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Etlendsrikr Itiluna MW / MU MM M, W M. M, M MAMMN MM Vie „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- rag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Gkrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inserat bi, vormittag w Uhr/z Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Lür dis Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Nr. 88. Sonntag, den 24. Juli 1904. 3. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. GttenLorf-Vkrilla, 2z. Juli 1804. — In der gestern abgehaltenen Bezirks ausschuß - Sitzung wurden die Gesuche Karl Gebhardts in Lausa um Ausdehnung der ihm erteilten Schankbefugnis auf den zu seinem Hause gehörigen Garten; sowie der Martha verehelichten Bräsel in Lausa um Erlaubnis zum Betriebe der Schankwirtschaft einschließlich des Branntweinschanks in einem auf dem Flurstück Nr 11 )a des Flurbuchs für FricderS- dorf neuzuerrichtenden Hause und des Bade- anstaltsbesitzers Robiick in Weixdorf um Er laubnis zum Ausschank von Limonaden. Selters- wafferS, Frutil, Kaffee, alkoholfreien Bieren (Meth und Methon) sowie alkoholfreien Weinen (Alkofri und Most) im Grundstücke Kat. Nr. 36 II daselbst mangels Bedürfnissen bczw. wegen ungeeigneter Betriebsräume nbgewiesen. Die Genehmigung der Ordsbauordnungen für Lausa mit Friedersdorf und für Weixdorf hin gegen zu befürworten. — Im Walde sollte bei der gegenwärtigen Trockenheit, welche die Gefahr eims Feuers erhöht, überhaupt nicht geraucht werden. Vielfach ist das Rauchen auch direkt verboten. Wo das nicht der Fall ist, sollen die Raucher aber wenigstens die äußerste Vorsicht üben und mit Streichholz, wie brennender Zigarre recht sorg fältig umgehen. Daß das nicht immer der Fall ist, lehrt die Geschichte einiger Berliner, welche für diese noch ein recht unangenehmes Nachspiel haben dürfte. Kommen da vier Pärchen am vergangenen Sonntag in die Nähe der königlichen Pulverschuppen im Haselhorster Walde bei Berlin. An der Waldlichtung zündele sich einer der vier Herren der Gesell schaft eine Zigarre an und warf das brennende Streichholz achtlos fort. Sofort geriet das dürre Gras in Brand, und in wenigen Minuten stand eine größere Fläche des Waldes in Flammen. Unsere Pärchen liefen, anstatt Löschversuche anzustellen, eilends davon. Sie waren aber von dem Posten vor dem Pulver magazin bemerkt worden, der ihnen ein donnerndes Halt! nachrief. Vergebens, die Berliner begannen ein richtiges Wettlaufen. Auf ein Alarmzeichcn des Postens eilte jedoch sofort eine Anzahl von Soldaten herbei, die die Flüchtigen verfolgten und jnach scharfer Jagd einholten. Die ganze Gesellschaft wurde arretiert, den Schuldigen droht eine empfindliche Strafe. Dies Beispiel zeigt, daß man auch im Walde nicht immer ohne Kontrole ist, das Auge des Gesetzes auch dort wacht. Aber wenn dem auch nicht so wäre, müßte jedermann soviel Gewissen und Selbstzucht besitzen, um nicht durch Leichtfertigkeit ein Stück deutschen Waldes zu gefährden. Die deutschen Wälder sind unübertroffen schön, die Spekulation geht ihnen hart zu Leibe; da ist es doppelt Pflicht, ihn vor Fährlichkeiten zu bewahren. — Zunahme der Feuerbestattungen in Deutschland. Die Zahl der Einäscherungen in den deutschen Krematorien ist in ständiger Zu nahme begriffen. Vom 1. Januar bis 30. Juni d- I. sind 663 Einäscherungen vor genommen worden gegen 515 im ersten Halb jahr des Vorjahres. Das bedeutet eine Steigerung von 148 oder 28 7 vom Hundert. Die Gesamtzahl der in deutschen Krematorien bewirkten Einäscherungen ist nunmehr auf 7551 am 30. Juni 1904 gestiegen. Am meisten frequentiert ist das Krematorium zu Gotha, das im eisten Halbjahr 1904 152 Ein- äscherungen zu verzeichnen hatte. Dann folgt Hamburg mit 138, Jena mit 95, Mainz mit 83, Heidelberg mit 72, Offenbach a. M. mit 54, Mannheim mit 35, Eisenach mit 22 und Karlsruhe mit 12 Feuerbestattungen. — Der Verband Deutscher Radrennbahnen erläßt in seinem offiziellen Organ folgende Be kanntmachung: „Dem Berufsdauerfahrer Piet Dickentmann-Amsterdam wird auf einstimmigen Beschluß des Gesamtvorstandes bis auf weiteres der Start auf allem in- und aus ländischen Radrennen verboten." Wie ver lautet, soll der Grund der auffälligen Dis qualifikation darin zu suchen sein, daß Dickent mann nach dem Sonntagsrennen in Dresden mit der Bahnleitung einen heftigen Wortwechsel hatte. Klotzsche. Beim Rangieren des Arnsdorf- Dresdner Güterzuges geriet auf dem hiesigen Bahnhofe infolge falscher Weichenstellung eine Gruppe auf ein Nebengleis und beschädigte einen dort hinterstellten Personnenwagen III. Klasse erheblich. Dabei wurde auch der Gleisendpuffer und ein Signalmast umgebrochen. Der Verkehr erlitt keinerlei Störung. Dresden. Teilweise Emster bung der Elb- dampfschiffahrt. Nachdem der gestrige Pegel stand in Dresden auf — .218 am gesunken ist, mußten die Fahrten der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft von Dresden ab wärts nach Meißen—Diesbar—Riesa—Strehla bis Mühlberg eingestellt werden, während sämt liche fahrplanmäßigen Fahrten zwischen Dresden und Herrnskretschen noch w iier ausgeführt werden. Ausgenommen davon sind nur die allgemein beliebten Luxusfahrten vormittags 8 und 11 Uhr 15 Min. ob Dresden. — Bei der Zwangversteigerung des Etablissements „Ordeum" auf der Carusstraße sind etwa 130 000 Mark Hypotheken ausge fallen. — Zur Lohnbewegung der Tischler. Am Mittwoch tagte hier eine Versammlung der Gehilfen, in der berichtet wurde, daß die Ver handlungen am Donnerstag zum Abschluß ge bracht werden sollen. Es sei nach dem Gang der Verhandlungen in der Kommisiou zu hoffen, daß es zu einer beide Teile befriedigenden Einigung kommen werde. Die Vertreter der Arbeiter und Unternehmer seien über die strittigen Punkte mit einigen Ausnahmen einig geworden. Die Gehilfen werden sich nun in einer Versammlung am Freitag endgültig mit den Ergebnissen der Kommisionsberatung be fassen. Die Arbeit soll daun wieder ausge nommen werden, wenn die Bewegung im all gemeinen erledigt ist. Die Dresdner Tischler- Innung wird heute Freitag in Meinholds Sälen eine interne Versammlung, die sich mit den Kommissionsbeschlüssen beschäftigen wird ab halten. — Wie von Elbanwohnern mitgeteilt wird, betrug der Wasserstand der Elbs heute noch ca. 40 om weniger, als der niedrigste im Jahre 1892, während der nächstniedrigste im Jahre 1838 zu verzeichnen war. In Nünchritz hatte die Elbe heute noch eine Tiefe von ca. 75 om, in Merschwitz dagegen 1,20 bis 1,30 w. — Auf der Fahrt nach Schandau begriffen und mit der Dresdner Fleischer-Innung an Bord, fuhr der Oberdeckdampfer „Habsburg" in der Nähe des Hotels „Bellevue" auf Grund — just gerade in dem Augenblicke, als die mitgeführte Militärkapelle intonierte: „Hier hab' ich so manches liebe Mal — mit meiner Laute gesessen" — —. Nach einiger Zeit konnte der Dampfer wieder flott gemacht werden und seine Fahrt fortsetzen. — Die Elbufec bei der Augustusbrücke sind nunmehr abgesperrt worden, weil sich die Kinder beim Klettern an den Pfeilern und über das Gestein leicht Schaden zuziehen könnten. — Wie bekannt geworden ist, sind in den letzten Tagen in dem zur Zeit trocken liegenden Flußbette der Elbe eine Anzahl Münzen, aus einer Kupferlegierung chergestellt gefunden worden. Diese Münzen sind ganz den 20-Mark-Stücken ähnlich, sie tragen ans der Avsrsseite das Bildnis des Kaisers Wilhelm II., darunter das Münzzeichen 0, auf der Reversseite den deutschen Adler, die Jahreszahl 1892, die Wertangabe 20 Mark und sind sehr gut hergestellt. Die Münzen sind bereits mit Erfolg in Zahlung gegeben worden. Vor Annahme derartiger Münzen als 20-Markstücken wird hiermit gewarnt und zugleich bemerkt, daß die wissentliche Voraus- gabung solcher Münzen als Münzverbrecher bestraft wird. Eisenb erg-Mo ritzburg. Am Dienstag Vormittag mar hierselbst im Königlichen Forst- bczirke in der Nähe des oberen Waldteiches bei Volkersdorf ein Waldbrand ausgebrochen, jedoch durch schnell herbeigeeilte Hilfe bald ge löscht werden konnte. Radeburg. Am Sonntag Vormittag wurde zwischen Radeburg und Oberrödern ein Leichnam in völliger Kleidung aus der Röder gezogen. Nach den sofort angestellten Ermittelungen hat sich ergeben, daß dies der 35 jährige verheiratete Klempner Schuster aus Dresden-Pieschen ist. Da dieser viel mit Krämpfen behaftet war, so läßt sich nicht fest stellen, ob eine Verunglückung oder Selbstmord vortiegt. Der Ertrunkene ist auf hiesigen Friedhöfe beerdigt und hinterläßt außer der Frau noch ein 9 Wochen altes Kind. Königsbrück. Das Königliche 13. In fanterie-Regiment Nr. 178 hält in der Zeit vom 25. bis mit 30. Juli täglich von 6 Uhr vormittags bis 6 Uhr abends aus hiesigem Gefechtsschießplatze Schießrn im größeren Ab teilungen ab. Kamenz. Als Brandstifter des Brand unglücks in Milstrich ist der vierjährige Sohn des Kulamitosen Rolle ermittelt worden, der mit einem in der Wohnstube gefundenen Streichholz in der Scheune gespielt hatte, wobei der Brand ausgebrochen ist. Als es zu rauchen angefangen hatte, war er natürlich fortgelaufen ohne jemand vom Entstehen des Feuers etwas zu sagen. Obervogelgesang. Hier wurde durch die Gendarmerie der Tagearbeiter D. festgenommen und in das königliche Amtsgericht zu Pirna eingeliefert. D soll sich am Sonntag Nach mittag an einem aus Niedervogelgesang stammenden jungen Mädchen, das er auf Eben heiter Flur getroffen, in unsittlicher Weise schwer vergangen haben. Meißen. Einen Einbruchsversuch hat in der Nacht zum Mittwoch in der dritten Morgen stunde ein durch die Flucht entkommener Un bekannter von der Berglehne her in das Haus Domplatz 8 verübt. Der Bewohner der zweiten Etage des Hauses, dem der Besuch galt, war durch verdächtiges Geräusch vom Schlafe er wacht und durch Beobachtung zu der Ueber- zeugung gekommen, daß jemand mit Gewalt in seine Wohnung eindringen wollte. Er trat dem Einbrecher mit dem Revolver in der Hand ent gegen, worauf dieser ans dem Wege, den er gekommen war, entfloh. Ein Revolverschuß, der ihm nachgeschickt wurde, scheint den Ein brecher nicht getroffen zu haben. Riesa. Infolge des gegenwärtigen niederen Wasferstandes der Elbe sind die in Schiffer kreisen bekannten sogenannten Hungersteine, so auch bei Strehla, sichtbar geworden. Es sind dies große, im Strombett eingelagerte flach gewölbte Felskuppen, auf denen bei ihrem jedes maligen Sichtbarwerden das Datum um die Jahreszahl des trockenen Jahres eingemeißelt worden ist. In früheren Zeiten galt das Er scheinen der Hungersteine als ein böses Zeichen, weil ihr Sichtbarwerden zumeist mit Dürre uud Mißwachs in der ganzen Elbgegend be gleitet war. Oschatz. Am Montag Abend zwischen und 1/z 8 Uhr mußte der Zug, der 7 Uhr 36 Min. aus Dresden hier eintreffen sollte, zwischen Riesa und Bornitz plötzlich auf freier Strecke halten, weil es einem behäbigen Guts besitzer aus der Bornitzer Gegend beliebt hatte, die Notbremse in Tätigkeit zu setzen. Der gute Mann soll in Riesa infolge eines Viehhandels dem Becher zu viel gehuldigt haben, und es scheint, als habe er gefürchtet, den Anschluß an sein Heimatdorf zu verpassen, d. h. der Zug werde in Bornitz nicht halten oder sei dort schon durchgefahren. Der „Spaß" trug seinem Veranstalter eine nicht unbeträchtliche Geldstrafe ein. Leipzig. Mit was allem die städtischen Behörden sich herum müssen, geht nicht auf die bekannte „Kuhhaut". Um die abscheulichen Nager loszuwerden, die den (Chinesen als Leckerbissen gelten, mußte die Summe von 24000 Mk. für den Haushaltplan nachbewilligt werden. Nun wehe euch aber, ihr „Ratten viecher". — Eine wohlverdiente Strafe erlitt die Frau des Schuhwarenhändlers Käps, welche die „dringende Verpflichtung,, in sich gefühlt hatte, ohne jeden Beweis eine der Verkäuferinnen in einem Warenhaus bei ihrem Chef des wiederholten Diebstahls zu bezichtigen. Das arme Mädchen mußte Verhaftung und Haus suchung — letztere ergebnislos — über sich ergehen lassen. Das Gericht verurteilte die Denunziantin zu eiuem Monat Gefängnis wegen Beleidigung. — Die dem Vorstande der Ortskrankenkaffe angehörigen Arbeitgeber haben in der letzten Vorstandssitzung den Entschluß bekannt gegeben ihre Aemter in der Generalversammlung niederzulegen, weil sie unter den jetzigen Ver hältnissen außer stände seien, zum Wohle der Kaffs zu arbeiten. Die dem Vorstand ange hörenden Arbeitnehmer unterbreiteten den Ge neralversammlungsvertretern bereits am Diens tag die Frage, ob sie in Gemeinschaft mit den Arbeitgebern zurücktreten sollten. Die Ge- neralversammlungsvertreter waren ebenso wie der Vorstand der Ansicht, daß einem solchen Schritte unmittelbar die Einsetzung einer kommissarischen Kaffenverwaltung durch die Kreishauptmannschaft auf dem Fuße folgen würde, die nach ihrer Ansicht mit der Be seitigung des letzten Restes des Selbstver waltungsrechtes auf allen Gebieten der Kaffen- vsrwaltung gleichbedeutend sein würde. Die Generalversammlungövertreter beschlossen ein stimmig, die Arbeitnehmer im Kaffenbestande aufzufordern, in ihrem Aemtern zu verbleiben. Altendorf. Zu einer gefährlichen Messer» stecherei kam es in der Chemnitzer Vorstadt. Dort lauerte der 23jährige Maurer Imanuel Ulbrecht aus Böhmen den 29 jährigen Maurer Josef Zobeck, mit dem er tags zuvor in Streit geraten war, auf und versetzte ihm fünf Messer stiche. Als auf die Hilferufe des Ueberfallenen dessen Bruder, der 35 jährige Maurer Franz Zobeck zu Hilfe eilte, erhielt von dem böhmischen Rowdy einen Stich in den Kopf. Darauf floh der Messerheld, wurde aber alsbald fest genommen. Göppersdorf. Nachdem der im Februar d. I. mit sieben gegen sechs Stimmen zum hiesigen Gemeindevorstand gewählte Amtsgerichts expedient Alfred Engelstädter in Limbach von der Amts- und Kreishauhtmannschaft wegen dec geringen Mehrheit von einer Stimme nicht bestätigt worden, wurde dieser in der Gemeinde ratssitzung am Freitag abermals, und zwar mit 9 gegen 5 Stimmen, gewählt. Adorf. In der abgebrannten MichaelS- kirche wurde mit der Schuttabräumung begonnen. Auf die Zutagefärderung der Glocken ist man allgemein gespannt; sie sind noch in einer fort glühenden Masse vergraben. — Die Glocken unserer abgebrannten Kirche wurden jetzt gefunden. Sie sind vollständig zertrümmert und geschmolzen. Am 7. Mai 1786 waren die Glocken zum Turme aufge zogen worden. Falkcnau. In der Angelegenheit der Er mordung des Gendarmeriemachtmeisters Strom in Stadt Lauterbach sind nun auch der Gast wirt Fenkl in Wudingrün und der Gastwirt Schimmer in Ehrlich verhaftet worden. Ersterer ist dringend verdächtig am Morde beteiligt gewesen zu sein, letzterer hat die Mörder in seinem Wirtshause beherbergt und ihnen da durch Vorschub geleistet.