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Nr. 291. Anzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage r Mer Sonntagsblatt. Ehiechgm>-e -er Re-attlo mit Msaabme -er Ednmege aachmtOego z—z Uh». — leiegramm-sizreste r ^getlatt stueeezgebiege, Hmstzeechee SS. Iü, «nwrtaagt Mgefaa-w Mumffettt» kann pewilh» nicht gektstm wette». Dienstag, iS. Dezember ISIS. S. Zahrgang. »lese Nam««» »faßt 19 Gelte». Das Wichtigste vom läge. Das Ei send ahn«nalückbtt Braunsdorf-qt nach -en bisherigen Feststtllwqen nenn Todesopfer, drei,«hn Schweroerletzte und etwadretßig Leichtverletzte gefordert.*) * Der Kaiser und di« Kaiserin find gestern in Miln« chen «ingetroff.en uiid wurden mit großer Begeisterung empfangen. O Der deutsch« Kronprinz verabschiedete sich gestern tnDanzigvor seiner am 1. Januar erfolgen, -en Uebersiedlung nach Berlin von seinem Regi ment. e Dar Neichsamtde« Innern wird demnächst die E n - quete über die Beziehungen der TaVa kirnst er zur deutschen Zigarettentndustrie ein leiten. * Wie von unterrichteter Seite verlautet, soll der russische Botschafter v. Giers demnächst von seinem Posten in Konstantinopel zurücktreten. » Die geplante Protesterklärung der Triple- Entente gegen di« Entsendung der deutschen Militärmission nach Kvnstantinopel ist auf den Wunsch England» verschoben war- den. ksthckMst ststhG G» stflsipssff GtzgllO. Nachlese. *oo Rach einer fast neunstündigen Dauersitzung ist der Reichstag bereits am Freitag in die Ferien gegangen, um erst am 18. Januar nächsten-Jahve, ferne Sijfilngen «Wer auszunehmen. Der fotzt hinter um» liegend« TagungoaL- schnttt war recht bewegt, ob aber auch erfreulich, da« steht auf einem anderen Matt«. Zabern, nochmal« Zobern und abermals Zobern, diese Angelegenheit beherrschte fast vollständig die Situation, sie ftihrte zu jener großen Inter pellation, und auch bei der Ktatlesung stand st« erneut im Vordergründe des Interesses. Die Zwischenfälle waren dtirch ihr Drum und Dran zu einer HaupOäatsaktton geworden» um die sich alle» drehte, und hie auch im Ausland« Mit leb haftestem Interesse verfolgt wurden. Herr von Beth. mann Hollweg gab stch für seinen Teil «blich Mähe, di« Wogen der Erregung zu glätten; daß seine Darlegungen die« aber vollständig erreicht hätten, läßt sich bäum be haupten. E« war zu viel Zündstoff angehäuft und immer wieder züngelt» die Flamm» hervor. Auch läßt sich nicht leugnen, dcch der Kanzler in seinen Ausführungen, wenig» sten» anfänglich, etwa« gar zu zurückhaltend «ar, wohl in der Absicht, eine Hineinziehung der Person de« Kaiser, in di, Debatte zu vermeiden. So operierte er mit keinem sonderlichen Stfolg, und di» riesige Mehrheit bet dem Mißtrauen»- Votum «ar zweifellos ein Resultat seine, Auftreten,. E, darf dabei freilich nicht pettannt werden, daß iauch di« herrschend« Erregung dazu bttgetragen haben mag, «ine Zu spitzung der Sache herbeizuführen. Inzwischen sind nach Besprechung de« Kaiser, mit dem Reichskanzler in Donau eschingen einige Maßnahmen erfolgt, die dazu dienen sollen, die Gemüter zu beruhigen. Bet der ganzen EttMmung aber, di« jm Verfolg der Angelegenheit Mage getreten ist, ist leider anzunehmen, daß sie noch recht lange nachwirken wird, gerade nicht -um Nutzen und Frommen der Verhältnisse 'in den Reichslanden. Einen praktischen Grfoslg hat im übrigen dar» Mißtrauensvotum an den Reichskanzler, wie zu erwarten, nicht gehabt, und hinsichtlich der Forderung der E tat s- Verweigerung trennten sich sämtliche bürgerlichen Par. teten scharf von der Sozialdemokratie. Dio Redner der bürgerlichen Parteien rückttn in diesem Punkte wett ab, wie man auch sonst gemeinsame Operationen mit der äußersten Linken nicht beliebte. Speziell bei der Interpellation über die Ablehnung Liebknecht« in der Rüstungikomintslon stellten sich die anderen Parteien durchaus au!f den Boden der Re gierung und die foz, Partei hatte mtt dieser Aktion, di« am letzten Eitzungstrgr erfolgte, «inen offenen Mißerfolg, wo» sonst der Tagungsabschnitt brachte, ist wenig bedeutsam, ins besondere hä die Etatsdebatte im einzelnen selten oMf so geringer Höhe gestanden, wie diesmal. Die braunschweigische Throrfolgefrage, die in den Letzten Monaten so viel Staub auswirbelte, klang nm matt hindurch, und selbst die mit Spannung ermattete Rede de» Reichskanzler» über die aus wärtige Lag« «ar kein« Offenbarung, von Interesse waren höchsten, die Mitteilungen über die Fortschritte in unseren Beziehungen zu England. Hoffentlich wird der -weite TagungsaLschnttt fruchtbarer sstn. Die äeutsche MMIarmMon für äie Türkei. (von unserem Berkin« Mitarbeiter.) Wenn man sich der Hetze «innett, di« nach den ersten großen Niederlagen der Türkei im ersten valkankrtege in der ausländischen Presse gegen die deutschen Offiziere in der türkischen Arm« gerichtet «ar, die an allem Unglück der türkischen Waffen schuld sein sollten, so kann man sich di« Entrüstung in den Kreisen de» Dreiverbandes über die neue deulsche Militävmifsion für die Türkei recht gut erklären. Di« türkische Militärverwaltung fräst fft schon gleich nach den «chen Verdächtigungen ihre, deutschen Sy. stems für den guten Ruf de» deutschen Heerwesen« in di» Schranken geirrten. St« erklätt«, daß sie «her zuwenig al, zu viel deutsche Offiziere beschäftigt hab« und daß di» türkischen Niederlagen in kein«, weis» auf Mängel der deut schen Erziehung in der türkischen Arme» zurückgeführt wer- den können. Di« Lüttei verfügt« vor dem Krieg» im gan zen über 1t Armeekorps auf einem Raum« von Adttanopel bi, Bagdad. Zur Reform dieser 1t Korps waren bisher etwa 30 deutsche Offiziere tätig. Natürlich «ar an ein« wirksame Tätigkeit besonder» bei den schlechten vettchr» oerhältnissen nicht zu denken. Dann wutden bis vor dem Kriege vom türkischen Krtegsmintsterium nur Offiziere bi» -um Stabsoffizier einschließlich engagiert, die dann entweder an di« Spitze von Modellregimentern und -Bataillonen ge- stellt oder aber al» Lehrer an den verschiedenen Mifitär. schulen verwendet wurden. Die Zahl der verwendeten deut- scheu Reformer reichte bei weitem nicht aus, um, wie be absichtigt war, von jeder Waffengattung in jedem Armee- korps einen Modelltruppenteil unter einem deutschen Offizier aufzustellen. Gerade wett sich im Kriege überall solche Truppen vorzüglich -«währt haben, die irgendwie um 1er dem Einfluß deutscher militärischer Erziehung gestanden hatten, will man jetzt die Stellen für deutsche Offizier» ver mehren, sämtliche Schulen des Milttärerztöhung» uNd Ml- dungswesens, di« Schießschulen der Infanterie, Feld- und Fußartillerie deutschen Offizieren unterstellen und auch an der'. höher« Stellen mit deutschen Offizieren bestellen. Di deutsche Militärmkfston unter Führung des Generals Li man v. Sander, ist in Konstantinopel bereit, ttngo- troffen. Nun aber will der Dreiverband in diesen Tagen feine mehrmals aufgsschobene Rote eimeichen, durch die der tür kischen Regierung di« Frage vorgelegt weiden soll, ob es wahr sei, daß «in deutsche, General an di «Spitzester türkischen Arme« gestellt werde. Tatsächlich handelt es sich ar nicht darum. General Liman wird vorlckrfig Nicht das i«cht der Inspektion aller Korps haben; er soll jedoch damit btt raut «erden, fall« es sich spät« al« notwendig -«aus stellt. Gr soll aber dem Kriegsminstertvm unterstehen und all« Reformen, die er vorschlagen würde, könnten «äst nach Gutheißung durch das Ministerium ««geführt «erden. Ur sprünglich war es nur Frankreich, da« entschieden gegen di« deutsche Militärmisflon protestierte. Btt dem Besuch« des russischen Ministerpräsidenten Kokowzow in Berlin kam -'mH diese Frage in den Unterhaltungen mit den Vertretern der deutschen Regierung zur Sprache. Kokowzow Machte geltend, daß Rußland es nicht gern sähe, wenn an Kon- stantionpel al» Sitz der Mission festgehalten würde. Er soll sich aber davon habe überzeugen lasten, daß «» nicht gut anders ginge, da die für die Arbeit der Mission in Betracht Der Neunuhrzug. Skizze nach dem Englische» van L. Lsigellampff. Es war Dienstag, der letzt« Lag feines Urlaubs, und Harry Sampson nahm sich vor, ihn gehörig auszunutzen. Kann ich über di« «Klippen nach Metsham kommen? fragte er sein« Wirtin in Whitelaven von Abend vorher. Gewiß, Herr, war He Antwort, aber es ist ein langer, mühsame» Weg; Sie werden wenigsten« sechs Stunden dazu gebrau chen. Und wenn Nebel von der See au'fsteigen, fft er sogar gefährlich. Ich denke, ich will e« wagen, hatte Harry g«. meint. Gr machte sich also am Dtenttagmorgen auf den Weg. E- würde abwechselnder sein, stacht« er, an den Klip- pen vorbetzugehen, al, über Vie Landstraße, und in sechs Stunden konnte er bequem den Bahnhof in Merfham er- reichen, von dem nachmitags der Expretzzug nach London abgtng. Er wollt« gern sobald al« nÄgkich statt ankommen, weil er tag» zuvor ein Telegramm vonsttnem Bruder Mm erhalten hatte: Abreise nach Kanada Mittwoch um S Uhr, und es würde für di« nächst«» fünf Jahre da« letzt» mal sein, daß die Müder zusammen Waven. Der weg, den er ge wählt hatte, war schlecht Und wenig begangen, aber da« Wetter, wenn auch nicht sonnig, «ar angenehm zum wan dern. Al» e, ab«, ungefähr drei Stunden unterwegs war, breitete sich ttn leichter Nebelhauch Wer Vie Sem au«. Hany -«achtete es im Anfang kaum; er roukd« «st -sdencklich, al« er merkte, daß er seinen Fußweg nicht Mehr erkennen konnte. Da entschloß er sich, den unsicheren Pfad an einem Abgrund vorbei zu verlassen und feine Schritt« landeinwärts zu len ken, ad«, nach «in« Stund» angestrengten Marsches »Ne er plötzlich stehen und lauscht». Sepade unter sich hörte « da« monoton« Ratzfchen st« Wellen. Ich -in km Kreis« -«umgelaufen, brummte «verdrießlich vielleicht -lis-e ich doch bester auf dsm^ Klstweiüoeß. , Gin paar Stunden lang tastete er sich weiter, manchmal geriet« zwischen dicht« SwchginstmgsbSschda» sich stttlen- weife ÜL« die Fttfe» «streckt«. Svianal statt« «e edwa gmst«, Schrecken. Als er sich von dem Gestrüpp freimachen wollte, wär» er fast über die Felsen heuuntergestür-t. Krampfhaft hielt er sich an dem dornigen Gesträuch fest und arbeitete sich auf sicheren Boden zurück. Da erwartete Ihn ttn neuer Schrecken. Er war auf einen so steilen Abhang geraten, daß er unversehens ««»rutschte und einen Moment später heftig gegen einen Mann anprallte, der ein umfangreiches Paket auf der Schulter trug. Der Mann verlor da» Gleichgewicht und fiel zu Boden. Mer che Harry eine Entschuldigung vor« bringen konnte, war er schon wieder auf den Füßen und iM Nebel verschwunden. Harry selbst stolpert« gegen das durch den Fall aufgertsteme Paket und bückte sich um es zu untersuchen. Alle Wetter; Tabak I I ttef er au», geschmug gelt! Deshalb also lief de» Kerl so schnell weg. Er nahm etwa» von dem Tabak vom Boden auf und steckte es in sein« Tasche. Dann kroch er langsam den Abhang wieder hinauf. Gin paar Schnitte weiter sah er die Umrisse von einer kleinen Hütt» aus dem dichten, Nebel hervottugen. Gott fei Dank, stacht, er, da ist stoch wenig stens «in Obdach! Gr pocht» laut an stte Mr, worauf ttn großer Lrtttschultttger Mann in blauem Wams and mtt Mschschuppen -«spritzten Hosen, die in langen, schweren Stiefeln steckten, auf der Schwelle «Wen. Seine Gestalt kam dem jungen Mann» bekannt vor. Was wollen Sie? fragt« er barsch. Halls, ttef Harry aus, seid Ihr das, den ich vorhin unMworfen Hobo. Der Mann machte ein firffts- resGfficht. Nein, s^t« « kur-, was wollen Sie? Ich bin aus dem Wege weh Merfham, erklätt» Har«», kann ich hier warten, bi» der Rebel vorüber ist? Jetzt war auch ein« klein«, ängstlich anssshende Fra» herausgttrtten. Beide starrten Harry mtßttautsch an. Es ist «ahrhastig der Schmuggler, stacht« Hetty, «ist «fürchtet sich vor mft. Dann fügte « «st «wem hoffnunarlostn Blick auf sta» Nebel meer laut htM: ZdmmdL ««ich -Han fast von den Klip pe« -ermrttrgestürzt. Die yrsu warf dem Mann einen Köstlich« Müt zu. «s «Wittlich ^fähttich, Joe, sogt, sie. »er Herr kann in dem Rs-sl nW nach Mttsham gehen. Der Mann macht» sine unwillige BeweKmg, aber st« -og ihm znrüch »ffd tzdu» -Sstmta» st» gnstnnwe» hiwtor der halbgeschlossenen Mr. Er ist so wenig ein Zollbeamter, wie ich einer bin, hörte er dis FraU sagen, es gibt keine hier herum. Wir lasten ihn bester ein und sehen, 0b er etwas vorhat. Der Mann brummte zustimmend, wie es schien, denn die Frau öffnete weit die Tür. Kommen Sie herein, sagte sie höflich, und warten Sie, bis da» Wetter sich auf klärt. Harry betrat die Hütte, die nur einen sauberen, aber ärmlichen Raum aufwtes. Die nächsten drei Stunden schli chen langsam vorbei. Der Fischer Und seine Frau flickten zerrissene Netze, während Harry rauchend vor dem Herdfeuer sah und dazwischen häufig am da» kleine Fenster trat, um mißmutig auf die weihe Nebelwand draußen zu starren. E« steht nicht au», as» cb es sich heute abeNd noch aufklären würde, sagte er, einen unsicheren Blick auf di» Fischersleut« werfend. Es war nicht verlockend, die ganze Nacht hier fitzen zu müssen, auf der andern Seite grenzte es an einen Selbst mordversuch, den Weg durch den dicken Nebel erzwingen zu wollen. Könnten Sie mich nicht irgendwo unterbringen für diese Nacht? fragt« er. Di« Frau stch ihrem Mann zweifel haft an. Ich und st« schlafen -ter, war seine Antwort, es ist kein andere» Hau» in der Nähe. Aber da ist noch der klttne Schuppen, Jo«, schlug die Frau vor, vielleicht nimmt der Herr mit dem Strohsack vorlieb. Mein Sohn Jem schlifft manchmal da, wandte fie pch an Harry, ab», er ist nach Merfham gegangen Und wird bet dem Nebtt nicht -uÄckkommen. Ich Höffe es «entgsten« nicht, fügte st» mit einem besorgten Blick durch da« Fenster hinzu. 0, ich -in leicht zufrieden, versicherte Han», wenn Sie Mir die« Ob dach überlassen und mtt stwas zu «sten geben wollen, will ich es Ihnen gern vergüten. Die beiden warfen sich einen vechohlenen Blick zu. Sind St» mitt einer -alben Kron« zufrieden? fragte Harry, in die Tasche greifend. Ja, ja. Herr, dafür wollen wir unser Bestes tun, versprach der Mann mit einem kauernden Blick. Harry zog die Brief tasche heraus. Gr, hatte am Morgen sein« Zeche mtt allem kleinen Geld, da« er Lsfaß, bezahlt Und hatte nur noch eine Reihe von Waldstücken, die dem Fischer vesfühiöettsch in di» Augen blitzten. KSnnmr Sie mtt ein« wechssbr? sagt« er,