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WenM für W druff Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens! tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen j Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern HO Pf. Tharandt, Men, Mentehn and die Umgegenden. ImtsbM Inserate werden Montags, Mittwochs uttd freitags bis spätestens Mittags s2 Uhr angenommen. Insertionspreis sOpf. pro dreige spaltene Eorpuszeile. für die Agl. Amtshauxtmannschast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A Berger daselbst. Montag, den 1. April No. 40 1805 Juin 80. Geburtstage des Fürsten Bismarck Achtzig Jahre eines vielbewegten Lebens voll harter Kämpfe und auf reibender Arbeit, ober auch voll welterschütternder Thaten und beispiellos glänzender Erfolge vollendet Fürst Bismark an diesem Montag in seinem lauenburgischen Tuskulum. Was er, der »eiserne Kanzler", für sein Vater- land und Voll Großes gewirkt und gethan — längst steht es ja mit un vergänglichen Zügen in den Tafeln der Weltgeschichte, die es noch bis in die fernsten Zeiten verkünden werden, daß Otto von Bismarck der unver gleichliche Baumeister deS stolzen Gebäudes des deutschen Kaiserreiches unter dem Szepter der Hohenzollern gewesen ist. Tiefer aber lebt dies Bewußt sein von der Bedeutung des großen Mannes für die vaterländische Ent wickelung noch im deutschen Volkesherzen, wo das Bildniß des ersten Kanz lers des neuen Reiches hell erstrahlt, mögen auch selbst jetzt noch politischer Haß und erbärmliche MHgimst stH abmühen, die Volksthümlichkeit des genialen Staatsmannes nach Kräften zu bestreiten. Wenn sich die städtische Vertretung der Reichshauptstadt in ihrer Mehrheit geweigert hat, dem Fürsten Bismarck dem Ehrenbürger Berlins, ihre Glückwünsche zu dessen 80. Geburtsfeste ausdrücken zu lassen, und wenn ferner von der Mehrheit des Neichsparlomentes die nämliche ablehnende Haltung bekundet worden ist, so mag man eine solche Stellungnahme, die sich überdies ja von selber richtet, im Interesse des Ansehens des deutschen Namens bedauern, aber ganz gewiß enspricht sie nicht den Gesinnunaen des entschieden größeren Theiles der deutschen Nation. Denn nach wie vor trägt derselbe dem eigentlichen Schöpfer der deutschen Einheit unverändert die Gefühle inniger Dankbarkeit und aufrichtiger Verehrung entgegen, und dies bekundet sich gerade jetzt, anläßlich des 80. Geburtsfestes des Schloßherrn von Friedrichs- ruh, erneut in erhebendster Weise. Ganz außerordentlich hoch ist die Zahl der mannigfachen Bezeugungen lebendiger Theilnabme an dem Ehrentage des Altreichskanzlers, welche dem greisen Recken aus allen Theilen Deutsch lands und von den deutschen Reichsbürgern im Auslande, ebenso von den Bismarck! — Bismarck! du Zauberwort, Du ziehst das Herz im Fluge fort, Allüberall im deutschen Land, Vom Alpsee bis zum Meer sstrand, Auf Bergeshöh'n, in Thalesgründen Wird dieser Klang ein Echo finden. — Drum steige der Begeistrung Flamme Helllodernd auf in Lied und Sang: Dem Manne gilts von deutschem Stamme, Dem Helden, der den Drachen zwang! Der an des Rbeines Rebenborden Gepflanzt des Reiches mächt'gen Baum; Dem Mann, durch den zur Wahrheit worden Der Väter sehnsuchtsvoller Traum! Wie lag das Vaterland darnieder, Dem Fremden lange schon ein Spott, Da sandte uns den Hermann wieder Der alte treue deutsche Gott> Und das wird nimmer ausgesungen Bis an der Erde letzten Tag, Wie von dem deutschen Aar bezwungen Der welsche Hahn am Boden lag! Wer wagte da noch zu verlachen Ter deutschen heil'geS Vaterland! Denn auch der Zwietracht giftgen Drachen Schlug dieser Mann mit starker Hand! Und uns erschien die große Stunde, Da hob der Held, lorbeerumlaubt, Die Krone von des Rbeines Grunde Dem deutschen Kaiser auf das Haupt! Das wollen wir ins Herz uns schreiben, Den fernsten Enkeln sei's bewahrt, deutschen Stammesgenossen in Oesterreich-Ungarn, schon dargcbracht worden sind und noch fortgesetzt zugehen, und diese freudige, weitgehende Theilnahme wird es dem alten Recken gewiß vergessen machen, daß zu seinem Ehren fest- ein Bruchtheil der Deutschen grollend beiseite steht. Mit besonderer G-nugthuung wird ihn aber sicherlich der jüngste Besuch des Kaisers in Friedrichsruh erfüllt haben, persönl'ch hat der erlauchte Monarch seinen früheren ersten Berather beglückwünscht, ihn hierbei zugleich außergewöhnlich auszeichneiid, em Vorgang, welcher dem wiederhergestellten herzlichen Ver hältnisse zwischen beiden Männern zur Freude aller patriotischen Deutschen ein kräftiges Siegel aufdrückt. Wenn für den Fürsten Bismarck ein trüber Schatten auf sein acht zigstes Geburtsfist fällt, so ist es die schmerzliche Erinnerung an den schweren Verlust, der ihn im vorigen Jahr durch den Heimgang seiner treuen Lebensgefährtin, der Fürstin, traf, doch mannbaft weiß Fürst Bis marck diesen Schmerz zu tragen. Auch Hai er sich von letzterem Schlag soweit wieder erholt, daß er in verhältnißmäßig körperlicher Rüstigkeit und in ungebrochener geistiger Frische in das neunte Jahrzehnt seines ereigniß- reichen Lebens eintreten kann. Darum darf man hoffen, daß Gottes Gnade den allen guten Deutschen so rheuern Mann auch in dem neubegonnenen Lebensabschnitt gesund und rüstig erhalten werde, damit er auch noch ferner hin seinem Volke und Lande ein getreuer Eckart sein könne, denn wahrlich, den erfahrenen Rath seines ersten Kanzlers vermag das Reich auch jetzt noch sehr wohl zu gebrauchen Möge es dem Fürsten Bismarck vergönnt sein, in dem für ihn anhcbenden neuen Lebensabschnitte nur Liebes und Gutes zu erfahren, möge ibn auch auf seinem ferneren Daseinspfade der Allmächtige schirmen und schützen, möge ihm noch ein langer sonniger Lebensabend beschieden sein. Dies ist der heiße dreifache Wunsch aus treuem deutschen Vvlksherzen zum 80. Geburtstage des „eisernen Kanzlers". Fürst Bismarck Heil! ZUM 1. Upril 181H95. Ein Vorbild soll er sein und bleiben Von deutscher Kraft und deutscher Art. Er stand, umbraust von Sturmestoben, Von schnödem Haß beschimpft und Neid; Er stand, das mächt'ge Haupt erhoben, Hoch überragend seine Zeit, Hochragend über sein Jahrhundert, Ein Fels im wildempörten Meer, Von Hunderttausenden bewundert, Doch auch geliebt — und das ist .lehr! — Es brause Jubel! Banner walle! Gott grüße Dich, Du einz'ger Mann, Der kühn des Ruhmes Kränze alle, Der seines Volkes Herz gewann! — Laßt heut' den Namen laut uns nennen Des Meisters, der das Reich gebaut: Wem Lieb und Treu im Herzen brennen, Dem ists ein freudenvoller Laut. Hinbrause es wie'Stukm und Wetter Vom Alpenschnee bis an den Belt: Heil Dir, des Vaterlandes Retter! Heil Bismarck, Dir, Du deutscher Held! Schier 80 Jahr bist Du heut' alt, Werd' 100 Jahr — Dein Gott es walt'! — Auch mag die Eiche, Die noch jung und zart, Als Denkmal heute hier gepflanzet ward, Den Enkeln künden einst nach 100 Jahren, Wie treu auch Wilsdruffs Bürger ihrem Bismarck waren! Ja, ob die „Reichstagsnörgler" auch von ferne stehen, Wir rufen doch: „Fürst Bismarck hoch! Er soll hoch leben!"