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Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Bering von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. «3. Sonnabend, de« 2S. Mai 1897. Freitag, de« 4 Juni ds. Js., 2 Uhr Nachmittags gelangt in Burkhardtswalde 1 Pianino und 1 Büffet zur öffentlichen Versteigerung. Versammlung der Bieter im Gasthofe zu Burkhardtswalde. " Wilsdruff, den 25. Mai 1897. Sekr. »Ed, Ger.-Vollz. auch Christum gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr." Der Tröster ist gekommen, wie Jesus verheißen hatte, und treibt nun Gottes Kinder so lange, bis sie aus der Zeit der Unruhe und der Thränen in die Feierstille der oberen Welt entrückt werden. Dort sind sie bei Jesu, aber sehen ihn auch dann noch nicht (wenn wir die biblischen Stellen richtig deuten). Sehen werden wir ihn erst auf Erden wieder unter dem neuen Himmel in der ewigen Herrlichkeit. Exaudi: Herr, höre unser Gebet, daß wir mit Dir leben und regieren mögen in Ewigkeit. Tagesgeschichte. Der Reichstag hat sich nun doch zu dem Entschlusse ausgerafft, auch noch über Pfingsten hinaus zusammeuzu- bleiben und daher für jetzt nur eine nochmalige Vertagung seiner Session eintreten zu lassen. Der Wunsch der Par teien der Rechten und des Centrums, unter allen Um ständen noch das Gesetz über die Zwangsorganisation des Handwerks zu Stande zu bringen, der sich auch mit den Wünschen der Regierung deckt ist für den Beschluß, eine nachpfingstliche Session abzuhalten, maßgebend gewesen. Die genannte Vorlage ist nebst der Beamtenbesoldungs vorlage und dem jüngsten Nachtragsetat in den letzten Sitzungen vor der Pfingstvertagung in der Spezialberathung erledigt worden, in dem voraussichtlich nur kurzen Sesstons- abschnitte nach Pfingsten sollen diese Sachen sowie der neue Servistarif dann endgiltig zur Verabschiedung ge langen. Die Vorbedingung zur Durchführung dieses ge schäftlichen Programmes ist freilich die, daß der Reichstag zu dieser schon vorgerückten sommerlichen j/chreszeit noch qnüqend beschlußfähig bleibt, die wiederholte Beschlußun fähigkeit des Hauses gerade im Verlaufe der Einzelbe- rathung der Handwerkervorlage könnte beinahe Zweifel rwecken, ob die Reichsboten am Ausgange des Rosen- mouats noch in hinreichender, Zahl zusammeW^ werden, — nun, man wird M sehen! jedenfalls kann es nur mit Genugthuung begrüßt werden, daß der Reichstag gewillt ist, u. A. noch das Gesetz über die Aufbesserung der Beamtengehälter unter Dach und Fach zu bringen. Dasselbe schien mehr als einmal sowohl an der geschäft lichen Lage, als auch an Meinungsverschiedenheiten der größeren Reichstagsfraktionen scheitern zu sollen. Ein solcher Ausgang der Sache wäre indessen hauptsächlich im Interesse der Kategorie der unteren und mittleren Klassen der Reichsbeamten, welche einer Aufbesserung ihrer Ge hälter sehr bedürftig sind, zu bedauern gewesen, es ist da her höchst erfreulich, wenn sich fetzt die Aussicht auf end- giltige Annahme der betreffenden Vorlage eröffnet. Was die wichtige Handwerkervorlage anbelangt, fo war deren Schicksal noch bis in die jüngste Zeit hinein höchst unge wiß. Ueber wesentliche Punkte derselben herrschten theils zwischen den verbündeten Regierungen und dem Reichstage, theils in letzterem selber nicht unerhebliche Meinungsver schiedenheiten, außerdem schien auch die schon weit vorge rückte Session einer völligen Durchberathung des Ent wurfes nicht günstig zu sein. Indessen hat der Reichs- tag eben noch unmittelbar vor seinen Pfingstferien eine erstaunliche Kraftanstrengung vollbracht und durch sie die Handwerckervorlage m zweiter Lesung noch glücklich er- aufgetauchten Differenzpunkte im ÄE^Eu durch die Nachgiebigkeit der zünftlerischen Reichstagsmehrheit gegenüber den prinzipiellen Forderungen der verbündeten Regierungen, namentlich was die Frage der facultativen Zwangsinnungen anbetrifft, beseitigt worden. Dav Gesetz, über die Zwangsorganisation des Handwerks wird also m dritter Lesung zu Stande kommen, ob sich fedoch die Freunde des Handwerks und letzteres selbst über dieses Ergebuiß wirklich werde freuen dürfen, bleibt doch noch abzuwarten, nach wie vor möchte man bezweifeln, daß die heutige mißliche Lage des Handwerkerstandes durch bloße mechanische gesetzgeberische Maßnahmen wirksam zu verbessern wäre. Sollte es in der That gelingen, in dem nachpfingstlichen Sessionsabschnitt noch das Handwerker und das Beamtenbesoldungsgesetz nebst Servistanf und Nachtragsetat zu verabschieden, so hätte der Reichstag das Aeußerste geleistet, was von ihm in d.em amlOMcowiMi. eröffneten Sessionsabschnitte verlangt werden konnte. Dann wären als unter den Tisch gefallen zu betrachten die drei- theilige Justiznovelle, die freilich schon längst in der Kommission gescheitert ist, ferner die Novelle zum Reichs postdampfergesetz, die Ehrenhallen-Vorlage, die Novellen zum Jnvaliditätsversicherungsgesetz und zu den Unfallver- sicherungsgesetzen, sowie die erst kürzlich eingebrachte Vor lage über die Abänderung der Gewerbeordnung und des Krankenversicherungsgesetzes, welche von diesen gescheiterten resp. nicht zur Erledigung gelangten Gesetzentwürfen viel leicht in der nächsten Reichstagsfession auftaucheu werden, dies ist noch völlig ungewiß. Als ganz und gar ausge schlossen muß es aber gelten, daß dem Reichstage in seinem nachpfingstlichen Sessionsabschnitte etwa noch die Vorlage über die Reform der Militärstrafprozeßordnung wenigstens „zur Ansicht" zugehen werde. Die Schwierigkeiten, welche der Fertigstellung des so bedeutsamen Entwurfes im Bundesrathe entgegenstehen, sind noch immer nicht behoben, wann und ob überhaupt dies geschehen wird, das bleibt eine Frage der Zukunft. DerProzeßT a us ch-L ü tz o w vor dem Berliner Land gericht l will noch immer nicht die vielfach erwartete sensationelle Wendung nehmen. Der angeklagte Criminal- kommifsar v. Tausch leugnet fortgesetzt, daß er politische Jntriguen gesponnen habe, während ihn der Mitangeklagte Schriftsteller v. Lützow nach Kräften zu belasten sucht. Uebngens veranlaßte der Gang des Verhörs am Dienstag den p. p. Tausch zu dem Geständnisse, daß ex sich jahre lang in schweren finanziellen Bedrängnissen befunden habe und in Wucherhände gerathen sei. Im neuen österreichischen Abgeordnetenhause herrscht das Chaos weiter; auch am Montag kam es wieder zu so furchtbaren Lärmszenen, daß die Sitzung schließlich abermals aufgehoben werden mußte. Im Adreßausschusse des Abgeordnetenhauses gelangte am Dienstag der regierungs freundliche Adreßentwurf der Mehrheit zur Aufnahme. Vorher hatte der Ministerpräsident Graf Badeni eine seiner gewundenen Erklärungen, die nicht Fisch, noch Fleisch sind, abgegeben, welche auf die Versicherung hinauslief, die Regierung halte an ihrem in der Thronrede gekennzeichneten Standpunkte fest. Die europäische Vermittelungsaktion in Sachen der türkisch-griechischen Verwickelung hat endlich einen kleinen Fortschritt gemacht. Denselben stellt die gemeinsame schrift liche Antwortsnote der Botschafter in Konstantinopel auf die Note der Pforte, in welcher die türkischen Friedensbe dingungen mitgetheilt wurden, dar. Die Antwortsnote gesteht der Türkei das Recht zu, eine ihr günstige Grenz berichtigung in Thessalien und eine Kriegsentschädigung zu fordern, die aber den thatsächlichen Kriegskosten der Türkei wie den finanziellen Kräften Griechenlands ent sprechen müsse. Außerdem betont die Note, daß im Falle einer etwaigen Erneuerung der jetzt infolge des Kriegszu standes aufgehobenen Verträge diese Maßregel sich nicht auf die seinerzeit Griechenland von den Mächten gewährten Privilegien erstrecken dürfe. Ueber die Aufnahme dieser Antwort der Botschafter in Pfortenkreisen ist noch nichts bekannt. Aus Athen wird ein Wiederaufleben der feind seligen Stimmung der Bevölkerung gegen jene Elemente gemeldet, denen hauptsächlich die Verantwortung für den Krieg mit der Türkei zugeschrieben wird. Dies ist be sonders der nationale Geheimbund „Ethnika Heterria", die Regierung will gegen denselben eine Untersuchung ein leiten. Athen, 26. Mai. Die in den letzten Tagen hervor- aetretene Uneinigkeit der Mächte haste bei der hiesigen Regierung die Befürchtung hervorgerufen, daß der Krieg wieder ausbrechen werde. Der Armee wurde deshalb die Weisung ertheilt, sich für alle Dinge bereit zu halten. Diese Befürchtung ist nunmehr geschwunden, da die Negierung, wie eine offiziöse Note besagt, von England die Erklärung erhielt, es würde aus dein europäischen Konzert ausscheiden, falls der Türkei gestattet werde, als Garantie für dw Kriegsentschädigung Thessalien besetzt zu halten, oder auch nur bis zur Zeit der Ernte dort zu verbleiben. Die Regierung unterhandelt über eine Nationalanleihe im Be- tr aae von. 20 Millson?».Drnchi.yfn Bestellungen für den. Aionat Irrilt auf das NekendlsN M WMß unü Umgegend werden für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneter Ge schäftsstelle, für auswärts durch alle kaiserlichen Postan stalten, sowie von allen Briefträgern zu 44 Pfg. entgegen genommen. vi« »«» dinrntrvteuüvn ^bonnviittzn 1ür den Aonat 4u»r bekomm«» di« »ebr iotoi-e^santo o- »ik der 8tadt Wtt8drutt', valek Ivtrter« «neb rmkl- rvb-bo OltsodüNou unserer Tmxebunx eiusekliesst, und mit volvbvm Abdruck bereits iu de» letzten >rn. begonnen vrurde. naebrroliet'ert. .. " Hochachtungsvoll Geschäftsstelle des Amts- und Wochenblattes für Wilsdruff. Ium Sonntage Exandi. Joh. 16, 7: Ich sage., euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch. So ich aber hingehe, so will ich ihn zu euch senden. Es giebt sentimentale Christen, die zumeist auch etwas träge Charakter sind, bei denen der Wunsch lebendig ist, Jesum Christum noch sichtbar wie einst in seinen Erden- tagen bei sich haben zu können. Sie beneiden heimlich die Apostel, die so lange Zeit an seiner Seite wandern durften und sie meinen, ihr Christenthum würde ein gutes Stück gefördert werden, wenn der Herr, wie er leibt und lebt, an ihrer Seite ginge. Solchen Wünschen, die sogar m geistlichen Liedern zum Ausdrucke gekommen sind, tritt Herr selbst entgegen mit den Worten an die Apostel: ZN sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich . Denn so ich nicht hingehe, so kommt der zu euch. Also: wäre der Herr nach seiner ji.jE vmg aus Erden sichtbar geblieben, so hätte es kein gos^ Heilige Geist würde nicht ausge- Aber jene Christen wenden eigensinnig ein: Das wäre ja dann auch nicht nöthig gewesen! Wozu ein „anderer" Tröster, wenn Jesus, der Tröster, bei uns blieb? Und sie meinen, ste würden dann viel leichter an ihn glauben weil sie ihn sähen. Eben da steckt der Jrrthum. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben, sagt der Anferstaiidene zu Thomas. Nicht mit den Sinnen, sondern mit der Seele sollen wir das Evangelium erfassen. Gott ist ein Geist; seine Kinder sollen ibn im Geiste anbeten. Der Glaube, der ohne Sehen vertraut, ist ja der einzige Ersatz, den wir Menschen kinder für den Mangel an eigener Gerechtigkeit Gott bringen können, und eben diesen Glauben rechnet er dann uns,' wie schon Abraham, als Gerecht,gkett Damit wir glauben lernten, ohne zu sehen, mußte Gottes heiliger Geist ausgegossen werden, und damit er ausgegossen wurde, mußte die sichtbare Gegenwart vttsu Ahlnstl aufhoren. Also der Herr hat recht, wenn er spricht: Es ist euch gut, daß ich hingehe! . ' .... Wir haben nichts verloren mit seiner Himmelfahrt, aber wir haben viel gewonnen. Nichts verloren, denn im Geiste ist Jesus doch bei uns alle Tage bis an der Welt Ende, wie der Christ täglich in seinem inneren Leben merkt. Viel gewonnen; denn wie die körperliche Arbeit die Muskeln stählt, so stärkt die Anspannung aller Seelen kräfte, die der Glaube nöthig macht, die Seele selbst und macht sie fertig zu allem Guten. Hierher gehört auch der merkwürdige Ausspruch Pauli (2. Cor, 5, 16): „ob wir