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Ar 153. — 87 Jahrgang Ier ZOlt der WervWerMilW 5 General Obregon, d»r neue Staatspräsident von Mexiko. zwischen Reick, und Ländern der p- a t i o n a l f c t c r l n g am 11. August, zu dein ja schon ein Jninativantrag dc:- Reichsrats vorliegt. Piellcicb! ivcrdcn auch einige Worte gesagt über die Frage des Panzerkreuzers /X und über die S ch u 1 a n g e 1 e g enbeit e n , doch war das letztere Montag noch nicht ganz sicher. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft V riffln, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und Les Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt Macht Schluß mit dem Saarexperiment. Die Bundestagung der Saarvereine in Heidelberg »ahm einstimmig eine Entschließung an, in der fcst- Kstellt wird, daß der feste Wille des Volkes an der Saar, >as rein deutsch und ohne jede fremde Beimischung ist, sie Wiedervereinigung mit der deutschen Wirtschaft und 'er deutschen Regierung fortgesetzt und einmütig'fordert. Das Volk an der Saar, so heißt es weiter, ist sich bewußt, '«mit auch dem großen Gedanken der Völkerversöhnnng A dienen. Mit Abscheu weist cs die neuesten Pläne ge wisser französischer Kreise, die das klar umschriebene Recht Deutschlands, die Gruben zurückzukaufen, vereiteln wollen, Krück. Äußerste Gefahr ist im Verzüge. Es gibt nur ;'Ne Abhilfe: einEndezumachenmitdemSaar- Periment des Versailler Vertrages, das sich in acht ^hren als völlig verfehlt erwiesen hat, durch die un- ^schmälerte Rückgabe des Saargebietes und seiner ^hlenlager an Deutschland. . Die Kundgebung endete mit dem von allen Anwesen- k begeistert gesungenen Deutschlandlied. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die kiyespallenc Aaumzeiic 2VNpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlicher Bekanntmachungen 40 Reichs- pfcnnip, die 3gespaltene Rcklamczeile im textlichen Teile I Reichsmark. NachweiinnsiSt el iii.r 20 Reichspsennige. Do. geschriedeneErscheinungs- rage und Platzv^rschrijien werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis" orm.10 Ubr. - - > - Für die Richtigkeit der durch FernrufLbermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. JederRabattanfpri a cwnchl, wenn derBetrag dur.n Klage cingezo^en werdenmuß oderderAuftraggcberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmert r l r -L» ^n.ittlur gsstrllenentgegen . Berirsusnsfk'aae u?«d Misirauensaniräge. Das Kabinett wird zweifellos dem Reichstag die Nertrauensfrage vvrlegen, wenn auch nur in der Form ciner Billig,mgserklärnng, da die Haltung der Deutschen Volkspartei nicht ganz sicher fein soll, wenn auch ihr Mit glied Dr. Curtins dem Ministerium angehört. Dem Ber gehmen nach beabsichtigen die Deutfchnativnalen, einen Mitztraucnsautrag eiuzubringen, ebenso die Kommunisten Der Ältestenrat des Reichstages besaßt sich Dienstag mittag 12 Ubr mit der Geschäftslage des Reichstages. Sämtliche Reichstagsfraktionen haben für Dienstag Fral tionssitzungen einberufen. Man nimmt in politischen Kreisen an, daß nach der Regierungserklärung der Reichs tag sich bis zum Mittwoch vertagen wird und daß die Besprechungen zwei volle Sitzungen in Anspruch nehmen dürften. Auf ein Telegramm des Reichskanzlers M ü ller - Franken, in dem er die Übernahme der Ge- schäste mitteilt, hat Bundeskanzler D r, Seipel in Wien telegraphisch mit Glückwünschen und dem Aus druck der -Hoffnung geantwortet, „daß die innigen und herzlichen Beziehungen zwischen den beiden Brüderstaaten sich Weiterhin ungeschwächt erhalten und sich auch zu gunsten einer friedlichen Zukunft Europas noch vertiefen werden". Dks Rot der Saar. Wenn dereinst unsere Enkel den Versailler Ver trag kuriositätshalber einmal durchlesen sollten, so Wer den zahllose Bestimmungen darin ihr K o p f s ch ü t t e l n erregen. Nicht zuletzt das, was er über das Saar- gebiet bestimmt. Wilson, einer der Väter dieses „Ver trages", hat ja gar nicht genau gewußt, wo dieses Land eigentlich liegt, und ließ sich daher auch allzu leicht ein reden, die Saarländer hätten doch nur den brennenden Wunsch, schleunigst von Deutschland losznkommen und in die weitgeöfsncten Arme Frankreichs zu sinken. Nur mit Mühe konnte es verhindert werden, daß das Saargebiet französisch wurde. . Man mag in Frankreich teilweise selbst an die Be rechtigung, an die Wirklichkeit dieser angeblichen saar ländischen Sehnsüchte geglaubt haben, ist aber in den bisher neun Fahren der Besatznngszeit gründlich belehrt worden — allerdings ohne anerkennen zu wollen, daß alles französische Bemühen, die Bewohner des Saarlandes innerlich zu gewinnen, nur den schwersten Miß erfolg gezeitigt hat. Da die Saarländer auf ihrem eigenen Boden — natürlich — ihrer wirklichen Ansicht nicht Ausdruck geben dürfen, haben sic jetzt in Heidel berg eine Tagung veranstaltet, ans die die Schloßruine — auch eine französische Heldentat eines Generals Melac! — herabsah. Tausende und aber Tausende von Saarländern nahmen daran teil und der Protest, der, nach den Reden mit ihrem bergehohen Material über die Zu stände im Saargebiet, von diesen Delegierten verfaßt wurde, läßt an Deutlichkeit kaum etwas zu wünschen übrig. „Der feste Wille des Volkes an der Saar, das rein deutsch ohne jede Beimischung ist, fordert fortgesetzt und einmütig die Wiedervereinigung mit der deutschen Wirtschaft nnd der deutschen Regierung." Denn das Saargebiet ist ja — laut Versailler Ver- ttag — zoll- und handelspolitisch mit Frankreich verbun den und Deutschland mußte dort 15 Jahre hindurch aus die Negierung zugunsten des Völkerbundes verzichten. Aber nur als Stiefvater erwies sich alle die Jahre hin durch dieser Völkerbund; ganze Bände füllt, was an Be schwerden ans dem Saargcbiet, an Beschwerden über die ganz unter französischem Einfluß stehende Regie rungskommission nach Genf geleitet wurde, und immer vergeblich. Eine wirkliche Volksvertretung existiert dort nicht, nur eine Art Parlamentsersatz, der Landesrat. Wenn er aufbegehrt, dann wird er einfach nach Hause geschickt. Nicht einmal über die Riesenkosten, die diese Verwaltung durch die landfremde Regierungskommission verursacht, hat er das geringste zu befinden oder zu tadeln; nur zu be zahlen hat das Saargcbiet. Die Frankwährung ist wider alles Recht eingeführt, die deutsche Mark zu gebrauchen ist >Mter Strafe verboten. Die saarländischen Bergwerke mit ihren etwa 75 000 Arbeitern sind ja seit 191!) französisches Eigentum und nach 15 Jahren erst soll Deutschland das Recht haben, sie zu rückzukaufen, wenn die Abstimmung der Saarländer für den Wiederanschluß an Deutschland entscheidet. . Daß dies 1935 geschieht, daran zweifelt im ganzen Saargebiet kein Mensch, am wenigsten die dort tätigen Franzosen. Selbst die französischen Schulen, die man im Saargebiet ein- richtetc und zu deren Besuch man die Kinoer der von der französischen Minenvcrwallnng wirtschaftlich abhängigen Bergarbeiter und -angestellten zwang, ändert daran nichts. Fremde Truppen, in die kaum verhüllende Uniform eines „Bahnschutzes" gekleidet, stehen noch jetzt im Saargcbiet und machen unliebsam oft mit deutschen Fäusten Be kanntschaft. „Die fremde Regierung, die für die Eigenart des Saarvolkes Verständnis haben sollte, hat die Rechte nnd die Wohlfahrt des Volkes vielfach mißachtet", — so urteilten die Saarländer auf ihrer Heidelberger Tagung. Und in diesem Sinne werden sie 1935 ihr Urteil sprechen. M Eisbrecher sind die letzte Soffmmg. Mißglückte Rettungsversuche. Die finnische und die schwedische Biaschine, die ge startet waren, um nach dem Lager Nobiles aus dem Eise zu fliegen, stießen über Kap Platen aus dichten Nebel und mußten nmkehren. Die Stimmung an Bord der „Eitta di Milano" ist daher sehr gedrückt. Die Wetterlage war unverändert ungünstig, so daß ein Start nicht erfolgen konnte. Alle Hoffnungen sind jetzt aus die russischen Eisbrecher „Krassin" und „Malygin" gerichtet. Man ist hier davon überzeugt, daß die Malmgreen- Gruppe, die Ballongruppe und auch Amundsen als endgültig verloren betrachtet werden müssen. Auch die Bergung der Viglieri-Gruppe erweist sich als be deutend schwieriger, als man in den ersten Tagen nach Nobiles Rettung annahm. Der Begleiter Amundsens auf dessen Südpolreise, Helmer Hansen, hat die Überzeugung ausgesprochen, daß sein Freund den Heldentod gefunden habe. Das fran zösische Flugzeug könne sich nach dem Urteil aller Sach verständigen nur etwa zwei Stunden lang auf dem Eismeer gehalten haben. Falls es also niedergezwungen worden sei, könne man sicherlich damit rechnen, daß Amundsen einen schnellen Tod gefunden habe, den er sich immer für seine Person gewünscht hat. Megvn, der neue Präsident von Mexiko. Er will wie Calles regieren. General Obregon ist für sechs Jahre zum Präsidenten von Mexiko gewählt worden; ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt. Die Amtszeit des neuen Präsidenten beginnt am 1. Dezember. Obregon hat erklärt, daß er in der Hauptsache die Politik des derzeitigen Präsidenten Calles fortfetzen werde. Der Wahltag soll in ganz Mexiko ruhig verlaufen sein. Allerdings waren, da Unruhen prophezeit worden waren, ungewöhnliche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen worden. Man ist im Lande vielfach der Ansicht, daß die Gegensätze Zwischen Staat und Kirche Amnestie und erniedrigte Lohnsteuer. Letzte Festsetzungen. Unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Hermann Müller trat das neue Kabinett, das auch Sonntag getagt hatte, am Montag abermals zusammen, um die letzte Hand an die Dienstag bei der Reichstagseröffnung abzugebendc Regierungserklärung zu legen. Die Erklärung wurde end gültig in ihrem Wortlaut sertiggestellt und wird umfang reicher sein, als man anfangs vermutet hatte. Besonders soll in der Regierungserklärung aus gedrückt werden, daß die Regierung sich nicht etwa als ein Übergangsministerium betrachtet, wie es bereits Innen minister Severing bekanntgegeben hat. Die Regierung will den ernsthaften Vorsatz verkünden, möglichst vier Jahre lang, also während der ganzen Dauer der Reichs tagswahlperiode, an der Spitze der Geschäfte zu bleiben. Das Arbeitsprogramm. Bei der auswärtigen Politik werden im Einverständnis mit dem bei Baden-Baden weilenden Außenminister Dr. Stresemann nur die bekannten bisherigen Richtlinien erwähnt werden, die unverändert bleiben sollen. Ausführliche Behandlung dürfte dagegen die innere Politik erfahren. Fertige Gesetzentwürfe liegen kaum vor, aber verschiedene Vorlagen werden in nahe Aussicht gestellt. Vor den Sommerserien soll bestimmt noch der Amnestieentwurf kommen, ob auch die Anbahnung einer Lohnsteuerfcukung, ist noch fraglich. Weiter sind zu erwähnen das Gesetz zur Arbeits- reLeluna, der Ausbau der Sozialpolitik, das Verhältnis Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D« .WNsLruffer Tagkblatt- erschein! an allen Werdtaccn nachmittags ö Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Defchäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch Lie Boten 2,3V RM., bei Poftbesiellung 2 AM. zuzüglich Abtrag» . gebühr. Einzelnummern lüRpsg.AllePaflanftalten W0menbla1t für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unscreAus. träger und Grschäslsstellen ! nehmen zu jeder Zeit Be strllungen entgegen. JmFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch aus Lieferung bei Zeitung o»er Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingcsandter Schrgtstücke crsoigt nur, wenn Porto beiliegt. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" IVNsdrrLsf" DNLSdLM Postscheck: Dresden 8640 AusSüdunMise der deulfchen Nolte. Norwegen das Ziel. Die alljährlich stattfmdende gemeinschaftliche Ausbil- dungsrcise der Schiffe des Flottenkommandos geht, wie aus Kiel berichtet wird, in diesem Jahre wiederum nach Norwegen. Die Schisse versammelten sich im Kieler Hafen und gingen unter dem Kommando des Flottenchefs, Vize admirals Oldekop, in See. Sie sollen auf der Hin- und Rückreise nach Norwegen gemeinsame Übungen in See abhalten. * Englische Kriegsschiffe fahren durch den Nordostscekannl. Die vier großen englischen Kreuzer „Comus", „Cam- brian", „Cura?ao" und „Canterbury", die in den letzten Wochen verschiedene Ostseehäscn aufgesucht hatten, sind aus ihrer Rückreise nach England durch den Nordostseekanal gefahren. Es wurde Laudessalut gefeuert und erwidert erst nach dem Regierungsantritt Obregons vollständig aus- aeglichen werden würden. Calles war nur für vier Jahre gewählt worden, doch hat die Verfassung inzwischen eine Abänderung erfahren und bestimmt, baß die Präsident schaft sechs Jahre dauern soll. Aas Handwerk M sich nicht ersetzen! Bedeutsame Rede des Ministers Dr. Schreiber. Anläßlich der neunten »ordwestdeutschen Handwerker- taguug in Wilhelmshaven fanden große öffentliche Kund gebungen statt, in denen der preußische Minister für Handel und Gewerbe, Dr. Schreiber, einen Vortrag über aktuelle Handwerks- und Wirtschaftsfrage» hielt. Er führte folgendes aus: Es sei unbedingt notwendig, bernfsständische Fragen uu Zusammenhang mit wirtsckaftspolitischen zu betrachten. Die verschiedensten Handwerkszweige könnten nicht durch die In dustrie ersetzt werden. Das Handwerk habe heute 1,53 Millionen selbständige Handwerksbetriebe und beschäftige drei Millionen Menschen. Zu den Steuerver hältnissen bemerkte der Minister, es müsse eine knappe Steuer politik getrieben werden; ferner sei eine große Vereinhett- lichung und Vereinfachung der Steuern zu fordern. Es müsse unbedingt eine Reform der Gewerbesteuern kommen, die aber nur durchgcführt werden könne, wenn der endgültige Finanzausgleich fertig sei. Die weitere große nationale Ausgabe des Handwerks sei der soziale Ausgleich im Volke. Das Handwerk sei der Mittler zwischen Kapital und Arbeit. Das Handwerk müsse sozial-fortschrittlich sein, dann könne es auch seine berechtigten Forderungen eher durchsetzen. Dienstag, den 3 Juli 1928