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Amts- mS AiWMdlitt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschliehl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' - 45. Aahrgaug. -- - —- LS. Dienstag, den 3. Mi L8V8 Bekanntmatzun g. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Raths-Expeditionen Sonnavend und Wontag, den 7. nnd 9. Wai 1898 geschlossen. An diesen Tagen können nur dringliche Angelegenheiten erledigt werden. Das Standes amt ist von 10-1l Nh» Vormittags geöffnet. Eibenstock, den 28. April 1898. Der Rath der Stadt. Hesse.GnUchtcl. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommensteuereinschätzung den Beitragspflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden in Gemäßheit der Bestimmung in 8 46 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 alle Personen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, aufgefordert, ivegen Mittheilung des Einschätzungsergebnisfes sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme anzumelden. Schönheide, am 29. April 1898. Der Gemcindevorstand. « Am 3V. April l8S3 ist der erste Termin der diesjährigen Einkommen- stener fällig gewesen. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten executivisch vorzugehen ist. Die Ortssteuercilmahmc zu Schönheide. « Deutschland, Htußkand und England. Seit dem Rücktritt deS Fürsten Bismarck konnte man be merken, daß die deutsche Politik nach Seiten hin Anschluß suchte, die bi» dahin etwa» vernachlässigt zu sein schienen; während der ReichSkanzlerschaft de» Grafen Caprivi schien die Hinneigung zu England eine Zeit lang so stark, daß sogar die »Drähte zwischen Berlin und Peter»burg" zu reißen drohten. Diese Spannung ließ aber wesentlich nach, al» die Depesche Kaiser Wilhelm» an den Präsidenten Krüger bekannt wurde und die in England so viel böse» Blut gemacht hat. Seit jener Zeit wurde da» Verhältniß Deuschland» zu Ruß land wieder erheblich bester und in Ostasien sah man denn auch die beiden Mächte de» Zweibunde« mit Deutschland vereint den übermäßigen Ansprüchen der siegreichen Japaner entgegentretcn. Die Hilfeleistung Deutschland» hat denn auch die Anerkennung China» durch die Verpachtung der Kiautschou-Bucht gefunden und auf internationalem Gebiet währte eine Zeit lang da» Zusammen gehen Deutschland» mit Rußland und Frankreich noch fort. Diese« Zusammengehen ermöglichte unter Anderem die Begrenzung de« türkisch-griechischen Kriege». Neuerliche Anzeichen sprechen indc» dafür, daß in den deutsch russischen Beziehungen wieder eine gewisse Erkältung eingetreten ist und den Grund dafür will man darin suchen, daß die Reichs regierung sich nicht für die dem Zaren so sehr am Herzen gelegene Kandidatur de» Prinzen Georg sür den kretischen Gouverneurposten engagiren will. Bei der russisch-englischen Gegnerschaft ließ sich voraussehen, daß diese Abkühlung Gerüchte über eine neue deutsch englische Annäherung Hervorrufen würde, und auf Grund der kaiserlichen Glückwunsch-Depesche an Sir Franci» Loscelle« über den Sieg de« General» Kitchener bei Atbara mußten diese Ge rüchte neue Nahrung erhalten. Diese Annäherung an England, wenn von einer solchen ge sprochen werden darf, zeigt sich auch in der Haltung der halb amtlich bedienten Blätter Transvaal gegenüber. Während früher die Boern al» wackere Hüter ihrer staatlichen Unabhängigkeit be trachtet und gepriesen wurden, erscheinen sie jetzt in anderem Lichte: sie zeigen sich gegenüber den großkapitalistischen Minen- Unternehmungen in ihrem Lande unfähig und rufen damit den berechtigten Unwillen England» hervor. So wird die Sache jetzt dargestellt. Einem Stettiner Blatt wird au» Berlin die anderweitig noch nicht bestätigte Miltheilung gemacht, daß England bereit sei, Sansibar an Deutschland abzutreten, wenn da» Deutsche Reich die britischen Pläne, Südafrika zu „paziflziren", unterstützt. Auch die »Köln. VolkSztg." schreibt, sie habe von etwa» Aehnlichem »munkeln" hören. Der spanisch-amerikanische Konflikt nimmt gegenwärtig da» allgemeine Interesse so stark In Anspruch, daß die Nebenströmungen in der Politik nur wenig Beachtung finden. Sollten sich die obigen Angaben bestätigen, so verdienten sie gewiß alle Beachtung. Die Frage bleibt nur, ob da» deutsche Zusammengehen mit England in gewissen Fragen zur nothwendigen Folge haben muß, daß wir von Rußland .abrücken-. Wenn Deutschland in der Frage de» kretischen Gouverneurpostcn» nicht gegen die Absichten Rußland« auftritt und wenn e» sich anderlei» mit England wegen afrikanischer Angelegenheiten, an denen Rußland nicht da« geringste Interesse ha«, in« Vernehmen setzt, so sind da« Dinge, die Ruß land keinen Anlaß zum Groll geben können. Verlangt die Re gierung de» Zaren, daß Deutschland immer und in allen Fällen sich zu Rußland zu stellen hat und wäre nur um diesen Prei« die gute Nachbarschaft zu haben, so wäre letztere natürlich viel zu theuer erkauft und man wird an da« viel zitirte Bi»marck'sche Wort erinnert: »Wir laufen Niemand nachl- Sowohl unser bedächtiger Reich»kanzler Fürst Hohenlohe, wie der Staatssekretär de« Auswärtigen von Bülow erfreuen sich bei allen Parteien in Deutschland eine» hohen Maaße« von Ver trauen, da« sie durch sichere Führung ihre» Amte» rechtfertigen. Tritt ein Wandel, wie er oben gekennzeichnet ist, ein, so ist er sicher sehr wohl überlegt und di» öffentliche Meinung braucht sich deshalb nicht beunruhigt zu fühlen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zum Jubiläum de» Kaiser» Franz Joseph werden sich Kaiser Wilhelm und Abordnungen aller Regimenter de» deutschen Heere», deren Ches der Kaiser von Oesterreich ist, im Dezember nach Wien begeben. — Die Weiterreise de» Prinzen Heinrich in Ostasien ist leider abermals durch einen Maschinenschaden auf der »Deutsch land- verzögert worden. — Bezugnehmend auf die Veröffentlichung über da» Zere moniell beim Empfang de» Prinzen Heinrich durch den Kaiser und die Kaiscrin-Exregentin von China äußert sich die »Ostasiatische Korrespondenz- in nachfolgender Weise: »Bei dem Bruder de« Deutschen Kaiser« bricht der Sohn des Himmel» zum ersten Male mit der bisher über Alle» hoch ge haltenen chinesischen Herrschertradition, indem er bei dem Em pfang de» Prinzen diesem neben sich den Ehrenplatz zum Sitzen anbictet. Diese Ehre ist unsere« Wissen» bisher keiner noch so hochgestellten fremden Persönlichkeit im Pekinger Kaiserpalast er wiesen worden, da sie allein schon gewissermaßen die bisher von der chinesischen Herrscher-Vorstellung selbst jedem regierenden Haupte gegenüber zurückgewiesenc Ebenbürtigkeit de» die Allerhöchste Person de» deutschen Kaiser» repräsentirenden hohen Gaste« mit dem Kaiser von China shmbolisirt. Noch weit bedeutsamer indessen al» diese Ehrung de« Prinzen erscheint un» der demselben in dem festgesetzten Empfangszeremonicll vom Kaiser von China zugedachte Gegenbesuch. Eine derartige Entschließung der »himm lischen- Majestät mußte für Jeden, der die Auffassung der Chinesen über da« höchste irdische Wesen ihre» Kaiser« kennt, bisher für völlig undenkbar gelten! Streift ja damit der Kaiser selbst vor der Außenwelt den Begriff seiner alle Welt überragenden Su- periorität ab, um die Ehre feine« Besuche« dem fremden Prinzen zu erweisen. Leicht mochte e« ja nicht gewesen sein, die« zu er wirken. Allein konzedirt damit der Kaiser auch nur eine Höflich- keit«form, welche ihm al« obligatorisch unter europäischen Herrschern dargelegt wurde, so ist sein HerauStreten au« der ihm aufge zwungenen Abgeschlossenheit doch auch ein solcher Erfolg, welcher in dem jungen Kaiser sehr wohl die Neigung wachrufen könnte, öfter mit der Außenwelt in Berührung zu treten, deren Getriebe mit eigenen Augen zu sehen und darau» für mancherlei so dringende praktische Bedürfnisse seine» Reiche» und Volke» gute Lehren zu nehmen. Jedenfall« ist da« jetzige Durchbrechen der strengen chinesischen zeremoniellen Hosregeln sowie der streng gehüteten Schranken der Abgeschlossenheit de» Kaiser» für die Zukunft nicht zu unterschätzen. Für den deutschen Prinzen bedeutet die ihm damit bewiesene Ehrung die denkbar höchste Auszeichnung." — Von dem deutschen Geschwader in Ostasien ist die »Irene- nach Manila entsandt und am Sonnabend von Na gasaki dorthin abgegangen. Vizeadmiral von Diederich» ist er mächtigt, im Bedürfnißfalle eine Verstärkung, insoweit deutsche Kriegsschiffe in den chinesischen Gewäflern abkömmlich, bei den Philippinen eintreten zu lassen. — Berlin, 30. April. Der Getreidemärkte hat sich eine Bewegung bemächtigt, die ihre Wogen über alle Staaten au»zubreiten beginnt, welche an dem Welthandel mit Getreide unmittelbar betheiligt sind. Die Getreidepreise sind in jüngster Zeit so mächtig in die Höhe gegangen, daß man sich die Frage vorlegen muß, ob nicht darau» Störungen für die gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung mit Brodgetreide sich ergeben könnten. Den letzten Anstoß zu dem rapiden Anschwellen der Getreide preise, welche übrigen» bereit« seit Monaten in einer fortschreiten den Sufwärttbewegung begriffen waren, hat der Ausbruch de« spanisch-amerikanischen Kriege« geboten. Man befürchtet, daß die Au«fuhr von Getreide au« den Vereinigten Staaten In Folge der Krieg«ereignisse behindert werden, wenn nicht gar zeitweilig ganz in« Stocken gerathen könnte. Die auf die tran»atlantischen Bezugsquellen angewiesenen europäischen Getreidemärkte sind daher bestrebt, schleunigst ihren Bedarf an Getreide für die Zukunft durch forcirte Ankäufe zu decken. Die preissteigernde Wirkung diese» Vorgehen» wird erhöht durch die verhältnißmäßig geringen Bestände an Getreidevorräthen in den großen Weltreservoir« für Brotsrucht. In Deutschland haben die Setreidepreise schon feit etwa drei Jahren eine steigende Tendenz an den Taz gelegt, doch sind speziell in Berlin seit Eröffnung der Feindseligkeiten zwischen den beiden kriegführenden Mächten die Roggenpreise weiter um ca. 15, die Weizenpreise um ca. 20 und die Haferpretse um ca. 12 Mk. gestiegen. Damit Ist, wenn nicht binnen Kurzem ein Rückgang eintritt, die Steigerung vielleicht sich gar noch fartsetzt, die Möglichkeit einer wirthschastlichen Kalamität, welche zunächst in einer Vertheuerung de« BrodcS ihren Ausdruck finden würde, nahegerückt. — Stettin. Die Hamburg-Amerika-Linic beauftragte die Schiffs- und Maschincnbau-Aktien-Gesellschaft »Vulkan- mit dem Bau eines Doppel-Schrauben-Schnelldampfer», welcher noch er heblich größer und schneller werden soll al« der zuletzt vom »Vul kan- gelieferte Lloyd-Dampfer »Kaiser Wilhelm der Große". Da» neue Schiff soll am I. April 1900 in die Fahrt zwischen Hamburg und New-Dark gestellt werden. — Spanien u. Amerika. Die vom „Kriegsschau platz" eintreffenden Nachrichten waren bisher vielfach geeignet, nicht nur wegen ihrer Widersprüche und Unglaubwürdigkeit sehr skeptisch zu stimmen, sondern sie mußten an Stelle der ursprüng lichen bangen Sorge und tiefen Mitgefühls Angesichts des be vorstehenden furchtbaren Ringens zweier Völker stellenweise sogar eine geringschätzige Ironie erzeugen. .Spanien wie die Union waren zum Kriege äußerst schlecht oder gar nicht gerüstet. Wie die amerikanische Miliz und Freiwilligcn-Armee zusammengetrommelt oder vielmehr von den einzelnen Unionsstaaten und Privatleuten bunt zusammengewürfelt wird, muß un« einigermaßen komisch vorkommen. In New-Dork soll da« siebente New-Dorker Elite- Regiment, au« Söhnen der reichsten Cityieute bestehend, sich mit 1063 von 1067 Stimmen geweigert haben, im gegenwärtigen Kriege zu dienen. Zugleich begeistert man sich in New-Dork wie in Madrid unmäßig an den gleichen Waffenthaten; so die Ame rikaner, indem sie die Beschießung von Matanza« al» einen großen Erfolg ausposaunen, die Spanier, weil dieselbe eine Abfuhr für die Amerikaner bedeute, welche nur einen Maulesel getödtet hätten. Nachdem endlich am Freitag da« in unbegreiflicher Unthätigkeit bei den Kap Verdischen Inseln an der Westküste Afrika« liegende spanische Geschwader — welche« seit dem Kriegsausbruch schon nach Cuba oder New-Derk gedampft sein könnte — ausgelaufen, mußte e« zum Theil alsbald wieder umkehren, weil zwei seiner Torpedoboote zusammcngestoßen waren! Die von den Amerikanern bethätigte Wegnahme spanischer Handelsschiffe ist zwar keine Heldenthat, aber spanischerseit» ist man auch in dieser Beziehung im Rückstände. Nun scheint aber in den nächsten Tagen die Sache wirklich ernst werden zu sollen, denn die Amerikaner be reiten trotz ihrer ganz unfertigen Armee eine sofortige Invasion auf Cuba vor. Einstweilen berichtet ein amerikanisches Telegramm, um die Verwirrung voll zu machen, ein spanische« und ein ame rikanische« Kriegsschiff seien bei East Port bezw. Ouoddy Head im Kampfe. Wa« die Spanier an diesen im äußersten Norden der amerikanischen Küste an der Grenze von Neu-Braunschweig gelegenen Orte, möglichst weit von Cuba entfernt, machen sollen, ist nicht abzusehen. Vielleicht rührt der »Kanonendonner", au« dem man da« Gefecht schließt, nur von einem Uebung»schießen oder au« Frcudenschüssen begeisterter Jingo« über ihre bisherigen Siege her. In den Bereinigten Staaten hat man vor der endlich unter- weg« befindlichen spanischen Flotte starke Sorgen. Jetzt fürchtet man fogar deren Angriff aus den Hauptstützpunkt der amerikanischen Krieg«marine in den kubanischen Gewäffern, zu dessen Schutz doch in wenigen Stunden auch da« vor Cuba be findliche Geschwader zurückberufen werde könnte. Eine Depesche au» Key West besagt: »Hier herrscht einige Befürchtung, daß Key West zum ersten Angriffspunkte der spanischen Flotte gemacht werde. Viele meinen, daß die spanischen Kriegsschiffe »Vizcaya" und „Almtrante Oquendo" allein binnen wenigen Stunden Key West erobern könnten." Da« zeugt von einem merkwürdigen Kleinmuth! Nach einer Depesche de« »New Dork Herald" au« Washington Hal die Regierung sofort nach dem Eintreffen von offiziellen Nachrichten über die Abfahrt der spanischen Flotte au« Sao Vicente an da« fliegende Geschwader Befehle gelangen lassen, die vollkommen geheim gehalten werden. Ueber die Mobilistrung in den Bereinigten Staaten und über die Verhältnisse in der Regierung werden die seltsamsten Nachrichten laut. Allerding» muß man alle Berichte sehr kritisch ausnehmen. Nach dem Wa shingtoner Berichterstatter de» »Standard" bestehe Präsident Mac Kinley darauf, den Krieg vom grünen Tisch im Weißen Hause au« persönlich zu leiten. Angeblich herrscht in Folge dessen unbeschreibliche Konfusion. Der Krieglminister Alger soll durch die Aufregung so bedenklich erkrankt sein, daß er seiner Pflicht nicht nachkommen kann: »Befehle und Gegenbefehle folgten sich Fuß auf Fuß; vor allem ist offenbar nicht die geringste Vorkehrung getroffen worden, die Streitkräfte auf den Krieg«-