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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen L RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., dei Postbesiellnng wR^ÄUstÄ-Än Wockenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Poftbö'tenÄu^ träger und Geschäftsstellen —— ————. nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonst. Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung odcrKürzung des Bezugspreises. — Rüchsendung «ingefandterSchriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beUiegt. Nr. 272 — 90. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruss-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 23. November 1931 Ms Wirklichkeit muß sprechen! Nun ist von der deutschen Regierung der Antrag ge stellt worden, daß der Sachverständigenaus schuß unserer Gläubigermächte feststellt, ob wir Kriegs tribute zahlen können. Die Mehrzahl der Weltmächte, die im Kriege gegen uns standen, sind der Ansicht, daß diese Tributzahlung nur dazu beiträgt, die Weltkrise vor wärtszutreiben. Die Reichsregierung betont in ihrem Antrag, daß die Zahlungen der Jahres leistung des Ao un g-Planes einfach nicht mehr fortgesetzt werden können. Die Gläu bigerregierungen müßten daraus die notwendige Schluß folgerung ziehen, daß der Young-Plan selber nur noch „eine Eventualität" ist, von der die deutsche Re gierung bereits vor zwei Jahren erklärte, daß ihre Aus- führung „für unmöglich erachtet wird". Die Hoffnung, daß das Hoover-Moratorium eine entscheidende Wendung in der Weltkrise herbeiführen würde, Hai sich aber gerade deswegen nicht verwirklichen lasten, weil der Young- Plan eine „Verpflichtung" darstellt; dem Buch staben gemäß soll ja unter allen Umständen und inner halb der Grenzen der deutschen Leistungsfähigkeit erst einmal festgesetzt werden, ob Deutschland überhaupt in der Lage ist, die Ansprüche zu erfüllen, die unsere Gläu biger an uns stellen. Die Reichsregierung hat durch den Antrag, daß die Internationale Bank in Basel einen Sachverständigen- ausschuß baldmöglichst zusammenberuft, vor allem dar auf Hinweisen wollen, daß jenseits der Buchstaben der abgeschlossenen Verträge nun einmal die Wirklichkeit sprechen soll. Auch in anderen Ländern hat der Druck der Krise zu den ernstesten Erscheinungen geführt. Die Welt ist in steigendem Maße darüber klar geworden, daß, wie Macdonald im englischen Parlament sagte, die Bestimmungen des Versailler Vertrages .icht mehr maßgebend sein können für die Politik und für das Leben der europäischen Völker. In Paris allerdings denkt man anders. Dort will man diesen Zustand verewigen. Allerdings hat man sich auch dort schon genötigt gesehen, von den früheren An schauungen etwas abzukommen. Der Dawes-Plan, dann die Vereinbarungen unter dem Vorsitz des Amerikaners Young haben dazu geführt, daß französischerseits über triebene Hoffnungen eingeschränkt wurden. Man hat schon gesehen, daß auch der Young-Plan im Gegensatz steht zu den Wirklichkeiten nicht bloß der Wirtschaft eines Volkes, sondern vor allem dem Dasein der einzelnen Menschen innerhalb dieser Volkswirtschaft. Der Sachverständigenausschuß aber, dessen Zusam menberufung die deutsche Regierung jetzt verlangt, wird vor der Tatsache stehen müssen, daß die Weltwirtschafts krise Ausmaße erreicht Hai, die selbst im August noch nicht übersehen werden konnten, als der „Lanwn-Wiggin- Ausschuß" versuchte, die Zahlungsfähigkeit Deutschlands festzustellen. Die deutsche Wirtschaft ist aber seitdem weit hinausgegangen über das, was damals die internatio nalen Sachverständigen für möglich hielten. Die Neichs- bank z. B. hat in ihrem letzten Ausweis dargelegt, daß die deutsche Wirtschaft alles tat, um die im Ausland aus genommenen Kredite abzudecken. In Basel hat non ge glaubt, in sechs Monaten eine Abzahlung von 750 Mil lionen abseits des Stillhalteabkommens festsetzcn zu können; Tatsache ist aber, daß bereits in der Zeit zwischen dem 1. September und dem 7. November 750 Millionen derartiger Kurzkredite bezahlt worden sind. Der Sonderausschuß bei der Baseler Internatio nalen Tributbank soll nun feststellen, wie groß die Zah lungsfähigkeit Deutschlands ist. Er muß „das Problem in seiner Gesamtheit und unter Berücksichtigung aller seiner Faktoren prüfen und hierbei insbesondere berück sichtigen, daß die Frage der privaten Verschuldung Deutschlands rechtzeitig vor Ende Februar nächsten Jahres neu geregelt wird". Das steht in dem deutschen Antrag. Es wird darauf ankommen, ob zwischen den politischen und den privatwirtschaftlichen Gläubigern Deutschlands und der deutschen Wirtschaft eine Vereinbarung erzielt werden kaum Anfechiung öer hessischen Wahlen. Der Landesverband Hessen der Wirtschaftspartet Ha in seiner Wahlkreiskonserenz in Frankfurt am Main vom 22. November einstimmig beschlossen, die hessischen Wahlen vom 15. November a n z u f e ch i e n. Der Beschluß gründe, sich nach Ansicht der Wirtschaflspanei auf die Nichtzu lassung der Wirrschaftspartei bei den hessischen Wahlen, was gegen die Verfassung verstoße Bei der Anfechtungs klage handele es sich darum, diese Frage klarzustellen. Louckeur Der ehemalige Minister und Abgeordnete Louis ^ouchcur ist in Paris gestorben. Er war von Hause aus Ingenieur und wurde im Jahre 1917 durch Painleve in Politische Laufbahn eingeführt. An dem Versailler ^lragswerk wirkte er mit und wurde mit der Leitung « 6 Wiederaufbaues der zerstörten Gebiete betraut. Später « er verschiedenen Kabinetten an. In der Kammer wrte er der radikalen Linken an. Dar EG des deutschen Antrages Die Einberufung des Tribui- ausschuffes im Spiegel der presse. Was England und Frankreich sagen. Der Antrag Deutschlands auf Einberufung des Baseler Tributausschusses kam nicht über raschend, so daß die öffentliche Meinung der Gläubiger länder sich schon vorher ausführlich mit der Stellungnahme Deutschlands zur Tribut- und Schuldenfrage beschäftigen konnten. Je nach ihrer eigenen Interessiertheit an den Reparationsleistungen oder den kommer ziellen Schulden wurde die Behandlung der einen oder der anderen Art von Verpflichtungen in den Vorder grund gerückt. England, das weniger an den Repa rationen als den generellen Schulden beteiligt ist, war für eine Gleichstellung, wenn nicht Bevorzugung der letzteren, während Frankreich bekanntlich das Hauptgewicht aus die Reparationsregelung legte. Diese verschiedenen Be lange geben auch jetzt, nachdem die Einberufung Tatsache geworden ist, den Äußerungen der öffentlichen Meinung dieser Länder ihr Gepräge. Paris kühl! Die gesamte Pariser Presse veröffentlichte den Wortlaut des deutschen Antrages auf Einberufung des Beratenden Ausschusses der BIZ. Pertinax erklärt im „Echo de Paris", daß die Reichsregierung nicht ohne Schwierigkeiten eingewilligt habe, sich des Young- Planes zu bedienen, um eine Revision der aus Deutsch land lastenden Reparationszahlungen zu erreichen. Laval habe viel erreicht, weil es ihm gelungen sei, in den Ver handlungen mit dem Präsidenten Hoover den Young- Plan zum Ausgangspunkt für die neuen Ver handlungen zu machen. Es fei selbstverständlich, daß die Frankreich durch den Young-Plan eingeräumten Rechte aufrecht- erhaltcn werden müßten. Die Zugeständnisse, die Frankreich machen könne, hingen von Amerika ab. Präsident Hoover habe zum erstenmal die Verbindung zwischen den Schulden und den Tributlasten grundsätzlich anerkannt. Man wisse noch nicht, zu welcher Regelung England, Amerika und Frankreich gelangen würden. Auf jeden Fall dürfe Deutschland nur mit Vorsicht seiner Zahlungsver pflichtungen enthoben werden. Einige andere Blätter äußern sich in ähnlichem Sinne und weisen darauf hin, daß die Lage rasche Entschlüsse erfordere. England freundlich! Zur Übermittlung der deutschen Denkschrift an die BIZ. erklärt die „Times" in einem Leitartikel, die Tribute könnten nur gezahlt werden, wenn Industrie und Handel in Deutschland wieder wie gewöhnlich arbeiteten. Die erste Bedingung sei daher die Wiederherstellung des deutschen Kredits. Wenn das Reich in eine Lage gebracht werde, die eine Er füllung der Krediwerpflichtungen unmöglich mache, so werde jedes Land, auch Frankreich. Schaden erleiden Die wichtigste Frage sei deshalb nicht, ob die poli tischen oder die privaten Schulden den Vorrang hätten, sondern ob man Deutschland gestatten wolle, seine Zahlungsfähigkeit langsam wieder zu erlangen. Wenn man eine offene Bankrotterklärung Deutschlands ver meiden wolle, so müsse ein Abkommen zur Verlängerung der kurzfristigen Kredite zustande kommen. Die Ereignisse der letzten sechs Monate hätten gezeigt, daß Deutschland die geschützten Jahres zahlungen nicht leisten könne, wenn es gleichzeitig seine Privatschulden abdecken solle. Obwohl Frankreich aus den Bestimmungen des Young-Plans bestehe, sei doch Grund zu der Annahme vorhanden, daß die Pariser Regierung eine offene und umfassende Erörterung der Frage der Wiggins unv Lamon, zwei international anerkannie Finanzleute, die bereits schon einmal gesorveri haben, daß Deutschland geholfen werden müsse, und die voraussichtlich bei den kommenden Beratungen des Baseler Tributausschusses wieder eine Rolle spielen werden. deutichen Zayiungssähigkeit im Zusammen hang mit dem Stillhalteabkommen nicht verhindern werde. Sobald erst einmal eine ofsene Aussprache im Gange sei, würden die Tatsachen schon für sich selbst sprechen. Anstalt Deutschland Hilfe zu bringen, habe die französische Regie rung durch ihre Forderung auf Wiederaufnahme der ge schützten Zahlungen vom nächsten Juli ab Ansprüche er hoben, die keineswegs eine Verbesserung der Lage des Reiches bringen könnten. Man müsse annehmen, daß die französische Regierung stillschweigend die gegen seitige Abhängigkeit der Tribute und der kurzfristigen Schulden anerkannt habe. Dies fei in nicht geringem Maße dem englischen und amerikanischen Einfluß zu danken. Andere englische Zeitungen schreiben, es liege im Interesse aller Völker, daß Deutschland gerettet werde. Das Reich dürfe nicht der finanzielle Spielplatz Europas werden. Seit dem Zustandekommen des Young-Planes habe sich die Weltlage vollkommen verändert. Daher sei es notwendig, die Finanzlage Deutschlands erneut zu prüfen. Die Hoffnung, daß das Hoover-Moratorium eine endgültige Besserung herbeiführe, habe sich nicht erfüllt. Neue Maßnahmen und neue Erleichterungen für Deutschland seien unbedingt notwendig. Wiggins reist am 28. November. Wiggins, der Vorsitzende des Direktorcnrates der Chaise National Bant, reist am 28. November nach Deutschland ab, um die amerikanischen Banken auf der Konferenz der Vertreter der Gläubigcrnationen bei den Verhandlungen über die Stillhaltefortfüh rung zu vertreten. * Zur Prüfung der deutschen Wirtschaftslage. Die Sonderausschußmitglieder ernannt. Der Sonderausschuß der BIZ. zur Prüfung der deutschen Wirtschaftslage ist nunmehr zusammengestellt. Es entsendet Amerika Dr. Walter Stewart, Präsident der Chase Pomeroy Bank in Ncwyvrk, früheren Vizedirektor des Federal Reserve Board in Newyorl; Frankreich den bekannten Finanzsachverständigen Professor Rist; Eng land Sir Walter Layton, Redakteur des „Economist"; Bel gien Emile" Francqui, Vizegouverneur de la Societe Generale Belgique-Brüssel; Italien Professor Beneduce, Präsident des Konsortiums für das öffentliche Kredit wesen; Japan T. Tanaka, Vertreter der Bank von Japan in London; Deutschland Dr. Karl Melchior. Die fünf letztgenannten Delegierten gehörten dem Wiggin-Ausschuß an. Die vier eventuell noch für Spezial fragen hinzuzuwählenden Mitglieder werden laut Young- Plan vom Sonderausschuß gemeinsam bestimmt. Ter erste Zusammentritt des Sonderausschusses ist nunmehr für den 7. Dezember geplant. Daneben sollen Stillhalteverhand lungen mit dem deutschen Gläubigerausschuß zur Ver einbarung eines Verlängerungs- und Rückzahlungsplanes für die deutschen kurzfristigen Schulden stattfinden. Es heißt, daß diese letzteren Verhandlungen in Berlin ab- gehaücn werden sollen, anscheinend, um auch nach außen hin eine völlige Trennung dieser beiden Probleme klar zulegen. Unabhängig vom Sonderausschuß wird der Verwal- tungsrat der BIZ am 14. Dezember seine 17. Verwal- ungsratssttzung abhalten. * Ltm die Verlängerung -es Gtitthalieabtommens. Die Verhandlungen mit den ausländischen Gläubiger- ausschüssen. Der deutsche Schuldneransschuß hat die auslän dischen Gläubigerausschüsse nach Berlin ein geladen, um über die Behandlung der privaten deutschen Schulden nach dem 29. Februar 1932 zu verhandeln. Der deutsche Schuldnerausschuß besteht aus Vertretern sämt licher deutscher Banken. Ferner werden von deutscher Seite an den Verhandlungen Vertreter der Reichs bank und der Golddiskontbant teil nehmen. In den ausländischen Gläubigerausschüssen sind lediglich die ausländischen Banken vertreten, und zwar von folgenden Staaten: Vereinigte Staaten, Belgien. Tschechoslowakei, England, Frankreich, Holland, Italien, Norwegen, Schweden, Dänemark und die Schweiz.