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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Die» Z^tung erschein, täglich mit Ausnahme de, gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 46 Rpj., bei Lieferung frei HauS 66 Bpl. Postbezug monatlich 2.86 RM. Iw Falle höherer Gewalt ober sonstiger Betriebsstörungen Hal der Bezieher keinen Anspruch aui Lieferung der Zeitung oder llkckahllmg de« Bezugspreis«. — Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Rr. 8 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErscheinungStagen bis vor«. 16 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffman«, PulSnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. D. A. Vl.: 2260. Geschäftsstellen: Alberts» aße 2 und Adolf-Hitler-Sn aße 4. Fernruf 618 und 680 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 163 Mittwoch, den 15. Juli 1936 88. Jahrgang Italien im Flaggenfchmuck Stolz auf die bestandene Probe der Sanktionen Rom, 15. Juli. Das Ende des Sanktionskrieges begeht ganz Italien auf Anordnung Mussolinis wie seinerzeit den Beginn im vollen Flaggenschmuck. Die Presse verherrlicht aus diesem Anlaß die Volksgemeinschaft, die in Italien in den 241 Tagen der wirtschaftlichen Belagerung auf allen Gebieten die Prob« bestanden habe. Mit Ler geistigen und wirtschaft lichen Kraft Italiens fei zugleich seine militärische Stärke gewachsen, während der Versuch Ler wirtschaftlichen und poli tischen Isolierung Italiens scheiterte. Der Freudentag Ita liens bedeute, so führt „Giornale d'Jtalia im einzelnen aus, nach den harten Sanktionsmonaten den Beginn eines neuen Lebens. Der Sieg, den Italien in Afrika statt in drei Jahren in wenigen Monaten, errang, habe ihm das Imperium gebracht. Zugleich stehe es am Ende des Sanktionskrieges in Europa und in der Welt stärker, sicherer und entschlossener da. Im Bewußtsein seiner Mission habe Italien in den Sanktions- mvnaten nichts getan, was Europa und feiner Kultur unheil baren Schaden gebracht hätte. Andererseits könne es auf keines seiner Rechte verzichten, begonnen mit der ihm ge bührenden Achtung. Die Sanktionen könnten ebensowenig wie die ostafri kanische Expedition den Gang der italienischen Außenpolitik aufhalten noch ihre Bewegungsfreiheit beschränken. Die ein ¬ zigen konstruktiven Abmachungen von Bestand, die in der Sanktionszeit in Europa getroffen wurden, entstanden unter Mitwirkung Italiens und außerhalb des Kreises der Sank tionsmächte. 2m übrigen hätten Italien auch in diesen Mo naten der Verdunkelung des europäischen Horizonts die internationalen Freundschaften mitgefühlt und Italien entbiete diesen bewährten Freunden in dieser Stunde seinen Gruß. Don den Ländern des anderen Lagers aber erwarte es, daß sie nunmehr die Richtung ihrer Politik klar zu erkennen geben. „Tribuna" weist darauf hin, daß das Ende der Sank tionen mit dem Abschluß der deutsch-österreichischen Verstän digung zusammenfalle, deren glänzender Erfolg geradezu wie gerufen komme, um die vollkommene Ohnmacht des Völker bundes und Lie aufbauende Kraft anderer Methoden zu be weisen. Mit dem Sanktionsexperiment sei auch der Mythos der Kollektivsicherheit zusammengebrochen. Die Aufhebung der Sanktionen bedeute nicht einen einfachen technischen Mißerfolg, sondern die vollständige politische Kapitulation des Völkern bunbes. Mit seiner Ohnmacht höre auch das praktische Funktionieren des Systems auf, das keinen anderen Zweck Hatte als die Erhaltung des Status quo zu Gunsten einiger bevorrechtigter Großmächte. Jetzt sei der Lleberstaat aus einandergebrochen ,mit dem der Lauf der Geschichte aüfgehalten werden sollte. Kleine antideutsche Politik Oesterreichs Auffassung über die neue Lage Der österreichische Bundeskommissär Oberst Walter Adam sprach im Nundsuuk über das Echo, das das deutsch-österreichische Abkomme» in Europa gefunden hat. Er sagte u. a.: Die Spannung Wien—Berlin dauerte mehr als zwei Jahre. In ganz Europa hatte man sich an diesen Zustand gewöhnt, man stellte ihn als gegebene Größe hin. Es ist daher nicht überraschend, daß sich an das österreichisch-deutsche Uebereinkommen da und dort sehr weitgehende Kombinationen knüpfen, die auch manchen Irrtum einschließen. Es bedeutet gewiß einen Irrtum im Sachlichen, die Wiederherstellung gutnachbarlicher Beziehungen zwischen Oesterreich und dem Deutschen Reich als einen Schritt zu einer europäischen Blockbildung auszufassen. Berufenste Personen haben in diesen Tagen wiederholt bekräftig», daß die römischen Protokolle einen Tragpfeiler der öfter- rcichischen Außenpolitik bilden. Diese Protokolle schließen keinen anderen Staat aus, sie sollen vielmehr die Grund lage zu einer Erweiterung der wirtschaftlichen und kul turellen Zusammenarbeit in Europa abgebcn. Demgemäß hatte auch kein Partner der römischen Protokolle je die Absicht, das Deutsche Reich von der Ord- »mng der Dinge im Donauraum abzuschaltcu. Dieser Ord nung kann es nur nützen, wenn die Beziehungen zwi schen Oesterreich und Deutschland freundnachbarlich ge staltet »vcrden, um fo mehr als es sich um zwei Staaten handelt, die nicht nur auf der» lebhaftesten wirtschaft lichen unv kulturellen Austauschverkehr angewiesen, son dern auch durch Stammesverwandtschaft und Sprache verbunden sind. Die Aufrechterhaltung eines unnatürlichen Span nungszustandes zwischen den zwei deutschen Staaten könnte doch nie als Sicherung gegen eine Blockbildung aufgefatzt werden. Diese Sicherung kann nur durch inter nationale Verhandlungen auf sehr breiter Basis gewon nen werden. Die Aussichten derartiger Verhandlungen werden gewiß nicht verschlechtert, sondern erheblich ver bessert, wenn ein tief beklagenswerter Streit aufgelöst wird, dessen Wirkungen weit über die Grenzen der un mittelbar Beteiligten fühlbar waren. In einigen aus ländischen Blättern kommt auch die Besorgnis zum Aus druck, daß Oesterreich mit dem Uebereinkommen vom 11. Juli seine Unabhängigkeit erst recht gefährdet habe. Wenn solche Betrachtungen etwa aus einer Betrachtung des Größenverhältnisses zwischen Oesterreich und Deutsch land stammen, so müßte man ganz allgemein zu dem ^eruzlymtz kommen, daß es ein ausrichtiges sreundschaft- liches Verhältnis zwischen einem großen und einem klei nen Staat überhaupt nicht geben könne. Oesterreich hat nie eine antideutsche Politik getrieben und »vird auch in aller Zukunft nie eine antideutsche Po litik mitmachcn. Das wäre wider die Natur eines Staa tes, der sich schon in seiner Verfassung ausdrücklich als ein deutscher Staat bekennt. Soweit die Besorgnisse einzelner ausländischer Zei tungen nicht aus unmittelbar politischer Erwägungen, sondern auf einem Gefühl des Mißtrauens beruhen, möchte ich auf ein Wort zurückkommen, das ich gestern von dieser Stelle aus gesprochen habe: „Mit rückwärts ge wendetem Blick wird inan das Schicksal der europäischen Völkergemeinschaft nicht ersprießlich gestalten können." Man mutz über vieles, was in der Vergangenheit ge schehen ist, seelisch hinwegkommen, um vorwärtszukom- men. Das ist notwendig. Auch ein Schutz europäischen Optimismus ist notwendig, um zu einer Konsolidierung Europas zu gelangen, an der Oesterreich als kleiner Staat im Schnittpunkt so vieler Interessen im besonderen Maße interessiert ist. Wir wissen uns darin mit der Außen politik des Deutschen Reiches solidarisch. Die europäische Friedenspolitik ist von dein Begriff „Optimismus" nicht zu trennen. Dienst an -er deutschen Jugend Der NS.-Lehrerbund an den Führer. Die Reichslagung des NS.-Lehrerbundes in Bay reuth hat an den Führer und Reichskanzler folgendes Te legramm gerichtet: „30 008 deutsche Erzieher und Erzieherinnen, die sich zur machtvollen Kundgebung im Rahmen der Reichsta- zung des NSLB. in Bayreuth zusammengefunden haben, rntbieten Ihnen, mein Führer, durch mich in Verehrung and Liebe treue Grüße. Diese Tausende beseelt nur der eine Wunsch, Ihnen, mein Führer, für Ihre Errettung Deutschlands vom bolschewistischen Chaos und für Ihr geniales Aufbauwerk zu danken durch letzten Einsatz im Dienst an der deutschen Jugend. Es ist unser ernstes Be mühen, durch nationalsozialistische Haltung vor der Ge schichte bestehen zu können. Es lebe unser deutsches Volk and sein Führer, gez. Fritz Wächtler." Der Führer ha» hierauf mit folgender Drahtung ge antwortet: „Für die mir telegraphisch übermittelten Nrütze der zur Reichslagung in Bayreuth versammelten aeutscheu Lehrer und Lehrerinnen danke ich Ihnen herz lich. Ich erwidere sie in dankbarer Anerkennung der von ven deutschen Erziehern und Erzieherinnen bisher gelei steten Arbeit mit den besten Wünschen für weiteren er folgreichen Dienst an der deutschen Jugend, gez. Adols Hiller." Oie Feier -es 44. Juli Flaggenkrieg in Paris. Der 14. Juli, der Nationalfeiertag des französischen Volkes, hat selten auch äußerlich dem Stadtbild von Paris seinen Stempel so aufgedrückt, wie diesmat. Wa ren in den früheren Jahren meist nur die amtlichen Ge bäude sowie die Banken und großen Kaushäuser mit Fahnen geschmückt, so hat in diesem Jahr die Pariser Bevölkerung ihre Fenster und Ballone mit blau-weiß- roten Fahnen reich beflaggt. An diesem Tage der natio nalen Besinnung und Einigkeit kommt aber auch der seit mehreren Wochen herrschende Flaggenkrieg zum Aus druck. Die natioual gesinnten Franzosen sind durch die Auslösung ihrer Bünde ausgemuntert worden und haben, den Ausrusen ihrer Führer Folge leistend, große und kleine Trikoloren ausgehängt. Andererseits haben die Anhänger der Volksfront, ebenfalls Beflagguugsausrufen ihrer Parteien folgend, auch ihrerseits Fahnen auSge- steckt, wobei adcr eine merkwürdige Verbindung mit den Symbolen des Kommunismus zum Ausdruck kommt. Man bemerkt entweder neben der Trikolore meist viel größere rote Fahnen mit den drei Pfeilen der Volksfront oder mit Hammer und Sichel, oder man sicht National flaggen, die durch Ausheften dieser marxistischen Symbole verändert sind. Diese gemischten Fahnen sind besonders in den Vorstädten und »n den Arbeitervierteln von Paris vertreten. Den Mittelpunkt der amtlichen Feiern des 11. Juli bildete die herkömmliche Truppenparade am Vormittag aus den Champs ElysLes. Für die offiziellen Gäste war eine Tribüne in der Nähe des großen Palais ausgebaul, auf der sich neben dem Präsidenten der Republik, Lebrun, u. a. die Mitglieder der Regierung, die hoye Generalität sowie das Diplomatische Korps eingefunden halten. Gen darmerie zu Fuß und zu Pferde hatte einen umsang reichen Absperrdienst durchgejührt. Nachdem die an diesem Tag üblichen Ordensverle» Hungen vollzogen waren, begann oie große Truppenschau. Während des Vorbeimarsches überslogcn mehr als 200 Flugzeuge die Champs Elysees in Kampfformation. Ltmzüge -er Volksfront Volksfront-Kundgebung aus den Bastilleplatz. Im weiteren Verlauf des Nationalfeiertags in Paris fanden zwei Umzüge der Volksfront statt. In den Zügen wurden Plakattafeln mitgeführt, die u. a. Anschriften trugen wie: „Freiheit oder Tod", „Die geopferte Genera tion fordert ihre Rechte, Frieden und Freiheit", „Man glaubt fürs Vaterland zu sterben, und man stirbt in Wirk lichkeit für die Industriellen". Gesungen wurde nicht nur die Marseillaise, sondern auch die Internationale und der alte Kampfgesang aus der Jakobinerzeit, die Ca- margnole. Reserveoffiziere in Uniform erwiderten den Volksfrontgruß mit erhobener geballter Faust. Auf dem Bastilleplatz war eine Tribüne für die Mit glieder der Regierung aufgebaut, die auch mit großen Bildern Marats und Robespierres geschmückt war. Wei ter sah man Victor Hngo, Barbusse, Voltaire, Diderot und Rousseau. Während des Vorbeimarsches der Massen hielten die Führer der Volksfront Ansprachen, die auf den Rundfunk übertragen wurden.