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Sonntag, äen is. Äugust 1S2S 24. Zahrgaag Die Antwort an England überreicht lassen dieser aufgv- . ES ist vielleicht zu wett gegangen, wenn von einem Abenteuer spricht, aber diese Fahrt Die Politik äer Woche «n, de« Haag — Entschädigungen und Räumungen »Graf Zeppelin" ans der Weltreise von hoher Perspektive Di« Verhandlungen stuf der Haager Konferenz kommen nur langsam vom Fleck, Sicht man näher hin, so kam die Konferenz aus der Krisis bis jetzt noch nicht heraus, in dis sie gleich am ersten Tage mit den Forderungen des englischen Schatzhanzlers Snowden gekommen war. Zu Beginn der Woche Prallte Snowden mit dem französischen Ftnanzmtnister Eher on derart zusammen, als er dessen Ausführung gen grotesk und lächerlich nannte, daß viele schon an ein Auffliegen der Konferenz dachten, Her Zwi schenfall .wurde schließlich betgelegt, doch wich .Snow den von seinen Forderungen in keiner Meise ab. Sein Ministerpräsident Macdonald deckte ihm vollständig und der liberale Führer Lloyd George wie der Amtsvorgänger Snowdens, Churchill, leisteten ihm kräftig Sekundantendienste. Franzose, Belgier, Ita liener und Japaner sahen sich daraufhin veranlaßt, den Engländern in etwas entgegenzukommen. Als Snowden davon hörte, ließ er gleich durchblicken, daß die Vorschläge der von den Franzosen geführten gro ßen Gläubigermächten für England völlig unbefrie digend sind. Der französische Bluff, mit einem Auf fliegen der Konferenz zu drohen, machte aus die kalb blütigen Briten keinerlei Eindruck. So mußte man damit zufrieden sein, daß weiter verhandelt wird. sammenkünfte entschlossen aufgeben würde. Auf di« Zwischenfrage des Berichterstatters, „Das Ende der Haager Konferenz von 1929 ist also ein Mißerfolg schlechthin?" antwortete der englisch« Gewährsmann: Weshalb schlechthin? Man wird Unterausschüsse er nennen, dis ein ehrenhaftes Ende herbeiführen wer den/ Tie Minister werden nach Haufe zurückkehren, und jeder wird seine Stellung aufrechterhalten. Ter Berichterstatter fragte: Kann England denn zulassen, daß Belgien, das Opfer der fehlenden Vorbereitung Englands für den Krieg, zugunsten Englands ein Geld opfer bringe. Mer Gewährsmann erwiderte, von alle dem sei ja gar nicht dis Rede. England wolle kein ypfer mehr bringen, aber es wolle bezahlt werden- das sei der Kernpunkt der Frage, das sei deutlich und klar. England für bedingungslose RhekslaaSräumuug Nach einer Blättermeldung aus dem Haag betonte Hender son im Verlaufe seiner vorgestrigen Besprechung mit Dr- Strese» mann nochmals mit Nachdruck, daß die britische Regiemng bereit sei, das Rheinland in kurzer Zeit bedingungslos zu räumen. Grundsätzliche Einigung über die Räumung Ser dritten Zone! Der Sonderberichterstatter der „Information" im Haag will in der Lage sein, zu berichten, es sei offiziös ein« Eini gung zwischen Frankreich und Deutschland über die Räumung der dritten Zone erzielt worden. Die Deutschen wünschen zwar, daß sie rascher erfolge, hätten aber grundsätzlich als äußersten Termin den Juli 1930 angenommen. Tiie politischen Fragen der Haager Konferenz sind gleichfalls schon kräftig angefaßt worden. Es bleibt das Verdienst Hendersons, daß sie in leb haften Fluß kamen. Tse Engländer erklärten frei mütig, daß sie mit der Zurückziehung ihrer Truppen aus den besetzten Gebieten im September beginnen und daß auch der letzte Mann der britischen Besatzungs armee das WeihnachtSfest in seiner englischen Garnison feiern wird. Der Politisch« Druck, der damit auf die Franzosen und Belgier ausgeübt wurde, war dem französischen Ministerpräsidenten Briand sehr un angenehm. Er wandte sich hin und her, sprach von den Schwierigkeiten der Zurückziehung ganzer Regi menter im Winter und brachte all die Wünsche zum Vortrag, die man aus der nationalistischen Presse Frankreichs längst kannte. Als Tr. Stresemann darauf bemerkte, daß wir uns jetzt mitten im Sommer befänden, und Briand diese günstige Zeit ausnützen sollte, um jetzt sofort das Rheinland zu räumen, da mit die französischen Truppen sich im Winter keinen Schnupfen holten, schüttelte sich! der englische Außen minister Henderson vor Lachen. Seine Heiterkeit war so ursprünglich! und ansteckend, daß die ganze politische Konferenz von ihr ergriffen wurde und selbst Briand sich einem .diplomatischen Lächeln nicht entziehen konnte. Er meinte dann lakonisch, daß er sich den Rat Dr. StresemannS durch! den Kopf gehen wollte. Die deutsche Vertretung im Haag hat in Woche auch die Sa ar frage in aller Form rollt. Das Memorandum Dir. StresemannS, das den Franzosen ausgehändigt wurde, umfaßt zwar nur zwei Schreibmaschinenseiten, es enthält aber die Grund gedanken einer persönlichen Unterhaltung zwischen Dr. Stresemann und Briand, dis sich vornchmlich um drei Fragen drchen. ES handelt sich Hierbei einmal um den Rückkauf der Saargruben durch! Deutschland, so dann um ein zoll- und handelspolitisches UebergangS- regtme für das Saargebtet und schließlich um Fra? gen des kleinen Grenzverkehrs. Der französische Mi- nisteiprästdent wurde von unseren Vertretern dar über nicht im Unklaren gelassen, welche ernste Rolle das Saarproblem in den deutsch-französischen Be ziehungen spielt und daß ein wahres Vertrauensver hältnis zwischen beiden Ländern und Völkern nicht zustande kommen kann, wenn dis Saarfrage nicht eine vornehme Lösung findet. die gewaltigen atmosphärischen Schwierigkeiten, dann I könqten. " ' " Länge des Weges, ferner die langej man vou «roenreuer rprrcnr, aver Diese sVabrt Dauer der Fahrt, außerdem die Unsicherheit des Wet- stellt fraglos ein bedeutendes Waanis dar Kritib a-, ters der meteorologischen Nachrichten, der drahtlosen wagtest halb gewon^ U im asiatischen Rußland und die Pro- Welt. So wünschen wir denn Dir- Eckener, feiner ^ond-rabUt-n "Ä schließlich die mutigen Mannschaft und seinen wackeren Reisegefähv- Imponderabilien, dis sich in diesen Tagen einstellen ten von Herzen eins glückhafte Fahrt. HavaS meldet aus dem Haag: Die Denkschrift, in der der endgültige Standpunkt der französischen, belgischen, italienischen und japanischen Delegierten über die britischen Forderungen bezüglich des Young- Planes niedergelegt ist, wurde der englischen Delega tion gestern mittag überreicht. Tie Denkschrift um faßt vier bis fünf Seiten. Sie enthält keine Ziffern. Tie französische, belgische, italienische und japanische Regierung geben darin ausführliche Erklärungen über alle diejenigen Punkte des Young-PlaneS, über die die Regierungen ein Verfügungsrecht besitzen. Ueber die Aussichten der Konferenz berichtet HavaS: Auf Grund der Verhandlungen, die der Ausarbeitung und der Ueberreichung der inter alliierten Denkschrift vorangegangen sind, herrscht in Konferenzkreisen dis Auffassung, daß Snowden das ihm von seinen alliierten Kollegen angebotene Ent gegenkommen nicht für ausreichend halten wird. Wenn dem so wäre, würde die Konferenz gezwungen sein, von neuem die Vertagung ihrer Arbeiten ins Auge zu fassen. Aus alle Fälle wird, da der Finanzieus- schuß heute vormittag Zusammentritt, die endgültige Entscheidung in einigen Stunden bekannt sein- Erklärungen Louchenrs Die von Loucheur vor der französischen Presse abgegebenen Erklärungen deuten darauf hin, daß! Man mit Hilfe der öffentlichen Meinung einen Druck auf England auszuüben versucht, um die Annahme der neuen finanziellen Vorschläge Zu erzwingen oder ge gebenenfalls England die Verantwortung für einen Mißerfolg der 'Konferenz zuzuschieben. Loucheur be tonte nämlich!, daß für den Fall, daß Snowden am Sonnabend seine bekannten drei Forderungen dem Finanzausschuß, zur Abstimmung.vorlegen sollte, diese sicherlich! abgelehnt werden würden. Soweit, wie Snowden dies wünsche, könnten die übrigen Mächte England nicht entgegenkommen. England müsse zu frieden mit dem sein, was ihm die übrigen Mächte anböten. Jedenfalls hätten sich Frankreich, Belgien, Italien und Japan darauf geeinigt, daß das im Young- Plan vorgesehene Schema für die deutschen Zahlungen nicht geändert werden könne, sicherlich nicht ohne Zu stimmung Amerikas, die jedoch! äußerst unwahrschein lich! sei. Ziffernmäßig sollen die England angebotenen Zu geständnisse darauf hinauskommen, daß Englands For derungen zumindest zu zwei Dritteln bewilligt wer den, d. h!. daß England eine Erhöhung seiner Young- Annuität um über 30 Millionen RM zugesichert er hält. Tie vier genannten Mächte behaupten aller dings, daß ihrs Vorschläge bis auf 80 Prozent an die englische Forderung Herankommen. Von englischer Seite wird dagegen ihr Ausmaß! nur auf etwa 50 Prozent beziffert, weil hierbei Beträge angercchnet seien, aus die die Engländer ohnehin nach! dem Young- Plan Anspruch zu haben glauben. Ebenso gehen die Ansichten darüber auseinander, inwieweit Englands Ansprüche auf eins Höherbeteiligung an der ungeschütz ten Annuität in diesem Rahmen eins teilweise Be rücksichtigung erfahren haben sollen. Ver englische Standpunkt km Haag DM Berichterstatter des ,Hntransigeant" im Haag will von einer offiziellen englischen Persönlichkeit fol gende Stellungnahme zur Konferenzlage erhalten ha ben: ES ist zwecklos, am Sonnabend eine Sitzung ab- zuyalten und folgende Erklärung anzuhören: 1. daß die Belgier guten Willen gezeigt, daß! sie sogar ein Geldopfer gebracht hätten? 2. daß Frankreich seiner seits ^rin Geldopfer gebracht hab«, aber 3. daß Ita lien nichts habe tun wollen und sich zu keinerlei Opfern bereit erklärt habe. Wozu unter diesen Be dingungen eine aussichtslose Erörterung wieder er- öffnen? Wenn Snowden nach London zurückkehre, ohne Erfolg gehabt zu haben, dann wird er dort wie ein Nationalheld empfangen und gefeiert werden. Englischerseits hat man nichts vorzuschlagen, e- wäre besser, wenn man diese für jeden aufregenden Zue Einigung über äie kirbeitslosenversicherungsreform Die interfraktionellen Besprechungen über dis Arbeit«, losenversicherungsreform, di« gestern vormittag begannen, haben in den Nachmittagsstunden wie die „Bossische Zeitung meldet, zu einer Verständigung der Parteivertreter in den wesentlichsten Punkten geführt. Der Reichsarbeitsmtnister wurde aufgefordert, nach dem Resultat dieser Besprechungen eine Vorlage auszuarbetten, die dann an den Sozialpolitischen Ausschuß gehen wird. Ueber eine Einigung in der Arbeitslosenversicherung»-^»« schreibt die „Voss. Ztg? weiter, die Hauptstreitfrage sei, ob und in welcher Höh« eine Beitragserhöhung durchzuführen wäre. Ueber die Beitragserhöhungen werde das Kabinett die Ent- schetdung treffen. Man dürfe aber wohl nicht daran zweifeln, daß die Fraktionen sich dem Beschluß der Regiemng fügen werden. Ebenso könne man mit Sicherheit annehmen, daß die Erhöhung der Beiträge auf ein halbes Prozent beschränkt wird, mit dem das interfraktionelle Kompromiß bereits rechn,- Rumänien duldet keim Ausländer mehr Nach einer Bukarester Meldung hat das rumänisch« Landes- frsmdenkontrollamt beschlossen, die Aufenthaltsbewilligung von Ausländern vom 4. September ab nicht mehr zu verlängern. Unter den Auszuweisenden blinden sich bereits seit 10 wahren in Rumänien befindliche Person^, dur um Dewill mmg der Staatsbürgerschaft eingekommen sind. Da» Matt «Mweml beschäftigt sich in längeren Artikeln mit PAr Angele-vch«it und gibt der Ansicht Ausdruck, baß dieser Beschluß im Ausland« viel bdse, Wut erregen werbe. Während Vie ganze Politische Wett nach dem Haag schaute, rüstete sich in aller Stille „Graf Zeppelin" in Friedrichshafen zu seiner Weltreise. Si« wurd« am Donnerstag! morgen in alle« Frühe angetreten und führte übe« Berlin, Danzig und Königsberg nach Ruße land hinein. In fünf oder sechs Tagen soll Tokio erreichst Werden, «ine Vergnügungsfahrt oder gar «ine LuxuSreise ist diese« Flug de» „Graf Zeppelin" gewiß nicht, denn kein Fachmann verkennt das ernste Risiko, da» diese Zeppelin-Reise von Friedrichshafen «ach 'ToLo in sich btt^t. Da find zunächst einmal Hal KuKlanä äen Krieg eröffnet? Gestern früh in Schanghai erhaltene Nachrichten bestätigen den Einmarsch der Russen ins chinesische Gebiet. Der chinesische Gesandte in Washington wurde beauftragt, die Unterzeichner des Kellogg-Paktes davon in Kenntnis zu setzen, daß Rußland die Feindseligkeiten begonnen hätte, während China dazu entschlossen sei, nach dem Geiste des Paktes zu handeln. Die Telegraphenagentur der Sowjetunion berichtet: Mel dungen aus Chardin zufolge ist über dreitausend Sowjetbürgern die Möglichkeit genommen, ihrer Arbeit an der ostchinefischen Bahn nachzugehen. 1500 Sowjetbürger sind nach einer Erklä rung des Verwaltungsmitgliedes Fanziguan verhaftet worden. Die chinesischen Behörden werben schleunigst neu« Angestellte durch die Eisenbahn an. /luer Tageblatt Mzelger Mr -as Erzgebirge WW Nr. IS2