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Srlqcuu wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sounadend (Vormittag). LdonnementSpreis beträgt »ierteljährlich l Mark 20 Pf. Anltigtr für Inserate werdtn vi« spätesten« Mittag« de« vorhergehenden Tage« de« Erscheinen« erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadlgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. s Donnerstag, den 23. Januar 1879.4. Jtchrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Das Reichs-Gesundheitsamt hat infolge der Nachrichten über die Fortdauer der Pesterlrankungen im südlichen Rußland die Maßregeln in Vorbereitung genommen, welche bei weiterem Vorrücken der Seuche zur Abwehr der Gefahr von unsern Grenzen erforderlich werden. Um diesen Maßregeln durch ein ge meinsames Vorgehen mit Oesterreich die möglichste Wirksamkeit zu sichern, hat sich der Geh. Rehierungsrath Dr. Finkelnburg im Auf trage des Reichskanzlers nach Wien begeben, wo derselbe die erforder lichen Verabredungen mit den österreichisch-ungarischen Sanitätsbe hörden treffen wird. Oesterreich. Es war vorauszusehen und ist auch richtig ein getroffen, daß die ganz unnützen und zwecklosen Debatten des öster reichischen Abgeordnetenhauses über den „Berliner Vertrag" recht langweilig werden. — Die Maßregeln, welche die Sanitätsbehörden beider Reichshälften anordnen, um die Einschleppung der Pest nach Oesterreich-Ungarn zu verhindern, sind sehr umfassende; so wird auch die Grenzbewachungsmannschaft in Siebenbürgen und Galizien sehr bedeutend verstärkt. Die Gesammtregierung wird im Wiener Abge ordnetenhause eine detaillirte Darstellung dieser Maßregeln geben. — Am 19. d. hat die Unterzeichnung des Handelsvertrages mit Frank reich stattgefunden. — Die Ministerkrise ist noch in der Schwebe; cs heißt, die Statthalter mehrerer Provinzen sollen zu Ministern ge macht werden und an ihre Stellen die gegenwärtigen Minister treten. Frankreich. Die Republikaner scheinen den Weg besonnener Mäßigung, dem sie einen großen Theil ihrer Erfolge der letzten Jahre verdanken, verlassen zu wollen, was schwerlich ihnen selbst, noch ihrem Lande heilsam wäre. Am Sonnabend fand in Paris eine Versammlung der republikanischen Kammermehrheit statt, welche die politische Lag,?des Landes erörterte und das gemäßigte Programm des Ministerium Dufaure für unannehmbar erklärte. Alan erwartet von der Regierung weitere Zugeständnisse, um sich alsdann endgiltig auszusprechen. Der „Figaro", der zwar im Märchenerzählen mit einem weitverbreiteten Berliner Blatte wetteifert, erzählt sogar, der Marschall Mae Mahon wolle in der Voraussicht, daß das Cabinet Dufaure sich nicht länger halten könne, Herrn Gambetta mit der Neubildung des Ministeriums betrauen; Gambetta weigerte sich in dessen auf das Entschiedenste. — Es scheint eine Fraktion vorhanden zu sein, welche Gambetta auch gegen seinen Willen in's Ministerium drängen möchte, um ihn abzunutzen und für die künftige Präsidenten schaft unbrauchbar zu machen. Auch das Gerücht cireulirt, der Marschall Mac Mahon wolle abdanken, wenn man ihn Dufaure nehme, der gerade weit genug links stehe. — Der Senat hat die Wahlen der letzthin gewühlten Senatoren für giltig erklärt. England. Das britische Jnselreich sieht sich in seiner wirth- schaftlichen Stellung arg bedrängt, seitdem Frankreich ihm den con- ventionellen Tarif gekündigt hat und Deutschland im Begriffe steht, seine Einnahmen durch Eingangszölle zu erhöhen. Officielle englische Stimmen deuten schon darauf hin, daß die Industrie des Landes sich werde in Afrika ein neues Absatzgebiet für ihre Production suchcn müssen. — Der Krieg in Afghanistan wird vielfach als schon beendet angesehen. Die Witterungsverhültnisse haben wenigstens für die nächste Zeit jede militärische Action unmöglich gemacht. — London ist vollständig eingeschneit. Seit mehreren Tagen ist die Postver bindung mit der Stadt sehr erschwert und außerordentlich unregel mäßig. — In der Gcschützgießerei zu Woolwich wird jetzt eine Kanone von 160 Tonnen Gewicht hergestellt; die größten bis jetzt eristirenden Geschütze wogen die Hälfte. Schweiz. Bei der am Sonntag stattgehabtcn Volksabstimm ung ist die Nachtragssubvention von 2 Millionen Franken für den Gotthardtbahnbau mit großer Majorität angenommen worden. Nur die beiden Cantone Waadt und Graubünden stimmten dagegen. Als organisirtc Partei haben allein die Soeialdemokraten sich gegen den Gotthardtkompromiß erklärt. Mit der Bewilligung dieser Subvention durch die Schweiz sind alle finanziellen Schwierigkeiten, die der end lichen Fertigstellung dieses riesigen Unternehmens noch im Wege standen, beseitigt. Italien. Der Proceß gegen Passavante ist bis zum nächsten Monat verschoben, um nach dem Anträge des Vertheidigers den Geisteszustand des Angeklagten untersuchen zu lassen. — Durch die Blätter läuft eine höchst sonderbare Notiz, wonach der Papst in einer Cardinals-Versammlung darauf hingedeutet habe, daß er in Anbe tracht des mangelhaft eingehenden Peterspfennigs und der geringen Opferwilligkeit der Geistlichen zu den 3 Millionen, die ihm Italien jährlich durch das Garantiegesetz zur Disposition gestellt habe, greifen werde. Die Cardinüle sollen darauf den heiligen Vater gebeten haben, die Sache vorläufig noch mit anzusehen. Rußland. Alle Berichte aus Petersburg stimmen darin überein, daß keines der bedeutsamen Ereignisse, an welchen die russische Ge schichte des letzten Vierteljahrhunderts so überaus reich ist, eine solche fieberhafte Erregtheit der öffentlichen Meinung, eine solche Spannung in allen Schichten der Gesellschaft zu erzeugen und eine so stürmische allgemeine Theilnahme wachzurufen vermochte, wie es die in einem südöstlichen Winkel des Reiches aufgetauchte Epidemie zu Wege ge bracht hat. Rumänien. Die Regierung kann sich durchaus nicht mit dem Gedanken vertraut machen, daß sie ihren jüdischen Unterthanen gleiche Rechte wie den christlichen einräumen soll, wie ihr dies der Berliner Vertrag zur ausdrücklichen Bedingung macht. In Paris, Berlin, London und Rom null man die Unabhängigkeit des Fürstenthums nicht eher anerkennen, bis jene Bedingung erfüllt ist. Der Vorschlag des rumänischen Ministeriums, die Juden-Emancipation noch hinaus- zuschieben, ist in ganz besonders betonter Weise vom Fürsten Bis marck, als Vorsitzenden des europäischen Congresses, widersprochen worden. Kostales und Sächsisches. — Allgemein klagt die Handclüwclt jetzt über die unpraktische Einrichtung der neuen Eisenbahn-Frachtbrief-Formulare.. Muß es schon als höchst ungenügend erscheinen, daß nur Raum für 9 ver schiedene Waarenposten gelassen ist, so daß, wer 12 verschiedene Kollis versendet, bereits ein zweites Formular anhüngen muß, so tritt das Unpraktische der Einrichtung dieser Formulare doch noch viel mehr durch den Mangel einer besonderen Colonne für die Nummern der Kollis hervor. In den neuen Formularen ist für Zeichen und Nummer nur eine Colonne vorhanden und diese ist noch dazu ziemlich klein. Dieser Umstand erfordert, daß die Zeichen und Nummern möglichst klein geschrieben in die eine Colonne zusammen gedrängt werden müssen, was nicht allein der schnellen Ausfertigung des Frachtbriefes seitens des Absenders hinderlich ist, sondern auch für die Beamten bei Annahme und Ausgabe der Güter hinderlich sein muß. Ferner fehlt den neuen Frachtbriefen ein Raum zu Ver merken, wie folche häufig bei Weiterspeditionen, z. B. durch Boten fuhrwerke, oder über die Behandlung der Güter auf der Bahn, über Abholen, Entladen re. nothwendig sind. Wie der „Dr. A." hört, werden in Hanöclskreisen bereits Schritte vorbereitet, um Vorstell ungen gegen diese unpraktische Neuerung zu erheben und um Ab hilfe zu ersuchen. — Die «iesjährigen Wollmärkte in Sachsen fallen lt. ministerieller Bekanntmachung in Bautzen auf den 13. Juni, in Dresden auf den 14. Juni, in Leipzig auf den 16. und 17. Juni. Ans Chemnitz hört man, daß der einst als armer Handwerks-