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Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar vientzi tag», Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel), ( Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen ( Mk.SS pf. Einzelne Nummern s0 Pf. ThmM, DD. Äkbknlkhn Md die UMMdki». Imtsblntt Inserate werden Montags, Mittwoch» «Md freitags bi» spätestens Mittag» j2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreiß«- spaltene «Lorpuszeile. für die Kgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt, Druck und Vertag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 22. Donnerstag, den 2d. Februar 1896. abgehalten. Wilsdruff, am 18. Februar 1896. Der Stadtrath Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung. Der diesjährige hiesige FrühjahrLNearkt wird , Donnerstag, den 12. und Freitag, den 13. März Die Transvaal-Frage. Die Transvaal-Angelegenheit ist in den letzten Tagen gleich zeitig in den Parlamenten Deutschlands und Englands zur Er örterung gelangt. Im deutschen Reichstage hat sie durch die echt staatsmännischen und überaus eindrucksvollen Erklärungen des Staatssekretärs o. Marschall bei den Berathungen gegen über dm Etat des Auswärtigen Amtes die klarste Beleuchtung erfahren, und die Zustimmung, welche diese Ausführungen im gejammten Hause fanden, bedeutet eine kräftige Stärkung der Stellungnahme der Reichsregierung in der südafrikanischen Frage. Im englischen Unterhause hat sich der Kolonialminister Cham- berlain^ei der Adreß-Debatte ebenfalls des Längeren über die Transvaal-Angelegenheit verbreitet, hierbei jedoch nach Kräften das nicht ganz einwandsfreie Verhalten der englischen Re gierungskreise gegenüber den Vorbereitungen zur Jameson'schen Expedition, den Agitationen des Johannesburger Resormkomitees, u. s. w. zu beschönigen versucht. Geradezu in kläglicher Weise aber mißlang Mr. Chamberlain die Rechtfertigung seiner un erhörten Depesche an den Gouverneur des Caplandes, in welcher er eine von Anmaßungen gegen die Transvaal-Republik strotzende Sprache führte, die unter den Boern aufs Neue eine er bitterte ontienglische Stimmung hervorgerufen hat. Der Minister selber scheint seine klägliche Stellung in dieser Depeschenaffaire empfunden zu haben, da er sich gegen Schluß seiner Darleg ungen bemühte, gegen die Transvaal-Republik aufzutrumphen und sich in ziemlich durchsichtigen Drohungen gegen dieselbe zu ergehen. Mr. Chamberlain konnte denn auch wenigstens die Genugthuung verzeichnen, daß das Unterhaus seine von den fast gleichzeitig gegebenen Darlegungen des Herrn v. Marschalls im deutschen Reichstage recht ungünstig abstechenden Erklärungen und heuchlerischen Versicherungen mit lebhaftem Beifall aufnahm. Einstweilen ist nun wohl die weitere parlamentarische Er örterung der TranSoaalfrage nicht nur bei uns, sondern auch jenseits des Canals als abzethan zu betrachten, aber letztere droht nichtsdestoweniger ihr kritisches Aussehen zu behalten. Freiherr v. Marschall hat allerdings versichert, daß die amt lichen Beziehungen zwischen Deutschland und England im bis herigen Entwickelungsgange der Transvaal-Affaire keinerlei Trüb ung erlitten hätten, aber es muß doch mit einer möglichen ernsteren Wendung in dem deutsch-englischen Verhältmß gerechnet werden, falls das ländergierige Albion seine südafrikanischen Großmachtspläne wieder oufnehmen sollte. Denselben steht nur noch die Unabhängigkeit der Boernfreistaateu, in erster Linie jener der Transvaal-Republik, entgegen, und daß England ent schlossen ist, dies Hindernitz bei nächster Gelegenheit zu beseitigen daran läßt der Schluß der Chamberlcin'schen Unlerhausrede eigentlich schon jetzt kaum einen Zweifel übrig. Die Trans vaal-Regierung selber hat durch ihre Veröffentlichungen im „Staatscourant* ihrer Befürchtung, daß die englischen Machen schaften zu erneuten Gefahren nicht nur für den Frieden der Rrpublik, sondern überhaupt auch ganz Südafrikas führen könnten, genügend AuSbruck verliehen, und diese Besorgnisse können wahrlich nicht als übertrieben bezeichnet werden. Jeden falls würde Deutschland bei einem etwaigen erneuten englischen Attentatsversuche auf den Frieden und die innere Selbstständig keit der Transvaal-Republik wiederum auf dem Posten sein und seine südafrikanischen Interessen gegenüber den anmaßenden Ueberhebungen und den Umtrieben der englischen Pfeffersack- Politik kräftigst zu schützen wissen. Ob und wie sich nun die fortgesetzt in den südafrikanischen Verhältnissen liegenden Keime zu ernsten internationalen Diffe renzen weiter entwickeln werden, das bleibt noch abzuwarten. Deutschland seinerseits wird wahrlich alles Mögliche thun, die Empfindlichkeit Englands und seine Ansprüche in Südafrika zu schonen, so lange dies eben mit den Interessen und der Winde Deutschlands verträglich ist. Wenn man sich seitenöder Engländer nur erst einmal zu der Erkenntniß aufzuschwingen vermag, daß Deutschland nichts will, als seine Stellung und berechtigten Interessen in Südafrika zu wahren, so wäre schon viel zur Erhaltung der Harmonie zwischen zwei so tüchtigen und einander nahe verwandten Völkern gewonnen. Tagesgeschichte. Berlin, 18. Februar. Der Kaiser wird am Donnerstag abend 11 Uhr nach Wilhelmshaven reisen und dort kurz nach 11 Uhr Freitag Vormittag eintreffen. Am Sonnabend Vor mittag wird der Kaiser die Rückreise über Bremen antreten, wo er sich kurze Zeit aufzuhalten und den Rathskeller zu be suchen gedenkt. Die in Aussicht stehende Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich hat in den Kreisen der nächstbetheiligten akademischen Lehrer die Frage angeregt, wie daS Studium des neuen Gesetzes am besten in den Rahmen des akademischen Unterrichts eingefügt werden kann. Daß es nicht damit gethan sein kann, einfach zu dem vorhandenen Lehrstoff noch einen so umfassenden neuen zu fügen, ist an sich klar. Es muß vielmehr eine Vereinfachung des bis jetzt den Hörern überlieferten Lehrstoffes stattfinden, um für die neue Ausgabe Raum zu machen. Wie verlautet, ist zur Be- rathung dieser Angelegenheit eine Konferenz der Professoren des Civilrechts auf den deutschen Universitäten in Aussicht ge nommen, die zu Ostern in Eisenach stattfinden soll. Die ganze Kläglichkeit der beschränkten Frakticnspolitik des Centruws hat sich wiederum bei den Vorbereitungen zu der vom Reichstage für den 21. März in Aussicht genommenen Gedenkfeier gezeigt. Die Herren Ultramontanen besaßen nicht Takt genug, um in den bezüglichen Vorstandssitzungen des Reichstages ohne weiteres dem Verlangen der Nationalliberalen, Konservativen und der Reichspartei, daß beim Banket ein Trinkspruch auf den Fürsten Bismarck ausgebracht werde, nach zugeben. Der beschränkte Fraktionsstandpunkt ließ auch bei viesem Anlaß nationale Regungen nicht zur Herrschaft gelangen. Anderenfalls wäre eS doch undenkbar gewesen, daß einem so selbstverständlichen Wunsche, des Begründers des Reiches, ohne welchen es voch auch keinen Reichstag gäbe, an einem der Er innerung an die Errichtung des Reiches geweihten Tage zu gedenken, noch Schwierigkeiten entgegengesetzt werden konnten. Nach neueren Meldungen haben sich die Herren vom Centrum schließlich doch eines Besseren besonnen, so daß dem Zustande kommen des Festes anscheinend keine Hindernisse entgegenstehcn. So wird das deutsche Volk glücklicherweise davor bewahrt bleiben, einen neuen Beweis jener parteipolitischen Verbohrtheit zu erleben, die im vergangenen Jahre bei Gelegenheit der Ab lehnung des Antrages, den Fürsten Bismarck zu seinem acht zigsten Geburtstage zu beglückwünschen, jedem national em pfindenden Deutschen die Schamröthe ins Gesicht treiben mußte. In der am 17. d. M. in Berlin abgehalterren Vorstands sitzung des Bundes der Landwirthe wurde, wie die „Post* hört, ein vollständiger Entwurf eines neuen Alters- und Jnva- liditätsgesetzes vorgclegt und nach eingehender Debatte zur Be- rathung ini Plenum gutgeheißen. Den Schluß der Verhand lungen bildete eine Erörterung über die Arbeiterfrage. Herrn v. Ploetz wurde ein Vertrauensvotum für seine Geschäftsleitung im letzten Jahre ausgesprochen. Eine am Montag in Berlin abgehaltene von 1000 Per sonen besuchte allgemeine Versammlung der Jnnungsge- werk meist er, an welcher auch einige Reichstagsabgeordnete theilnahmen, protestirte gegen die Einführung des Maximal» arbeitstages im Handwerksgewerbe. Die Versammlung erblickt hierin die Vernichtung des Handwerksbetriebes zu Gunsten der Großindustrie und die Auflösung des Mittelstandes. . Zur Frage des Bauschwindels forderte die Versammlung, daß nunmehr der Staat Gesetze schaffe, welche unzählige Staatsbürger vor ge wissenlosen Spekulanten schützten. Die österreichische Regierung hat bekanntlich dem Reichsrathe jetzt den schon lange erwarteten Gesetzentwurf über die Wahlresorm in Oesterreich vorgelegt. Man ist in Oesterreich nach etwa 2'/? Jahren, während welcher Zeit der Wunsch nach einer Wahlreform immer lauter wurde und alle Versuche, dieses Ziel zu erreichen, scheiterten, nach Ansicht der liberalen „M. N. N.* zu einem Ergebniß gelangt, welches Aussichten auf Annahme seitens der Volksvertretung hat. Diese günstigen Aussichten scheinen darauf zu beruhen, daß die am vergangenen Sonngbend yom Ministerpräsidenten Grafen Ba den! eingebrachte Wahlreformvorlage sehr vorsichtig, unter mög lichster Schonung der bestehenden Interessen bei aller Bereit willigkeit, den laut gewordenen Wünschen entgegenzukrmmen, abgcfaßt ist. Wien, 18. Februar. Heute nachmittag fand die feier liche Beisetzung der Leiche des Oberhofmeisters Fürsten zu Hohen lohe statt. Eine Abtheilung Truppen unter dem Befehle des Prinzen Windischgrätz gab dem Verstorbenen das Ehrengeleite. In der Karmeliterkirche, wo die feierliche Einsegnung stattfand, waren anwesend: der Kaiser, die Erzherzögc Otto, Ludwig Viktor, Josef Ferdinand und Friedrich, der Herzog Günther von Schleswig-Holstein, der Herzog von Cumberland, der deutsche Reichskanzler Fürst Hohenlohe, der deutsche Botschafter Graf zu Eulenburg als Vertreter des deutschen Kaisers, der bayrische Gesandte Frhr. von Podewils als Vertreter des Prinzregenten, Graf GoluchowSki, Graf Badeni, Baron Kalloy, sowie die anderen Minister, Kardinal Gruscha und der Nuntius Agliardi. Von der Karmeliterkirche bewegte sich der imposante Leichenzug nach der Votivkirche und von dort nach dem Währinger Orts friedhofe. — Erzherzog Albrecht Salvator wurde gestern Abend mit den Sterbesakramenten versehen. In Prag fand am Sonntag trotz der großen Kälte unter freiem Himmel eine sozialistische Demonstrations- Versammlung gegen Badenis Wahlreform statt. Es waren etwa 10000 Sozialdemokraten, die ohne Unterschied der Natio nalität daran theil nahmen. Der Wiener Arbeiterführer Exner nannte die Wahlreform einen Fastnachtsscherz. Gegen Badeni wurden Drohungen ausgestoßen. Abends entstanden tumultu- arische Ausschreitungen an verschiedenen Punkten der Stadt. Die Polizei nahm viele Verhaftungen vor. Belgien. Die Streikbewegung im Lütticher Kohlenbecken greift um stchl Fünf Bergwerke mit 6000 Arbeitern feiern. Die Direktoren fordern infolge der drohenden Haltung der Streikenden militärischen Schutz. Vaterländisches. Wilsdruff, 19. Februar. Trotz der heute Mittwoch stattfindenden Generalversammlung im hiesigen Gewerbevcrein werden sich die Mitglieder nebst Frauen zu dem morgen Donnerstag Abend abzuhaltendcn interessanten Vortrag des Herrn Ma schinenfabrikanten W. Hofmann aus Zwickau, welcher über Schilderungen amerikanischer Großbazare und Erlebnisse in Chicago und an den Niagarafällen sprechen wird, einfinden. Auch Gäste sind herzlich willkommen (siehe Inserat). Dafür, daß die Versammlungen 2 Tage hintereinander folgen, wird der Verein die entsprechende Zeit paustren. — Der hiesige Männergesangverein „Eängerkranz*, deren Mitgliederzahl, passiv wie aktiv, auf 101 Mitglieder ange wachsen ist, feierte vergangenem Montag Abend in seinem Ver einslokal, dem „Hotel zum goldnen Löwen*, ein Fastnachts-Ver gnügen, bestehend aus Konzert, Humor. Vorträgen und Ball. Zur festgesetzten Stunde hatten sich deshalb auch viele Mit glieder nebst Frauen, sowie zahlreiche Gäste eingefunden, um die gesanglichen, wie musikalischen Darbietungen anzuhiren. Eingeleitet wurde der Abend durch die Konzert-Ouverture von Dittmann seitens unseres Stadtmustkchores; hierauf folgten theilS ernste, theils heitere gesangliche Vorträge, welche unter der Leitung des Herrn Liedermeisters, Lehrer Alfred Hillig, in exakter Weise zur Durchführung kamen. Nachdem das Pro gramm Erledigung gefunden hatte, nahm Alt und Jung an den bis in die Morgenstunden andauernden flotten Ball leb haften Antheil und nur ungern trennte man sich am Fastnachts morgen von den gebotenen Genüssen, jedoch mit der Befriedig ung, einen angenehmen Abend verlebt zu haben. — Gegen den 31 Jahre alten Handarbeiter Wilhelm Albrechtaus Sachsdvrf bei Wilsdruff wurde am letzten Sonn abend beim Kgl. Landgericht Dresden wegen schweren Dieb stahls verhandelt. Der bereits zweimal, zuletzt wegen desselben Verbrechens mit 1 Jahr 2 Monaten Gefängniß bestrafte An geklagte hat am 6. Dezember v. I. in Weida bei Riesa mittels eines Glaserdiamanten die Glasscheibe im Schaufenster des Fleischermeisters Uhlig zerschnitten und daraus 22 Pfund Rind fleisch und 18 Stück Mettwürste im Gesammtwerthe von 28