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Aukchal -Zeitung. Lolalblatt sür Aue, Auerhammer, gelle-KlSsterlei«, Nieder- u. Oberpsannenftiel, Lauter, Bockau, vern»h«ch, Beyerfeld, «achfenfeld «nd Vie «mttegenden Ortschaften. Nrschelnt »ttturo«», Kreit«,» u. «ouutaO*. «»ouueMrutlprei» incl. der 3 «erlhvollen Beilagen vierleljShrlich mit Brinaerlohn 1 Mr. LV Ps. durch di« Post 1 M. AK Pf. Mt S issustrirten AeiöLetttta: Deutsche- AamittenLs-tt, Hute Keiner, Jettfpieget. Verantwortlicher Redakteur: G»U ch»ßeuwifl»r in » ue (Erzgebirge). Redaktion «. Lrpedüion: Hi«,, Marktstraße. Inserat« di« «iyspaliig« Eorputztil« 10 Pf«, di« voll« S«it« 30, >/, S. W, >/, P,. y llyk, b«i Wiederholungen hoher Rabatt. All« Postanstall«» und LandbrieftrLger nehmen Bestellungen an. Freitag, den Ist. Februar 1893. Ro. 18. 6. Jahrgang. Die Anmeldung der nächste Ostern schulpflichtigen Kinder des Schulbezirks Auerhammer soll Soimabend, den 11. d. M., nachmitt. 2 Uhr, im Schulzimmec II hies. Schule stattfinden. Für alle Kinder ist der Impfschein, sür die außerhalb der Parochie Aue geborenen auch Ge burt»- und TauszeugnsS beizubringen. Auerhammer, den 6. Februar 18S3. W. L. Jahn, dirig. Lehrer. Bekanntmachung. Nachdem dir Einschätzung der hiesigen Einwohner zu den Gemeindeanlagen für da» Jahr 1898 beendet und da« Ergebniß von den Betheiligtcn rtngesehen werden kam,, fo wird solche« mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige Einwendungen gegen die «sollte Abschätzung bei deren Verlust binnen 14 Lagen-vom Tage des Erscheinens dieser BSanntmachung an gerechnet bei dem unterzeichnet«« Oemetnde - Borstande anzubringen find. stelle, den 4. Februar 1893. ' Der Gemeinderath. Markert, Grmeindevorstand. Die Sparkasse -er Stadt Aue ist jeden Wochentag von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittag« geöffnet u. verzinst die Einlagen niit 3'/, Prozent. »alt zur Raisan gebracht werden; ein irische» Regiment stimmte sehr fidel in die Schmährufe fein« Landlleute -egen die Londoner Regierung ein, und wo» dergleichen Dinge mehr sind. Die in Qporto in Portugal im vorigen Jahre au-gebrochene Militärrevolte zeugt für »en Geist in einen Thetle der portugiesischen Armee, und in Brüssel wollten vor einiger Zeit gar einderusen« Mannschaften nach Hause fahre«, «eil sie keine Hust hatte», länger im Dienst zu bleiben. Zn den Leitungen der .betreffenden Länder «erden diese Zwischenfälle unter sichtlichen Ver legenheltizeichen al« »utnahmen hiogeslellt; aper es sind gar keine Autnahmrn, sondern nur Zeichen de« Geiste», welcher in »er betreffenden Armee letzt. Und stet» find diese Lychrimtzugea i» solchen Ärmeren zu Lage getreten, in welch«» di« allgemeine Wehrpflicht ,g,r nicht »der doch nur de» Namen -nach »urchgeführt ist. Da sieht man, daß militärischer Geist, wir er sei» fall, ypr in »er echten, aus der allgemeinen Wehrpflicht anigedauten Bürgerarmee lebt, daß da« Bewußtsein, wo» eigentlich d«r Soldat bedeuret, was ihm »»liegt, nur in der Armee iebs, welche da« Voll in Waffen ohne Einschränkung darstellt. Der Engländer kann aus Manche- stolz sein, aber nicht aus seine Landarmer. Britische Generale, haben »aS^wieder- holt geüuhert, sie Haden anerkannt, »aß die Regimenter tüchtige Leute zählen, aber e« fehlt an tüchtigen Regimen tern. John Bull überschätzt alle«: Ihm gilt Wellington al- der grüßte Feldherr aller Zellen, «ährend unparteiische »nd vorurlheUolofe Forschungen etwa» ganz Andere« zu Lage förderten, und ebenso sieht er in seinen „Freiwilligen" wahre Spartaner, die »n »er Stunde der tfleftchr da» Vaterland schon retten würben. Genera! Woljelry hat einmal gesagt, die Londoner Pflastertreter, die iznler den Freiwilligen so stark vertreten sind, möchten zu Hause lieber Kaffee und Zucker verkaufen und Bücher führen, statt unnütz Pulver zu verknallen. Dieses scharfe Wort haben die Londoner dem General heute noch nicht verziehen, aber darum «st eil doch zutreffend. Auf der pyrenilfchen Halb insel haben sich die Truppen immer durch Unbvtmäßlgteit arwgrzeichnet. Die allgemeine Wehrpflicht besteht nur dem Schein nach, und jedenfalUl geht der großen Mehrzahl der Truppen aller militärische Geist, der die Vertheidigung des Vaterlandes al» seine Hauptaufgabe ausieht, gb. Man wühlt und intriguirt und kommt Hann schließlich zum Rcvvltiren, statt zum tüchtigen Exercieren. Recht heiter liegen auch die Durge in Belgien. Das Land ist neutral, jawohl, aber wenn e» einmal zum allgemeinen europälfcheu Kriege lammt, ist diese Neutralität ein «erthlose» Blatt Papier. Belgien, al- Nachbar von Deutjchlan» und Frank reich hat alle Ursache, auf ein tüchtiges Heer zu hallen, aber gerade in diesem Heere ist die Unzufriedenheit außer- »rdenttich groß. Dir belgische Verfassung ist sehr frei, und giebt sehr große Rechte, aber freilich bloß den Leuten, welche Geld haben. Reicher Väter Söhne »der Sprößlinge von Stützen »er regierenden Partei werden um alle» in der Welt nicht mit dem Soldatenleden geplagt, arme Leusel, die sich nicht nähren können, werden beim Kragen genommen und in den bunten Rick gesteckt. Daß die Leute sich fragen, warum gerade nur sie die Muskete tragen solle«, Andere aber, denen «S recht gut im Letzen geht, indessen nicht, liegt nahe, und von da bis zur Unzufrieden heit ist es nicht mehr well. Desertionen find in Belgien ganz außerordentlich häufig, und die Bevölkerung beschützt Bestellungen aus di« WM»AuertHaL-Ieikrng "WU (Ne. 665 der Zeiiung«pr«i-liste) für Februar und Mürz «erben in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern de« Blattes, sowie den Landbrirsträgern jederzeit gern nngenomwen. KrP«ditio« der „ Auerttzal-Ieitkrsg," LemU »»««««» «>l,t«>r. Ueber Militarismus. Neber „Militarismus" wird heut« so viel geeisert; ober «a» nützt alle» Reden, e» geht nun einmal nicht ohne militärischen Geiss, iDiscjplin »n» Erziehung. Wir habe» in Eur»pa tm Lause de« letzten halben Jahre« «ieberholt Beispiele gehabt, »aß «ine Armee ohne strengen mllitirischrn Geist einfach von ihren Angehörigen dloßgestellt HtstelU wird, und hierüber kann sich die Nation, die eine solche Armee ihr eigen nennt, gewiß nicht freuen. In Erinnerung find »,» halbe Dutzend Fälle ganz grober Di«e,plin«i»rig- keilen in England; einmal ver«eigerte em Bataillon den Gehorsam, al« «» sich um einen Garnisonwechsel handelte; dann zerschnitten fimollttche Artilleristen eine« Regiment« bi« Pferdegeschirre, um folgenden Tage« nicht zur Musterung ««»rücken zu müssen; zum Dritten vergnügt« sich «in Infanterie-Bataillon damit, den Bürgern bi« Fenster und Thüren einzuschlagen, diese Helden konnten nur mit Ge- (Nachdruck verboten). JeuMeLon. Unverbesserlich! Eine Geschichte au» dem Alltäglichen. Von Martin Hildebrand t. 'Dir Tragikomödie de« Leben« hat auch ihr« Bühne, ben 'Gerichttsaal I — Da- Stück, da« da eben in Scene ging, gehörte zu je nen, dir weder Mitwirken»« noch Zuhörer ststetn, die^man langweilig nennt, weil sie — alltäglich gewvrdrn sind. «an giebt aus dieser Bühne keine Kdmöditnzeltel -an«, Idbn^« der Fall, er würde diesmal gelautet -Haden: Strafkammer de» Landgericht« zu L. Montag, de» u. s. «. Zum tausendsten Male Der Gewohnhettoverbrecher. Eharakterbild au« dem Leben in - Akten. Da» sah man dem „Helden", der auf der AaNagebank Platz genommen an. Seine Akten standen ihm an der Stirn geschrieben, aus der da« Kainlzeichen de« Unftäten brannte. Au« seintn vrnvelterten, tiefgesurchtrn Züge« sprach «ine Verkommenheit, -wie sie nur jenen ckgenist, di« ihr« verz«e»flung überleben, di« tobt find— leben digen Leibe«. S» faß er da, blöden Auge«, der'Gleichgültigen Gleich gültigster. Er wußte za, wie die Komödie enden würde, «nd er »ar wohl «ckh «« Einzig,,-dem diese» End« Bei frAdiguag ßwährte. «ar er doch »««er einmal in dm gewohnten Kreirlauf, den er zwischen "Freiheit, Gefängniß und Zuchthau« zurücklegte, am Ruhepunkte angrkowMN, im Heime »er Friedlosen I - - Jnoesfen mühte sich der StaaWanwalt, chm «in Bild seine« fchlechterrn Selbst »or die Seel« zu sührrn, so photographisch treu, daß erwohl bi« Abscheu, die sich in den Gefichlern »er Zuhörer malt«, »or sich selbst rmpsun- H,n Haden-würde, «äre er «och irgend einer seelischen Re gung sähig gewefen. Der Vertreter de, ^Anklage mochte wohl -««ich OHA«, dich feine Worte überflüssig waren, denn plötzlich untnrbrach er seine Rede, faßte „den Fall" kurz zusammen, bedauert«, so nebenbei, die sogenannte Humanität-»«sere» Jahrhundert«, die leider die Mittel »«weigere, solch' Unverbesserlich« wirksam zu bestrafen und beantragte schließlich so «Ar Jahre Zuchthau«, al« der alt« Sraukopf auf de« Arursünderbäa-kchen «ach nüthig haben mochte, sein Dasein hinzuschleppen. Di« Höhe de» damtragton --Strafmaße« »ar vielleicht da« Einzig«, worauf der Alte Acht gegebpn: unruhig rückte er jetzt auf seiun» Sitz« hin nnd -h-r, undalhdrr Vllck -do« Präsident«, -sich fragend auf ihn hofteie, erhob er sich pflichtschuldig. „Hat der Angeklagte «wo«» zu erwidern?" -Etn unatM zRein" war»ie Antwort, di« sein müde« Haupt mit Kopfschüttrln hegleitrte «nd, «Lhronb seine Richt« sich erhoben, um da» Verachungrzimmer aufzusu- chon ließ er sich langsam wird«, auf di« blankgestssene Hol,bank wtedir, -M mr -sich hiustarwnd, wie-umtde«. Ü>» «ar bi« Pause dor bem letztmöUt«. Undeobesfwfich l — w« Gtaawauwalt mochte wohl recht ' haben — da»-war er, an «iesm Lrdan »ar nicht, mrhr zu ändern, dazu »ar «»gu spät. M»mar nerfehlt, verfaflen — versuckk«n -in-»öe Rach» do» Elond«, »ie^ keiü Ster» «htzllt und hur- -kein -Mdr^on -dämmoü. — * * Neben mir auf der Tribun« saß ein alter Herr. Er »ar schon anwesend, als ich in den geräumigen Sitzungs saal «intrat, und vom Anbeginn »er Verhandlung hatte er sür dieselbe ein Jnleresse »n den Tag gelegt, daß tie fer zu wurzeln schien, als bei denen, die meist Neugierde in ben Ger>cht-saa1 treibt. Ais der Staat-anwall sein „Unverbesserlich" fallen ließ, da hatte er ungläubig ben Kopf geschüttelt und um j«ine Mundwinkel Halle es ge- zuckt, wie schneidender Hohn. Fast schien «S, als «olle er reden; noch zeitig genug war ihm wohl der Gedanke -ekamimn, daß er an dieser Stelle nicht- zu reden habe, nur jetzt, al- die Pause eingetreten war, hielt e« ihn nicht länger, ich sah wie er nach Worten suchte, um mit mir «ine Unterhaltung anzuknüpfen. Da- Verhältniß, da« zwischen ihm und jenem Ver kommenen bestehen mochte, erschien mir ioterossant genug, um seinen Wunsche entgegenzukommen. „Sie kennen den — Unverbesserlichen da drüben," redet« ich ihn an. „Ja," gab er mir leise zurück, aber gl,üben Sie mir, da- Wort, da- der Staatsanwalt da gebrauchte und da- Sie jetzt wiederholen, trifft nicht ganz zu. Er wäre wohl «in Anderer geworden, wenn es bei uns ein wenig an der« wäre. Er hat um seine Ehrlichkeit gekämpft mit mehr al« Menschenkrästen, doch gegen Borurtheile anzu kämpfen, dazu war «r zu schwach." „Wie da»-" sragte ich erstaunt. „wann Sie e« hören »olle», e« ist bald erzählt. Doch lasten Sw un« qu« den Saal herau«treten, da« Urtheil »ird wohl noch ein wenig -us sich warten lassen und hier wird e« mir zu schwül." Noch während er da» sagte, »ar er von seinem Platze ausgestanden und ich folgte chm.