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ÄMer Inserate werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzcile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsennweranäo. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. für Zwönitz und Umgegend SS.Donnerstag, den 19. Mai 1881.6. Jahrg. Oeffentliche Stadtgemein-eratssitzung Freitag, den 2«. Mai e., nach mittags 6 Uhr. Tagesordnung ist am Verhandlungstage in der Hausflur des Rathauses ausgehängt. Bekanntmachung. Die am 30. dieses Monats fällige Einkommensteuer pr. I. Termin ist spätestens bis zum 2«. Mai a. e. bei Vermeidung executivischer Beitreibung an hiesige Stadtsteuer-Einnahme pünktlich zu entrichten. Zwönitz, am 29. April 1881. Der Bürgermeister. Schönherr. Bekanntmachung. Das auf das neue Schuljahr angefertigte Schulgeld-Cataster liegt von heute an bis zum 1. Juni a. e. im Stadtcassen- zimmer zur Einsicht aus und sind etwaige Neclamalionen bis dahin bei dem Unterzeichneten einzureichen. Zwönitz, den 17. Mai 1881. Der S ch u l v o r st a n d allda. Neidhardt, Pf. Die Geschäftslage. Wenn man die Kurse der Papiere als Maßstab nimmt, müßte man glauben, daß wir uns augenblicklich in einem riesigen geschäft lichen Aufschwünge befinden. Das sprungweise Steigen der Speku lationspapiere, der Andrang des Publikums zur Börse zeigt, daß die Lehren der Gründerzeit zum Theil wieder vergessen sind, daß die Spiel- und Spekulationssncht über vernünftige Ueberlegung siegt. Alle großen Bankhäuser sind bei den Anleihen betheiligt, welche die großen Finanzgrnppen, Rothschild, — Diskonto-Gesellschaft, Bontoux — Deutsche Bank, fest übernommen haben. Viele Hundert Millionen ungarischer vierprozentiger Goldrente sollen ausgegeben werden, um mit dem Erlös die vorhandenen sechsprozentigen An leihen einzuziehen. Auch Oesterreich machte eine solche Operation und Italien giebt 600 Millionen Francs Rente aus, um seine Va luta hcrzustellen u. s. w. Die genannten und andere Finanzgruppen haben den betr. Staaten die Anleihe'» zu einem bestimmten Preise abgekauft, jedoch keineswegs um sie selbst zu behalten, sondern nur um sie mit Nutzen an das große Publikum weiter zu begeben. Seit Wochen wird nun seitens der großen Finanzkräfte der Markt für die Ausgabe der Anleihen vorbereitet, sie lassen in geschickter Weise an allen Börsen die Papiere der betr. Staaten aufkaufen und bewirken damit ein rasches Steigen der Kurse. Das große Publikum, das sind die Gimpel, welche auf den Leim gelockt werden sollen, be obachtet dies rasche Steigen, will auch davon profitiren und kauft die steigenden Papiere, um sie mit Nutzen später wieder loszuschlagen. Auf diese Weise helfen sie selbst mit bei dem großen Treiben, Andere schließen sich dem Hexentanz an, bis ein großer Theil des Publikums davon erfaßt ist. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo die neuen Papiere an die Börse geworfen werden, und sobald dieselben alle untergebracht sind, haben die großen Finanzleute ihr Geschäft ge macht und ziehen sich zurück. Die sich selbst überlassenen kleineren Leute können das Treiben nicht weiter fortsetzen, die Kurse kommen zum Stehen, das Publikum wird mich aufgeklärt und das geringste politische oder finanzielle Ereigniß genügt, um die Kurse eben so rasch zum Fallen zu bringen, wie sie vorher gestiegen waren. Die kleinen Leute, und die Klugen, welche das Spiel durchschauten, aber doch nicht klug genug waren, nm ihre Papiere rechtzeitig wieder zu verkaufen, bezahlen durch ihren miuderwerthen Besitz den Nutzen der Großen, sowie die ungeheuren Kosten. Wer ein Anlagepapier kauft, sollte genau so wie beim Ankauf einer Hypothek den wirklichen Werth desselben zn ermitteln suchen und den augenblicklichen Börsen-Kurs gar nicht als maßgebend be trachten. Wer dies thut, wer sich nicht zum Spielball und Opfer der großen Finanzkräfte machen will, wird sich doch sagen müssen, l daß ein Schuldner wie der ungarische Staat, dem es nur durch Aufnahme neuer Anleihen möglich wird, die Zinsen der alten zu be zahlen, keinen Kredit verdient, daß seine papiernen Zahlungsver- sprechungen sehr wenig werth sind. Wenn Ungarn auch reich genug wäre, um seiner Bevölkerung noch eine Vermehrung der schon un geheuer hohen Steuern aufbürden zu können, so müßte doch die in allen Kreisen der Verwaltung herrschende Bestechlichkeit, die beinahe türkische Wirthschaft der Großen zum Bankerott führen. Am deutlichsten sind diese Verhältnisse durch den Umstand gekennzeichnet, daß Ungarn das einzige Land ist, dessen Bevölkerung abnimmt. Seitdem die Magyaren alle Deutschen aus der Verwaltung entfernt haben, seitdem sie sogar die Trägerin der dortigen Kultur, die deutsche Sprache unterdrücken, macht die Mißwirthschast immer größere Fortschritte. Es giebt wohl kaum ein Land auf Erden, wo dem Deutschen so viel Haß und Verachtung erwiesen wird, wie in Ungarn und dennoch kaufen die „dummen Schwaben" die Schuldversprechungen des bankerotten Magyarenthums zu hohen Preisen, weil sie künstlich getrieben werden!! Wer nicht als Deutscher Selbstachtung genug besitzt, den ihn verachtenden Magyaren sein Geld zu borgen, der sollte doch aus Gründen der simpelsten kaufmännischen Klugheit nicht die Papiere eines Staates kaufen, dessen Finanzlage die größten Besorgnisse für die Zukunft rechtfertigt. Tagesbericht. — Da jetzt der längst gefaßte Plan der Einführung eines guten Landesgesangbuches für die evangel.-luther. Kirche Sachsens durch Drucklegung des Entwurfs eines solchen zur Verwirklichung näher geführt worden ist, so hört man vielfach auch den Wunsch äußern nach einem guten Landeschoralbuch. Vielleicht beschäftigt sich die gegenwärtig tagende Landessynode auch mit dieser Frage. — Mit dem 15. d. M. hat die Schon- und Hegezeit für Schnepfen und Hähne von Auer-, Birk- und Haselmild ihren Anfang genommen und ist nunmehr bis mit dem 30. Juni die Ausübung der Jagd auf olle jagdbaren Thiere, mit Ausnahme jedoch des Schwarzwildes, der Naubsäugethiere, Raubvögel, einschließlich Würger und Vögel, die im Jnlande nicht nisten, welche vielmehr jederzeit geschossen werden dürfen, gesetzlich verboten. Am 1. Juli beginnt sodann die Jagd auf männliches Edel- und Dammmild, Rehböcke und wilde Enten. — Aus Ems wird in einem Badebericht unter dem 13. ds. geschrieben. Den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit bildet hier das sächsische Königspaar, das heute zum ersten Male zur