Volltext Seite (XML)
Das Wichtigste so« Lage. Das deutsche K ä i s e r p a a r hat gestern Korfu ver lassen, um sich über Santa Maura und Pola nach Wien zu begeben. G In Kalkutta (Indien) ist man einer Verschwörung gegen die englische Behörde auf die Spur gekommen. O In Haiti herrscht eine rohe Schreckensherrschaft der Präsidenten. In der Gegend von Urmia haben die Kurden zahlreiche Dörfer zerstört und über 2000 Menschen getötet. (S. pol. TgSsch.) Der ungarische Freiheitskämpfer General Türr ist in der Nacht zum Sonntag in Budapest gestorben. Seim Gattin war eine Nich'e Napoleons I. - Die abnehmende Rohstoff- / Versorgung im Textilgewerve. Wenn in manchem anderen Gewerbe seit Beginn des laufen- I den Jahres so vorsichtig disponiert worden wäre, wie im Textil- gewerbe, so hätten viel« «Komplikationen vermieden werden s können. Die Tatsache, daß im Textilgewerbe von einem auf fallenden Rückschlag des Beschäftigungsgrades bisher am wenigstens zu bemerken war, ist nicht zuletzt darauf zurück zuführen, bah di« Spinnerei«» und Webereien in der W ar e n- herstellung sehr vorsichtig bremsten. Die Arbeiter wurden, selbst als di« Aufträge langsamer «ingingen, möglichst zu halten und zu beschäftigen gescht da die Erfahrung lehrt, daß Textilarbeiter, wenn sie erst in anderen Gewerben ausgenommen wurden, nur schwer wieder zur Textilindustrie zurückkehren. ' Schon diese Erwägung hielt viele Fabrikanten zurück, größere Arbeiterentlassungen vorzunehmen oder den Betrieb so wesent- * lich «inzuschränken, daß die Arbeiter in anderen Berufen ver hältnismäßig bessere Verdienstgelegenheit gefunden hätten. Ist doch bi« jetzt die geplante Betribseinschränkung in der deutschen Baumwollind st r ie noch immer nicht Tat sache geworden; gerade die Zustimmung der sächsischen Be verantwortlich«, Redakteur: Fritz Arnhotd. Für dir ^jnferatt verantrvoetUch: lv alter Arau» detd» in Au«. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illrchriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag» nachmittag, von L Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Aue. — Fernsprecher tt. Für nnoerlangt «ingesandt« Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag Gebrüder Benthner (Inh.: panl Beuthner) in Aue. Annahme von Anzeigen bi» spätestens 4'/, Uhr vormittag». Für Aufnahme von grdüeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st« am Tage vorher der uns «ingehen. Jnsertionspreis: Vie siebengespaltene Aorpusjeil« »der der«, Ravm io psg., Reklamen rr pfg. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rahatt, Mefe RMfsrtzr ßO -ettO« Vei»g,preis: Durch unser» Voten frei in, Haus monatlich so pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich Zä Pf» W»d wächentlich »0 Pf» — Vet der Post bestellt und selbst abgeholt vterteljLhrlich ,.so M,k. — Durch »kN Lftepxäger frei in» Kguy vierteljährlich ,.,r Mk. — Einzelne Nummer ,0 pfg. — Deutscher Postzeitungr- kafalog. — Erscheint bf^ltch in bei, Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Mutmaßliche Witterung am 5. Mai: Eüdwest- wind, Bewölkungszunahme, keine erheblichen Niederschläge. triebe, über deren Beschästigungsgelegenheit schon ziemlich ungünstige Berichte umliefön, ist noch zweifelhaft, und zwar aus dem Grunde, weil die Arbeitsgelegenheit noch gar nicht so ab genommen hab«, um erhebliche Betriebseinschränkungen erfor derlich zu machen. Wie vorsichtig überhaupt ganz allgemein in der Textilindustrie disponiert worden ist, das beweist vor allem auch der Umstän-, daß die Rohstoffbezüge nicht wie z. B. im Jahre 1SÜ1 Hals über Kopf eingeschränkt worden find, obgleich im vorigen Jahre ganz ungewöhnlich große Mengen Rohstoffs bezogen wurden. Die Spinnereien selbst haben ein Interesse daran, für den Fall, daß der Geschäftsgang sich wieder beloben wird, nicht noch einmal einem solchen Rohstoffmangel ausgesetzt zu sein, wie es im Jahre 1906 war. Wie verschieden die dies jährig« Rohstoffversorgung von der im Jahre 1996 war, das zeigt «in Vergleich mit 1991, den wir nachstehend für die vier wichtigsten Textilrohstoffe Baumwolle, Wolle, Seide und Jute, soweit wir sie vom Auslande beziehen, geben. Es betrug nämlich im ersten Quartal Versorgung Abnahme 1999: in Doppelzentnern: 2 220 803 in Prozenten: 1901: 1907: 1896 352 414 451 2 796 548 19 1908: 2557045 233 503 8 ' Damals wurden also die Bezüge um 19 Prozent eingeschränkt, wohnlichem Grade fbrciett wätLeit «ar, so stark, wie ks dem gegenüber 1906kaüm zunehmenden Beschäftigungsgrad nicht entsprach. Die Rohstoffzufuhr wär so erheblich; daß sie im ersten Quartal über die der Vergleichszeit 1991 um rund 55 Prozent hinausging. Nun ist der Rückgang der diesjährigen Zufuhren nur gering; es wutzbest in de« ersten drei Monaten 1 SIL 886 Doppelzentner Rohbaumwolle mehr «ingeführck gegen 1575775 in der Parallelzeit 1997. Einmal hat der Beschäf tigungsgrad noch nicht so merklich abgenommen, um die Vor räte empfindlich anwachsen zu lassen; außerdem aberbenutzten die Baumwollspinner die gute Gelegenheit, sich Lillig etNzu- decken, denn die Preise zeigen fett Beginn des Jahres wei chende Tendenz. Von Februar auf März trat ein« Ermäßigung des Rohbaumwollpreises «M zirka 6 Mark prd Doppelzentner ein, von Anfang bis Ende April ist ein weiterer beträchtlicher Rückgang eiNgetreten. Die Einschränkung der ausländischen Rohstoffbezüge im Woll gewerbe «ar bedeutend stärker, sodaß die Zufuhr damit wieder niedriger ist als in den drei vorangtgangenen Jahren. EP wurden im erstatt Quartal Nur 631522 Doppelzentner Rohwolle vom Ausland« bezogen gegen 714 284 im gleichen Zeitraum 1907. Im Jahre 1900 hatte die Versorgung Deutschlands mit ausländischer Wolle im ersten Quartal 604 223 Doppelzentner betragen und war auf 351 998 in der Parallelzeit 1901 gesunken; der Rückgang war also damals unvergleichlich schärfer gewesen. in diesem Jahre aber nur um 8 Prozent. Dabei war die Roh- ftoffzufuhr 1900 gar nicht besonders -och gewesen; schon 1903 wurde sie wieder überholt und in diesem Jahre stehen die Roh stoffbezüge der Textilindustrie um 337 000 Doppelzentner oder 15 Prozent höher als zur Bergleichszeit 1900. Wenn wir nun noch die übrigen Textilr 0 hst 0 ffe, als da find Flachs, Hanf, Hede, Ramie usw., in die Berechnung «inziehen, dann wird an dem Bild gegenüber dem Vorjahre nichts geändert, denn an sämtlichen Textilrohstoffen wurden im ersten Quartal 2 888 756 Doppelzentner eingeführt gegen 3166618 Doppel zentner in der Parallelzeit 1907. Es stellt sich also der Rückgang auf 277 862 Doppelzentner. Eine Steigerung gegenüber dem Vorjahre weist von den vier wichtigsten Textilrohstoffen über haupt nur Seide auf, die im Februar in ganz ungewohnten Quantitäten eingeführt wurde. Im März nahm zwar die Zu fuhr wieder erheblich ab, doch bleibt für das erste Quartal immer noch eine Zunahme bestehen. Veranlaßt wurden die starken Ein deckungen mit Rohseide durch ihre rückgängige Preistendenz. Die Seidenindustrie Deutschlands wird also, wenn bald wieder eine Belebung des Geschäftsganges eintritt, unter günstigeren Bedingungen zu arbeiten imstande sein als während des letzten Aufschwungs. Anders als im Seidengewerbe war das Ver halten der Rohstoffverbraucher im Baumwoll- und Wollgewerbe. In der Baumwollindustrie sind ziemlich erhebliche Rohstoffvorräte vorhanden, und zwar ist dies daraus zu schlie ßen, daß im letzten Jahre 1996 die Baumwollzufuhr in außerge- Kleitte Vorlagen. Aus der Rrichstagsfitzung vom 2. Mai. v. Immer länger werden die Schatten, die der nahende Sessionsschluß wirst; immer ausgedehnter auch die Sitzungen. Am Sonnabend ist man um 11 Uhr in der Früh zusammenge kommen, und geht erst um 5 wieder auseinander. Am heutigen Montag will man sich schon um die zwölfte Mittagsstunde ver einen, und ein Gerücht, das immer bestimmter austritt, will sogar wissen: man würde die Beratung der noch ausstehenden Reste so beeilen, daß bereits, am Mittwoch Graf Stolberg den seiner Huld Empfohlenen glückliche Reise und frohe Ferien würde wünschen können. Auch am Sonnabend beeilt man sich nicht wenig. Zunächst werden allerlei Rechnungsvorlagen, Ueber- sichten und Kommissionsberichte ohne wesentliche Debatte er ledigt. Dann spricht man noch einmal über den Versiche rungsvertrag, über den man schon am Freitag abeüd sich ein paar Stunden unterhielt. Und gar nicht übel spricht man zu diesem Gegenstand. Ein, sozialdemokratischer Antrag hat die Vorlage noch mit einer ge- <--- setzlichen Regelung des Penfionskassen- und Reliktenwesens zu bepacken versucht, und Herr Seve r i n g, ein jugendlicher, sehr beredter Sozialdemokrat, von bräunlicher Gesichtsfarbe und genialischer Haartracht hat tags zuvor allerlei über die Wohl- 9 Arm voll. ar do su hingucket, sieht ar, büß de Hamster ä Loch in de Tir ge- fraß'n Hom. „Waßte Christel," saht dr Tav, dar alle Angblick sei Gesichtsfarb Wachsein dat, „dr Wassermüller Lieb Hot. heit morng schie gesaht, de Hamster warn is tutschlong wart gewasen; iech warsch ober itze su mach'n, suball iech su ä Luder sah, drschmeiß iechs," un dodrbei Hot ar for Wut an ganzen Körper gezittert. „Itze wärschte de Viecher tutschlong, do ward nischt draus; löß se ahfach naus, gab ihn« ihr Freihat wieder," sogets Christel. „De bist narrisch, döß se wühl a nuch drauß'n im Huf Uheil astelln. Se Ham wühl hiere nuch nett genung geunützt? Tutgeschlong warn se un dodrbei bläbts," schrier dr Tav. „Sieh emol naus ne Huf un hul mr vun Stöckhaufen ä paar nch'ge Bröckele rei." 's Christel wott nuch nett su rächt mietmach'n, wie se ober n« Tav sei trotzigs Gesicht gesah Hot, do is se naus gange un Hot halt su ä ticht'ge Rafel -) Radle gehult. Dodrmiet bewaffn't machet dr Tav langsam de Schlosstumtir af un do sieht ar vorne unnern Fanster an Hamster af de Hinner- pfuten stieh, hortig un g'schwind pfaffert dr Tav su ä machtigs Radl hie. Klärr, klärr, klärr gangs, is Fanster war dorchge- worf'n un dr Hamster wär wag, wuhie, döß wußt dr Tav a nett, ar stieret när blus nuch hie zin Fanster. In dr Stum ober prasselet de Christel itze lus: „Grußer Gott in dann Himmel drum, Tav, schlag doch de annern paar Fanster a nuch durch, döß de wängstens a wos orndlichs zi bezohn host, dann wos dans damischen Viecher nuch nett geunützt Hom, dös machst du nuch volltarsch klar. Kumm mr när nuch iimol miet sotten Viehzeig nochert fliegste geleich drmiet naus, blus döß dös maßt/' Dr Tav Hot stech dorch dös Dunnerwatter, wos ar von sann Christel ze Harn kriegt Hot, vun sann Schrack wieder drholt un fung nu a noch d« Hamster ze sung. A, krabbelet unnersch Bett, wu ar ge dacht Hot, dr Hamster kännt drunner gesahrn sei, ober is war nischt zu sah, do machet ar unner sei Bett un do fallne selche kumtsche Späh af. Ar gucket se a, welche warn braun, welch« schwarz un a weiße warn drbei. Dr Tav gucket se nuch Smol a, kunnt sich ober nett geleich dortnnern, wo» dös sei kännt. Af amol fung ar a: „Christel, Christel, mei gute Christel, kumm när ämal har, Helts dös dann fir meglich, guck när har, mei Christel, guck har," un ne Tav sei Stimm wur egal weicher. „Ach nei, wann iech gedacht hett, döß dös fette bieße Mecker sei, iech ... hett se doch wühl geleich miet drschlong half'n; guck dr när de Späh nuch ämol ganz genau a, mei alts guts Christel. Met guter — ach du grußer allmächtiger Vater — mei guter — Christel — mei guter — funkel—mahl—neier — Zylind'r — mei neier Zylind'r — Christel, dann Hom de Hamster a zrfraß'n. O du Gests Christis, dös Ugelick, fugar de Hutschachtel yom se nett vevschunt, a di« mußt miet zrfraß'n warn. — Ach mei guts Christel, dräng mr när geschwind ämol än Kümmel, mr wtzxds. itze af amol su olber, iech geleib iech wär wang de Viecher a Auch tutstarms krank, mei Christel. Ach du grußer allmächtiger Gott, nei su wos, su wos. Iech die blus neigierig,, wos s« nuch zgm ahgestellt Hom." „Kumm när, stieh af; is nitzt dr itze dei ganzes Lamentieren nischt" tröst is Christel n« Ta», „De host schie rächt, Christel, iech muß miech ober itze arsch ämol 8 bisset setzen, ii iech d« Hamster gar drschlong ka, mei neier Zylind'r Hot miech buch ze fahr ahgriff'n." Noch re Weil manet dr Tav: „Nu will iech när sah ob iech dp Viecher nett volltersch uschadlich machen ka," un is wieder naus in de Schlofstum un Hot wieder unner d« Betten rimgestöbert. Do machet su ä Hamster hinten in dr Eck as än Loch raus, dr Tav dös sah un hiefahrn war ans, ober dr Hamster war wieder ins Loch nei. „Geschwind mei Christel, geschwind kumm geleich ämol har un paß auf, dös de Hamster nett wieder as dann Loch rauskänne, iech will ämol wos huln." 's Christel machet siech hi« un Hot Wach gehal'n, döß ka Hamster wieder rausmachet un dr Tao Hot vun Schrank uhm runner ä Tit miet Gips genumme un nei in än Tapp ahgemacht, nocher is ar wieder naus in de Schlof stum unnersch Bett in de Eck un hat de Hamster eigegipft. Wie ar dodrmiet f«»rtig war, manet ar ze sann Christel: „Su, nu känne de Hamster krepiern, su 8n Tut Hom se genung un sot verdient. Ober noch ans will iech dr song, Christel, drzahl fei niemanden äwo» vun de Hamster, dann de waßt schie, «ar ne Schoden Hot, Hot umdrei a noch is Gespött. De Hamster. Humoreske in erzgebirgischer Mundart von Kurt Reiher, Au«. - Nachdruck verboten. Wie di« Zwee wieder in de Schei kumm« sei, spuket dr Wassermüller Lieb, döß se de Viecher nett gleich drschlong Ham, dann arschtens hetten se is ganze Getrei »erwürgt un zwetens hetten die Dreie, dr Knacht, dr Tav un dr Müllerborsch nett a nuch ä Stun lang de Viecher rimzegong gebrauchet. Dr Tao machet siech nett viel as dann Gezänk, ar war blus früh, döß ar ä paar Hamster drhäm Hot. Wie ar nu Amst ähämkam, war natierlich is arschte noch sann« Hamster sah. Ar gucket de Kist miet ihre vier Wänd vun inne un außen a ober ar sah känne Hamster meh, weiter nischt al» wie ä Loch. „Christel", saht ar do, „host du nischt vun de Tier weißkriegt, die iech heit vir mittig in de Kist nei ho?" „Iech ho dr fei nischt gesah, iech die doch a gerod arscht rei", saht» Christel. Ne Tao lufs «ifigkalt ne Buckel nunner. Wos warn dann de Luder ahgestellt Hom; nu Getrei ho iech nett in dr Stum, do kann« se a kans gefrass'n Hom. saht dr Tav su for stech. „Christel," saht ar, „gab mr «mol meine Sapper'), do ka , iech besser schleing, iech will emol sah, wu de Luder stacken." k „Wu host se däh, Tav?" „Nu wu se immer sei, unnern UfenI" „Iech sah dr fei kane." „Freilich, die missen drunner sei," un dodrbei grabbelt ar salbarscht miet unnern Ufen un wott sänne Sapper sung. „Ach du allgietiger Gott," saht dr Tav af amol, „Christel guck narhar — guck Christel — guck Christel hiere dös — die Jilzfatzle — sei meine Sapper. Di« ka iech nu nimmeh ahziehe, do is vrbei, ober dann Ludern, dann Hamstern, will iech.ober dös zrfraß'n noch austreim.,, „Du -rängst ä agal Vieh- Dg, host doch genung, mußt de däh immer nuch meh Hom?", schellets Christel. „Dös sell mr ober ä Warning fei," manet dr ^Tav. „Wenn iech nar d« Hamster arscht wieder hett," un do- sdrbei suchst a< de ganze Stum a», stjerlet unnern Schrank un unittrn Kanappe rtm, aber de Hamster lasen siech nett sah. (Pf amol sieht ar sür dr Schlosstumtir Holzspahnl« lieng «n wie ! H Filzschuhe