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zur Belehrung und Unterhaltung. Nr. Dresden, Den 27. Juli iZro. 82. Nathschläge einer weisen Erzie herin für ihre junge Freundin, welche so eben in die Welt treten will. ( Aus dem Französischen.) as Leben, welches wir bis jetzt geführt Haven, meine theure Sophie! zwirn Ihnen nicht mehr. Sie müssen die Welt kennen lernen, für weiche Sie geschaffen sind, und die Menschen, mit denen Sie leben sotten» Zeither bestanden Ihre Gesellschaften bloS in Freundinnen Ihres Alters, welche Ihre Gesinnungen theilten; jetzt müssen Sie lernen mit Weibern von ganz entge, gen gesetztem Charakter, vielleicht von seltsamer Gemülhsart umgehen, die es Ihnen nicht verzeih n werden, daß Sie mehr Verdienst als diese besitzen. Sie wer den oft genöthigt seyn, von jener Güte der Seele Gebrauch zu machen, die Ihnen na, türlich ;st, um sie zu beklagen, ohne sie zu has sen. Die Mannspersone n werden keine solche Mißgunst gegen Sue beweisen, sie wer den Sie im Gegemhcil loben, sie werden Ihre Talente vergrößern; aber glau ben Sie, daß sie Ihnen nicht den klein sten Fehler verzeihen werden. Eifrige Bewunderer Ihrer geringsten Handlungen, werden sie auch strenge Richter derselben seyn. Nichts von dem, was Sie künftig thun werden, wird man als gleichgültig betrach ten. Ihr Gang, Ihre Geber de, Ihre Art sich zu benehmen, Ihre Ge spräche, Ihre Blicke, alles wird sorg fältig geprüft werden, entweder von Seiten der Frauenzimmer, um Fehler an Ihnen zu finden, oder von Seiten der Mannspersonen, um zu sehen, ob Sie ihrer Huldigungen würdig sind. Aber streben Sie, meme liebe So phie! nach jenem dauerhaften Triumphe, den Ihnen die öffentliche Achtung gewährt, wenn Sie gelernt haben, sie zu verdienen. Wollen Sie das Mittel dazu kennen lernen? — Seyn Sie stets, was Sie jetzt sind, sanft, bescheiden und gutthätig. Der Zwang verdirbt alles. Hüten Sie sich, nachahmen zu wollen; Sir würden dann bald nichts mehr als ein gewöhnliche- Frauenzimmer sepn, und meine Sophie soll den edeln Ehrgeiz be< Nunn