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WschenHlatt für WilS-ruf, Lharand, Nossen, Siebenleh« nnd die Umgegenden. Vierter Jahrgang. Freitag, den 17. Mai 1844. ZA. Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Albert Reinhold. Don dies« .Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Diertelsahrgang beträgt 10 Ngr. Sämmtlich« Klnigl. Postämter des Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen welche im nächsten Stück erscheinen sollen, wer. »«n in WUsdruf bis Monrag Abends 7 llhr, in Tharaud bis Montag Nachmittags 5 Uhr und in Rosien bis Mittwoch Vormittags >1 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende .Zusendungen auf Verlangen durch di« Post an den Druckort befördert werden, sodaß sie in der nächsten Nummer erscheinen Wir erbitten uns diesetben unter den Adressen : ,,an die Redaktion dcS Wochenblattes in WilSdruf," ,,aa die Agentur des Wochenblattes in Tharaud," und „an die Wo chenblatts - Expedition in Nossen." In Meißen nimmt Herr Buchdruckcrcibesitzer Klinktcdt jun. Auftrage und Be stellungen an. Etwaige Beiträge, weicht der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaktion. Eme Revolution in Deutschland. In Deutschland, dem stummen, ruhigen Deutsch land, ist neuerdings eine Revolution ausgebrochcu, die, Gott sei Dank! jedoch noch im Keim mit Hülse der Polizei, deren Verdienste wir Deutsche immer noch nicht genug anerkennen wollen, glück lich erstickt wurde und zwar sogleich nach der Geburt. Und wo war der Heerd des unerhörten Frevels? Wo brach die dämonische Flamme her vor, die mit gierigen Zungen nach dem süß schlum mernden übrigen Deutschland binübcrleckte? Mün chen war der Sitz, des Aufruhrs, Neuathcn, die Wiege der Wissenschaften und Künste! Galt es etwa der Erringung der Preßfreiheit? Narrens- possen! Oder der Abschaffung der Kmebeugung, mit der es immer noch seinen Haken hat? Dum mes Zeug! Oder Halt der Abstellung der Sitte, künftig keinen Sünder mehr Abbitte vor dem Bildmß Sr. Majestät thun zu lassen? Wir al bern! Oder bezog sich die Revolution auf Grie chenland und in Betreff jenes Landes von der Regierung gethanen Mißgriffe, wie das dumme Volk wähnt? Abgeschmackte Frage! Oder, entsetz lich! galt es gar etwa dem hohen Bundestag? Welche Thorheit! Nein, zehntauscndmal Nein! Dieses weniger. Die am ersten Mai in der Nacht ausgebrochcne schreckliche Revolte, in welcher be sagten Nacht die Hexen nicht auf den Blockberg, sondern in die Münchner gefahren waren, galt — dem Bier. Die bairische Regierung konnte kein auf geringerer diplomatischer Basis ruhendes Ge setz erlassen, als die Erhöhung des Maßes Bier um 2 Pfennige. Das ging den Münchnern doch über den Haarzops. König Ludwig hätte die freie Presse in seinen Landen, deren "Freiheit mit den provisorischen Preßbestimmungen des Bun destags von 1819 allerdings nicht ganz im Ein klang" steht, etwas weniges beschränken können — mit Wollust würde sein treues Volk den Verfü gungen sich unterworfen haben. Er hätte, wie .weiland Geßler den Hut, sein Bildniß an alle Straßenecken der Hauptstadt mit dem Befehl, dem Conterfei statt seiner di: schuldige Ehrfurcht zu beweisen, aufhängen lassen können — kein Münchner würde ohne den tiefsten Respcct an ihm vorübergeganacn sein. Er hätte, selbst dem Luther einen Platz in der Walhalla cimäumen können — das katholische Baiern würde auch ihn ohne Murren an diesem Ehrenplatz geduldet haben. Er hätte ja wer weiß sonst was thun können, und Neuathen wäre ruhig geblieben und hätte sorglos fortgeträumt. Aber das Maß Bier um 2 Pfennige zu erhöhen, das war doch selbst den