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Srschemt «öchenüich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnement-preiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pi. »-«nnmorana». Anzeiger für Astrale werden bis spätesten» Mittags de» vorhergehenden Lager deS Erscheinen» erbeto und die CorpüSspältenzette mit M Pf., unter „Eingesand"' mit in Pf. berechnet. Zwönitz und llmgegend. Orga« für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redactcur: Nernhard Ott in Zwönitz. lllLt A1LU U-I .^ UULSS Dienstag, den 12. December 1882. 7. Jahr«. Tagesbericht. Ueb' immer Deine Bürgerpflicht, Auch wenn es schneit und friert; Nergitz da« Aschestreue« nicht, Sonst wirst Du aufnotirt. Der Paragraph steht nicht zum Spaß Im Polizei-Statut, Und wer schon aus dem Pflaster saß, Der weiß, wie weh es thut. —- Zu der Verordnung vom 26. Oktober 1833, die Gewährung von Belohnungen für die Entdeckung von Brandstiftern betr., hat da« König!. Ministerimn neuerdings entschieden, daß jene Belohnung in den Fällen, wo der Brandstifter das 12. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt habe, nicht gewährt werden könne, indem bei diesen jugenÜichen Thatern das Vorhandensein des strafbaren Vorsatzes iin Sinn« der vorgsdachten Verordnung ausgeschlossen sei. — Raschau bei Schwarzenberg, 11. Dec. Heute früh in der 5. Stunde ging hierorts Feuer auf. — Zryickau, 9. Decbr. Heute früh hat in dem Massenquartier zum Bewerbers, Thalstraße, ein Sergeant K. sich mit dem Dienst gewehr in den Kopf geschossen. Obwohl schwer verletzt, ist dsrsxlb« doch noch lebend dem Hospital übergeben worden. Motive zu dein, bedauerlichen Schritte und nicht bekannt geworden. . — Dresden. In Folge telegraphischer Benachrichtigung aus Pirna wurde am Montag durch einen Nestaurckteur in Blasewitz lind mehrere Schiffer ein Floß mit 90 Centner Karpfen, auf welchem sich zwei hilflose Menschen befanden, gerettet und glücklich an das Ufer von Blasewitz gebracht. Das Floß mar durch den starken Strom und Wind in Pirna losgerissen und mit den ohne alles Schiffetzeug darauf befindlichen Leuten entführt worden, welche in die größte Gefahr gekommen waren, wenn das Floß die Abdrücken erreicht hätte. — Dresden- 7. Decbr. Das künigl.sächsische Gardereiter- Negiment, oder vielmehr dessen Officierscorps, wird im nächsten Jahre gelegentlich des 200jährigen Jahrestages der Entsetzung Wiens, an welcher auch di« sächsischen Truppen unter persönlicher Anführung ihre» Kurfürsten Johann Georg III. ruhmvollen Antheil nahmen, ein glänzende» Neiterfest veranstalten. Dasselbe findet in einem auf dem vor der Schüpenkaserne gelegenen Alaunplatz zu errichtenden besondere» Eircus statt und wird für dasselbe aus Officieren, Unter- officiere» und Gardisten eine Escadron in den verschiedenen Uni formen, welche da« Regiment seit seiner 1680 erfolgten Errichtung getragen hat, ausgewählt, welche verschiedene Caroussels reiten soll. Da« Fest, dem der gesammte Hof und die vornehmsten Kreise des Lande« beiwohnen dürften — Se. Majestät der König ist bekanntlich Ehkf des Regiments --- wär ursprünglich bereits für den 200jähr. Jahro«tag der Errichtung des Regiment« beabsichtigt, wurde aber damals verschoben, weil beim Entsatz von Wien die erste glänzende WaffeMhat von dem Regiment« ausgesührt wurde. Dasselbe brach Nämlich am 12. September 1683 gegen Abend, geführt vom Kur fürsten, «ach Einnahme de« verschanzten Döbling und nach Ver- treibung der Türke» au« Währing in das feindliche Lager ein und trieb die Ungläubigen in milder Flucht vor sich her gegen den Wiener Berg zu. Jener Einbruch des Regiment» ist auch durch ein große« Oelgemälde des in München sehenden sächsischen Larabiner-NittmeisterS der Reserve, Friedrich Hermann Carl Uhde, verewigt worden und schmückt gegenwärtig da« Officierscastno in der Gardereiterkaserne der Albertstadt. An jenem 12. September erbeutete auch das Regi ment dä« kostbare im historischen Mussum aufbewahrte Zelt des türkischen Großveziers Kara Mustapha, dessen Werth auf eine halbe Million Gulden geschätzt wird. In demselben wurde am 17. Sep tember d». I«. gelegentlich der sächsischen Kaisertage das Dejeuner sovvirt, welches Se. Mas. der deutsche Kaiser von dem Officierscorps seine«-sächsischen Grenadierregiment» Nr. 101 anzunehme« geruhte. Aüch bi« beidm fith«r»en Kesselpauken, welche Se. Maj. der hoch- selige König Johann gelegentlich seiner in, November 1872 gefeierten goldenen Hochzeit dem Gardereiter-Regiments verlieh, stammen von der Entsetzung Wiens 1683 her und zwar wurden dieselben nebst 6 Geschützen von den damaligen sächsischen Graf Neußdragonern er beutet. Nicht minder stammt der gleichfalls im historischen Museum aufbewahrte vom Poleukönig Sobiesky vor Wien getragene und an ihm Johann Georg III. geschenkte Marschallstab aus jener Zeit, den bekanntlich auch König Albert führte, als er am 11. Juli 1871 an der Spitze der siegreich heimkehrenden sächsischen Regimenter seinen feierlichen Einzug in die Residenzstadt Dresden hielt. So ranken sich von jener Entsetzung Wiens her gar ruhmreiche und denkwürdige Erinnerungen hinein in die Geschichte des sächsischen Gardereiter- Regiments, wie des ganzen heutigen XII. Armeecorps, in Dresden aber erinnert der von der Stadt dem siegreichen Kurfürsten damals gewidmete mit einer geharnischten Bellona mit dem Panier in der Hand gekrönte Brunnen auf dem Jüdenhofe an die sächsische Waffen- that vor Wien. Die Veranstaltung besonderer militärischer Festlich keiten für den 200jährigen Gedenktag ist darum gewiß gerechtfertigt. Äußer dem heutigen Gardereiter-Regiment war nur noch dasjenige Infanterie-Regiment mit bei Wien, von welchem die heutige Grenadier brigade (Regiment Nr. 100 und 101) ihre Abstammung herleitet, alle übrigen damals mit gegen die Türken gezogenen sächsischen Regimenter sind im Laufe der Zeiten erloschen und die heutigen Regimenter, außer erwähnten, insgesamnit erst später errichtet worden. — Pirna, 7. Decbr. Gestern Nachmittag brach beim Schlitt schuhlaufen in den Elbteichen gegenüber von Birkwitz der 12jährige Knabe Adolf Palitzsch aus Zschieren im dünnen und morsch ge wordenen Eise ein und mußte, trotz seiner Anstrengungen, sich heraus- zuarbeiten, dennoch ertrinken. Ein Glück war es, daß ungefähr noch 8 andere Knaben, die dem Verunglückten folgten, noch zur rechten Zeit umkehren konnten. Möge es aller den Eislauf übenden Jugend eine neue Warnung sein, nicht eher auf der glitzernden Fläche sich zu tummeln, bis sie die nöthige Stärke hat. 4 — Nossen, 7. Decbr. Nachdem das hiesige König!. Seminar Während des Auftretens der typhösen Erkrankungen, die auch unser Nossen, wie zahlreiche andere Städte, jedoch nur in sehr milder Form ^eimsuchten, vollständig intakt geblieben war, haben nachträglich sich mit einem Male unter den Zöglingen derart Erkrankungen typhöser Natur eingestellt, so daß dasselbe zur größten Ueberraschung der hiesigen Bürgerschaft schon gestern geschlossen worden ist, während doch die Weihuachtsferien erst in circa 14 Tagen ihren Anfang nehmen würden. Man spricht im Ganzen von über 50 mehr oder weniger erkrankten Schülern und soll allein an, vorgestrigen Tage ein Zuwachs von 10 bis 15 Mann zu constatireu gewesen sein, sodaß obige hohe Zahl erreicht wurde. Schon nahm man an, daß in der Stadt der Typhus vollständig erloschen sei, da wohl seit Wochen Er krankungen nicht weiter vorgekommen waren. Ob nun überhaupt die neuen Fälle in dieser vorzüglich verwalteten und wohl auch in den besten hygieinischen Verhältnissen befindlichen Anstalt, welche sich stets eines guten Gesundheitszustandes zu erfreuen gehabt hat, mit den erloschenen Erkrankungen der Stadt im Connex stehen, dürfte schwer zu constatireu, überhaupt auch etwas unwahrscheinlich sein, da zumal nach allgemeinen Angaben die Entwickelung der Krankheit mit etwa« abweichenden Erscheinungen (Halsleiden, Mandelanschwellung re.) verbunden ist. Wer wird nun sagen können, wie und wo die Ein schleppung stattgesunden hat? Unter den Meißner FürstenschÄeru, dein Oschatzer Militär rc, haben wir Heuer bereit« Aehnliche« erlebt und sicher ist den ganz abnormen Witterungsverhältnissen diese» Jahres viel Schuld daran beizumessen. Da nun aber da« Jutezmat die Ansteckungsgefahr ganz wesentlich erhöht, so ist da« energische Vorgehen der Direktion nur anzuerkennen. Hoffentlich werden nach Ablauf der Weihnachtsserie» die Zöglinge jämmtlich gesund und munter in ihr inzwischen desinsizirtes und rehabilitirteS Lehrerheim unserer sreundlichen, ozonreichen Muldenstadt wieder einziehen können. Dieser Vorfall ist also bis jetzt in keiner Weise al« besonders schlimm und gefährlich zu bezeichnen.