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MsdrufferÄMatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »« .Wilsdruffer Togkblatt» erlcheint ,» »len Wrr»t»s-u «achurütags S Uhr. «e,»,»?rci,! Bei «dholu»« in »«r DetchLftsstcLe und den Au»,abestellen 2 «W. im Monat, bei Zuffelluu, durch dt» »atrn r^o RM., dei P-stbrstellun, r «M.-nzüglich Adtioa- . «. . . . gebühr. Eiajeinummer« i«,sg.«iicPos!llnft-lten WoÄenblatl für Wilsdruff u. Umgegend P°ftd»t-nund»nsere«us. trtgernnL DeichSfisftellen - nehme» ,» jede, Zeit Be« firün-vcn entgegen. Im Falle ddherer Gemalt, Krieg oder sonstiger BetricdsftLrungcn besteht Keill Anspruch n»s Lieferung dmi Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Stücksendung cingesandrer Schriftstücke «sulgt nur, menn Port» beUtegt. für Äürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 .Jefpalte«« SlaA»-«ile 20 Stpfg.. bte 4ßespaLtr»« Zeile der «»tlichen BekaTrnirnnchnnge» 4» Mekhs- Pfennig, die 3 gespaltene NeLlamezeU« i» textlichen Teil« 1 Aeich»««L. Rachweisungsgebkchr 20 Reich»pfenniD«. DO«» geschriebene Erscheinung«- taoe und VladnoeichrM« wrrdcn nach Mdgiichku, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 bcüiikstchü^. LAT? annahme br» vorm.10Ubr. — — — U FLr dir «ichtigdett d« durch FernrnsüdermitteltenA«-eiDen Sber»eh»en wir keine Garantie. I^er Rabattansprnch erlischt, wem»derBev»g d»«ch Klage eingezoge» werden muß oderderAuftraggederin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlung«strlle»o»tGege«. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreutamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 245 — 90. Jahrgang Telegi.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 20. Oktober 1931 Ser Arand im Jemen Osten. Zu beneiden ist der Völkerbundrat nicht gerade um die Aufgabe, den chinesisch - japanischen Konflikt irgendwie veizulegen! Schon seit Wochen „doktert" man daran herum und die Lage im Fernen Osten Hai sich der art kompliziert, daß man schleunigst eine Sondertagung des Völkerbundrates nach Genf zusammenberufen hat, in den seither verflossenen acht Tagen aber praktisch nicht vom Fleck gekommen i st. Das eine weiß man freilich: In den „eroberten" Teilen der Mandschurei richten sich die Japaner zunächst einmal für den Winter recht häus lich und warm ein und vom Norden her beobachten die Russen sehr genau wie die weitere Entwicklung in diesem Lande vor sich geht. An zweierlei denken die Japaner zurzeit jedenfalls nutzt: Zurückgehen und den Forderungen des Pölkerbundrates nachzngeben. In Gens tagt man in Geheimsitzungen, so geherm, daß der Ratspräsident — niemand anderes als der alte, vrelgeplagte Herr Briand — ausdrücklich noch auf strengste Geheimhaltung des Ganges der Verhandlun- gen hmwles. Formell ist ja das Auffallendste bei diesen Besprechungen, daß nun auch ein amerikanischer Vertreter daran teilnimmt, obwohl ja die Vereinigten Staaten gar nicht Mitglied des Völkerbundes sind. Zuerst, als der japanisch-chinesische Konflikt ausgebrochen war, war auch nur eine Art Parallelaktion von Washington und von Genf aus erfolgt. Aber sie führte überhaupt nicht weiter, vielmehr spitzten sich die Dinge so zu, nahm der chine sische M a ss e n b o y k o t 1 gegen die Japaner und ihre Wareneinfuhr in China einen derartigen Um fang an, daß die Japaner schon Kriegsschiffe vor Schanghai konzentrierten nnd mit einer Truppenlandung drohten, weil ihre dort ansässigen Landsleute auf andere Art nicht zu schützen seien. Das hätten — so heißt es in einer japanischen Note nicht ganz unberechtigt — ja auch die Engländer 1927 ebenfalls gemacht, als die innerchine sischen Wirren zu einer Bedrohung der fremdländischen Niederlassung führten. Erklärt doch die Regierung in Tokio immer wieder, daß die chinesische Nordregierung gar nicht in der Lage sei, irgendwelche Versprechungen über Abstellung des antijapanischen Boykotts oder des Kampfes gegen die — angeblichen oder wirklichen — Bandenüber fälle nun auch wirklich ausführen zu können. Infolge dessen ziehen es die japanischen Truppenführer in der Mandschurei vor, mit Flugzeugen und Bombenabwürfen arbeiten zu lassen. Selbstverständlich — so betont jedenfalls die jüngste japanische Note an den Völkerbund — bestehe „nicht die geringste Kriegsgefahr" mit China. In Genf denkt man ja ein bißchen anders darüber und verweist nicht bloß auf die Völkerbundstatuten, sondern auch aus den Kellogg- Pakt über die Kriegsächtung. Demgegenüber protestiert nun wieder Japan schärfstens gegen die Teil nahme eines amerikanischen Negierungsvertreters an den Genfer Verhandlungen, obwohl dieser durch einen Mehr heitsbeschluß des Rates zugezogen worden ist; es sei ein Verstoß gegen das Völkerbundstatut. Das sind höchstens die Diplomaten noch interessierende Streitigkeiten über das Verfahren, die aber die materielle Sette der ganzen Streitfrage gar nicht berühren. Und diese Seite stellt sich doch so dar, daß Japan mit Waffengewalt die Wahrnehmung dessen vollzogen hat, was es als sein so genanntes Rechl betrachtet. Gewiß hat der Rai — natürlich wurden hierfür die beiden streitenden Parteien, China und Japan, nicht hin zugezogen — bereits bestimmte Beschlüsse gefaßt, die den Japanern zwar die Räumung der von ihnen besetzten Ge biete auferlegen, dafür aber auch die nochmalige An erkennung ihrer besonderen Rechte in der Mandschurei und den Schutz der dortigen japanischen Staatsangehörigen aus- und versprechen. Aber das alles steht vorläufig auf dem Papier. Was will der Völkerbund machen, wenn Japan einfach Nein! sagt oder gar unter Hinweis auf die angeblich stalutenwidrige Teilnahme Amerikas an den Verhandlungen in Genf den — Austritt aus dem Völkerbund erklärt? Man hat Sorgen in Genf, schwere Sorgen, denn es geht ja letzten Endes nicht bloß um Völkerbundstatut oder Kellogg-Pakt, sondern um die ganze Reputation" von Genf einschließlich der gerade von Amerika angeregten und in feierlichem Völkervertrag ver brieften Kriegsächtung. Wir Deutschen haben gegenüber den Genfer Verlegen heiten nur ein mäßiges direktes Interesse, da wir irgend welchen Einfluß doch nicht geltend machen können. Wir haben uns einst, vor 36 Jahren, zuungunsten Japans in dessen Auseinandersetzungen mit China eingemischt und erhielten die Quittung darüber durch das japanische Ultimatum und den Angriff aus Kiautschou im August 1914. Mögen die Außenminister Englands, Frankreichs, Italiens usw. zusammen mit dem amerikanischen Ver treter in Genf zusehen, wie sie den Brand im Fernen Osten löschen! -r- Optimistische Beurteilung in Genf. In einer vertraulichen Sitzung des Rates, an der die Vertreter von Japan und China nicht teilnahmen machte sich, wie mitgeteilt wird, übereinstimmend der Eindruck einer g e w i s s e n E n t s p a n n u n g im Fernen Osten be merkbar. Man begründet diese optimistischere Beurtei- Jas WaWngtMr AMM. Was Laval bei Hoover will. Soll Deutschland nicht gefragt werden? Die führenden Staatsmänner der beiden großen Gold mächte, Laval und Hoover, werden sich in dieser Woche in Washington treffen und da Laval auch noch der Leiter des militärischsten Staates Europas ist, so vermutet die Welt in bezug auf die beiden größten der zeitigen Probleme: die Währungs- und die Rüstungsfrage, bedeutende Resultate. Über die Vorschläge, die der französische Ministerpräsident dem Amerikaner machen will, veröffentlicht eine sonst immer aut informierte französische Zeitung einige Einzelheiten, die, wenn man sie auch nicht als offiziöse Regierungs erklärung werten kann, wahrscheinlich doch amtlich inspi riert sind oder aus Erkundigungen an unterrichteten Regierungsstellen zurückgehen. Es spricht also sehr viel dafür, daß die Veröffentlichung tatsächlich die Pläne Lavals richtig wiedergeben. Was die zwischenstaatlichen Schulden an belangt, so stehe Frankreich auf dem Standpunkt, daß die von Amerika gewünschte Methode des Moratoriums ernste Bedenken Hervorruse. Durch ein Moratorium werde die Schuldenlast nicht aus gehoben, und es bestehe die Gefahr, daß die Regierungen dazu verleitet würden, sich in den Zustand einer schein baren Zahlungsunfähigkeit zu versetzen. Dagegen wäre die Herabsetzung der Schulden, z. B. um 50 Prozent, eine wahre Erleichterung. Die dadurch gleich falls herabneseüten deutsche-, Zahlungen könnten aus unbestimmte Zeit nicht in Devisen geleistet, sondern i n Marl der BIZ. überwiesen werden, die sie ihrerseits zu einer Hilfeleistung an Länder benutzen könnte, die in finanzielle und wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten seien. Zur Abrüstungsfrage wird festgestellt, daß Frankreich als Gegenleistung für eine Herabsetzung der Schulden be reit sein werde, einer fortschreitenden Abrüstung seine Zustimmung zu erteilen, und zwar unter zwei Be dingungen: Die Rüstungsbeschränkung müsse auf dem Wege der Herabsetzung der zurzeit bestehenden Heeres st a u s h a l 1 e und nicht auf dem Wege des Rüstungs - ausgleiches durchgeführt werden. Der Kellogg-Pakt müsse durch einen oder zwei Punkte ergänzt werden, in denen sestgelegt werde, daß sich die Ver einigten Staaten im Falle eines drohenden oder aus gebrochenen Konfliktes ungesäumt den übrigen Mächten anschließen müßten, und daß der als Angreifer erkannte Teil jeder Unterstützung oder Hilfe, gleichviel welcher Art, beraubt werde. Zur Tribulfrage selbst wird gesagt, daß Frank reich nicht auf die ungeschützten deutschen Zahlungen verzichten könne, da es auf dieser Grundlage Anleihen für den Wiederaufbau seiner zerstörten Gebiete ausgenommen habe. Frankreich wäre jedoch bereit, an Stelle der Bar zahlungen von Deutschland Sachliefcrungen entgegenzunehmen. Durch die Gesamtheit der genannten Höchsterleichte rungen (Herabsetzung der Schuld, Zahlung in Mark währung und Naturalleistungen) werde Deutschland be reits die Möglichkeit zur Wiederaufrichtung geboten. Was zunächst bei diesen Plänen im allgemeinen für Deutschland zu bemerken wäre, ist, daß anscheinend die Ab sicht Lavals dahin geht, einen französisch-amerikanischen Vertrag zustande zu bringen, der über den Kopf Deutschlands hinweg entscheidende deutsche Zu kunftsfragen regeln soll. Wo Frankreich sich anscheinend großzügig gibt, in der Herabsetzung der Schulden um 50 Prozent, da tut es dies aus Kosten Amerikas. Im übrigen wäre es für Deutschland natürlich nicht trag bar, daß mit dem Gelde, das es an die Tributbank zahlen soll, die Länder subventioniert werden sollen, die — natür lich nach Frankreichs Meinung — in finanzielle und wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Es tritt hier das alte Bestreben Frankreichs zutage, seinen politischen Freunden Vorteile aus den Taschen anderer zuzuschanzen. Die Abrüstungsvorschlkge andererseits sind so nichtssagend und ausgesprochen gegen tung der Lage mit gewissen Botschafterberichten, wonach dre Aufnahme direkter Verhandlungen zwischen China und Japan nicht mehr ausgeschlossen erscheine. Die japanische Regierung hat vorläufig ihre schroffe Haltung w der Rechtsfrage nicht wieder aufgenommen. Die japa nische Abordnung erklärt, daß sie neue Anweisungen ihrer Regierung abwarten müsse und daher vorläufig nicht in der Lage sei, sachlich zu den verschiedenen Plänen Stellung zu nehmen. die deutschen Interessen gerichtet, daß man nur seflstellen kann, sie bedeuten lediglich eine Verschleierung der bis herigen Rüstungsbestrebungen Frankreichs unter Zu grundelegung seiner sogenannten „Sicherheit". Bleibt nur zu hoffen, daß Hoover seinem Gast bessere Projekte wird vorlegen können, die geeigneter sind, als die Pläne Lavals zur Befriedung der Welt in politi scher und wirtschaftlicher Beziehung. Will Laval in Washington wirklich etwas Weltbewegendes zusammen mit Hoover schaffen, so mutz er zunächst alle kleinlichen Krämerkniffe und Schachcrzüge beiseite lassen. Zu diesen gehört auch das Bestreben Frank reichs, bis zur Konferenz in Washington seine Stellung Amerika gegenüber noch möglichst zu stärken, durch die Goldabzüge, die täglich in Schiffsladungen aus Amerika in Frankreich eintreffen. * Die neuen Pläne in Washington. HerabsetzungderdeutschenTributleistung auf 210 Millionen Mark jährlich? Von Bord der „Isle de France" wird der Parisers Presse gemeldet, daß Amerika angeblich beabsichtige, die deutschen Tributzahlüngen nach Ablauf des Feierjahres auf 50 Millionen Dollar jährlich (rund 210 Millionen Mk.) herabzusetzen. Die Vereinigten Staaten seien jetzt bereit, der sranzösischen Sichcrheitsthese Rechnung zu tragen. Der Sonderberichterstatter der „Information", de Vrinon, drahtet seinem Blatt von Bord der „Isle de France" einen bemerkenswerten Bericht über den mutmaß lichen Inhalt der Washingtoner Besprechungen: Es sei wenig wahrscheinlich, daß Präsident Hoover eine einfache Verlängerung des im Juli ablaufenden Feierjahres Vor schlägen werde. Ein Teil der amerikanischen Öffentlichkeit scheine jedenfalls einen weiteren Zahlungsaufschub zugun sten Deutschlands zu fordern. Die Schuldverpflichtungen der anderen Staaten gegenüber Amerika sollten jedoch nicht aufgehoben, sondern nach Maßgabe der Zahlungsfähigkeit der Schuldner bestimmt werden, wobei natürlich an Frankreich gedacht werde. Andere Gruppen, vornehmlich Finanzkreise, treten für eine Aufrechterhaltung der Reparationszahlungen in verständigen Grenzen ein. Man könne daher damit rech nen, daß eine Herabsetzung der Tributleistungen gebilligt werde, wobei man von einer Jahreszahlung von 50 Mil lionen Dollar (210 Millionen Reichsmark) spreche. Man habe sogar ins Auge gefaßt, von Deutschland gewisse Bürg schaften in Form von Sonderabgaben zu verlangen. Was die Wirtschaftskrise und die internationale Geldlage angehe, so habe man Grund zu der Annahme, daß die Vereinigten Staaten über die gemeinsamen Maßnahmen der Emissionsbanken hinaus bereit sein würden, mir Frankreich zusammen eine feierliche Erklärung über die Aufrechterhaltung der Goldwährung abzugeben. * Der „Temps" erwartet enge französisch amerikanische Zusammenarbeit. Paris, 19. Oktober. Der Temps befaßt sich mit den aus französischen und amerikanischen Quellen stammenden Ge rüchten über angebliche Beratungen des amerikanischen Staats präsidenten und des französischen Ministerpräsidenten zur Fe stigung der europäischen Finanzlage. Das Blatt erklärt, diese Gerüchte liefen lediglich darauf hinaus, eine gewiße Stim mung in der Oeffentlichkeit zu schaffen, wobei jedes Land be strebt sei, die eigenen Interessen in den Vordergrund zu schie ben. Beide Staatsmänner seien von ihrem gegenseitigen Auf fassungen vollkommen unterrichtet, so daß sie diejenigen Mög lichkeiten ins Auge sassen könnten, die im Augenblick zu ver wirklichen seien und die im wesentlichen aus eine enge franzö sisch-amerikanische Zusammenarbeit hinauslaufen würden. Aus dieser Grundlage werde man dann mit den übrigen interessier ten Mächten in Verbindung treten und diejenigen Regelun gen treffen, die im Interesse sämtlicher Staaten notwendig seien. Gsldsranc und „Papierdollar". Frankreichs Angst vor Währungsisolierung. In Pariser Finanzkreisen beschäftigt man sich mit de> großen Gefahr, die darin liegen würde, wenn die Vereinigten Staaten unter dem Druck der Verhältnisse etwa gezwungen wären, nach dem Porbilde Englands dic Goldwährung preiszn geben und zum Papicrdollar überzugehen. Ein derartiges Er eignis würde die Goldvaluta einfach blockieren und die Lage Frankreichs unerträglich gestalten. Der französisch? Wirtschaftsorganismus wäre der Krise in ihrer schärfsten Form preisgegeben, da er die Konkurrenz der Länder mit Papierwährung nicht aushalten könnte. Schon jetzt mach ten. sich im Zusammenhang mit dem Angriff des P a p.i.e.r-