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WWmfferLigeblaN Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Deichäfisstellc und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten RM., delPostdestellung ?5AAg.Äll-PÄ°nstäum Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postbotenund'nn^r^ ,rügerund Deschäf-Sst-Uen — ! u 2 —— nehmen zu leder Zeit B«. stellungen entgegen. Im Falle HSHerer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung ber Zeitung oder Kürzung des Bezugspreise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 2VRpfg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Retch». pfennig, die s gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 ReichSPsennige. Bor geschriebene Erscheinung». tage und Pl-tz-arschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annabme bl, norm.lv Ubr. — Fgr -je Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder Radattanspruch erlischt, wenn derBelrag durch Klage eingrzogen werden mutz oder derAuftraggeberinKonkurs gerät. Lnzetgeunehmen alleBermiltluugsftellenentgegrn. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 150 — 90. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 1. Juli 1931 Telegr.-r'Idr: »Amtsblatt Postscheck: Dresden 264» Das isolierte Frankreich. Nun ist zwar der 1. Juli da, aber das „Schulden Feierjahr" hat noch nicht begonnen. Aüe in Betrachi kommenden Staaten haben bedingungslos — einzelne mti nicht allzu vergnügter Miene — dem amerikanischen Präsidenten ihre Zustimmung gegeben; nur zwei Regie rungen knüpfen Bedingungen an ihr Ja: Frankreich und Belgien. Die Brüsteler Regierung verlangt, daß unsere Sonderzahlungen aus dem bekannten Markabkommen ebenso fortgesetzt werden sollen, wie Frankreich dies für die ungeschützten Zahlungen fordert, — obwohl auL jene Summe, die Belgien erhält, nur ein Teil der Leistun gen des „Neuen Plans" sind, Belgien zu diesem nur seine Zustimmung gab, nachdem sich in besonderen Perhand lungen Deutschland bereit erklärt halte, die Papiermark bestände in den Kellern der Brüsseler Staatsbank durch eine auf 26 Jahre verteilte Zahlung „aufzuwerten". Das war auch einer von den vielen Sonderwün schen gewesen, die man aus der ersten Haager Kon ferenz an den Young-Plan anklebte und die wacker daran miigcholfen haben, daß Deutschland jetzt finanziell nichi mehr weilerkann, daß Amerika mit dem Vorschlag des Zahlungsaufschubes dazwischensprang. * Daß jetzt um die Monatswende, daß an dem Tage, da das „Schulden-Feicrjabr" beginnen sollte — wenn es überhaupt zustande kommt, wird man ihm eine rück wirkende Kraft geben müssen! — der Verband- lungskarren in Paris fest gefahren ist, gehl daraus hervor: für Tage vor dem t. Juli hatte man zwischen den amerikanischen und französischen Unterhänd lern keinerlei Besprechungen angeseyt. Aber nicht bloß die Hartnäckigkeit, mik der Frankreich an seinen Forde rungen über die Verwendung der von Deutschland weiter hin zu zahlenden Summen festhält, ist Ursache der poli tischen Isolierung der Pariser Regierung, sondern man verrennl sich dort — besonders in der Presst — immer mehr in eine rasch anschwellende antideutsche Stimmung, — als ob Deutschland etwas dafür kann, wenn Amerika und Frankreich sich nicht einigen! Das sind keine erfreulichen Vorbereitungen zu der von Di Brüning an- geregten und tn Paris auch angenommenen Zusammen kunft der deutschen und der französischen Staatstenker! Aber dieser Vorschlag Dr. Brünings wurde gleich dadurch aus die schiefe Ebene gestellt, daß der französische Minister präsident in und vor der Deputiertcnkammer des langen und breiten auseinandersetzle, was alles er „Herrn Brüning sagen werde". Und aus jedem Wort sprach ein: Was bekommen wir von euch Deutschen? Daß man auf solche Weise keine politisch so „kitzligen" Dinge vorbereitet, wie es eine deutsch-französische Minister- enrrevue vorläufig noch ist, müßte man in Frankreich bei gutem Willen wissen. Aber Herr Laval macht eben nichts ohne seine Deputiertenkammerl Und da der jetzt beginnende Monat nun einmal zu einem solchen der Ministerreisen geworden ist, so steh! — abgesehen von dem Besuch Macdonalds und Hender sons in Berlin — die Romsahrt D r Brünings und D r. C u r t i u s' stärker im Vordergrund als eine Reise der beiden deutschen Minister nach Paris. Dir Einladung, die Mussolini nach Berlin sandte, konnte von der deutschen Regierung gern angenommen werden, auch dann, wenn man sich kaum verhehlen kann, daß sie nicht ganz ohne eine gewisse „Spitze' gegen Frankreich ist. In Gens, wo sich sonst die Außenminister zu trefsen pflegen, häufig auch die Ministerpräsidenten verschiedener Lände, erschienen sind, Hai sich Mussolini recht rar gemacht" Abe. lewen Außenminister Grandi führte doch so manches allzu laut austrumpfendr freilich ^e/«^ der deutschen Vertreter untön^da, Herr deutsch österreichische Zoll- unlc n ua« Hcrr Grandi wacker mnaeiuactu und zuerst Ä L/L'nÄ ganz ansgcgeben — als wolle Mussolini seine -Zustim mung zu voovers Vorschlag auch an einige in der aleichen Richtung zielende Bedingungen knüpfen Er Hai dies dann unterlassen und v o I l e n d e. e b a d u r ch e, a e n l- lieh die Isolierung, in die sich Frankreil!? heute hineinmanovrier, Hal Gewiß geschab das mcht um unserer schonen Augen willen ebensowenig wie er seine nicht gerade seltenen Reden gegen das „unter dem Druck von Versailles erstarrte Europa" etwa tn deutschen Interesse gehalten hat Aber hier Hai es keinerlei An deulungen oder Erklärungen, keine Einschränkungen und Vorbehalte, keine Mahnungen und Drohungen gegeben über das, was tn Rom besprochen werden soll Italien blick, nach Mittel- und nach Sudosteuropa, politisch ntch, bloß, sondern auch wirtschaftlich Deutschlands Wirt schaft drängt auch hinaus in diesen Räum; soeben ist ein Handelsvertrag mit Rumänien abgeschlossen Dies mag llnterhaltungsstofs genug abgeben für die Ministerentrevue in Rom; nur um die Wirtschaftspolitik handelt es sich und darüber kann man sich schon eben einigen, als wenn über einer solchen Zusammenkunft das gefährliche Wort „Politik" steht. » Fördert die Ortspresse » Ser Kamps gegen NMWs UmWeWeil Das starrköpfige Frankreich. Der Gegensatz Paris—Washington. Die Pariser Verhandlungen zwischen dem ameriko irischen Schatzsekretär Mellon und den zuständigen fran zösischen Ministern Haven eine schwere Versteifuns erfahren. Um nach Möglichkeit aus der Sackgasse, in di, die Besprechungen durch die Starrköpfigkeit de, jranzöfischen Unterhändler gelangt sind, her auszukommen, hatte man für Dienstag eine Verband lungspause eingelegt. Schatzsekretär Mellon erwartet' neue Instruktionen aus Washington für die Besprechun gen, die am Mittwoch wieder ausgenommen werden unk dann bis zu einem endgültigen Ergebnis fortgesetzt werden sollten. In Washington scheint man über die Haltung Frank reichs stark verstimmt zu sein. Diese Verstimmung gehl auch aus einer Erklärung hervor, die der Unterstaats sckrctär Castle nach einer längeren Besprechung mit dem Präsidenten Hoover und dem stellvertretenden Staats sckrctär der Finanzen, Mills, herausgcgeben hat- In dieser Erklärung heißt es: „Alle Regierungen mit Ausnahme der französischen haben nunmehr dem Plan des Präsidenten Hoover grundsätzlich zugcstimml. Einige Schwierigkeiten ent standen, die Haltung Frankreichs mit dem Geist des Vorschlages des Präsidenten Hoover in Einklang zu bringen. Die Besprechungen des amerikanischen Bot schaftcrs in Paris, Edge, und des Staatssekretärs Mellon mit dem französischen Kabinett werden fort gesetzt." Diese Erklärung, zu der sich Hoover nach seinem Funkgespräch mit Mellon veranlaßt sah, macht die sran zösische Regierung in unmißverständlicher Weise für du Verschleppung der erstrebien Einigung verantwortlich Sie wird in maßgebenden Kreisen dahin ausgelegl, daß Hoover die Weltmeinung gegen di: Unnachgiebigkeil Frankreichs aufrufen will. Die Haupt schwierigkeil liegt in der französischen Forderung, wonaü Deutschland förmlich verpflichte« werden soll, die ge stundeten Beträge nach Ablauf des einjährigen Zahlungs aufschubes zurückzuerstanen, während Mellon verlangt, daß die Rückzahlung über l5 oder ätz Jahre verteilt wird Die französische Regierung scheint ferner darauf zu be stehen, daß wenigstens Belgien einen Teil der un geschützten Jahreszahlung erhält, was Washington, als in Widerspruch zu dem Geist des Hoover-Plans stehend schars ablehnt In der Pariser Presse wird aus anscheinend offi ziöser Quelle daraus hingewiesen, daß Frankreich nichi daran denke, nachzugeben Man geh« tn den Pariser Blät lern jetzt sogar so weit, Deutschland die Schuld dafür zuzuschieben, daß die Verhandlungen zwischen Amerika und Frankreich nicht vorwärtskommen da sich Deutschland nach wie vor weigere, an den fran zösisch-amerikanischen Verhandlungen sich zu beteiligen wie es von Frankreich gern gesehen worden wäre. Dic deutsche Regierung steht aber nach wie vor aus dem Standpunkt, daß eine Beteiligung an den Pariser Be sprechungen für sie nichi in Frage komme, da es sich hierbei um eine politische Streitfrage handele, die allein zwischen Amerika und Frankreich ausgeiragen werden müsse. Sollten sich die Schwierigkeiten in Paris als unüber windlich erweisen und sollte der Termin des 1. Juli, den Präsiden« Hoover für den Beginn oes Zahlungs aufschubs in Vorschlag gebrachl Hal, nichi eingehalten werden, so würde sich Deutschland vor die Notwendigkeil gestellt sehen, sofort den im Aoung-Plan vorgesehenen Antra^aus ein Transfer Moratorium zu stellen. Für die Durchführung dieses Verfahrens würde die Zeit noch ausreichen, da der nächste Zahlungstermin nach dem Young-Plan der 15. Juli ist. * Laval spricht vor dem Senat. Wie erwartet, hat der Senat mit 197 gegen 5 Slim men bei 9tz Stimmenthaltungen die Tagesordnung au genommen, für die die Negierung die Vertrauensfrage ge stellt hatte. Der Abstimmung ging eine kurze, eindeutige Erklä rung Lavals voraus. Er wandte sich gegen die Behaup tung, daß Frankreich mit dem Vorschläge Hoovers über rascht worden sei. Stimson habe den Botschafter Claudel vorher informiert. Alle Länder Hütten den Vorschlag Hoovers angenommen, auch Frankreich. Mit besonderer Wärme verteidigte Laval die Haltung Amerikas, das nicht als harter Gläubiger gehandelt habe. Man dürfe indes nicht die Vorbehalts unterschätzen, die Frankreich gemacht habe. In den Verhandlungen, die morgen fortgesetzt würden, werde Frankreich seine Würde wahren. Es werde sich daran erinnern, daß es 1926 allein seine Krise überwunden habe, die der Krise analog sei, unter der Deutschland leide. Um Überraschungen zu ver meiden, halte er es jür notwendig, daß zwischen der Reichs regierung und der französischen Negierung offene Unter Haltungen stattsänden, von deren Erfolg er überzeugt sei. Andere Erklärungen könne er jetzt nicht geben. Die Regierung brauche eine starke Autorität und erwarte eine Stärkung der Autorität durch das Votum des Senats. * Italiens Verzicht aus Schuldenzahlung. Amtliche Notifikation. Die amtliche italienische Agentur meldet: Während man erwartet, daß die gegenwärtig lausenden Verhand lungen sobald als möglich ein endgültiges Abkommen zwischen den interessierten Regierungen ergeben, hat die italienische Negierung folgerichtig ihrer vollen und herz lichen Zustimmung zum Vorschlag des Präsidenten Hoover entsprechend im voraus dafür gesorgt, mit der Durchfüh rung des amerikanischen Planes zu beginnen. Zu diesem Zwecke hat der Außenminister nach Ver einbarung mit dem Finanzministcr die Regierungen der Schutdnerstnatcn Italiens davon verständigt, daß die ita lienische Negierung die Summen, die man ihr in Anwen dung des Young Planes und des Haager Abkommens zum 1. Juli schuldet, nicht einzufordern beabsichtigt. * Oer willenlose Vasall. Nur bedingte Zustimmung der Tschechoslowakei. Die Tschechoslowakei wird vorläufig keinen formellen Standpunkt zum Hoover-Angebot einnehmen, um nicht in die schwebenden Verhandlungen einzugreifen und zwar aus Loyalität zu den durch den Vorschlag unmittelbar berührten Staaten, insbesondere Frankreich. Die Tschecho slowakei wird das Ergebnis der Verhandlungen mit Ame rika abwarten und das getroffene Abkommen bereitwillig ohne weiteres annehmen. Eine Aktion für Deutsch tand ohne Frankreich? Washington. Im Weißen Hause wurde die übliche Pressekonferenz für heute abgesagt. In Negierungskreiscn be schränkt man sich auf die Feststellung, daß die Lage zur Zeit ernst und unbestimmt sei, da Frankreich als einziger Gläubigerstaat sich bisher weigere, an einer großzügigen internationalen Zusammen arbeit teilgunehmen. Bei allem ehrlichen und ernsten Bemühen, zu einer Verständigung mit Paris zu gelangen, sehe inan hier kaum eine Möglichkeit weiteren Nachgebens, ohne den klaren Sinn des Hovverplanes über Bord zu werfen. Man lehne selbst verständlich eine amerikanische Garantie für die Heiligkeit des Youngplancs ab, und man erklärt es für widersinnig, von Deutschland, besten verzweifelte finanzielle Lage überall zugegeben werde, zu erwarten, daß es den in Höhe des unaufschiebbaren Teiles ihm zu gewährenden Kredit in kurzer Frist zu rückzahle. Hoover besprach die Lage heute in einer längeren Kabinetls- sitzung, an der Castle und Mills teilnahmen, nachdem er vorher erneut mit Mellon telephoniert halte. In parlamentarischen Krei sen umgehende Gerüchte, für die ein« Bestätigung jedoch nicht zu erlangen ist besagen, daß Hoover nicht nachgeben und auch Deutschland nicht im Stiche lasten werde, sondern schon seht mit seinen amtlichen und parlamentarischen Mitarbeitern berate, wie man Deutschland nötigenfalls ohne Frankreichs Mithilfe helfen könne. Als haltlos werden die Meldungen bezeichnet, wonach man hier eine direkte Verständigung zwischen Paris und Berlin wünsche. Man steht hier auf dem Standpunkt, daß Hoover die Rettungs aktion mit dem ganzen Gewicht seiner Stellung eingeleilet kwe und sie auch durchführen werde. Es wird in parlamentarischen Kreisen die Möglichkeit erwogen, daß im Falle eines Fehlschla- gens der Pariser Verhandlugen Hoover Stimson amvcisen konn te, nicht nach Paris zu gehen. In der hiesigen Presse Alt man die pessimistische Auftastung der Lage nicht in diesem Maße. * Berlin zur Tributein- stellung entscklossen. Berlin Die Unentschiedenheit der Lage m Paris und das heftige Aufeinanderplohen der frmizos,sch- amerikanischen Gegensätze nötigt bis po «tische Qcfsei küchle,t heute bereits, das Scheitern des gesamten Hooverplanes in Erwägung zu ziehen. Zwar hofft man immer noch, dch die Amerikaner mit ihrem groß zügigen und wirtschaftlich vernünftigen Vorschlag durchdringen w» rdem Jedoch ist auf der anderen Seite in Paris eine derartige Versteifung der Lage festzustellen, daß man Zweifel darüber be-