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Nr. ISS. Montag, 20, Juli 1S14. S. Jahrgang. Diese Nummer »mfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Das Luftschiff Z. 4. hat di« russisch« Grenz« nicht überflogen, ob e» von russisch«» Grenz- Posten beschossen Morden ist, konnte infolge de» Prvpellergerüusches nicht festgestellt tverden. Erzherzog Friedrich ist von Kaiser Franz Jo sef in Bad Ischl empfangen Morden. * Im schwedischen Reichstag ist ein Antrag auf Legung eines Kabels Deutschland- Schweden etngebracht worden. Beide Staaten Hüt ten dann je 360000 Mark Kosten zu über nehmen. Heute beginnt in Paris der Prozeß gegenFrau Laillaux wegen Mordes de» Direktors Ealrnette vom Figaro. Die aufständischen Albanier haben dem Für sten Wilhelm zu seiner Antwort wegen s einer Abdankung eine 72stündtge Frist gesetzt.*) Die griechische Regierung hat in der klein asiatischen Streisrage eine neue Note in Konstantinopel überreicht. »» klLhere« steh« a» anderer Still«. Mutmaßliche Mtierung -am 21. Juli: Ostwi.ch meist hekttr, warm, Gewitterneigung, sonst vorwiegend trocken. "ML Huertas Glück unä Cnäe. *0? Oft. genug angekündigt, hat es sich jetzt endlich bestätigt, daß der mexikanische Diktator Huerta von seinem Posten zurückgetreten ist. An seiner Stelle wurde der bisherige Präsident des Obersten Gerichtshofes Ear. bajal zum Präsidenten der Republik Mexiko gewählt. Fast anderthalb Jahre hat die Gewaltregterung Huer tas, freilich nicht -um Glück de» Lande», das durch die Wirren an den Rand de» Abgrundes gebracht worden ist, gedauert; gewiß hat dieser eigenartige Charakter mit et- ferner Faust die Zügel der Herrschaft geführt; gleich wohl aber ist es ihm nicht gelungen, der Rebellen Herr zu werden, die unter ihren verschiedenen Führern heute das Haupt höher tragen als j« zuvor. Huerta hatte gründlich abgewirtschastA, die ZwangSkontr ib utionen und die gewaltsamen Einstellungen der jüngsten und ältesten Jahrgärge der Bevölkerung in die Regierungstruppen, mußte auf die Dauer Erbitterung Hervorrufen und die Zahl der Anhänger des Präsidenten Huerta schwächen. Gleichwohl hatte er deren noch immer genug, so daß er es ruhig wagen konnte, das Parlament autzulösen und Neuwählen auszuschreiben, weil er, gestützt auf seine Macht, «S verstand, in der Mehrzahl gefügige Kandi daten durchdrücken zu lassen. Wenn gleichwohl sich jetzt Huerta entschlossen hock, abzudanken, so geschah dos, weil er keinen anderen Ausweg au» den Wir ren mehr sah, und wöhl selbst fühlt«, daß seine Stund« geschlagen habe. Daß er ein schlauer Fuchs ist, beweist der Umstand, daß er sich durch die Art seines Rücktritte» einen guten Abgapg gesichert hat, Wohl, um eS für die Zukunft nicht zu verderben, da er sicherlich meint, daß seine Rolle noch lange nicht ausgespielt ist. Sein Nachfolger Car- ga^da beginnen. Man hat die finanzielle Garantie be reits geschaffen. Der Fiskus hat das erforderliche Gelände im Grünewald zur Verfügung gestellt. Hochmögende Pro tektoren, wie den deutschen «Kronprinzen, wie Exzellenz von Podbielscki u. a. henkt man Mr die Sache unschwer zu in- terchieren. Es würde damit der modernem zislbewuhten Körperkultur neben den Spielen selbst noch ein «weiterer Ausdruck geschaffen, der wieder seinen ganz besonderen Mert haben müßte. Auf der Olympia-Ausstellung käme alles das zur, Darstellung, was gewissermaßen das Fun dament der Spiele, d'e notwendigen Mittel jeder rationellen Sporhpfleg« bedeutet. Denn auch die Körper kultur ist eine Aufgabe, deren «Lösung nicht einfach dem gut.n Willen in den Schoß fällt, sondern die ihre technischen Vorbedingungen und Werkzeuge erfordert und mit dem bajal ist einer seiner treuesten Anhänger und wird sicher lich den ihm gegebenen Ratschlägen für die Richtlinien seiner Regierung Folge leisten. Von Bedeutung bet der jetzigen Situation muß die Aufnahme sein, die der Re gierungswechsel bei den Amerikanern hervorgerufen hat. Man verhehlt in den Kreisen der Washingtoner Re gierung seine Befriedigung «über den Sturz Huertas nicht, andererseits aber befiirchtet man, daß kein Sh- stemwechsel eintreten und somit alle» beim alten bleiben wird. Die Mexikopolttik des Herrn Wilson ist etwa» eigenartig gewesen, niemand ist au» ihr so recht klug geworden, heute steuerte der Kur» ko, und morgen so. Jedenfalls stellt sie sich keineswegs al» ein glänzender Schachzug dar, und von der Erfüllung des Traumes einer Annettton oder Aufteilung Mexikos ist man heute Wetter entfernt, denn je zuvor. Die Rebellen mögen sich Wohl der amerikanischen Unterstützung ge freut Huben, in Wahrheit sind sie aber, genau wie die Anhänger der Regierung, entschiedene Gegner und Has- ser Nordamerika», wie da» bei der amerikanischen Inva sion deutlich genug in di« Erscheinung trat. Auch jetzt werden die Rebellen sich in ihrer Haltung nicht beein flussen lassen, sie erkennen ebensowenig, wie da» Herr Wilson tun wird, die neue Regierung an, sondern rüsten sich -um Marsch auf Mexiko. Aus alledem erhellt, daß der Rücktritt Huertas wohl eine Wendung, aber keineswegs eine definitive Entscheidung in den mexikani schen Wirren bringt, und daß man mit ihrer Fortdauer noch aus länger« Zett hinaus rechnen muß. Die internationale Olympia-Ausstellung. (Don unserem Berliner S - Mitarbeiter). Zu der vom letzten internationalen Qlympiakongreh geplanten Ausstellung im Anschluß an die Mr ISIS in Berlin stattfindenden olympischem Spiele ist in diesen Dagen der Grund gelegt «worden. Das Genernlsekretariat der VI. Olympiade ISIS wird demnächst mit der Propa- Wandel der schrei Leichen Kulturzoitalter ih7 Aussehen ändert. Knüpfen auch die modernem olympischen Sp ele in Namen und Sache an die antiken an, «so wollen sie doch keineswegs ihre Zeit verleugnen. Im Gegenteil ist auch ihnen die Vegangheit mur ein Postament, von dem aus «ich weit und «schaffensfroh in die Zukunft schauen laßt. Auch im Sport gilt es, Neues zu schaffen, mit neuem Hand- weikzeug zu arbeiten, neue Ziele aUtzustellen, mit immer größeren neuen Maßstäben zu »essen. Schm hat sich um die mannigfachen EPortzwecke «ine ausgedehnte vielseitige S-po,rt Industrie «gruppiert. D*e Fabrikation der Sportkleidung ist ebenso «wie Pie der Sportwerkzeuge Gegen stand eines regen internationalen Wettbewerbs gemor- den. Es ist Mr jeden Sportliebhaber «wichtig, sich über das zu unterrichten, «was Mr feinen Sport an Trachten oder Hilfsmitteln «praktisch, zuverläMg und leistungsfähig, zugleich aber auch ästhetisch «gefällig ist. Denn Körperkul tur umfaßt ja dies Beides, die Schönheit so «gut «wie die Kraft, die Gefälligkeit so gut wie di« Gesundheit. Und neben den Sportliebhaber «wird vor allem die Konkurrenz auf dem Gebiet« der Sportindustvte sich in der geplanten Ausstellung Ansporn und Anregung holen; einer wird «vom anderen lernen, keiner hinter dem Konkurrenten zurück bleiben «wällen. Die Olympia-Ausstellung Meßt sich somit derart organisch an die Spiele selbst «an, daß ihre «gleichzeitige Veranstaltung «geradezu «al» eine SeWstperständlichkeit er- scheinen muß und man sich eigentlich nur darüber «wundern möchte, daß dies« Idee nicht «schon eher in Verbindung mit den internationalen Wettspielen achgetaucht ist. An Be teiligung der «verschiedensten Firmem aus allen Ländern, in denen überhaupt nur irgend ein Sport blüht, braucht man gewiß nicht zu zweifeln. Denn wo fänden sie besser Gelegenheit, an die wichtigsten «Interessenten Mr ihre Ar tikel heranzukommem und «wo könnten sie diÄe nach drücklicher der Aufmerksamkeit empfehlen, als neben dem Stadion, «wo sich die Qualität der verschiedensten Sport- waren unmittelbar praktisch demonstrieren lassen «wird? Me Lehrerkongresse heutzutage gern mit Lehrmittelaus stellungen, wissenschaftliche Versammlungen immer häufiger Wenn äie Vrunnengläser klingen... Npvellette vom Tl. Weber, G«n Enge! wachte an seinem Krankenbett I Serroem die Regimentskameraden und der Stabsarzt den Schwer- veumuqdeten in der Fnühe eines wunderbaren Maimorgens in die Universitätsklinik gebracht, wo er sofort auf den Operationstisch kam, damit die Verwüstungen, di« d«e Kugel in dem Körper angerichtet hatte, durch Messe- und Naht des Chirurgen wieder einigermaßen ausgeglichen werden konnten, saß sie am «Krankenbett de» totbleichen Patienten. Sie besorgte die Nachtwache und «war auch bet Tag um ihn; sie lteß-die Duftwellen. die die Wieder. Lüsche aushauchten, die draußen um das «Marmordenkmal des berühmten Chirurgen und Menschenfreundes gepflanzt waren, durch chas «weitgeöffnete Fenster de, kahlen K«ran- kengtmmers Meßen und labte seine Stirn . .. Der «in den weißen «Kissen vor ihr lag und sich in wilden Weber- Phantasien «wätzte, «wollte nicht genesen. Di« Fieberkurve die auf der Tafel ausgezeichnet über dem Bott hing, zeigte bedenkliche Ziffern, und die Regimentskameraden, di« tag- täglich anfvagtey, bekamen selten «gute Botschaft zu hören. Endlich, endlich ging es bergauf I Gin« Abend», al» die Körpertemperatur zum ersten Mal« nach langem Harren befriedigend «mar, traf sie ein klarer, dankerfüllter Blick aus sr nen Augen. Wer bist du, .. . wer Md Sie? kam es leise fragend von feinen blassen Lippen. Die Schwester, Schwester Klara, war die Antwort. Sie wandt« bei der NLrt ihr Ächt ab und zeichnet« rasch di-Fi^uv« auf der Dafsl ein. Er sah es vsutlich, wi« die seinen weißen Hände Lebten. , , Seitdem hatte er nicht wieder mit der Schwester s sprachen. Al- er noch acht Tagen, durch Kissen gssMtzt, im Bett aufrecht sitzen konnte, verlangte «r noch Miner Brieftasche, die «von dem «Kamevche« Mr ihn am kritischen Tag« aufbswahrt und dann «abgegeben war. Mit seinen «matten «Händen griff er nach der «Photographie, die sie «barg; dann betrachtete« er lange sinnend das Fvauenpor- tvät. Eine stolzq, kalte Schönheit, im Profil «wie aus Mar mor gemeißelt. Das war da» Weib, Mr das er sich ge schlagen, um ihretwillen hatte er sich bei dem Plistollenduell die verderbenbringende Kugel geholt. Es glitt wie ein Schatten leiser «Enttäuschung über sein Gesicht.... Er wollte nicht dulden, daß man so über sie sprach, auch in der Ssktlaune nicht; ein Wort gab das andere, sein bester Freund wurde zu «feinem Gegner. Vermittlung Haff nichts, Beweise ließ er nicht gelten.... Als ob die Tugend durch Beweise «gestützt «werden Müßte I Und doch, eine Stunde eh« er sich anschickte, den Magen zu -«steigen, der ihn zu den Schießständen bringen «sollte, «wurde ihm von unbekannter Homd ein Brief zugeschickt, der von einem Ein geweihten stammen mußte. In dem Schreiben, das fp bestimmt und «wahrhaftig Mang, hieß es, daß sie ihn betrogen habe, daß st« nie ihm Mein gehört habe. Und trotzdem, vielleicht gerade deshalb, schlug er sich. Was «war di« Munde, die ihm diese Botschaft geschlagen, gegen jen« Patron«, die aus der Pistole de» «Gegner, kam! llnwill- «kütltch glitt sein Auge von dem Porträt hinüber zu der «Schwester, di« an seinem «Krankenlager faß. Er erschrak über die Aichnlichkeit zwischen der Frauengestalt in der Diakanissentracht und jenem Weib, dessen Züge das MW so getreu «miedevgab. Nur «wärmer, seelenvaller blickte das ^u^Auch «Klara Wen bemerkt zu haben, daß ihr Patent sie so prüfend gemustert. MH, wie immer, wenn st« stb beobachtet glaubte, blätterte sie in dem Büch- lein der Wrlmistsn. Nasch Wies der Kranke ein. Aber de, Schlummer «war heute nicht so ruhig Me sonst. Di« Lippen bewegten sich hastig, die Hände arbeiteten unmtf. hörltch, so daß da« Porträt, das der Schlqfemde lange an sich gepreßt hatte, auf den Teppich fiel. Di« Diakonissin hob hastig dM MW auf. Sin flüchtiger Wick verriet ihr. daß es das Bild ihrer — Schwester, der geschiedenen Gräfin v. H„ war. Und sie erkannte das letzte Nomainkapitol . . . Eine Träne netzte ihre Wimpern. Am andern Morgen erbat sie von der Oberin einen längeren Echolung-surLaub. Als man ihren Patienten «auf dem Rollstuhl au« dem Ope- rationsfaal hevauMmchte und der Professor dem Geduldigen die frohe Botschaft übermittelte, daß er nun über den Berg s«i, war Schwester Klara abgereist. Zur Erholung nach dem Süden, lautete die kühle Antwort ihrer Nachfolgerin. Er hätte den Verband von der Wunde reißen können vor Gram und Wut. So «war ihm sein «Letzte» genommen, «wo» «ihm der Herrgott so spät erst geschenkt. Und «ine Milte überkam ihn, tötete seine Empfindungen und nahm ihm die Erinnerung. Bitterkeit quoll -in seinem Inneren . .. Zwei Monate später, im Hochsommer in Bad K. Ein junger, bleicher Kurgast, dem man den Offizier von «wei tem ansteht, kommt, den Bozener Wettermantel um die 'Schulter, langsam die Treppe-bes Kurhotels herab. Und «von allen Korridoren und «aus Men Etagen steht man «Hotelgäste, das Bmnnenglas in der Hand, in den kühlen «Sommermorgen hinauseilen nach dem Brunnen, wo das heilspendende Wasser aus der Quelle spruds't. Der Offi zier «will eben dem Hotelportier einen Brief zur Besorgung geben, als «ine auffallend elegant gekleidete Moy-ine an der Seite eines älteren Herren seinen Weg kreuzt. Der schmale Raum an dem «Lift zwingt ihn^ zur Seite zu treten. Er muß das Paar also schen, «ob «r will oder nicht. Sie hatte ihn erkannt «und war seinem Mick aus- gewichen. Baron von «DH und Gemahlin«, «in« geschieden« Gräfin aus . . sdadt, ein Offizier soll wegen chr sin Duell gehabt haben. . . begann der gewandte Portier eifrig dem Leutnant zu erzählen. Sie «wohnen seit drei Tagen hier; der Herr Baron gebraucht die tKuvI Der, dem stü« Erzählung galt, winkte «ab: Danke, «Liebster, bin unter, richtet! — Wie teilEmslvs und kühl «war er doch ge. worden, Bor einem Viertelfahr noch hätte -Hm das Herz