegen. Seine Auf gabe war nicht leicht. Die Situation war verwickelt. Di« Deutsch-Oitafrikanische Gesellschaft HM» durch Vertrag unser heuttses Deutffch-Ostckfrika übernommen. Die Araber, die dis Intelligenz de» Landes bildeten, in derm Händen der Hand l lag, fürchteten «ine Einschränkung ihrer Inte ressen. Sr« revoltierten. Sie riefen da» Hinterland zum Ausstande. Ei« brachten die Küste außer Darc »Dialaam und Bagomsyo in ihren Besitz. Dort verteidigte sich di« deutsche Marin«. Wissmann sammelt« sarvihe Soldatom lange mei r Geld -uretcht, will ich diese» angenehme GeWhl jedenfalls auskosten. Und dann? Natürlich werd« ich dann arbeit««. « Es ist koch eigentlich furchtbar langweilig, so den ganzen Tag spazieren zu gehen. Ich werde mich doch lieber jetzt schon nach Arbeit umsehen, brauche ja nicht'gleich da» erst« beste anzunehmen, denn ich habe ja noch Gold! Heut« traf ich t>en Kriminalkommissar, der meine Sache be arbeitet«, a5s ich Kamal» vevhcsftet wuchs. Jr dem an genehmen Gefühl, jetzt nichts mehr mit sülchen Sachen zu tun zu haben, grüßte ich den Mann höflich. Gr erkannte mich und sprach mich an. Ob ich mich jetzt nickt «in biß chen bei ihnen nützlich machen möchte. E» wi'.re gerade Gelegenheit dazu. Ich sagte zu ihm, ich würde mir die Sache überlegen. Ich habe mir di« Sach« überlegt und Sin nicht tackt dem Polizeipräsidium hinaufgegangen. Wa» geht mich jetzt die ganz« Polizei an? Danke! Die hat mich vor dem genug geärgert. Jetzt soll ich bei ihr den Vigilanten - sptelen? Rein, danke rvtrkltch! — Ich werd« «hvltch ar beiten, hab« sogar schon «twa». Ich soll Pleureusen auf Abzahlung verkaufen. Die Sache gefällt mir aber nicht recht, denn di« Kundschaft daMr ist nur nach Dunkelwerden in bestimmt«» Straßen zu treffen. Außerdem weiß man niemals genau, wo di« Federn -erstammm. * Seit heut« bin ich Ztgarrenretftnder. Ich werde kleine Gastwirtschaften besuchen. Da» -erumlaufen hat jetzt doch wenigsten» «inen Zweck. Unangenehm ist dabei nur, daß man überall Spesen machen muß. Dazu Hobe ich mir doch nicht mein Geld in der Anstatt auf ehrliche Weift verdient. Nachmittag» traf ich in «inem Küchen Lokal mehrere ve- < kannte von früher. Die lachten, oft sie hörten, womit ich mich beschäftigt». Auf ihr Zureden wird der Wirt von mir Li». . , - /