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Wochenblatt für WWdmf, Marand, Rossen, SieSenleh« und die Umgegenden. Neunter Jahrgang. Freitag, den 7. Deccmber 1L49. -rO. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. alle «I-Ua«- ein! Nummer. Der »reit für den Vlerteljadraang detrizt tv Nqr. Eämmtliche Kknizl. v-st- U"" "t Znlnndet n'tm-N ^^^unskn ^"ra^an^v^nnlma^un^en.^wcl^ Mittwrch r°o7mIttS"ll Uhr ang-namm». Mittag einsehend. nätllen Nmmn-r -Ea-kn. Wir -rbn.^ uns ^tt-ibkn > ! d Wochenblatt«.Expedition in Neffen". In Meißen werden Aufträge k" E" Minkicht und Sohn b-sargt. B-tträg-, weiche her-enden, de« Bi-e.e. -nue-ee-d-n. keU-n I'-ld m" ur°i-'u Danke angenommen werden- Die Redaction ' Die politischen Parteien in Bezug auf das gesellige und häusliche Leben. Politische Parteien, in kein Sinuc, in welchem wir dieselben in England, Frankreich und Amerika langst schon gekannt haben, hat cs in Deutschland und um von unserm engcrn Vaterlande Sachsen zu reden und bei diesem stehen zu bleiben, auch bei uns bis zur neuesten Zeit nicht gegeben, wie Jeder mann weiß. Wenn man auch Leute fand, die sich mehr als oberflächlich mit Politik beschäftigten und natürlich ihre Ansichten darüber sich bildeten, so kannte doch außer den ihnen enger befreundeten Personen Niemand dieselben und sie standen somit mit ihren politischen Gesinnungen auf sich selbst und ihre Umgangskrcise beschrankt da. Von politischen Parteien konnte keine Rede sein und es mochte wohl überhaupt zur Seltenheit gehören Leute zu finden, die ihre politischen Ansichten und Meinungen in ein System gebracht hatten und im Stande waren in fließender Rede und geordnetem Dortrage ein Bild über diese politischen Zustande unsres Vater landes, Deutschland, zu entwerfen und ihren politi schen Standpunkt genau zu bezeichnen. Durch die Presse geschah dies auch nur unvollkommen und nicht in der Weise, daß größere politische Parteien sich gebildet und die Presse zur Arena, zum Tum- melplal; ihrer geistigen Kampfe gemacht hätten. Erst der neuesten Zeit war cs Vorbehalten die Bil dung großer politischer Parteien zu bewirken. Die neueste Zeit mit ihren sich drängenden und unerhörten Er eignissen, mit ihren Barrikaden und Standgerichten, mit ihren Belagerungszuständen und Straßcnkam- Pfen, und wie die Kinder der Revolution bis zu den niit Steckbriefen verfolgten politischen Flüchtlingen und den Snspendirten alle heißen mögen — die neueste Zeit erst rüttelte eine Unmasse Schläfer ge waltsam wach, die bisher mit dumpfer Gleichgültig keit den Ereignissen zugcschaut, oder an denen diese gar spurlos vorübergegangcu. Jeder, der nur eini germaßen sich zutraute in das vielfach bewegte Ge lreibe der Politik mit blödem Auge einen Blick zu werfen, glaubte sich zur Erhebung seiner Stimme, und wenn es auch nur hinter dem Bierkruge ge schah, berufen, um thests vor der Welt seine poli tische Richtung zu bekennen, kheilS Proselyten zu machen, oft auch nur um zu kannegießern. Die politischen Vereine die sich bildeten, als da waren die Vaterlandsvercine, die constitutioncllen, die deut schen, di- republikanischen Vereine und wie sie alle geheißen haben mögen, thaten, ein jeder nach seinen Kräften und in seiner Weise, redlich das Ihrige, um die Parleisache zu begünstigen und, mitttlbar oder unmittelbar, das Parteitreibcn zu fördern und die Flamme des Partcihasses zu schüren. Selbst die merklich znsammengeschmolzcne Klasse der Gleichgülti gen, die, wenn auch wach gerüttelt von den gewal tigen Bewegnngcn der Zeit, doch noch halb schlaf, trunken halb unentschlossen einer Partei sich anzu- schließen vermochte und natürlich auch keinem Ver eine angchörte — selbst diese konnte nicht umhin den Einwirkungen der Gegenwart sich gänzlich zu ent ziehen. Diese Leute sprachen sich mit ihren Schick salsgefährten, die auch nicht wußten, ob sie rechts oder links, vorwärts oder rückwärts schreiten sollten und doch nicht stehen bleiben wollten oder konnten^ über die Zeitfragen ans und erhitzten sich oft wider ihren Willen dergestalt dabei, daß sie Fencr und Flamme wurden und natürlich auch dabei Partei zu nehmen gezwungen waren. Selbst aus das weib- lichc Geschlecht, das sich bekanntlich früher um Politik nie gekümmert, ging das politische Getreide über und sie wnrden Parttigängcrinnm, meist aber nicht der eignen Anschauungsweise folgend, sondern ohne