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Dss Wiisvrusicr Tageblatt enthält die amtlichen Bckanntmachnnge« der Amlshauptmnnnschaft Meißen, des Amtsgerichts nnd Stadtrat» z» Wilsdruff, Forstrcntamts Tharandt, Finanzamts NaAev. für Äürgersum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. «rijkiiMPikir: l>te8xrIpal!r„k»!L»MjeN»20<S»ldpsni>ii,, die 4 ,rIpallca<ZkUe der omUichniDeilann-.M-ch»»,«» 40 »««d- p!«lntg, die S «-fpaltrnc S-rdiacieieio I» 'Etlichen T^lk wv Goldpsrnnig. S.Lchwcisungsgcbühr M Voldpt-v»',. yelchriedenr^rlchekimne», tage und Platzvaetedeem» a>redn> nach WogUchdeil Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d-rü-kfichtigl. aanahme dis oOr».1ü Utzr ' ^,n —, - Mr di« dvrch Fernruf üdermiltelten Anzeigen übernehmen wtr Kerne E aruntie. Jeder Aadotranspruch erlischt, meun der Betrag Klage eiugezogen werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entG«G«, Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Sa, .Wilsdrajser Tvg-d'.an' erscheint täglich »ach«. 5 Uhr fttr denf-lgend« Ta«. 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Auch er scheint zu glauben an Ver träge, unter die auch er seinen Ramen zu setzen hat. Ob wohl ihn und sein Land eigentlich nicht interessiert, was in Locarno vereinbart wird. Denn von vornherein hatte er sich verbeten, daß etwa die deutsch-österreichisch« Anschlußfrage oder gar etwa die Brenner- grenze aus der Konferenz irgendwie berührt werden. Diese Grenze will er selbst mit Waffengewalt schützen, braucht sie sich nicht „garantieren" zu lassen. Und einen etwaigen Anschluß har er unmißverständlich als Kriegsfall be zeichnet. Und ui seine antideutsche, seine Jtalienisierungs- politik in Südtirol läßt er sich nicht hmemreden. Dabei ist jn Deutsch-Österreich die Anschluß, frage in letzter Zeit wieder stärker in den Vordergrund getreten. Man ist schwer enttäuscht, denn rn Genf wurde beschlossen, die Völkerbnudkontrolle über Österreichs Finanzgebarung nicht aunuheben, sie vielmehr praktisch zu verlängern. Das hat erbittert Außerdem oder viel- leicht deswegen haben in letzter'steil Anschlußkundgebungen weit stärkeres Echo gesunden als srüber. Die österreichische Regierung die von der Christlich-sozialen Partei gestellt wird, halt sich dabei zurück Nicht so Vie Parteien rechts nnd links, die eigentlichen Träger des Anschlußgedankcns. Leun me 0'egierungspartei ist kttncswcgs ein sehr be geisterter Verehrer dieses Gedankens weder Dr. S e i P e l, ihr Führer und bis unlängst Bundeskanzler, namentlich ab^r L,r. M a 1 a , a der jetzt Außenminister ist. Mag man Elittüh k 'ig halte», daß er in Nom sich sehr abfällig ub^r den Anichlußgedankeu und dessen Freunde nusiprach, bnp er «.icic Ausführungen vor kurzem in Paris noch unterstrich und in Genf bei der letzten Völkerbund tagung lvicdcrholw —, der Franzose sagst der T o n ist es, Grifft aus Matajas Stellung zum Amch.uß wu.lich zu. Darüber ist es jetzt in Wien öu E'",Skandal gekommen. dlation«lrat warf em sozialdemokratischer Redner dem Außenminister vor, er sei Gegner des Anschlusses, zeige eine unerträgliche Feigheit und Kncchtsacsinnuiia Frank reich gegenüber. Da hat Mataja derarttgLo^ daß cs zu wilden Larmszenen kam und dem Minister ein „Lausbub!" an den Kopf geworfen wurde Die Sozial demokraten beschwerten sich beim Bundesland dieser hat sich zwar nicht hinter die einzelnen ^Ausdrücke des Außenministers gestellt, wohl aber sich m ^ Dr. Matajas solidarisch erklärt. Damit war «ati^ Partei nicht zufrieden und ist dem Außenminister gegen über in eine Art parlameutarncher Obstruktion Die Christlich-Sozialen haben die Mehrhe tt^ tionalrat und die Stellung des Außenministers in da, er Nicht gefährdet. Außerdem liebt man ja von auL österreichischen Parlament einen etwas rauhen Ton oder der ganze Zusammenstoß zeigt doch, daß die Anschlußttaae aus dem schlummer, in den man sie versenkt hat wipd?r zu erwachen beginnt. Das ist politisch weit wich/iaer als früher. Tenn die Behandlung der Anschlußfrage durch die Entente entspringt dem Geist der Sonderbehandluna Versailler Vertrages und des von St. Germain Dieser Geist der Sonderbehandlung soll ra aber nun erient den durch den Geist der Versöhnung, durch den Grundsau der vollständigen Gleichberechtigung auch der Mio maligen Mittelmächte. Nicht nur am Rhein und an der Saar soll nun aber die Probe auf dieses Exempel gemacht werden, sondern auch die Anschlußsrage konnte dazu ew! Gelegenheit bieten. Die bisherige Haltung der Entente ist Hohn auf das vielgepriesene Sclostbestunmungsrecht der Völker, das man zwar jedem Halbwi.den zugestand, aber nicht den Deutschen. Darum wwd eine Wiederaufrolluna der Anschlußfrage politisch höchst bedeutsam werden Die Lage in Marokko Havas meldet aus Fes: Alles weist darauf hin, das; die militärischen Operationen grossen Stil» gegenwärtig als abgeschlossen gelten können. Die französischen Trupven richten sich an den von ihnen besetzten Punkten em. Organisation von Etappen und die Besetzung der Nord- front werden intensiv betrieben. Marschall Petam wird demnächst nach Frankreich zurüükehren und der Negierung dber die Operationen nnd über die gegenwärtige --"8'' Bericht erstatten. Ein Teil des Generalstabcs desHver- tvmmandos ist nach Rabat verlegt worden Es ist das; im Laufe des Winters einige weniger wichtige Unternehmungen an schönen Tagen unternommen w"'"- Nach einer Meldung des „Journal" aus Madrid l: binnen kurzem eine Wiederaufnahme der Operationen > . der spanischen Marokkosront zu erwarten. Man Mäme am baß die Spanier an der Küste gegen Sidi Driß und gevc» Afrau vorrückcn werden, um die dEotte Verb! 'v ' Melilla bermsteN ZlvWll MW Pakt und Schiedsgerichte. L o c a r u o, 15. Oktober. In der heutigen achten Vollsitzung wurde der ge samte Text für den Entwurf eines Sicherheits paktes angenommen. Darauf wurde die Frage von Schic dsgerichtsvcrirägen auf die Tagesord nung gesetzt. Die Vertreter Polens und der Tschecho slowakei wurden eiugeladen, an der Sitzung teilzunehmen, nm den Bericht der Rcchtssachverständigen über ihre Arbeit hinsichtlich der Entwürfe von Schiedsverträgen zwischen Deutschland und Frankreich bzw. zwischen Deutschland und Belgien mit anzuhören. Der Text dieser Entwürfe wurde i von den beteiligten Delegationen angenomme n. Die Vertreter Polens und der Tschechoslowakei machten alsdann Mitteilung über den bereits fortgeschrittenen Stand ihrer eigenen Verhandlungen mit den Vertretern der deutschen Regierung über den Entwurf von SchiedSvcrträgen zwi- j schen D e u tschland und Polen bzw. zwischen i Deutschlans und der Tschechoslowakei. Es wurde : beschlossen, die endgültige Annahme der verschiedenen Ver träge wie die Erörterung der Frage des Zeitpunktes einer späteren Sitzung Vorbehalten. So lautete die amtliche Veröffentlichung über den Verlauf der heutigen Konfcreuzsitzung. Sie gab also da von Kenntnis, daß der gesamte Text des Entwurfes eines j Sicherheitspaktes sowie die Texte der Entwürfe von ! Schiedsverträgen zwischen Deutschland ! und Frankreich bzw. Deutschland und Belgien ange- j nommen sind. Die Sitzung der Konsereuz fand nach ein- ! einhalbstündiger Dauer ihr Ende Im Anschluß daran l sand noch eine kurze persönliche Besprechung statt. Die offizielle Unterzeichnung soll einer späteren feier lichen Sitzung Vorbehalten bleiben, dis nach einer von eng lischer Seite gemeldeten Äußerung Chamberlains für Freitag vorgesehen wäre. Damit würde die Kon ferenz im wesentlichen ihr Ende erreicht haben. Nach einer weiteren Meldung wird nachmittags die Erörterung der Ostschiedsverträge in privaten Unter handlungen der Delegierten der interessierten Mächte fort gesetzt werden. Mussolini ist im Laufe des Nach mittags eingetroffeu. Er trat heute morgen von Mai land die Fahrt nach Locarno an. Die Sicherheitsmaß- l »ahmen für Mussolini sind im Laufe des Vormittags noch j weiter verschärft worden. Ferner ist gestern der italienische Gesandte in Bern hier eingetroffen und hat mit dem ^xssiner Polizeichef eine Reihe von Erknudungssahrten in die Umgegend von Locarno unternommen. * ». völliger UmlÄwung Ser Lsgr Locarno, 16. Oktober. Nach den Besprechungen, die gestern abend zwischen den Hauptdelegierten stattfanden, ist ein völliger Umschwung in der Lage eingeLreten, da nämlich von deut scher Seite die sogenannten Rückwirkungen, nämlich der ganze Komplex der Rheinlandsragen, mit allem Nachdruck in den Vor- derarund gestellt worden ist. Die Konferenz ist damit in ein , Stadium eingetreten, besten ausserordentlicher Ernst auch von l amtlicher Stells nicht mehr bestritten wirb. Die deutsche Dele- ' aarionkennzeichnet diese Situation, daß sie keine Krise, kein Bruch - aber im Augenblick kern Ausweg auf eine befriedigende Lösung j vorhanden sei. Es ist vereinbart worden, daß nur folgendes amt liche Kommunique ausgegeben wird, das trotz allem den Ernst - des augenblicklichen Standes der Konferenz voll widerspiegelt. I Gestern abend fand eine Besprechung zwischen dem Reichskanzler Dr. Luther, dem Reichsminister des Auswärtigen Dr.Stresemann, ! dem französischen Außenminister Briand, dem englischen StaMs- kekretär des Auswärtigen Chamberlain und d m belgischen.Außen- minister Vanderveide statt. Es wurden in etwa dreistündiger und MOmmer. Aussprache die in Zusammenhang mit dem Sicherheitspakt stehen den allgemeinen Fragen erörtert. Eine Sitzung der Konferenz ist für morgen noch nicht festgesetzt. In den Verhandlungen der Rechtssachverständigen über die örtlichen Schiedsverträge ist eine Einigung bisher noch nicht erzielt. Auch daraus geht also her vor, das- die scharfe Zuspitzung der Lage, die mit keinem früheren Stadium zu vergleichen ist, in erster Linie au? die Schwierigkeiten in der Frage der Rückwirkungen zurückzuführen ist. Er fleht Ws Tilgen «her Brechen. Locarno, 16. Oktober. Nach einer ergänzenden Infor mation des Berichterstatters der Telegraphenunion ist die Lage auch noch durch die Tatsache verschärft worden, daß die Polen unter keinen Umständen von dem Ostpakt absehen wollen, wäh rend von deutscher unterrichteter Seite noch im Laufe des gest rigen Nachmittags betont worden ist, daß die deutsche Delegation unter keinen Umständen den Ostpakt ab?chließen werde. Die Ver handlungen der juristischen Sachverständigen über diese Frage stehen auf dem toten Punkt. Man muß mit der Tatsache rech nen, daß die Haltung der Polen die schon durch die Diskussion der Rhemlandfragcn ohnehin außerordentlich kritische Situation noch weiter kompliziert. In Konserenzkrcisen wird die allgemeine Lage dahin beurteilt, daß die Konferenz durch die gestrige Debatte über die Nheinlandfragcn jetzt auf Biegen oder Brechen fleht, da die deutsche Delegation diese für Deutschland lebenswichtigen Fragen zu allererst geklärt sehen will. * Die VeEa'ge. Zu den Abmachungen in Locarno wird aus Berli'r von besonderer politischer Seite geschrieben: Damit ist der erste Teil der Arbeit in Locarno getan. Zweifellos ist der Zweck der Neis«, die der Staatssekretär Dr. K empner vor einigen Tagen aus Locarno nach Berlin gemacht hat, kein anderer gewesen, als die Zu stimmung der hier zurückgebliebenen Mitglieder des Ka binetts zur Annahme der verschiedenen Verträge einzu- holcn. Damit ist e i n T e i l dessen erreicht, was mit dem deutschen Fcbruarmemorandmn eingeleitet worden ist. »Noch kennen wir nicht den genauen Inhalt, wissen nicht, wozu sich Deutschland verpflichtet hat. Im November 1922 haben wir den ersten Versuch gemacht, das herbeizusühren, was jetzt erreicht worden ist; doch damals gab es für Frankreich nur den Weg der Gewalt. Der Londoner Pakt ist die zweite Etappe aus dem schweren, mühseligen Wege. Was die deutsche Negierung gewollt hat, nämlich an Stelle dieser Methode der Gewalt eine Methode der schiedlich- sriedlichcn Verständigun g zu setzeu, scheint jctzt doch endlich geglückt zu sein. Freilich, Papier ist geduldig, und darum werden die Bedenken gegen die Paktpolilik der deutschen Regierung in Deutschland nicht eher vcr- stummcn, als bis die Papiervercinbarung zur Wirklichkeit geworden ist, die Formulierungen der Verständigungspolitik nun praktische Folgen gezeitigt haben. Jede Politik hat ihren unerbittlichen Richter: das ist der Erfolg. Wenn dieser Palt uns wirklich Sicherheit schafft vor einer Wiederholung der Methode der Gewalt, wenn die Schieds- gcrichtsverträge mit Frankreich und mit Belgien nun wirk lich eine neue Zeit in dem Verhältnis zwischen uns und diesen Ländern einleiten, dann wäre das angesichts unserer ganzen Lage im allgemeinen ebenso zu begrüßen wie im einzelnen. Aber nicht erst die weitere Zukunft, sondern die n ä ch st e Zeit muß erweisen, ob wirklich die Änderung ves bisherigen Verhaltnff'es eiutt^ttn soll. Hindenburg in Dresden. 11FO Uhr trafen auf dem Bahnsteig MimsterprMeM HE, Geheimer RM Wilisch vom Auswärtigen Amt, Landtagspräsi dent Winkler, Oberbürgermeister Blüher, StcdtverorHnetrnvor- fteher Kohlmann, Reichsbahnprästbrnt Kluge und Pv^zeipräsi- dent Kühn zum Empfange des Reichspräsidenten ein. Kurz nach 11,25 Uhr rollte der Zug, bestehend aus einem Schußwagen und dem Sonderwagen des Präsidenten, aüf Bahnsteig 9 des Haupt- bahnhofes ein. Als erster entstieg Hindenburg, frisch und bcweg- mh dem Wagen. Ihm folgten General v. Müller, Gesandter Dr Gradnauer, Ministerialdirektor Dr. Schulze und Major von Hindenburg. Ministerpräsident Heldt eilte dem Reichspräsiden- ren entgegen und beide schüttelten sich die Hand. Daraus stellte ^.Emsterpräsident bem Reichspräsidenten die -um Empfange Herren vor. Die im Dahnhose anwesenden zahl- Menschen begrüßten lden Reichspräsidenten mit donnern- Deu-, Hoch, und Hurrarusen. Der ReichspräsHeM schritt sofort mit seiner Begleitung den Bahnsteig entlang und begab sich durch das nrvdliche Portal nach dem Wiener Platz. Die dort ausgestellt Ehrcnlompagnie präsentierte unter den Klängen dos Präsentiermarsches die Gewehre. Der Reichspräsident be grüßte zunächst die ausgestellten Offiziere der Reichswehr und schritt dann die Ehrenkompagnie ab. Aus der hinter dem Karree stehenden Menschenmenge erschollen nicht endenwollende Hoch- und Hurrarufe. Immer wieder zog Reichspräsident v. Hinden burg seinen Hut, bis cr schließlich trotz des ausziohendcn Un wetters barhäuptig stehend sich immer wieder freundlich dankend verneigte. Nach den; Abschreiten der Ehrenkompagnie fand der Vorbeimarsch vor dem Präsidenten uncr klingendem Spiel statt. Einen besonderen Gruß spendete der Reichspräsident den außer ordentlich schneidig vorbeiziehcnden Reitern mit ihren weiß-grünen Fähnchen. Kaum hatte der Reichspräsident neben dem Minister- Präsidenten Heldt im Auto Platz genommen, um seine Fahrt dur<t>