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MsdmfferTageSlatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und <>as »Wilsdruffer Tayeblatt' erscheint an allen Werklagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. frei Haus, der Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lO Npfg. Alle Poftanstalten und Post boten, unsere Austräger u. ... re Geschäftsstelle, nehmen zu lederzett Bestellungen Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend gegen. Im Falle höherer «Sewall. od. sonstiger ' Betriebsstörungen besteht bern .Anspruch aus Lieferung der Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beilieg». alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Na chweisung s-Gebühr : 20 Npfg. — Dorgeschriebene Erscheinunystagc und Platzvorschriftcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen- Annahme dis vormittags 10 Uhr. — - . - -e Lvx_e>^^^ür die Richtigkeit der durch Fernruf übermtt- ' ÄMt WllAdtUff 9!l7.206»el»en Anzeigen überneh- Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 172 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdrufs-Dresdcn Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 26. Juli 1935 Kurze Randbemerkungen. Die Abordnung derbritischenFrontkämpfer rfl nach ihrem Besuch in Deutschland wieder daheim. Sie hatte reichlich Gelegenheit, sich ein klares Bild von den Zuständen bei uns zu verschaffen. Mit führenden National sozialisten hat sie einen regen Gedankenaustausch pflegen können. Daß die Engländer einen tiefen Eindruck mit nach Hause genommen haben, Weitz die englische Presse zu berichten. Danach hätten sich die britischen Frontkämpfer sowohl davon überzeugt, „daß in Deutschland ein wirk licher Wunsch nach Frieden bestehe und ... die Erziehung der Jugend nicht in einem Geist der Angriffslust durch geführt wird, fondern daß die Erziehung die moralische und körperliche Entwicklung bezweckt." Diese Erkenntnis mag all den Kräften entgegengehalten werden, die die Welt noch immer vor dem kriegerischen Geist Deutschlands warnen zu müssen glauben. — Das deutsche Volk begrüßt objektive Urteile und verbindet damit den Wunsch, daß solche Erfahrungen auch der breiteren Welt öffentlichkeit bekannt werden mögen. Die englischen Frontkämpfer werden sich im Interesse des Verhältnisses des englischen zum deutschen Volk im Interesse des Friedens ein Verdienst erwerben, wenn sie ihre Beobach tungen und Feststellungen nicht in der Tiefe ihres Herzens verbergen, sondern allen Widersachern des neuen Deutsch land die Wahrheit entgegenhalten und zu ihrem Teil dazu beitragen, daß zwei große Kulturnationen Westeuropas Schrittmacher in eine bessere europäische Zukunft werden. Nun sind wir ja neugierig, ob die Weltpresse — es ist übrigens immer dieselbe, die von der Greuelhetze gegen Deutschland lebt — sich in derselben grausigen Aus führlichkeit mit den Religionskämpfcn in Irland, den blutigen Unruhen in Mexiko, den wüsten Ausein andersetzungen im argentinischen Senat befaßt, wie sie es tat, als in Berlin am Kurfürstendamm unver schämte Judensprößlinge eine kleine Lektion bekamen. Wer die Berichterstattung der internationalen Greuel- Presse über die Vorgänge gegenüberstellt, dem wird wie der klar werden, mit welcher unverbrämten Frechheit hier gegen Deutschland gehetzt wird, gegen das Deutschland, in dem Ruhe und Ordnung herrscht. Nur ganz niedrige Gehässigkeit und Mid sind die Triebfedern zu der Hetze gegen uns. Dabei müßte doch der. Weltpresse, die von Zeit zu Zeit Judenpogrome in Deutschland erfindet und von schweren Religionskriegen faselt, das Lügen geschäft langweilig werden. Wo schießen sich in Deutsch land Menschen gegenseitig tot, wo muß Polizei und Militär die rasende Volksmenge in Schach halten? Bei uns oder in Irland und Schottland? Wo fließt Blut, wo tobt sich der Haß aus in Schießereien und politischen Morden? Bei uns oder in Irland? — Warum stürzt sich die Greuelpresse nicht mal auf Rußland, wo fast täg lich Bürger an die Wand gestellt werden, wo die brutalen Unterdrückungsmaßnahmen der Sowjetdiktatoren täglich Ströme von Blut kosten? — Wir haben die Heuchler und Schwindler der jüdischen Hetzpresse des Auslandes längst entlarvt. Es wird Zeit, daß möglichst viele Menschen in der Welt erkennen, wo die ewigen Unruhestifter und Friedensstörer sitzen. I t a li e n hat sich in den Abessinienkonflikt scheinbar schon derart verrannt, daß es keine Lehren mehr annimmt. Alle Versuche zur Beilegung des Streites lehnt das kriegslustige Italien schroff ab. Selbst Schwierigkeiten im Innern des Landes können die Entwicklung nicht hem men. Von außen wird die Lira angegriffen, im Innern hemmte die „Goldkette" ihre Bewegungsfreiheit. Man hat die Kette gesprengt und die 40prozentige Gold deckungsvorschrift für die Währung außer Kraft gesetzt. Italien kann jetzt also seine durch den Abcssinienkonfliki außerordentlich gestiegene Einfuhr mit Gold oder De visen (und nach Amerika auch mit Silber) bezahlen. Denn der neue Erlaß gibt die Möglichkeit frei, den Zahlungs mittelumlauf nach Belieben zu vergrößern; die Goldkette bindert ja nicht mehr. — Die Tatsache, daß Italien die Deckungsvorschrift außer Kraft gesetzt hat, bedeutet an sich noch nichts. Italien muß jetzt aber beweisen, daß es eine straffe Führung besitzt und daß seine Bevölkerung unbedingtes Vertrauen zu seiner Führung hat. Eine ».evlsengesetzgebimg, die wirklich lückenlos ist, die auch dre Lira möglichst nicht aus den Landesgrenzen gehen läßt, kann es verhindern, daß die Spekulation gefährlich Wird. Wo nichts ist und wo auch nichts zu erwarten ist, findet die Spekulation kein Wirkungsfeld vor. Und wenn man dem Italiener den Glauben an seine Regierung und an den Erfolg erhält, dann kommt es wahrhaftig nicht für die Stabilität der Währung darauf an, wie hoch der Deckungsprozentsatz ist. Aber es machen sich bedenkliche Anzeichen bemerkbar, die nicht gerade Vertrauensbeweise sind. Noch ist Italien aus dem Störungsfeuer der inter nationalen Spekulation nicht heraus. Es mutz verdammt auf dem Posten sein, wenn es sich nicht plötzlich Über raschungen gegenübersehen will. Koni: Abessinien muß unser sein! SttcheMndgMWN in Rom. Rom, 26. Juli Die Massenkundgebungen gegen Abes sinien, wie sie bereits in den letzten Tagen in allen Teilen Ita liens vor sich gingen, hoben am Dcnnerstag abend durch große Kundgebungen in allen Stadtvierteln Roms ihren Höhepunkt erreicht. In Dutzenden von Ansprachen wurden die kolonisato rischen Ausgaben und Fähigkeiten des saszisüschen Italiens ge feiert und die schärfsten Angriffe gegen Abessinien und seine „Hintermänner" gerichtet. Lebhaftes Zischen und Pfeifen, mit dem die Menge diese Ausfälle häufig unterstrich, wechselten mit stürmischen Huldigungen für Mussolini und seine Politik. Nach diesen Veranstaltungen bewegten sich fast unabsehbare Men- schrnmassen mit Musik und zahllosen Plakaten gegen die eng lisch-japanischen Waffenlieferanten, gegen den Völkerbund und vor allem gegen Abessinien durch die Hauptstraßen Roms und versammelten sich auf der im Stadtinnern gelegenen Piazza Co lonna, wo der Parteisekrtär der Stadt Rom die Schlußan sprache hielt. Leber die gesamten Kundgebungen wurde fort laufend von Morinetti, Mitglied der Akademie von Italien, im Rundfunk berichtet. Marinetti schloß seinen Bericht mit dem Ruf: „Abessinien muß unser sein!" Zu Beginn des Abends hatte vor der französischen Bot schaft eine Kundgebung stattgefuuden, bei der der französische Botschafter Chambrun auf dem Balkon erschienen war und die Hochrufe aus Frankreich mit dem Ruf: „Cs lebe Italien" er widert hatte. Andere Demonstranten zogen mit ihren Plakaten an der englischen Botschaft vorüber, ebne daß es jedoch zu Zwischenfällen gekommen wäre. Abessinienkonflikt kommt vor den Völkerbundsrat. Die entscheidende Besprechung zwischen Litwinow und Avenol. — Laval fährt persönlich pach Genf. Da die Frist des 25. Juli verstrichen ist, ohne daß im abessinisch-italienischen Konflikt ein fünfter Schiedsrichter bestimmt ist, setzte sich der Generalsekretär des Völker bundes, Avenol, mit dem Vorsitzenden des Völker bundsrats, Litwinow, der in Paris eingctroffen ist, in Verbindung. Avenol kehrte nach der Unterredung nach Genf zurück, um dort die Einladungen zu der Völker bundstagung ergehen zu lassen. Der französische Minister präsident Laval wird sich persönlich zu der Ratssitzung nach Genf begeben, um sich aktiv an der Aussprache zu beteiligen. Nach einer Meldung aus London sind die Abessinien-Besprechungen zwischen Mussolini und den Botschaftern Englands und Frank reichs auf unbestimmte Zeit verschoben worden, wie es heißt „aus technischen Gründen". Das e n g lische Kabinett beriet über die weitere Entwicklung der abessinischen Frage im Hinblick auf die bevorstehende Völkerbundsratssitzung. Die Bemühungen um eine Dreimächtcaussprache in Rom werden, der Londoner Zeitung „Times" zufolge, fort gesetzt; doch sei ein Erfolg dieser Besprechungen nur denkbar auf der Grundlage, daß Italien auf Gewalt anwendungen verzichtet und daß die Zugeständnisse, die es von Abessinien verlangt, sich auf das wirtschaftliche Gebiet beschränken und dem Negus keinerlei Verzicht ans Souveränität oder Land zumuten. Die Regierung hofft, daß Italien an der Völkerbundsratssitzung teilnehmen und eine umfassende Darstellung seiner Beschwerden gegen Abessinien abgeben werde. Demgegenüber berichtet das englische Blatt „Daily Telegraph", daß der französische Botschafter dem Föreign Office, dem englischen Auswärtigen Amt, als Ergebnis der letzten italienisch-französischen Verhandlungen den Vor schlag unterbreitet habe, ans die Genfer Tagung zu ver zichten und an ihre Stelle die Verhandlungen der italienisch-abessinischen Schlichtungskommission wieder aufzunehmen. In Londoner politischen Kreisen sieht man darin nur einen Versuch, Zeit zu gewinnen, der wenig Aussicht auf Erfolg haben dürfte. Nach Meldungen aus Newcastle wird der eng lische Bergbau von den italienischen Valutaschwie rigkeiten betroffen. Verschiedene Kohlenausfuhrfirmen, denen die Italiener seit mehreren Monaten Geldbeträge schulden, haben ihre Lieferungen nach Italien e i n g e st e l l t. Der abessinische Gesandte in London, Martin, hat die Verhandlungen über eine 2-Millionen-Pfund-Anleihe Abessiniens ausgenommen. Er hat den englischen und den amerika nischen Finanzleuten Gold-, Kupfer- und Erdölkon zessionen angeboten. Wie die englische Zeitung „Daily Mirror" be richtet, finden zur Zeit in England Vorbereitungen zur Bildung einer „privaten" Fremdenlegion für Abessinien statt. Aus privaten Mitteln sind die nötigen Gelder auf gebracht worden, um eine schlagkräftige abessinische Luftflotte zu schaffen. Der nach Rom entsandte diplomatische Berichterstatter des „News CHroniele" berichtet, es stehe fest, daß vor genau einem Jahr hohe italienische Offiziere mit Be stürzung erfahren hätten, daß Mussolini einen Feldzug irr Abessinien plane. Sie hätten sich gegen diesen Plan aus gesprochen, ebenso ein an Ort und Stelle befindlicher Ausschuß. sie England verbietet Waffenausfuhr nach Italien und Abessinien. Nm eine friedliche Beilegung des Abessinienkonflikts zu ermögliche«. Die englische Regierung hat beschlossen, di« Waffenausfuhr nach Italien und nach Abessinien bis aus weiteres zu verbieten. Diese Mitteilung wurde Donnerstag nachmittag vom englischen Außenminister Sir Samuel Hoare im englischen Unterhaus gemacht. Auf eine Anfrage des Oppositionsführers Lansbury erklärte er folgendes: „Die Durchfuhr von Waffen, die für die abessinische Regierung bestimmt sind, durch britisches Gebiet oder britisches Protektionsgebiet, das an Abessinien angrenzt, wird in Übereinstimmung mit Artikel 9 des Vertrages vom 21. August 1930 gestattet sein. Wie ich höre, legt dis französische Regierung ihre Verpflichtungen in derselben Weise aus. Was jedoch die Genehmigung der Waffenausfuhr betrifft, so tut die englische Regie rung ihr Bestes, um einen friedlichen Abschluß des unglücklichen Konfliktes zu ermöglichen; sie wünscht daher nicht, irgend etwas zu tun, was die Lage präjudizieren könnte. Sie wird daher bis auf weiteres keine Genehmigungen für die Waffenausfuhr von England nach Italien oder Abessinien erteilen." * Wie Ministerpräsident Baldwin im Un terhaus bekanntgab, wird am 1. August im Unterhaus eine allgemeine Aussprache über die internationale Lage stattfinden. Das Unterhaus wird sich darauf am 2. August für die Sommerferien vertagen. Italien-Wessimen SauMema des französischen MnisterlM. Eines der wichtigsten Verhandlungsthemen des französischen Ministerrats vom Donnerstag war der italienisch-abessinische Streitfall, über den Ministerpräsident Laval einen sehr ausführ lichen Bericht erstattete. Diesem Bericht und der Zu stimmung durch die Regierungsmitglieder wird man um so größere Bedeutung beimesscn, als vor der für Montag vorgesehenen Abreise Lavals nach Genf kein Weiterer Zusammentritt der französischen Regierung zu erwarten ist und man in französischen politischen Kreisen mit der Möglichkeit einer grundlegenden Änderung der Genfer Verhandlungen zu rechnen scheint. In gutunterrichteten Kreisen verlautet, daß Minister präsident Laval seine Ministerkollegen zunächst über die m den letzten Tagen erfolgten Verhandlungen zwischen Paris, London, Rom und Addis Abeba in Kenntnis gesetzt hat, Verhandlungen, die darauf ab- rrelten, eine gemeinsame Formel zu einer friedlichen Regelung des Streitfalles zu finden. Weiter hat Laval dargelegt, wie er sich die in Genf von Frankreich emzunehmende Haltung denkt. Er ließ keinen Zweifel darüber, daß die Bedingungen, unter denen der Rat zu sammenträte, außerordentlich heikel sind. Außerdem werden die Besprechungen zwischen Paris, London, Rom und Addis Abeba bis zum Zusammentritt des Rates fortgesetzt werden. So werde bereits am Donnerstagnach mittag der britische Botschafter erneut von Ministerpräsident Laval empfangen.