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MdmfferÄWM „Wtlrdrufler Tageblatt' eifchetnt werktags nachm 4 Uhr. Bezugrpr. monatl 2RM tret HauS, bei Poftbestellung ,.sv RM. zuzügl. Bestellgelds Einzelnummer Ist Rvl Me Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschästsstelle M"ö^rerSmallWochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger"BciM gen besteht kein Anspruch — aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreise». Rücksendung etngesaudter Schrittstücke erlolgt nur. wenn Rückporto bcilregl Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. 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Die Heimat grüßte sie! „Dieser Marsch ist mehr als ein Mittel zur Beförderung unserer Fahnen", sagte Stabsführer Lauterbacher, als er Ihnen den Marschbefehl gab, „er ist der Ausdruck der ehr fürchtigen und damit religiösen Gesinnung der deutschen Jugend!" Das wissen die, die da marschieren, und darum sind die Einheiten, die sich in diesen Tagen, Wochen und Monaten auf die Stadt der Reichsparteiiage zu bewegen, schon allein ihrem Aussehen nach Truppen sauberster Ord nung und Disziplin: hier marschiert die Auslese der HI., hier marschiert die Elite, die sich schon in der Kampfzeit bewährte und in deren Lebenshaltung sich der Geist der Hitler-Jugend am besten und reinsten verkörpert. Sie werden sich nun, da der Tag von Nürnberg nicht mehr fern liegt, überall in den Gebieten unter ihren Fahnen sammeln, und es wird immer so sein, wie bei dieser Marscheinheit der Hommerschen HI., die den läng sten Weg hat: In einer Stunde der Sammlung und stillen Feier werden ihre Führer vor sie hintreten und vom Symbol dieses Marsches sprechen, von jenem Jugendgeist, der mit ihren Bannfahnen durch die Gaue Deutschlands in die Herzen der Menschen am Weg getragen wird. Hartmann Lauterbacher sagte: „Wenn in diesem Jahr der erste Marschbefehl von diesem Ehrenmal ausgegeben Wird, das unseren Mallon birgt, dann ist das für alle ein Vermächtnis, das sie mit auf den Weg erhalten!" Und welches Jungenhcrz ist nicht still und bereit und empfänglich für solche Stunden, aus denen die Tradition eines harten und starken Kämpfens zu ihnen spricht. Es werden da nicht viel Worte gemacht und man braucht keine langen Reden zu halten, um ihnen zu erklären, was das Ziel dieses Adolf-Hitler-Marsches sei. Der blaue Himmel wölbt sich über diese Waldlichtung auf der Insel Rügen, und aus den ehernen Schalen vor dem Ehrenmal flackern die Flammen. Da sind ein paar hundert Menschen aus den nahen Städten und Dörfern gekommen und erleben diese Feierstunde der Jugend, da ist diese pommersche Marscheinheit von sechzig Jungen an getreten mit ihren Bannfahnen, und der Stabsführer geht an der Seite der Mutter Hans Mallons in das Ehren mal, um einen Kranz niederzulegen und den toten Kame raden zu grüßen. Und er ruft den Jungen, bevor er dem Marschführer den Befehl gibt, zu, daß sie auf dem Weg nach Nürnberg und Landsberg die Menschen am Wege von ihrer Heimat grüßen und ihre Fahnen „mit ganz klaren Herzen und mit starken Händen" zum Führer kragen sollen. Zum vierten Male sind die Marscheinheiten der Hitler-Jugend in diesem Jahr unterwegs nach Nürnberg, Und zum erstenmal marschieren in diesen Wochen und Monaten unsere Kameraden aus der Ostmark mit. Es gibt für diesen Marsch kein Vorbild, diese großartige Demonstration der unbedingten Einheit, Geschlossenheit, Kameradschaft und Disziplin kann allein eine Jugend zei gen, die sich selbst zu den größten Zielen und Aufgaben durchkämpfte und erzog. Man mag ruhig von der Marsch- "tstung der Einheiten sprechen, von dieser Strecke von l- l84 Kilometer, die marschiert wird, aber wesentlicher ist die Tatsache, die Bal d u r von Schirach beim Ein treffen der ersten Marscheinheiten in Fürth im Jahre 1936 seinen Kameraden zurief: „Ich bin stolz darauf, daß ihr der ganzen Ration wiederum ein überzeugendes Beispiel der neuen Zucht und der neuen Ordnung gegeben habt!" Vlerynndert Bannsahncn der Hitler-Jugend werden nach Nürnberg getragen! Unter ihnen marschieren braun gebrannte gesunde Jungen. Es geht an abgelegenen Höfen vorbei und an stillen Dörfern. Männer und Frauen, die in harter Erntearbeit auf den Feldern stehen, werden zu den Marschierenden Hinschauen, sie werden sich abends um die Jungen versammeln und auf den Dorf- und Kame radschaftsabenden, die diese während ihrer Rast veran stalten, von den großen Städten hören, die weit liegen, vom Erlebnis deutscher Straßen und Landschaften und schließlich von dem, was die Hitler-Jugend erfüllt, was sie schafft und arbeitet und welche neuen Ziele sie sich stellt. Aber es werden nicht nur Worte gemacht. Haben nicht im vergangenen Jahr die Einheiten da und dort ihren Marsch unterbrochen, um den Bauern auf den Feldern ihre Ernte einbringen zu helfen? Zeugt diese Tatsache nicht am besten davon, welche Jungen das sind, die da marschieren, und kvas ihr Handeln und ihren Geist bestimmt? Die Besten sind auf dem Weg, zweitausend Jungen, Teilnahmeberechtigung an diesem Marsch als be- unv Anerkennung empfinden. Sie werden in Zelten ^vgendherbergcn und Privatquartieren übernachten. „^55 Tatsache wird von der Bevölkerung der Dörfer O'kadte am Weg immer wieder begrüßt. Und die ,fugend hat dadurch Gelegenheit, den Menschen " 5"^T"ngen-Auslese nahcznbringcn, zum anderen . Tungen die Volksgenossen der Gaue in ihren Hauic n und Familien kennen. MeimmgsverWedenhettell über das Eine ganze Reihe von Londoner Blättern bringt eine Reutermeldung aus Prag, dcrzufolge es zu ernsten Meinungsverschiedenheiten im tschechi schen Kabinett über das Nationalitätcnstatut ge kommen sein soll Sudetendeuffche wollen keine Geschenke In einer erweiterten Kreisratstagung des Wahl kreises Karlsbad der Sudetendeutschen Partei gab der Pressechef der Sudetendeutschen Partei, Dr. Sebekovsky, einen politischen Bericht, in dem er u. a. ausführte: „Obwohl wir bereits seit Wochen den Kontakt mit der Regierung zum Zwecke einer umfassenden und gerechten Ordnung der Nationalitätenverhältnisse ausgenommen haben, sind die Bürgermeister unserer Gemeinden nicht bestätigt, werden entgegen den Zusagen und Versprechun gen höchster Regierungsstellen weiterhin Staatspolizei stellen errichtet, wird der Wirtschaftsboykott sudeten deutscher Erzeuger und Händler unverhülll oder in Form von Kettenbriefen durchgeführt und das tschechische Volk durch seine Presse in einen Erregungszustand Hinein getrieben, der die Berührungsflächen der Völker nicht iso» liert, sondern mit neuen Spannungen laden muß." Dr. Sebekovsky wies dann darauf hin, für die Zukunft könne es keine Halbheiten und Scheinlösungen geben. Es könne weder im Interesse des Staates noch aller seiner Völker, noch der Friedensfreunde aller Welt gelegen sein, wenn lediglich Teilangelegenheiten und diese noch unzu länglich geregelt werden sollten. Dr. Sebekovsky betonte, daß die Forderung nach einer Aenderung des Systems keine sudetendeutsche Diktatforderung, sondern das Pro gramm aller nichttschechischen Völker im Staate sei. Die Sudetendeutschen wollten keine Zugeständnisse oder Ge schenke, sie wollen ihr Recht, d. h. die Erfüllung ihrer gerechten Ansprüche. Keine Wüarbeit, sondern ehrliche Lösung! Energische Forderungen der Slowaken Für den 19. Juli sind die Vertreter der slowakischen Volkspartei vom Ministerpräsidenten Hodza zu einer Aussprache geladen. In zentralistischen Kreisen und de ren Presse wurden hierzu Nachrichten verbreitet, daß die slowakische Volkspartei bei der Gelegenheit dem Mini sterpräsidenten Hodza ein Memorandum überrei chen werde, in dem für den Abgeordneten Dr. Tiso der Posten eines Landespräsidenten der Slowakei und für den Landesvertreter Dr. Kovac die Bürgermeisterstelle in Preßburg gefordert würde. Dieses Memorandum wurde dahin ausgelegt, daß es praktisch eine Lösung der slowa kischen Frage bedeuten würde und somit einen Rückzug der slowakischen Autonomieforderungen. Der „Slovak", das Hauptblatt der slowakischen Auto nomisten, stellt dazu fest: „Die Einladung haben wir an genommen, aber wir werden kein Memoran dum überreichen. Es geht uns grundsätzlich dar um, daß wir uns nicht mit irgdcnwelchen persönlichen Eroberungen zufriedenstellen lassen. Wir sind für die Aenderung des Regimes, für die Gerechtigkeit gegenüber allen Bürgern dieses Staates, und wir glauben, daß es auch auf seilen der Regierung genügend weitblickende Männer gibt, die einsehen, daß die Situation mit einer Flickarbeit nicht gerettet werden kann. Also kein Oktroi, sondern ehrliche Lösung!" Mit Kessiner vnd WmnMnfWew Immer wieder Zwischenfälle in der Tschecho-Slowakei Am Sonntag veranstaltete der Egerländer Automo bilverein in Karlsbad eine Kameradschaftsfahrt nach Fran-ensbad und Marienbad. Bei schönstem Sommerwet ter sammelten sich die Kraftwagen und Motrräder bei > Eger, die dann in einer langen Reihe die Stadt passier ten. Auf dem Markt hatten sich viele Hunderte von Ein wohnern aufgestellt, die den durchfahrenden Kraftfahrern herzliche Ovationen bereiteten. Dabei wurde ein Schau spieler des Stadttheaters Eger, der die Automobilisten durch Zurufe begrüßte, von einem Staatspolizisten.ver haftet und abgeführt, was bei der Menge stürmische Pfuirufe auslöste. Darauf nahm die Polizei drei weitere Verhaftungen vor und ließ in der engen Gasse beim Polizeikommissariat ein Motorrat mit Beiwagen vorrücken. Einer der Polizisten zog einen R c v o l v e r und andere gingen mit dem Gummiknüppel gegen die Menge vor, die schließlich in mustergültiger Ordnung auseinanderging. „Em voMmmen künstliches Gebilde" Unter der Usbsrschrift „Wie lange werden die Tschechen den Frieden gefährden?" appelliert Lord Rothermere in der „Daily Mail" an die britische Regierung, sich aus der tschechischen Frage kerausäubaltLru. 1919, so schreibt Lord Rothermere, hätten die Alliierte« auf der Pariser Friedenskonferenz das österreichisch-ungarische Kaiserreich unter dem Vorwand vernichtet, den verschiedenen Nationalitäten das S e l b stb e st i m m u n g s r e ch 1 gewähren zu wollen. Aus den Ruinen hätten sie ein vollkommen künstliches Gebilde, die sogenannte Tschecho-Slowakei, geschaffen, das die Fehler und Ungerechtigkeiten des Reiches, das sie zerstört hatten, von neuem beging Bon allen Irr tümern, oie die Friedensmacher begangen hätten, sei dies der schlimmste Fehler gewesen, und die Strafe dafür könne nur zu leicht ein neuer europäischer Krieg sein. Seit 18 Jahren hätten die Tschechen nun das Land unter der schweren Hand ihrer zerstörenden Politik gehalten. Durch die Verbannung der Sprache der unterworfenen Volksteile und irtdem sie deren Angehörigen den Zutritt zum öffentlichen Dienst verweigerten, hätten sie versucht, die nationalen Gefühle der Minderheiten zu unterdrücken. Europa habe für die Klagen dieser Minderheiten nur taube Ohren gehabt. Als geschickte Agitatoren hätten die Tschechen die öffentliche Meinung in England geprellt, indem sie sich in nichtssagenden Redensarten über ihre Ergebenheit für die „demokratischen Grundsätze" ergangen hätten. Man könne die „demokratische" Natur ihrer Methoden aber z. B. danach beurteilen, daß 1929, als der Slowakenführer Tuka daraus ausmerksam machte, der Slowakei sei keine Auto nomie, wie in Pittsburg versprochen, gegeben worden, dieser durch ein tschechisches Gericht zu 15 Jahren Zuchthaus ver urteilt wurde. Als endlich Deutschland, unter der Herrschaft des Natio nalsozialismus stark geworden, sich sür das Schicksal seiner Volksgenossen jenseits der Grenze zu interessieren begann, habe die tschechische Regierung Alarm geschlagen. Sie habe bereits ein Bündnis mit Frankreich gehabt und dann 1935 das Militärbündnis mit Sowjetrußland ge schlossen, womtt sie selbst ihr Schicksal heraufbcschwor, da die Bolschewiken die ärgsten Feinde des Reiches seien. In ihrer Aufregung über den Anschluß O e st er reich s hätten die Tschechen dann von Reformen zu reden begonnen, aber das sogenannte N a t i o n a l it ä i e n st a t u: sei offensichtlich nur dazu bestimmt gewesen, Zeit zu ge winnen. Die tschechische Regierung Hosse jetzt, durch eine unvorhergesehene Wendung in der internationalen Lage eine Möglichkeit bieten werde, der Strafe sür ihre Misse taten zu entgehen. Eiserner Selreidevorrm in der Tschecho-Slowakei Prags kriegerische Vorbereitungen. Wie aus Prag gemeldet wird, soll für die Bedürf nisse der Wehrmacht wie auch zur Versorgung der Be völkerung „in ernsten Zeiten" in diesem Jahre ein eiser ner Getreidevorrat angelegt werden. Hierfür wurden 50 Millionen Tschechokronen ausgesetzt. Das Ge- treibe wird in verschiedenen Teilen der Republik auf gespeichert. Wie die Prager Blätter melden, weigert sich jetzt das Finanzministerium, oben genannten Betrag auf zubringen. Es habe beantragt, die Getreidegesellschaft möge ihn zur Verfügung stellen. Letztere wiederum ver weise darauf, daß sie keinen Ueberschuß zur Verfügung habe. Von anderer Seite werde beantragt, die Kosten durch Einführung einer Mehl sonder st euer zu decken, da der Getreidevorrat auch der Bevölkerung im Falle eines Krieges zugute käme. Jedenfalls sei nach den Blättermeldungen der Finanzminister von der Regierung beauftragt worden, mit der Getreidegesellschaft weiter zuverhandeln, damit der Betrag sichergestellt werde. * Auch diese Meldung kennzeichnet die „geistige" Ver fassung, in der sich die reglosen Machthaber in Prag be finden. Es dokumentiert sich in ihr eine kriegslüsterne Mentalität, die zu begreifen jedem friedliebenden und vernünftigen Menfchen in der Welt schwerfallen dürfte. Es zeugt zudem von einer Unsicherheit der tschechi schen Behörden, wenn sinnlose Dementis in Prag herausgegeben werden, um die tschechischen Militärmatz nahmen an der deutschen Grenze als unwahr hinzustellen. Keine tschechische Stelle in Prag kann die Wahrheit aus der Welt schaffen, daß außerordentliche Truppen bewegungen im Grenzgebiet stattgefunden haben, wenn es sich dabei auch lediglich um „Ablösungen" gehandelt haben soll. Es ist im allgemeinen nicht üblich, Reservisten zu zweimonatigen Uebungen mit sechsstündiger Frist ein zuberufen oder Festungsbesatzungen und Garnisonen in Zeiten des Friedens auf einen Schlag im ganzen Lande zu wechseln. Die Prager Tschechen scheinen von allen guten Geistern verlassen zu sein, daß sie ihre mehr als merkwürdigen militärischen Maßnahmen an der Grenze durchgeführt haben, und es zeigt zugleich ihr sehr schlechtes Gewissen, wenn sie durch sinnloses Abstreiten Wahres als unwahr unterschieben wollen. Auch viele ausländische Zeitungen, soweit sie für die Sache des Friedens einstehen, haben mit aller DeuE> kcit auf die verhängnisvolle militärische tschechische T q- keit hingewiesen: denn es ist Aufgabe einer friedliebenden