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uer Tagevlai Kür unverlangt »tng»san-t« Manuskript» kann pewtthr nicht -»leist»«»ee-ea. Anzeiger für Sas erzgebirge MLsWBD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. '-««'» UN» nu-s-d'N«u«>, fowi. Spnchstm,»» »er n»»akti»a mit siuenahm» 0„ «onntag» nachmittag« 4—s Uhr. — Lelegramm-stSress», Tageblatt ffo»«,g«dtr-». Jemfpmch« SS. v«h«»n "«»stiUu»-»» »atg»-«». Kür unv»rlangt »tngrsanSt« Manuskript» kann pervühr nicht geleistet «eröen. Ar. 233. Donnerstag. 30. Oktober 1S13. 8. Jahrgang. Dies« Nummer umfaßt 12 Selten. Das Wichtigste vom Tage. DasK a iserpa ar unddieKöniginvon Er iechen- land trafen gestern in Rathenow zur Beglück« wünschungdes Herzogs Emst.Auyuft und seiner Ge mahlin ein.*) * Der Bundesrat beginnt Ende dieser Woche die Berat ungen über die A u ssüh rungsbestimm u ngen zumWehrbeitragsgefetz. * Im N e i chs a mt de s Fun er n findet am17Novcm- ber eine Besprechung über die Abgrenzung vo n Fabrik »und Handwerk statt. * Das Mi ni st eriumvon Mecklenburg, Schwerin hat wegen der Ablehnung der Vekfastunzsvor'age demissioniert. * Die deutsch-englischen V erha nd l u n g e n über 'kolontalpolitische Fragen 'werden binnen kurzem zu einem befriedigenden Abschluß gelangen. » Große Hebers chwemmungen haben in San Sal vador ungeheuerenSchadeN angerichtet. B S- her zählt man b<1 Todesopfer. V-t VMlien« floh« an andirer «!«»«. Der Thronwechsel in Dagern. Die Thronbesteigung des bayrischen Prinzregenten ist jetzt beschlossene Sache. Wenn 'Herr von Hertling wirk lich, wie man ihm nachsagt, mit der Forderung Siner er- höhten Zi -villiste beabsichtigte, di« Regelung der Kö- nigssrage, die vor etwa dreiviertel 'Jahren, gleich nach dem Tode des Prinzregenten Luitpold, an dem Widerspruch eiNe» Teiles des Zentrums gescheitert war, zu Lefchleu nig e n, so hat er diesen Zweck jetzt erreicht. Kaum war die Vor lage über die Erhöhung der königlichen Apanage erschienen, so wurde auch schon in der Presse, und zwar vor allem in der Zentrumspresse, der Ruf nach einem Könige laut, der die erhöhten iRepräsentationsgelder auch ziu erhöhten Re- oräsentationspslichten ausnutzen könne. Zwar winkte das führende Zentrumsblatt, der Bayerische Kurier, zunächst ziemlich unwirsch ab. Es herrscht eben unter den Zentrums- bauern des Oberlandes immer noch eine Stimmung, die in den Söhnen Maximilians II. unglückliche Opfer verwandt- schaftlicher Jntriguen steht, die 'sich deshalb nur schwer da von überzeugen lieh, daß das Schein königtum des geistes kranken Otto I. nicht gerade dazu bsitrug, die Kraft des monarchischen Gedankens zu stärken. Daß noch »zudem der ihnen sehr zuwidere Preuße v. Hertling ganz offenkundig die Absetzung Ottos I. begünstigte, vermehrt »noch d e Schwie rigkeiten, die vom Zentrum zu erwarten standen. Mn Ver such, diese Schwierigkeiten durch eine »Umgehung des »Land tages zu beseitigen, wurde von wornherein vereitelt durch den Münchner sozialdemokratischen Abgeordneten Adolf Müller. Daser erzählte nämlich in einer öffentlichen Ver- samm'ung. daß vor gar nicht langer Zeit ein Gutachten des Justizministers den verfassungsmäßigen Wog und die Zu sh mmung der Landstände als Vorbedingung für den Thron» wechsel hingestellt habe. Daraufhin sah sich die Regierung veranlaht, das Gutachten in ihrem offiziösen Organ, der Bayer schen Staatszeitung, bekannt zu geben und damit zu gleich thron Willen, die Königsfrage mit Zustimmung der Vol'sve treter zu lösen. Das ist hr jetzt gelungen. Auch die feudalen Reichsräte, die StandeShe-ren und Adelgen der ersten Kammer, haben eingesehen, daß die Zeit gekom men ist, mtdem Legit'mismus ein Ende zu machen, der a ch in einem Manne, der nie wie ein König hande'n kann, den ich mäßgen König sieht. Und jetz' tat das M niste, rium den entscheidenden Schritt. Nachdem durch ein ärzt liche« Gutachten noch einmal die Unhe lbarkeit des kranken Kön gs festgestellt war, wurde dem Landtag eine Vorlage un'erbreitct, in der eine Ergänzung der.Verfassung dahin ausgesprochen w rd, daß bei einer unheilbarem Erkrankung Les Trägers der Krone dem Regenton nach zehn Jahren die Macht zusteht, den Thron für erled'gt zu erklären. Diese Bestimmung schafft für alle Zeiten die parlamentarischen Schrrierigke ten au» der sWelt, die sich aus der Notwendig keit einer Absetzung eine» regierungsunfähigen »Königs er- geben könnten uvd eben jetzt ergeben hckbon. Es wird ihr selbstverständlich rückwirkende Kraft verliehen und so steht es dem Prinzregentvn Ludwig frei, da j,a bereits 27 Jahre seit der Thronbesteigung de» Kranken von Fürstvnrted verflossen sind, jederzeit den Thron für erledigt zu erklären und selbst als nächster Anwärter den Thron ,zu besteigen. Heute unterliegt es keinem Zwetfel mehr, daß der Landtag dieser Ergänzung der Verfassung zustimmen wird und daß Prinzregent Ludwig nicht zögern wird, sie anzuwen den. Auch außerhalb Bayerns wird man es mit Genugtuung aufnehmen, daß nun endlich ein Zustand beseitigt wird, der allem gesunden menschlichen Empfinden widersprach und der den Gegnern der Monarchie ein Wirkungsvolle» Angriffs- mittel bot. Dies« Genugtuung wird noch verstärkt durch die Persönlichkeit des nouen Königs. Der künftige König Lud wig III. galt ja als Prinz für einen Gestnnunjgsverwand- ten der Zentrums. Als er in Moskau bei der Krönung des Zaren als «in sehr .wenig nerfassungskundiiger Toastredner im Deutschen Klub von dem Bundesfürsten als dem Basal- lendes Deutschen Kaiser» geredet hatte, sofort Einspruch ge gen Liese falsche Auslegung der Reichsverfassung erhob, da sah man in ihm einen blaiuweißon Partikükaristsn. Die ttif. rige Teilnahme, die seitdem der Prinz mtd »spätere Prinz- regent wirtschaftlichen Fragen, vor allem dem Dau von Was serstraßen, gewidmet hat, haben ihm -verschiedentlich Ge legenheit gegeben, seine reichstreue Gesinnung gu bewähren. Und seine warmherzige Festrede bei der Kehlheimer Jahr« hundsrtfeier fand auch La Zustimmung, wo sonist Fürsten redner sehr scharf unter die Lupe genommen werden. Kein Eintreten für ein demokratische» Wahlrecht hat ihm da» Lob Bebels eingetragen, der prophezeite, daß «ine Kaiserwahl in Deutschland d e Wahl Ludwig» von Bayern ergeben würde. Und wenn auch das Ministerium Hertling sicherlich seinem Rate die Berufung petdankt, so hat istch doch der Prinz, seit dem er Regent des konfessionell gemischten .Bayernlandes ist, von jeher schroffen Hervorhebung seiner katholischen Gesin nung zurückgehalten. Und daß.er darin al» Könitz ander« handeln werde, das ist »nicht zu erwarten. »Darum »wird nicht Bayern allein, vielmehr das ganze deutsche Volk der Thron besteigung Ludwigs III. mit dem Gefühl gegenüberstehen, daß der Ersatz des unglücklichen Otto I. durch «inen Mann von festen Grundsätzen und energischem Willen Hervorrufen muß. Der Kranke des Schlosses Fürstenried, der, seitdem er als Leutnant bei den Leibern mstt nacht Frankreich zog, in geistiger Nacht dahtn'ebt, w rd dabei keine Kränkung er fahren, der monarchische Gedanke aber eine Stärkung. Deutschland Export nach Amerika (Von »unserem Berliner S - Mitarbeiter.) Die Frage, wie die amerikanischem Zoller Mäßi gungen auf den deutschen Ausfuhrhandel wirken werden, wird .jetzt eifrig in allen Plättern diskutiert. Man »hat dtzs deutliche Gefühl, daß die amerikanische Tarifreform manche Veründermyen im Welthandel nach sich ziehen werde, «s ist aber noch nicht leicht zu erkennen, in welcher Richtung diese Aenderumgen,vor sich gehen können. Die Amerikaner selbst haben den Mut zu ihren Zollermüßigungen gefunden, weil sie ihrer eigenen «Industrie die polle Konkurrenzfähigkeit mit der ausländischen -utrauen. Man könnte daraus den Schluß ziehen, daß auch unser deutscher Export trotz der Zoll- ermäßtgungen Nicht »viel gegen die amerikanische Konkurrenz ausrtchten werde. In diesem-Sinne melden sich manche pes. stmistischen Stimmen zum Wort. »Sie .können außerdem noch darauf Hinweisen, daß die Zollschranken nur tz tn Wehr ^agen die Flut der fremdländischen Konkurrenz bedeuten. Wird dieses ein weinig geöffnet, so gibt es dahinter noch manche» andere, das durch entsprechende Erhöhung «eüinen Ausgleich schaffen könnte. »Hier ist insbesondere an die Tak tik der verschiedenen Eifenbahnfrachton zu erinnern. »Fremde Güter, Vie nicht gleich an der amerikanischen »Küste auf Ab satz rechnen, können «aus dem Bahntransport in» Innere durch Benachteiligung bei den Frachtpreisen noch stark ge hemmt werde. Das wird umsomehr geschehen, als bekannt lich die amerikanischem »Eisenbahnen nicht nur in den Hän den des Privatkapitals, sondern geradezu in den Händen der industriellen Konkurrenz sind. Für diejenigen Güter, welche blo» aüf die Küsten spekulieren, könnte der soge nannte Flaggenzoll verhängnisvoll werden, welcher allen nicht amerikanischen Schiffen auferlegt werden soll. Er hat ja freilich — man hörte fast sagen glücklicher weise — so weit tragende und verwickelte Konsequenzen, daß er ,stch micht so raste über das Papier, und bald »war die Arbeit vollendet. Gehobenen Mutes eilte er selbst zum Briefkasten, um die Briefe oinzuwersen. ' . Wohlgefällig drehte sich Heinrich Dintenbart vor dem Spiegel hin und her. Seine Toilette für Mittagessen, TSte n-t§t<! mt der Hainen Ellen und Verlobungsfeier »war be endet. Der schwarze Rock machte noch einen ganz guten Ein druck, er konnte sich ruhig darin noch sehen lasten. Wenn er erst offiziell verlobt war, dann hatte er sicherlich überall Kredit und konnte sich di« schönsten und modernsten Sachen anfertigen lasten. Aber jetzt, jetzt mußte es eben noch so gehen. Nun nur rasch di« Locken in geniale Unordnung gebracht, dann konnte man sich auf dm Weg machen, um di« Martins- gan» zu verspeisen. In »Erwartung der kommenden Genüsse hatte der Dichter die gestrige »Abendmahlzeit ausfallen lasten und verspürte nun in der Magengogend «ine arge Leere. Aber gerade im Begriff, das Zimmer zu verlassen, klopfte es, und ein Dienstmann überreichte ihm ein kleines Paket. Ein Paket zu bekommen, das war für Heinrich Tintenbiart etwa» gmm besonderes, und so legte er »Hut und Handschuh« noch ei nm« weg, um «rst nachzuschauen, was man ihm da schickte. In diesem Papier eingeschlagen kam eine halbe ge- bratene Gan» zum Vorschein. Erstaunt betrachtete der Dich ter da« Präsent. Wer konnte ihm wohl heute zu Martini eine Gans schickenI Rasch öffnete er den beiliegenden Brief — er kam von seinem Freund«, der ihn heute zu der Gan» eingeladen hatte. Der schrieb: Lieber Heinrichs Duscheinst mir ein rechter Egoist geworden »zu sein. Ich nehme an», daß Dein Vtt,ef nicht erlist gemeint »war, fürchtete aber doch, daß Du wirklich die Gan» Mr Dich allein beanspruchst und von niemandem gestört zu werden hoffst. Ganz schlau bin Ich aus dm Zeile» n cht geworden, denn warum Du der gebratenen Gan« Deine Gedichte votlesen willst, verstehe ich nicht. Da ich nun auch gern etwa» von der Gan» haben möchte, habe ich sie brüderlich zerschnitten und sende Dir die ein« Hälfte zu. Laß sie Dir gut schmecken. Herzlichst Dein Paul. — Heinrich schüttelte dm §üpf. Da« oeaftcmd Die Martinsgans. Humoreske von R. Trott. kaiyb.ua »«rbot.u. Heinrich Tintenbart hatte soeben seine Morgentoilette beendigt, als die erste Morgenpost gebracht »wurde. Mit einrm verlegenen Lächeln nahm er aus der Hand de» grin senden Postjüngers ein ganzes Paket dicker Briefe entgegen. Ohne weiter einen Blick darauf zu werfen, schleuderte er diese grauen, weißen und blauen Briefe auf den Tiisch, er kannte ihren Inhalt ja zu genau. Lauter ManUskripte, lauter Lyrik, die da immer mlit rührender Pünktlichkeit »sich wieder bei ihm e nstellte, da die Redaktionen mlit Materie reichlich versehen seien. Das gsng Heinrich T ntenbart nun schon fast drei Jahre so. Er hatte geglaubt, bald ein be deutender Dichter zu sein, er fand seine Gedichte entzückend; leider teilten die Redaktionen seine Meinung nicht, und da Heinrich Tintenbart nur über «in kleines Kdpita', das er von seinen Eltern geerbt hatte, verfügen kannte, da ferner sein Beruf ihm fast gar nicht» «inbrachte, so waren die wenigen Mittel bald erschöpft, und zurzeit -«saß der Dichter nur noch wenige Mark. Was dann werden sollte, da» wußte er freilich nicht. Er wäre verzweifelt, wenn ihn nicht e ne schöne Hoffnung ausrechtgehalten hätte. Auf einem Fest hatte er die reizende Tochter enes Großkaufmanns kennen gelernt, die sich lebhaft Mr den jungen Dichter interessierte. Z» e schwärmte für seine »Gedichte, schwärmte für setme fan gen blonden Locken und sch en wirklich «tu« klein« Neigung für ihn zu empfinden. Heinrich LtnteniSart war seitrerseit» von dem Mädchen entzückt und Hatte ihr schon einig» Mal« ganz leise von seiner großen Neigung gesprochen. Ellen hatte ihn errötend angehört; und der Dichter dachte allen Ernste» daran das reiche, schöne Mädchen al» Gattin hetmzuführm. Ihr Vater fügte sich immer dem Willen de» einzigen Ktn- des, und so schien das SM »echt le cht. Wenn er erst — so meinte Heinrich Tintenbart — größere Mittel in Händen Hatte, dann würde er bändeweise seins Gedichte herausgeben, und dann -würden auch Anerkennung, Ruhm, Gold nicht aus- b^etben. Da lagen ste nun, seine schönen Gedichte, keiner wollte sie haben, niemand druckte ste, und Ellen, seine kleine Ellen fand sie doch auch alle so entzückend. Zorn g ritz er die Um schläge auseinander, sechs — sieben — acht — halt — da — das war kein Manuskript. Sollte wirklich jemand etwas ak- zeptiert haben? Rasch entfernte er die Umhüllung. Ach, rich ig, morgen war ja Mart nstag, das war «ine Einladung seines Freundes Zu einem Martinsgänschen. Der gute Junge. Lr hatte auch nicht», abe, alljährlich sandte ihm ein« alte Tante zu Mart ni eine gebratene »Gans, die er mit seinem Freunde gemeinsam verzehrte. Selbstverständlich wollte Heinrich Tintenbart dem Freunde morgen helfen, den Gänsebraten zu venzeh-en, da kenn'« man sich wieder einmal so recht nach Herzenslust sattesten, ohne daß es etwas kostete. — Doch, da — da war noch ein Brief, ein kleines, rosafarbe nes, duftende» Brieschen. Ellen» Handschrift I Leuchtenden Auge» las er die wenigen Zeilen. Geehrter, lieber Herr TintenLart! Wir bitten S e recht sehr, morgen abend um 8 Uhr unser Gast zu sein. E» ist weiter niemand da, nur Ste allein. Papa kommt erst um 8 Uhr au» dem Bureau, b » acht bin ich ganz allein zu Hau», vielleicht kommen Sie schon um j/28 Uhr und bringen einige Ihrer Gedichte mit. Bitte, geben Sie Nachricht, ob Sie kommen. Ihre Ellen He 'nemann. — Frohlockend schwenkte Heinrich Tintenbatt den Brief in der Hand. Morgen, morgen sollte es sich ent scheiden. Er würde ihr seine schönsten Liebesgedichte vor- lesen Md dann — sie waren allein — dann wollt« er ste in sein« Arm« nehmen, und dann konnte man», wenn der Papa um 8 Uhr au« seinem Bureau kam, gleich die Ver lobung feiern. Der gute Gänsebraten, den er mittags bei seinem Freunde verzehren wollte, sollte ihm gute Laune machen, dann dürfte alle» glatt gehen. Er wollte da» süße Mädchen n cht länger warten lasten, er wollte ihr so'ort ant worten, ihr und auch dem Jr-undr. Und Heinrichs Feder