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Wochenblatt für i SM' Areitag, den 14. Januar 187tt auf Grund der Anmeldung zur Prüfung zu Verweisenden werden deshalb seiner Zeit mit Bescheidung ver- Hübler. Geh. Regierungsrath. Oberstleutnant. a) über die Staatsangehörigkeit innerhalb des Bereiches des Norddeutschen Bundes, b) über den Tag der Geburt (Taufschein rc.), e) über die Einwilligung des Vaters, beziehendlich des Vormundes, 6) über die Unbescholtenheit des Ansuchenden, welche bei Zöglingen der höheren Schulen von dem Direktor der betreffenden Lehranstalt, bei anderen jungen Leuten von der Polizeiobrigkeit des bisherigen Aufent haltsortes zu bezeugen ist, v) über die erlangte wissenschaftliche Ausbildung Der Nachweise Bekanntmachung der Prüfungs-Commijsion für einjährig Freiwillige zu Dresden. Vom 21. Februar 1870 an werden bei der unterzeichneten Commission Prüfungen zur Erlangung der Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militärdienste abgehalten werden. Es werden daher diejenigen, im Bereiche des Dresdner Regierungsbezirkes nach W 20 und 149 der Militär-Ersatz- Jnstruction für den Norddeutschen Bund vom 26. März 1868 gestellpflichtigen jungen Leute, welche die Berechtigung zum Dienste als einjährig Freiwillige zu erlangen wünschen, hierdurch zur Anmeldung bis spätestens zum 1. Februar 1870 Im Uebrigen wird auf die Vorschriften in ZZ 20, 148—155 der Militär-Ersatz-Jnstruction Verlviesen. Dresden, am 28. December 1869. Königliche Prüfungs-Commission für einjährig Freiwillige. Stelzner, von Schimpft, beizufügen. Die sehen werden. Von großem Interesse sind die Anschauungen Emil Olliviers, des neuen Ministers in Paris, über das Vcrhältniß Deutschlands zu Frankreich. Er hat sie 1867 nach einer Studienreise in Deutsch land in einer Pariser Zeitung (Liberte) ausgesprochen und sie gehen dahin: 1) Die preuß. Annexionen, was auch die in Frankreich und anderwärts vom Könige von Hannover besoldeten Zeitungen sagen mögen, sind definitiv. Eine Minderheit, deren Reihen sich täglich lichten, protestirl allein. Die Massen billigen und bezeugen ihre Zu friedenheit. Nur in Frankreich dauert der Widerstand mit einer ge wissen Hartnäckigkeit fort. 2) Der Nordbund wird ohne ernstliche Schwierigkeiten vrganisirt, Preußen braucht nur den Finger zu er heben, und er wird sich in eine gewisse ungeheuere Annexion umge stalten. Die kleinen Fürsten Norddculschlands scheint Graf Bismarck entschlossen zu sein, in Ruhe lassen zu wollen, was für intellektuelle und künstlerische Entwicklung der deutschen Nation ein Glück ist. 3) Ein patriotischer, freudiger und sicherer Stolz beseelt alle Herzen. Ich habe nirgends etwas gefunden, was dem Hasse gegen Frankreich oder dem Wunsche eines Zusammenstoßes mit ihm ähnlich sieht. Höchstens habe ich ein wenig Ironie und viel Mißtrauen constatirt. Die deutsche Nation will wirklich in Freundschaft mit uns leben, und sie befürchtet nnr, daß Las in Folge unserer Politik nicht mög lich sei. Falls es zu einem Kriege tommt, ist man zu einem furcht baren, hartnäckigen Kampfe entschlossen: Alle Männer von gesun dem Menschenverstand fassen deshalb auch die Eventualität eines Krieges mit Abscheu auf, der zwischen den zwei civilisirtesten Ländern der Erde eine Blutgrcnze ziehen, und der Deutschland, seinem Willen zuwider, in die Arme Rußlands werfend, es nöthigen würde, der großen Ausgabe zu entsagen, welche es in Gemeinschaft mit uns ver folgen muß, und die darin besteht, die slavijchc Weit, welche sich an die Thüre Europas herandrängt, niederzuhalten und zu lenken. 4) Im Süden: Baden ist schon heule der Verbündete Preußens, Würt- aufgefordert, mit dem Bemerken, daß die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Dienste nicht vor vollendetem 17. Lebens jahre nachgesucht werden darf, daß aber dieselbe bei Verlust des Anspruches spätestens bis zum 1. Februar des Kalen derjahres, in welchem der Betreffende das 20. Lebensjahr erreicht, nachgesucht werden muß. schriftlich, im Bureau der Commission (Schloßstraße No. 15 1. Etage) zu bewirkenden Anmeldang sind Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Giebenlehn und die Umgegenden. Amtsölatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den SLadtrath daselbst. Tag esgeschichte. Grünhain, 10. Januar. Gestern Abend erblickte man in der Richtung nach Elterlein eine mächtige Feuerwolke. Es brannte da selbst auf dem sogenannten Anger. Durch das Flugfeuer gerielhen gleichzeitig mehrere Häuser in Brand, was die Gefahr und die Ver wirrung vergrößerte. Trotz der schnellen Hilfe von Nah uud Fern! Vierzehn Häuser uud 6 Scheunen wurden eingeäschcrt und viele, meist arme Einwohner sind obdachlos. Menschenleben sind Gott sei Dank nicht zu beklagen. Eine Feuersbrunst in Falkenstein,' welche am 10. d. M. 5 Häuser, zumeist Wohnungen armer Weber, in Asche legte, hätte un absehbares Unglück über die Stadt bringen können, wenn sie nicht noch rechtzeitig gelöscht worden wäre. Der Wind wehte gerade nach jenem^Vheile der Stadt, der von früheren Bränden verschont ge blieben ist und daher fast ganz aus nicht-massiven Gebäuden be steht. Paris, 10. Januar. Der „Constitutionell" berichtigt das Ge rücht, Rochefort sei von dem Prinzen Pierre Bonaparte getödlet worden dahin: Prinz Bonaparte schrieb einen Brief an Rocheforte, in dem er ihm vorwarf, von einem seiner Tagelöhner in einem Zei tungsartikel beleidigt worden zu sein. Victor'Noir und de Tonville gingen im Auftrage GrousselS, des Schreiber des Artikels, zu dem Prinzen. Prinz Bonaparte fragte sie, ob sie von Rochefort geschickte Tagelöhner seien, woraus Victor Noir den Prinzen ins Gesicht schlug. Der Prinz schoß auf Noir, welcher todt zusammenstürzte. — 11. Januar. Das „Journal osfiziell" meldet: Ein kaiser liches Decret ruft den höchsten Gerichtshof zusammen, um die An klage wegen Todtschlags gegen den Prinzen Peter Napoleon Bona parte zu constatiren. Der Prinz war dem Verhaftsbefehle Olliviers zuvorgekommen und hatte sich dem Präfecten gestellt und wurde dann in die Conciergerie geschafft.