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»oa s. Zahrgang Mttwoch, 4. Juni ISIS. Nr. 12S Dies« Nummer umfaßt 8 Setten. Iw- Mutmaßliche Witterung am 5. Juni: Schmach« Nordwcstwinde, meist heiter, warm, trocken, GeVtttenietvevg. La« «ngarifcho Kabinett Hal beschlösse«, znrstck- »«treten, da der Abgeordnete Destz, der Wege« veletdtgung de» Ministerpräsidenten angeklagt war, freigespsoche« wurde.*) suchte das Verhalten Wau'» damit zu entschuldigen, daß der General die Gepflogenheiten de» Parlaments nicht kenne und deshalb Wohl Nachsicht verdiene. Dieser Zwt- fchenfall Wirb vermutlich keine weiteren Folgen ha ben, aber er ist immerhin ein Symptom für die ganze Stimmung im Parlament und in der Bevölkerung. Der Allgemeine Arbeitsbund setzt inzwischen seine Kund gebungen gegen de» dreijährigen Dienst überall in der Provinz fort und bringt damit der Opposition täg lich rnchr Anhänger. Ministerpräsident Varthvu und Krieg-Minister Sttene, die Hauptbeteiligten an der Mi- - litärvorlage, find keineswegs zu beneiden. Nach einer unbestätigte» Meldung au» Sofia hat da» Kabinett Geschow seine Demission ein- Das Wichtigste vom Tage. Die Vorlage über dis Abwehrbestimmungen für Glsatz-Lothringen wird dem NeichStage bestimmt zugehe». weiterhin der sein must, Analphabeten und Mit- tellos« an der Einwanderung zu verhindern. Und was zugleich als der schwerwiegendste Grund gegen des Senator» Vorschlag gelten muß, auch dieser Weg darf nicht allzu eng fein. Denn Amerika braucht Menschen und darum werden alle diese Abfchlutzbe« strebungen nicht viel Helsen. Die Geburtenzahl ist in Amerika sehr gering — darüber hat schon Koosevelt ge flucht und gewettert, ohne aber etwa» ändern zu kön nen — es Ist aber noch so viel jungfräuliche» Land da, daß Menschen immer noch die notwendigste Einfuhr ware sind. DtllingSham» Hoffnungen, daß au» Eng land und Deutschland diese Menschenreserven zu beziehen sind, ist von der Erfüllung ausgeschlossen, e» sei datz über diese Känder eine wirtschaftliche Katastrophe hereinbräche. E» wird also den Dankes» doch schließ- ltch nicht» andere» übrig bleiben al» zu sehen, wie sie mit den Einwanderern au» Ost- und Südeuropa fertig werden. Charakteristisch ist e» jedenfall», datz in einem der freiesten Länder, da» den Verfolgten aller Natio nen «in« Heimstätte bieten sollte, nach dem Willen seiner Gesetzgeber, jetzt der Angstruf der bedrohten Zukunft der «»«»I» S«r e^chUm»,a,»»«<s« km» S»»Shr «Icht »«leistet wer»«», wen» »le Nufa»»» »«. Ixferatm turch lenispnch,, ertelat »ter »». Manuskript atcht »«umch le»d»r Ist. Unerwünschte Gäste. In Amerika, das früher nicht genug Leute ha. ben konnte, verfolgt man seit einigen Jahren bekannt lich eine etwa» vorsichtigere Einwande- rungspolitik. Seit nämlich die Union das Ziel von hunderttausenden von Auswanderern au» geringer kultivierten oder doch ärmeren Ländern geworden ist, haben auch die freien Amerikaner das Bedürfnis emp funden, sich diese Auswanderer etwa» näher anzu sehen. Der angelsächsische Rassestolz, der doch noch in den führenden Kreisen der Gesellschaft lebt, muhte doch empfindlich verletzt werden, wie er sah, bah der Etn- wandererstrom eigentlich Elemente, die sich dem An« gelsachsentum assimilieren ließen, so gut Wie garnicht brachte. Die italienischen Arbeiter, die kroatischen und polnischen Landarbeiter, die russischen Juden, waren alles dem Kernvolle absolut wessnSftemde Elemente, die vermöge ihrer Armut und Bedürfnislosigkeit auch billige Arbeitskräfte darboten und den Arbeitern da durch als Preisdrücker erschienen. Und In Gekdsachen hört auch in der freiesten Demokratie die Gemütlichkeit auf. Schon seit Jahren hat man daher da» Land für mit tellose Zuwanderer gesperrt. Aber viel half da» nichts denn da» Minimum für die Mittellosig keit war derartig niedrig angesetzt, daß nur die Aller- ärmsten serngehalten werden konnten. Der Zustrom au» den interessanten Ländern Osteuropa» verminderte sich daher so gut wie garnicht, der Zustrom au» den Län dern jedoch, di« den Charakter der amerikanischen Na tion bisher bestimmt batten, der Engländer, Deutschen, auch Wohl Skandinavier verringerte sich immer mehr, infolge de» wirtschaftlichen Aufschwünge» dieser Länder. Daher mutzten wirksamere Maßnahmen getroffen wer- den und, wie ja di« Amerikaner yreurwe aller dra stischen Mittel sind, so hat Senator Dtllingham setzt da» allerdings äußerst drastische Wittel einer Kontin gentierung der Einwanderer nach Nationen vor geschlagen. Zehnt Prozent Einwanderer von der Anzahl der Personen gleicher Nationalität, di« nach der letzten Volkszählung in den vereinigten Staaten woh nen, sollen heretngelassen werden. Da» würde, wie ge sagt, ein sehr drastische» Mittel sein, wenn dieser Gesetz entwurf Annahme fände. Aber wir glauben nicht, daß «» durchführbar ist. Abgesehen davon, datz «B immerhin oft genug geschehen würde, datz sich fremde, unerwünscht« Gäste — namenNtch Jud«n und Polen vermög« ihrer Staatenlosigkeit — unter fremder Flagg« «inschmugg«!- ten, läge auch in einer solchen mechanischen Festsitzung einer Grenzzahl die Gefahr, manch« tüchtigen, wertvollen Elemente der dem Senator so zuwider« Osteuropäer zu verlieren, da st« keinen Einlatz mehr finden, nachdem der Prozentsatz überschritten ist/ Wir glaub«« daher, datz der Weg zum Fer «halten unerwünschter Gäste auch Die französischen Mlitärvorlagen. « Di« deutsch, Wehvoorlag* hat bekanntlich Frank reich sofort zu Gegenmaßnahmen veranlaßt, di« da rin bestehen, datz di« dreijährige Dienstzeit wie der «ing«führt werden soll, Bei der von Jlchr zu Iaht mehr abnehmenden Bevölkerung»»ahl ist di« französi sche Negierung nicht in der Lage, wesentlich mehr Mann schaften etnzustellen und ste mutz deshalb andere Mittel ergreifen, um die Effektivstärke der Armee zu heben. Die Beratung über di« neue französischen Mtlitärvorlage hat am Montag in der Kammer begonnen und wird sich voraussichtlich bi» MM« de» Monat» Juni htn-iehen. Zu Beginn der Debatte waren bereit» V1 Redner ringe- schrieben, von denen etwa 20 den dreijährigen Dienst verteidigen und gegen 80 ihn bekämpfen wollen. Der Kammer liegen außerdem sieben Gegengefetzentwürfe vor, die an Stelle de» dreijährigen Dienstes entweder einfach den bisherigen zweijährigen Dienst betbe- halten, oder Hm drei bi» sechs Monate mit ver schiedenen Verklauselungen hinzufügen wollen. 180 Abänderungsanträge sind bisher zu den Artikeln der Militärvorlage angemeldet worden. Ms Presse pro testiert lebhaft gegen den Andrang von Rednern zu ei nem Gegenstände, der seit drei Monaten im MttteHunkt der öffentlichen Erörterung steht, im HeereSauSschutz schon den 44 Mitgliedern Anlaß zu Hunderten von Re den gegeben hat und nach allen Richtungen hin beleuch tet worden ist. Di« Blätter beklagen die Absicht, die Beratung in» Uferlos« auszudehnen und meinen, daß da? von weder ein sachlicher Nutzen, noch eine Steigerung de» Ansehen» der Volksvertretung zu erwarten fei. Mit ihren güten Ratschlägen werden die Zeitun gen voraussichtlich wenig Glück haben, denn bereit» di« ersten Debatten haben bewiese», daß die Erregung in weiten Kreisen sehr groß ist und daß dem Mini sterium schwere Tage bevorstehen. Der Gesetzent wurf über die Wiedereinführung der dreijährigen Dienst zeit wurde in der Kammer durch eine Rede de» Vor sitzenden der Armeekommisston L'Herisse eröffnet. Diese Kommission hat sich der Ansicht der obersten Kriegs rate» angeschlossen, der sich für die Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit erklärt hat. L'Herisse führte zugunsten der Vorlage au», Deutschland habe durch sein« letzten Einstellungen ein« Frteden-stLrke von 800000 Mann erzielt und Werde im Oktober an der Grenz« schon im Frieden LOO 000 Mann stehen haben, denen in Frankreich nur 100 000 Mann gegenüber stehen können. Dies« ungünstige Differenz würde im Krieg«, fälle Frankreich «ine Mobilisierung unmöglich machen. Sin radikaler Sozialist meint« dagegen, Deutschland sei durch di« neugeschaffens Situation zur Verstärkung seiner Arme« gezwungen worden. Der Minister de« Auswärttgen, Pichon, hab« im Senat selbst gesagt, datz Deutschland keineswegs di« Absicht habe, Krttg zu füh ren. Di« Ausführungen dieses Redners gaben wieder holt zu Tumulten und äußerst erregten Zwischenfällen Anlaß. Al» er sagt«, man verlang« di« dreijährig« Deinstzeit nur. um di« Resultat« einer fortwährenden Sorglosigkeit de« höheren Führer zu verschleiern, er hob sich der auf der Regierungsbank sitzend« General Pau und wollt« den Saal verlassen. Vies« Haltung des General» führt« zu lebhaften Ovationen auf den Bän ken de» Zentrum». Der Sozialistenführer Jaure» bracht, ein« Resolution ein, in der «»»gesprochen wird, datz die Haltung de» General» unverantwortlich und auf» schärfste zu mißbillig,» sei. Ministerpräsident Varthvu SW Mzeiger Mr -as erzgebirge MU^Ir«-,» In,-au» ,1-rt-l- ss MMAMD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. SprechflonS» -r» Ne-aktton mlt ftnsnahm» -r» Sonntag« nachmittag» 4—S Uhr. — ckri«-ramm-ft»r«ss», Tageblatt ftmerzgebirge» k»nrspr<ch«r «. Um» ÄstlUnU kü» naorrlaagt ringrsanbt» Manuskript» kann Vrwähr nicht gelUM wrrSea. Der französisch« Kammerausschutz für die Steuergesetzgebung sprach sich für ein« Ka« pitalsteuev au», gereicht.* Mo Zusammenkunft der vier Ministerpräsi denten der Balkanstaaten wird vereit» Gnde dieser Woche und zwar in Saloniki erfolgen. Sine» der bomerkonswertesten Resultate der gestrigen vandtagSwahlen in Preutzen ist die Wahl de» Pfarrer» Traub in Teltow- Beeskow. -i NLtne» stry, au aildrrn «t-ll,. Der Wehrbeitrag. (Don unserem Berliner S> <> Mitarbeiter.) In den RÄchstagsverhandlungen list eine kurze Unter brechung notwendig geworden, damit di« Budgetkom- Mission die Deckungsvorlagon mit Volldampf dmchbeva- ten kann. Auch dis «Kommission hat mit Rücksicht aus die preußischen Landtagmvahlen ein« zweitägige Pause gemacht und wiÄ> in ihrer nächsten Sitzung am Mittwoch di, Be rechnung de» ReichSschaUekretär» über den Ertrag de» Wehr- beitrage» vorfinden. Dies, Aufstellung entspricht den in der Sitzung der Subkchnmisston vom LV. Mai gemachten Vorschlägen, wie sie damals bekannt geworden find. G» kam «ine vorläufig« Verständigung dahin zustande, da sämtlich« Brrmügen vom »0000 Mart aufwärts oder, wenn der Steuerpflichtig, daneben «in Einkommen von we niger al» 2000 Mart hat, vom KO 000 Mart aufwärts be steuert werden sollen. Auf Grund der damaligen Vorschläge legt da» Schatzamt diesem Wehrbeitrag au» dem vermögen Beitragssätze zu Grunde, wonach von den ersten 80 000 Mark 0^! A Schoben wich. Der Prozentsatz erhöht sich dann staffelwetss so, daß vom «ine« Million 1 Prozent, von 8 Mil- ltonen 1L und von weiteren Beträgen 1,8 Prozent zu er- heben ist. Nach den Berechnungen, die sich auf di« Ergeb- nisss der preußischen Eteuerstatistik stützen, rechnet >man für Preußen einen Steuevertrag von 396 Millionen, die bi» DNds dtejfe» Jahres durch die Bermögonszunahme 450 Mil lionen Mark ergeben sollen. Nach dchn Verhältnis 8 : 8 berechnet das Reichsschatzamt die Einnahme im Reich« gegenüber Preußen mit rund 720 Millionen Mark. Nach den Kompromiß-Vorschlägen soll aber auch noch ein W<hrbeitrag vom Einkommen erhoben worden und zwar will man für dies« Veranlagung die Einkommen über 50000 Mark mit einem von 10—18 steigenden Multipli kator kapitalisieren und dies« Sutmme als Vermögen be trachten. Nach diesem System werden in Preußen au« dem Wcchvbeitrog vom Einkommen 78,8 Millionen Mart veran- schlagt, Mr das Reich bedeutet das nach dem Verhältnis 8:6 «inen Ertrag von12OMillion«n. Dao Grsamt- ergebni» mit 840 MiMonon, nämlich 720 Und 840 Milli onen, ist aber nicht befriedigend weil das von der Subkommission in Aussicht genommene Kompromiß die Ein bringung von mindestens 1000 Millionen Mark voraus, gesetzt hat. E» fohlen als» nach den Berechnungen de« Reichsschatzamte» noch 160 Million««, sodaß die BUd- gettommission aller Wahrscheinlichkeit nach in ihrer Sitzung am heutigen Mittwoch die Sätze dLs Wchrbeitvagss vom Vermögen entsprechend erhöhen wird. Uebrigens wird bekannt, datz im Reichstage ein« lebhafte Bewegung gegen das vorgeschlagens System der ^Kapitalisierung der Einkomsmen im Gange ist Die be treffenden Kreise erklären, es sei noch lange nicht dasselbe, ob man 6 000 Mark Einkommen oder 60 OVO Mark Vermö gen bszw. 60 000 Mark Einkommen oder 726 000 Mark Bee» mögen begw. gar 100 000 Mark Einkommen oder M Mil lionen Mark vermögen habe. . Die geplante Kapitalisier ung müsse gerade Lei den niedrigeren Einkommen ungerecht wirken. Möglicherweise wird daher auch nach dieser Rich tung hin in der ^Kommission noch «ine Aenderung sorge- nommen werden. Natürlich find auch di« Kommissionsbe schlüsse nur provisorisch, denn man weiß au» Erfahrung, daß im Plenum schon häufig die Abstimmungen über wichtig« Paragraphen und Gesetze denen der Kommission direkt wi dersprechend gelautet häb«n. Mitunter find « nur w«nig« Stimmen, die entscheidend wirken. Deshalb ist e» auch noch fraglich, ob da» Plenum dem Beschluss« der Kommission ÜL«r den Wehrbeitrag der Bundesfürsten zufftt-mmen wird. In weiten Kreisen betrachtet man es al» «in« unabweislich« Notwendigkeit, daß die Bu nde»s Urst en von ihrem ver- mögen in v«ms«lb«n Maß« wie di« Mrg«r zu den einmaligen Kasten der Weh-vvorlag, betst«u«rn. Gegen den Willen der Regierung ist von der Kommission di» LH »ort» von der Steuerfreiheit der Lunde»fürst«n v«vworf*n und di« Steuerpflicht auwvücklich in da, Gesetz ausgenommen war- den. Sollt« d«r Reichstag diesen Beschluß bestätigen, so dürst« di« Regierung da» Gesetz, w«nn «s im Uebrtgm sein«, Intentionen entspricht, gswitz daran nicht scheitern lassen, so unangenchm ihr auch Visse Bestimmung sein mag. Mer Tageblatt «i» g» <m« s» «a mit den Einwanderern au» Ost- und Südeuropa fertig freiesten Länder, da» den verfolgten «in« Heimstätte bieten sollte, nach vem Rass« ertönt.