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/luer Tageblatt postfih,<,.«ont»r flmt L^pzlg Nr.lw, 22. Jahrgang g' Maßnahmen gegen -ie rutschen Oppositionellen. Moskau, 11. Nov. Die Presse veröffentlicht ein an alle Parteiorganisationen gerichtete Mitteilung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei. Die Mitteilung weist darauf hin, daß, die sowjetfeindlichen Straßenkundgebungen Trotzkis, Sinowjews, Kamenews, Smilgas und anderer am 10. Jahrestag der Oktober» revolution in Moskau und Leningrad, die. gewaltsame Besetzung des Auditoriums der Moskauer Technischen Hochschule zwecks Veranstaltung einer ungesetzlichen Par? teifeindltchen Versammlung, die Gewalttätigkeiten g<? gen Anhänger des Parteiprogramms, die innerhalb der Opposition veranstalteten gesetzwidrigen Versamm lungen davon zeugen, daß die Opposition nunmehr Ls» ginnt, arbeiterfeindliche Kräfte um sich zu sammeln und neue sowjetfeindliche Aktionen vorbereitet. Daß Zentralkomitee hält eine derartige Handlungsweise der Opposition und ihrer Führer für vollkommen unzuläs sig und hat deshalb notwendig erkannt, die Frage der letzten parteifeindlichen Aktionen der Opposition der Zentralkontrollkommission zu unterbreiten. Tas Zen? tralkomitee fordert alle Parteiorganisationen auf, un verzüglich Oppositionelle aus der Partei auSzuschlietzea, die in Nichtparteiversammlungen gegen die Partetpolt- tir äuftreten, schließlich, keine gesetzwidrigen von OPPq» sitionellen einberufene Versammlungen zuMassen, und falls eine solche Versammlung dennoch etnberufen Wird, «lese mit den Kräften der Parteiorganisationen und der Arbeiterschaft auf-ulvsen. Professor Goetz 60 Jakre alt. Der demokratische Reichstaasabgeordnete Professor Dr. Walter Goetz vollendete am 11. November sein 60. Lebensjahr. Ev wurde 1867 in Leipzig als jüngster Sohn von Ferdinand Goetz, dem bekannten Begründer der deutschen Turnerschaft, geboren. Seine wissenschaftliche Ausbildung erhielt er an den Universitäten Freiburg, München und Leipzig und lehrte dann mehrere Jahre in Leipzig und München als Privatdozent für Geschichte. 1005 aing er als ordentlicher Professor nach Tü bingen und 1913 nach Straßburg. 1915 wurde er als Nach folger Karl Lamprechts nach Leimig berufen. An dem Welt krieg hat er als Major und Bataillonsführer im 1. Bayrische, ^nsanteriercaiment teilgenommen. Durch den Nationalökonomen Lujo Brentano aufs stärkste angeregt, wandte Goetz sich frühzeitig der Politik zu. 1896 schloß er sich Friedrich Naumann an, dem er bis zu dollen Tode 1919 durch gemeinsame Arbeit und freundschaft lich eng verbunden gewesen ist. Beide haben den Standpunkt vertreten, daß das politische Löben niemals im Kleinkampfe des Alltages aufgehen dürfe, sondern daß die entscheidenden Löbensfragen von Staat und Volk in den Vordergrund ge stellt werden müßten. Im Mittelpunkt von Goetz' öffent lichen Löben stand von je die politische Aufklärunas- und Gr- zieVunasar*beit. Schon während des Krieges und dann in der Revolutionszeit ist er rege tätig gewesen. Als Redner und Schriftsteller konnte er seine glänzenden Gaben entölten und auk weit« Schichten unseres Volkes, besonders auch d'» akademische Jugend, wirken. „ . , ., Goetz gehört seit 1920 dem Reichstag an. Er hat die Deutsche Demokratische Partei im DildungSauSschuß vertreten, außerdem hat er vielfach Fragen der Reichswehr bearbeitet. 1922 nahm er an der Konferenz zu Genua teil. Goetz m 1. Vorsitzender des Kulturausschusses der Deutschen Demokra tischen Partei unld führt auch den Vorsitz in der demokrat-- schen Organisation im Wahlkreis Leipzig. Vs Mensch, Ge schichtsforscher und Politiker genießt Walter Goetz das aller größte Ansehen. Zranzösisch-italkenkscher Grenzzwischenfall. Parts, 11. Nov. Die Morgenpresse berichtet über einen neuen sranzösisch»italienischen Gremswp» schenfall. Ein französischer Landmann, tzer auf.italie nischem Gebiet auf dem kleinen St. Bechhard ein Le- bensmttteldepot unterhielt, stellte fest, dah diese» er brochen worden war. Al» er dem tm Hospiz auf dem kleinen St. Bernhard untergebrachten italienischen Ev rabtnieri Meldung e^tatten wollw, ,wuvd» von di^ sem verprügelt und einen halben Lag «tn-esperrt. viach seiner Freilassung ist er über dis Grenze »urückgeke-rt und hat Klage eingereicht. ver §all -es Professor von Moeller. Berlin, 11. Nov. Diü erste Vernehmung de» Professors von Möller hat heute vormittag stattge funden und die Notwendigkeit weiterer Erhebungen er geben. Tie Entscheidung des KuttuSmtntsterS dürfte in den nächsten Tagen zu erwarten fein. Hochzeit km hohenzollernhaus. Köln, 11. Nov. Die verwitwete 61jährige Prin zessin von SchaumburgpLiPPe wird mit dem! ^jähri gen Tänzer Zoubkosf am 24. November .in der russi schen Kapelle in Wiesbaden durch, einen russischen Geist lichen getraut werden. " ' Vas Präsidium des Kongresses -er )reun-e -er Sowjetunion. Moskau, 11. Nov. Der Kongreß der Freunde der Sowjetunion wählte ein Präsidium von 65 Per sonen, darunter aus Deutschland Klara Zetkin, Holit» scher, Siewert und Pichockt. Insgesamt nehmen au» Deutschland 173 Delegierte an dem Kongreß, teil. Politische Richtlinien cler Oeutschnationalen. Die Aufwertung kann nicht mehr geändert werden. Mainz, 11. Nov. In einer Wahlversammlung führte Reichsjustizminister Hergr heute abend aus, es sei charakteristisch, wie stark bei allen Besprechungen über'die Reichspolitik im Auslande wie im Jnlande gerade an das Verhalten der Deutschnationalen als ein offenbar entscheidender Punkt angeknüpst werde Die ser Umstand bedinge bet all seiner Schmetchelhaftigkeit auch eine große Verantwortlichkeit für die Deutsch na tionale Partei. Im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen kam der Minister auch auf innenpolitische Fragen zu spre chen. Die Frage des Verhältnisses zwischen Reich und Ländern müsse wohl ausführlich geprüft, dürfe aber nicht übers Knie gebrochen werden. Der Redner be zweifelt, ob bei einer Zentralisierung dieselben kultu rellen und wirtschaftlichen Erfolge gezeitigt würden wie unter den jetzigen Verhältnissen. Di« jetzige Re gierungskoalition habe auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet schon manches erreicht, aber vieles bleib« noch zu tun übrig. Bet Erwähnung des Reichsschulgcsetz- entwurfes erklärte der Redner, daß die Koalition mit dieser Vorlage stehe oder falle. Der Gang der Ver handlungen gebe zu Optimismus Anlaß. Es werde müssen zu einem Kompromiß kommen. Das Aufwer» tungsproblem könne nicht mehr wesentlich geändert werden, da durch die Kämpfe, di« dadurch heraufbe schworen würden, die Zerrissenheit im Volke noch.grö ßer werde. Erst wenn alle Teile Deutschlands von der Besatzung frei seien, könne nach deutschnationaler Auf fassung an die Festlegung eines Nationalfeiertages ge dacht werden. Bet dem Zwiespalt, der gegenwärtig durch unser Volk gehe, lasse sich, auH die Flaggenfrage vorerst -roch nicht lösen. , Merlin. 12. Nov. ReiHrVanzler Tr. dem Verein zür Währung der Interessen der chemischen Industrie LeutschkandS zur Feier deS 80jährigen Be stehen» seine herzlichsten Glückwünsche telegraphisch anS- Keicbswekrministerium unä pkoebus. Berlin, 11. Nov. Das „Achtuhr-Abendblatt" teilt mit, daß die Untersuchung iis der Angelegenheit des Ncichswehrministertums Mit der Phoebus-Filmge- sellschaft abgeschlossen sei. Der Reichssparkommtssar Sacmifch Hobe Las Ergebnis oer Untersuchung in einem umfangreichen Bericht zusammen gefaßt und es .gestern der Reichskanzlei übergeben. Wie das Blatt weiter be merkt, ist die Veröffentlichung des Berichte» vorläufig nicht zu erwarten, da der Reichssparkommissar bis Ab sicht hat, dem Reichskanzler zu seinem Bericht münd liche Erläuterungen zu geben und diese Rücksprache erst nach der Rückkehr des Kanzlers von seiner Wiener Reise erfolgen dürfte. „Berliner Tageblatt" und „Vor wärts" melden übrigens, daß gegenwärtig Verhandf lungen zwischen dem Hugenberg^Konzern und dem Netchslvehrministerium über den Verkauf der Phoebus- Filmgesellschast an das UfapUnternehmen stattfänden. Kykow über clas Ergebnis cles Aufbaues cler Sowjetunion. » ^.o»^au, Noiv. In seinem Referat auf dem Kongreß der Freunde der Sowjetunion würdigte RhSoßv das Ergebnis des Wiederaufbaues der Sowjetunion in 2<ch^n. Die Leistungen der Volks wirtschaft hätten eine feste Bast« zur Umgestaltung der gesamten Volkswirtschaft aus sozialistischer Grundlage geschaffen. Die Industrialisierung de« Landes diene Herstellung eines harmonischen Gleichgewicht« zwt- schen Stadt und flachem Land. Der Beschluß -um Siebenstundentag überzugehen, sei keineswegs zu rein agitatorischen Zwecken gefaßt worden, und die Sowjets regterung bürge für die Durchführung diese« Beschluß» Hu Sowjetunion werd« di« Demokratie praß» tisch verwirklicht. Terror als Prinzip der Staatsver waltung gehöre nicht in das Programm der Regie rung. Tas Hauptprtnztp des Außenhandel« der, Dow- Dunton sei die Sicherung de« Friedens und de» fried lichen Aufbaues der Sowjetunion. Aggressive Absichten hege die Sowjetregierung nicht. Die Sowjetregterung habe den fremden Staaten Nichtangriffspakte vorge schlagen und diesen Vorschlag u. a. gegenüber Frantz' reich und Polen nochmals bekräftigt, ohne bisher «in« befriedigende Antwort zu erhalten. Auf der Abrü stungskonferenz werde die Sowjetunion eine konsequente und radikale Abrüstungspolitik auf dem ganzen Erdi» ball Vorschlägen und sich zu völligen Abrüstung unter der Bedingung wirklicher Kontrolle durch di« breiten werktätigen Massen bereit erklären. Rykow schloß, das verflossene Jahrzchnt Habe bewiesen, daß die Sowl» jetunion aus eigenen Kräften die Organisierung der sozialistischen Gesellschaft^ zu Ende führen könne,, wenn wenn diese nicht durch ein« Intervention oder eine» Angriff auf die Grenzen der Sowjetunion fetten« Ü» pitalisttscher Staaten verhindert würde. Die Deutsche Bolkspartei zum Einspruch Gilberts Grotzzügige Berwaltungsreform gefordert. Deutschlands bedarf drtngmd der Minderung der aus ihr ruhenden Lasten. Die HauShaltsgebarung des Rei ches muß so gestaltet werden, mtz der künftig« Reicks haushalt nicht nur ohne Steuererhöhung ausgeglichen sond-rn daß auch die so notwendige Senkung der Real»' steuern tatsächlich durchgeführt werden kann. Arbeit geber und Arbeitnehmer leiden gleichermaßen unter der Höhe der sozialen Lasten, denen, noch immer nicht entsprechende Leistungen gegenüherstehen. Zur Errei chung dieser Ziele müssen Reichsregterung und Reichs lag zusainmenwirlmr 'S wird ein Weg zu suchen sein, der.geeignet ist. die hemmungslose Bewilligung von Mehrausgaben durch das Parlament etnzuschränken. Eine Einwirkung des Reiches auf Länder und Gemein- den im Sinne sparsamster Haushaltsführung ist des halb unbedingt notwendig. In erster Linie gehört hierzu eine stärke Einschränkung der Anleiheaufnahme, die nur unter der Kontrolls des Reiches in Zukunft möglich sein darf." ' Vie Stä-te un- -ke kosten -es Reichsfchuigefetzes. Der Vorstand de« Deutschen Städtetage« Hatz dem BildungSauSschuß des Reichstage« eine Eingabe über mittelt, worin er erneut die Forderung betont, daß dis Kosten au» der Durchführung de» Retchsschulgefetze» de» Schulträgern vom Reich ersetzt werden. MM btsG^ meinden seien e-, die dis NeugMnduns von Schulen betrieben, ssndern da» Reich führ» durch.da» Reichs schulgesetz eine sehr weitgeHende Umgestaltung -er Per- waltungSgrundlagen der Volksschulen herbei. Derlin, 11. Nov. Der Reichsausschuß! der Deut schen Bolkspartei trat heute in Berlin, unter dem Vor sitz des Reichsaußenministers Dr. Stresemann zu einer Tagung zusammen. Zur Verhandlung stand Jas The ma: „Reich und Länder". Parteivorstand und Reichs ausschutz der Deutschen Volkspartei haben dann eine Entschließung gefaßt, in der e« heißt t „Ein Einspruch des Meparationsagenten gegen die zurzeit von der Reichsregierung vorgclegten großen Gesetze mit finanzieller Auswirkung, insbesondere die Vesmdungsoorlage und das Entschädigungsschlußgesetz, liegt nicht vor? seine Berechtigung könnte auch in Zu kunft nicht anerkannt werden. Die Deutsche Volks partei hält daran fest, daß die beiden genannten Vor lagen schleunigst zu verabschieden find. Dagegen, ver langt sie mit gleichem Nachdruck die Inangriffnahme einer durchgreifenden Verwaltungsreform, die unter Umständen auch vor einer Acnderungi der Verfassung, soweit das Verhältnis des Reiches zu den Ländern.in Frage kommt, nicht Halt umchen darf. Die Wirtschaft MMger für -as Erzgebirge «ath°I-°°» »k -Milch-» S-k°nnM°chu»g-» «es Na,«. Hmt-g°-lch,s -,u- Ur- 265 Sonntag, äen 13. November 1S27.