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Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDicnstags und Freitags. - Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post " bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne j Nummern 10 Pf. TharM Noß«, Sikbknlkhn lind die UmMM«. —— Imtsblntt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. JnsertionövreiS 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Aal. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 62. Dienstag, den 4. August Bekanntmachung. Nächsten Sonnabend, den 8. August c., Nachmittags »nn 6 Uhr, sollen auf hiesigem Rathssitzungszimmer die diesjährigen P f l a u m e n n u tz u n g e n der hiesigen Stadtgemeinde öffentlich meistbietend unter den vorder bekannt gemacht werdenden Bedingungen verpachtet werden. Wilsdruff, am 3. August 1891. Der S t aj d t g e m e i n d e r a t h. Brgmstr. 1891. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Superintendent bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß er heute Dienstag, den 4. August, vou Nachmittags 3 Uhr au, in Wilsdruff anwesend und in amtlichen Angelegenheiten in einem vorbehaltenen Zimmer des Gasthofs zum Adler daselbst zu sprechen sein wird. Königliche Superintendentnr Meißen, dm 30 Juli 1891 lür. lioIllsoNÄltvr, 8 A u e t i o u. Kommenden Freitag, den 7. August d. I., Vormittags 10 Uhr, gelangen in hiesiger Stadt 2 Kutsch-, 1 Wirthschafts- 1 Ernte- und 1 Jauchenwagen gegen sofortige Baarzablung zur Versteigerung. Bieterversammlung im Hotel zum Adler allhier. Wilsdruff, am 3. August 1891. , Matthes. Gerichtsvollzieher des K. Amtsgerichts. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm hat auf der Rückkehr von seiner Nordlandfahrt in Trondhjem sich zu kurzem Aufenthalt einge richtet. Das Allgemeinbefinden Sr. Majestät ist trotz des kürzlich erlittenen Unfalls vorzüglich und beeinträchtigt die Arbeitskraft des hohen Herrn nicht im mindesten. Der Aufenthalt des Kaisers in Hammcrfest hat sich, wie nachträglich berichtet wird, zu einer lebhaften Ovation der dortigen Bevölkerung für den Monarchen gestaltet. Als derselbe, vom Nordeap kommend, auf dessen Spitze er mehrere Stunden verweilt hatte, im Hafen von Hammerfest eintraf, fuhr eine zahlreiche Menschenmenge in Booten nach der „Hohenzollern" und begrüßte den Kaiser mit Hoch rufen und Tüchcrschwmken. Von einem der Boote aus ertönten die Klänge einer Hornmusik, wohl der nördlichste musikalische Gruß,, der dem Kaiser seitens eines fremden Volkes entgegen gebracht worden ist. Der Kaiser, der äußerst wohl aussah, dankte in freundlicher Weise für die ihm dargebrachten Ovationen. Auf dem Gebiete der inneren Politik ist es gegenwärtig, wie immer um diese Jahreszeit äußerst still. In den ersten Tagen der vergangenen Woche wurden abermals Gerüchte ver breitet, daß die Regierung nunmehr die Aufhebung bezw. Er mäßigung der G c t r e i d ez ö I l e beschlossen habe. Daraufhin fielen die Weizen- und Roggenpreise an der Produktenbörse ganz beträchtlich und — weiter hatte es wohl keinen Zweck! Die Regierung hat, wie wir versichern können, in der letzten Zeit die Möglichkeit einer Herabsetzung oder Ermäßigung der Ge treidezölle überhaupt nicht wieder ins Auge gefaßt, sie ist auch vorläufig fest entschlossen, in dieser Hinsicht bis zum Inkraft treten der neuen Handelsverträge keinerlei Aenderung eintreten zu lassen. Ueber Ernte-Ausfall und Aussichten wird be richtet: Die Provinz Ostpreußen, speciell Litthauen, wird im Allgemeinen eine gute Ernte einheimsen; die Roggenblüthe ivar selbst im ärmsten Masuren vorzüglich. Fast in allen Kreisen herrscht Prachtwetter, Regen, der erwünscht war, ist am Freitag und Sonnabend gefallen. In Kartoffeln kommt schönste, wohl schmeckende Waare an den Markt. — In der Umgegend von Lüb eck haben sich die Ernteauösichten in den letzten Wochen erfreulich gehoben, seit dem Mai über alles Erwarten gebessert. Roggen hat im Allgemeinen einen guten Stand; zwar stehen die Halme nicht besonders dicht, doch tragen sie lange, kräftige, körnerreiche Aehren. Einzelne Landwirthe meinen, seit Jahr zehnten keine so schönen Roggenbestände gehabt zu haben. Da neben giebt es freilich Felder, die kaum den halben Durchschnitts ertrag liefern. Roggen nahe kommt der Winterweizen, doch sind die Aehren nicht so lang, dagegen aber der Halmenstand dichter. Lagerkorn giebt es unter beiden Getreidearten nur wenig; die durch die Regengüsse niedergedrückten Halme haben sich zumeist wieder gerichtet und liegen „in der Lehne". Som merkorn steht durchweg gut, zuni Theil recht schön; einzelne Sommerweizen- und Haferbestände bieten wirklich einen recht erfreuenden Anblick zufolge der ebenmäßigen Dichtigkeit, der schön entwickelten Aehren resp. Rispen und der Reinheit von Unkraut. Erbsen und Wicken haben lange Ranken und reichen Schotenansatz. Zuckerrüben, sowie alle Hackfrüchte stehen vor züglich und versprechen einen guten Ertrag, namentlich gilt dies auch von den Kartoffeln. — Im Fürstenthum Reuß-Greiz sind die Ernteaussichten, wie man überall wahrnehmen kann, gute. Getreide, namentlich Roggen verspricht viel Körner und schönes Stroh. Kartoffeln haben durch die nasse Witterung bis jetzt nicht gelitten und versprechen eine gute Ausbeute. Kraut steht ebenfalls sehr schön. — Vom Mittelrhein wird ge meldet, daß die Roggenernte begonnen hat und das Ergebniß derselben ein über Erwarten günstiges ist. Die Körnerbildung ist trotz des harten Winters und der schier unaufhörlichen Re genperiode des Sommers eine gute und mehlreiche, so daß das Gesammtresultat trotz des dünnen Standes als gute Mittel ernte zusammengefaßt werden kann. Kartoffeln haben reichlich angesetzt und versprechen bei günstiger Witterung eine reichliche Ernte. Bei der Deutschen Bank in Berl > n sind bedeutende Unterschlagungen entdeckt worden. Ein Beamter hat mit einem Börsenmakler in russischen Rubeln spekulirt und die Schlußscheine auf den Namen der Deutschen Bank ausgestellt. Durch Fälschung der Bücher wurde der Betrug vor den Aufsichtsbeamten ver schleiert. Die am 30. Juli fälligen Engagements betragen 5 Mill. Rubel, und der Verlust, welchen die Deutsche Bank dabei erleidet, beläuft sich auf 1,120,000 Mk. Einen Ersatz können die Schuldigen nicht leisten. Die Betrügereien find aus- geführt von dem schon 15 Jahre bei der Deutschen Bank be schäftigten Kontrollbeamten Franck; der Börsenmakler heißt Schwieger und war früher Direktor der Berliner Handels-Ge sellschaft. Die Deutsche Bank wird die 5 V4 Mill. Rubel baar annehmen. Franck und Schwieger sind verhaftet worden. Kühl bis ans Herz hinan verhält sich die deutsche Regierung gegenüber den rüssisch-französischen Verbrüderungs festen, über welche die ganze verfloßene Woche hindurch von allen Seiten in umständlicher Weise berichtet worden ist. Man zuckt in Berlin die Achseln darüber, schreibt die „Hamb Korr.", daß von Seiten der Franzosen und Russen der Versuch ge macht wird, die Aufnahme, welche die französische Flotte in Kronstadt gefunden hat, als ein Ereigniß darzustellen, das in Berlin Verstimmung und Bestürzung hervorgerufen habe. Der artige Behauptungen sollten sich auf Thatsachen stützen um Glauben zu verdienen; widerlegt können dieselben nicht weiter werden, weil sie eben einfach aus der Luft gegriffen sind. Daß die Franzosen in Kronstadt freundlich ausgenommen werden würden, war vorauszusehen, auch der Lärm, der bei dieser Gelegenheit gemacht worden ist, hat für Diejenigen, die den Charakter der Franzosen und Russen kennen, nichts Ueberraschendes, und wenn man auch nicht darauf vorbereitet war, daß der Zar das Absingen der Marseillaise stehend mit anhören würde, so liegt dochauch in dieser Thatsache durchaus nichts, was Deutsch land in Bestürzung versetzen könnte. Man rechnet hier damit, daß ganz Europa heute trockene Vernunftpolitik treibt, und daß aller Champagner, der in diesem Augenblick^ in Rußland fließen mag, die Russen nicht veranlassen wird, den Franzosen einen uneigennützigen Liebesdienst zu erweisen. Es ist klar, daß Frankreich den Wunsch hegt, seine Ansprüche auf Elsaß-Lothringen durch Rußland unterstürzt zu sehen, und es ist ebenso klar, daß Rußland den Franzosen diese Unterstützung nicht ohne entsprechende Gegenleistung angedeihen lassen wird. Welcher Art aber diese Gegenleistung sein könnte, vermag heute Niemand zu erkennen und dämm erscheint der Friede durch das Verbrüderungsfest, welches in Kronstadt gefeiert worden ist, weder mehr gesichert, noch mehr gefährdet, als es vordem war, und die Welt steht keineswegs einer neuen Situation gegenüber. Die unbefriedigten Nationen, Frankreich und Rußland, waren durch ihre Unzu friedenheit seit Jahren gerade so fest verbunden, wie sie es heute sind, und selbst ein Vertrag, an dessen Abschluß bei uns aber noch Niemand glauben will, würde daran nichts ändern. Es bleibt Alles beim Alten, nur daß die Franzosen und Russen in ihrer Tagesgeschichte eine neue Reihe außergewöhnlich lauter Festlichkeiten zu verzeichnen haben werden. Zur Jllustrirung des künstlichen Getreidemangels an der Berliner Börse kann sehr gut der Inhalt nachstehender, an den Inhaber einer Mühle vor einigen Tagen gelangten, der „Deutschen Volkswirthschaftlichcn Korrespondenz" übermittelten Postkarte dienen, welche dieser Mühle durch den Agenten eines kleinen Thüringer Platzes die folgende Offerte stellt: „Ich sende Ihnen . . . 400 Etr. sehr schönen scharftrockenen südrussischen Weizen, welche Ihnen auf niorgen früh 9 Uhr hierseiendes Drahtaceept zu 223 M. per 1000 Kilo bahnfrei, Parität Magdeburg, verzollt Kassa Säcke innerhalb acht Tage franko zurück, zu schaffen hoffe mit der Bedingung, daß Sie den Weizen dort vermahlen und nicht nach Berlin zu Kündigungs zwecken geben; nnr deshalb ist der Weizen so billig." Ueber die Brutalität eines Schwimmlehrers, in Folge dessen in Plötzensec bei Berlin ein Ulan ertrunken ist, wird folgendes Nähere gemeldet: Der Ulan Seifert sollte die im Plötzensce belegenen Militär-Schwimmanstalt, um welche sich auf der Außenseite eine Balustrade befindet, die dem Schwimm lehrer als Aufenthaltsort dient, an drei Seiten umschwimmen. Der Gefreite Dehn, welcher Kapitulant ist und seit vier Jahren bei der genannten Schwadron steht, fungirte als Schwimm lehrer und hatte Seifert an der sogenannten Angel. Als der Schwimmer das Ziel fast erreicht hatte, klammerte er sich an einem dort eingerammten Pfahl fest und gab Dehn Zeichen, daß er vor Erschöpfung nicht weiterschwimmen könne. Dehn war hierüber sichtlich empört, nahm die Angel und schlug damit auf die Hände des sich festhaltenden Soldaten ein. Hierbei löste sich die Leine von der Stange, Seifert ließ vor Schmerz loS und versank dann lautlos in den Fluthen. Dehn sprang zwar mit vollem Anzug sofort dem Untergegangenen nach, dock konnte er ihn nicht mehr erreichen. Ein Offizier zog nunmehr die dort angebrachte Alarmglocke, auf welches Zeichen hin sich sämmtliche Schwimmer in das Wasser stürzten und dasselbe absuchten. Die Leiche wurde erst nach etwa 30 Minuten ge funden und hatte sich unter einem Brette, welches die Badean stalt abschlicßt, festgesetzt. Dehn wurde in Untersuchungshaft abgeführt. Die französische Regierung läßt es sich gegenwärtig sehr angelegen sein, Frankreichs Friedensliebe zu betonen. Bei der ani Donnerstag erfolgten Preisvertheilung in den Lyceen zu Paris hielt der Unterrichtsminister Bourgeois eine Rede, in welcher er die Beschuldigung zurückwies, daß Frankreich den Frieden bedrohe. Frankreich wünsche mit allen 'Nationen in Frieden zu leben. Der Militärstaat, wie er heute bestehe, sei allen Ideen nnd Wünschen Frankreichs zuwider, Frankreich wünsche nichts mehr, als seine ganze Kraft in den Dienst der Rechte zu stellen. Wenn diese Kundgebung des französischen Unterrichtsminifters sich mit den Anschauungen der Mehrheit der Franzosen wirklich deckt, so kann sich ganz Europa nur über Frankreichs Friedensliebe freuen. Die Vorgänge an der Newa werden in London sehr ernst aufgefaßt. Das Regierungsorgan „Standard" äußert sich über dieselben u. A. folgendermaßen: „Dem überaus glänzenden Empfange, welcher den Offizieren des französischen Geschwaders in Kronstadt zutheil geworden ist, kann leicht eine übertriebene Bedeutung beigemessen werden, andererseits ist es ebensowohl