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mit den Beilagen: Leben im Bild/ Agrar-Warle, Radio-Zeitung, Mußestunden, Aus aller und neuer Zeit, Moden-Zeilung, Schniltmusterbogen. Erscheint täglich mit Ausnahme der Kenn- und Fernsprecher: Nr. 445 Dresdner Gküpe 02 Plätzen, ebenso für die Richtigkeit von Anzeigen, welche durch Fernsprecher auf- Moniag, -en44. Mai 492S 24 frei ins Haus monatlich Mk. 2.—, durch die Post . eingehende Manuskripte ist Rückporto beizufügen andernfalls übernehmen wir keine Garantie. Verlag: Wilsdruffer Nachrichten, Wilsdruff i. Ga. Druck: Clemens Landgraf Nachfolger, Freital. Leitung der Redaktion: Willibald Stelle, verantwortlich für den Teriteil: Ernst .Braun, beide in Freital —. — -- , , für Anzeigen: Albert Schiller in Wilsdruff. Wir behalten uns aus technischen Gründen ausdrücklich das gegeben werden, wird keine Garantie übernommen. Für Fälle höherer Gewalt, Krieg, Streiks usw. besteht kein An- Rech! vor, Anzeigen aus den Wilsdruffer Nachrichten auch in anderen Zeitungen unseres Verlages abzudrucken, spruch auf Lieferung vezw. Nachlieferung der Zeitung oder Rückzahlung des .Lesegeldes. Erfüllungsort: Wilsdruff. Festtage. Der Bezugspreis einschließlich der Beilagen beträgt I Der Anzeigenpreis beträgt für die achtgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., für Reklamen die vier- wst ohne Zustellgebühr monatlich Mk.2.—. Für unverlangt j gespaltene Petitzeile 80 Kfg. Insertionsbeträae sind sofort bei Erscheinen der Anzeigen fällig, bei verspäteter :n, andernfalls übernehmen wir , „ Zahlung wird der am Tage der Zahlung gültige Zeilenpreis in Anrechnung Hauptgeschäftsstelle: Wllsbeufs gebracht. Nabattanftruch erlischt bei verspäteter Zahlung, Klage oder Konkurs des Auftraggebers. Für Erscheinen von Anzeigen an bestimmten Tagen und In Erwartung Hindenburgs Oie Vorbeteitungen in Berlin Tae, amtliche und politische Berlin rüstet sich zum Empfang des neuen Reichspräsiden ten Hindenburg, der heute Montag abend in der Reichshauptstadt eintrcsfen wird. Die Reichsrcgierung ist sich darüber klar, daß der Amtsantritt dcS nengewählten Reichspräsidenten volkstümlichen und na tionalen Charakter tragen soll, dass aber das politische Moment nach Möglichkeit in den Hintergrund zu treten hat. Au-- diesem Grunde würde die Regierung es gern sehen, wenn sich an den Feierlichkeiten alle Parteien beteiligen. Die Demokraten haben denn auch ihre Teilnahme an dem offi ziellen Empfang des Reichspräsidenten in vol lem ltmfangc zugesagt, mährend die Sozial demokratie absesss stehen wird und die Kom munisten sogar mit dem Gedanken umgehen, leidenschaftliche Gegendemonstrationen der ra dikalen Arbeiterschaft gegen den netren Reichs präsidenten zu veranstalten. Der Amtsantritt Hindenburgs wird von einer großen Kundgebung der Negierung und der politischen Kreise begleitet sein. An der Formulierung dieser Kundgebung arbeiten die Rcgierungskreise und die Parlamentarier nun schon seit mehr als acht Tagen. Den Leitgedanken bildet der Appell Hin denburgs zur Einigkeit nnd zur Wahrung des inneren Friedens. Gleichzeitig soll dargelcgt werden, daß der Schutz der Ver fassung und der rechtmäßigen staatlichen Institutionen in dauerhafter Weise ge währleistet wird. Das deutsche Volk soll, so erklärt man in den Rrgiernngskreisen die unbedingte Gewißheit haben daß mit dem Amtsantkitt des neuen Reichspräsidenten gleichzeitig die feierliche Versicherung abgegeben wird, daß das deutsche Volk vor selbstzcrfleischcnden und zermürben den Versassungskämpfen geschützt werden wird. Die nationalen Verbände, die am Abend der Ankunst Hindenburgs von der Heer straße bis zum Brandenburger Tor Spa lier bilden werden, sind angehalteu wor den, in ihrem Anstreten jede Heraussorde- rnug gegenüber den anders denkenden po litischen Kreisen z« vermeiden. Den schwarz-rot-goldenen Organisationen ge genüber soll au diesem Tage keine Feind schaft und keine Kampfstimmung gezeigt werden. Mit ausdrücklicher Einwilligung der leitenden politischen Kreise wird bei der Ankunft Hin denburgs und bei den Be'rteidigungsfeicrlich- keitcn nicht nur die schwarz-weiß-rote Fahne zngelassen sein, sondern anch die Rechtspar teien haben von sich aus die Erklärung abge geben, daß die znr Begrüßung Hindenburgs aufgezogenen schwarz-rot-goldenen Fahnen mit vornehmer Achtung behandelt werden sollen. Die einzige Besürchtung, die man hinsicht lich des Verlaufes der Kundgebung zum An tritt des neuen Reichspräsidenten hegt, lei in dem Verhalten der kommunistischen Partei zu suchen. Die kommuuistischc Zentrale hat die Pa role zu Gegendemonstrationen ausaegcbe» nutz will mit ihre« roten Frontkämpfer- Organisationen in geschloffenem Zuge a«s- marschiercn, nm Zusammenstöße mit den rechtsstehenden Verbänden zu provozieren. Da die Polizei schon jetzt energische Sicher heitsmaßnahmen ergriffen hat, wird das Ge rücht verbreitet, die Kommunisten seien ent schlossen, blutige Zusammenstöße hcrbeiznsüh- ren, nm daniit Erregung in die linksgerich teten Kreise hineinzntragen. Bon kommu nistischer Seite wird sogar versucht, sozialdemo kratische Arbeitermaffen zur Teilnahme an den Gegendemonstrationen zn bewegen. Die sem Vorgehen setzt die sozialdemokratische Parteileitung jedoch entschiedenen Widerstand entgegen, indem sic die sozialdemokratische Anlmnacricüan dringend davor warnt der tommnnistischen Parole Folge zn leiste». Fn den Kreisen der Regierung herrscht jedoch kei nerlei Nervosität, sondern man glanbt, daß cs M PGM W «ZU MWM Tote Offenburg. 1V. Mai. Der Eisenbahn zug D 188 Frankfurt—Basel überfuhr bei der Station Rvih-Malsck einen Postkrattwagen, der mit 25 Personen besetzt war. Elf Perso nen sind tot nnd eine Reihe schwer verletzt. Der UnglüMfall ist darauf znrückznführen, daß die Schranken nicht geschloffen waren. * Zu dem furchtbaren Unglück aus der Sta tion Roth-Malsch werden noch folgende Ein zelheiten bekannt: Ein Gesangverein von Malsch war ans der Heimfahrt von einem Ge sangswettstreit in Ti. Leon begriffen und hatte das Ppstauto mit Anhänger benutzt. Tet Schrankenwärter Dämmert auf der Station bei der Handhabung der polizeilichen Maß nahmen unter allen Umständen gelingen wird, Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhallcn und Zwischenfälle im Keime zu ersticken. Musikkapellen verboten Um Ruhestörungen bei dem An- und Ab marsch und insbesondere bei der Vorbeifahrt des neugewählten Reichspräsidenten äuszu- schliehen. hat der stellvertretende Polizei präsident das Mitführen von Musikkapellen am Montag den 11. Mai verboten. Die Polizei ist angewiesen, das Aufmarschieren von Musikkapellen und insbesondere ihre Aufstellung in der Nähe der Einzugsstrahen zu verhindern und Verbände, die sich diesem Verbote nicht fügen, von der Teilnahme auszuschliehen. Derfammlungsverbot Das Berliner Polizeipräsidium teilt mit: Die KPD. hat für Montag abend an ver schiedenen Stellen Berlins zu Protestdemon strationen aufgefordert. Da die Gefahr be steht, dah die vom 2. Bezirk Moabit im Kleinen Tiergarten um 6 Uhr und vom 7. Bezirk Charlottenburg für 6 Uhr 30 Minuten Am Lützow angesetzten Demon strationen zu ernsten Störungen der öffent lichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit im Zusammenhänge mit der in der Nähe statt findenden Einfahrt des neugewählten Reichs präsidenten führen, hat der stellvertretende Polizeipräsident die genannten Versamm lungen verboten. Die Schutzpolizei hat An weisung erhalten, alle Ansammlungen in die ser Gegend nötigenfalls rücksichtslos zu ver hindern. Luther bei Hindenburg Reichskanzler Dr. Luther traf am Sonn abend gegen 6 Uhr abends mit zwei Beglei tern in Hannover cin und begab sich sofort zu dem Reichspräsidenten v. Hindenburg, wo eine mehrstündige Unterredung ftattfand. Bei" dem Reichspräsidenten wurde dann in kleinem Kreise das Abendessen eingenommen. Reichs kanzler Dr. Luther kehrte noch in der Nacht zum Svnutag nach Berlin zurück Neue Verzögerung in Paris Aus Paris wird gemeldet: Der offizielle Be richt übe: den am Sonnabend abgehaltencn Mi- njstenat ist eine Ucberraschung. Während die hie sigen Zeitungen, auch noch die Mittaqsblätter, ankündigten, daß die Erklärungen Painlevss und Briands über die beiden Norcn an Deutschland den größten Tei! der Beratungen ausfüllcn wür den, ist über diese Frage in dem Kommunique überhaupt nichts gesagt. Der Bericht lautet: „Die Minister und Unterstnatssekretäre haben heute vor mittag unter dem Borsitz des Präsidenten Domer gue eine Beratung gehabt. Bou 10—12 Uhr Roth-Malsch hatte es Unterlasten, die Schranke zu schließen und so passierte das Pvstruto um 1^8 Uhr den Bahnkörper in dem Augen blick, wo der V-Zug 186 daherbranste. Der Anhänger wurde erfaßt und vollständig zer trümmert. Bon den Insassen kamen 11 ums Leben, während 4 Personen mehr oder weni ger schwer verletzt wurden. Unter den Getöte ten befinden sich 8 Ehepaare, 2 jung« Mädchen und eine Frau mit ihren beiden Kindern. Die znm Teil schrecklich verstümmelten Lei chen wurden in der Güterhalle der Station aufgebahrt. Die Verletzten wurden nach An legung eines Nvtveröandes in die Kranken häuser von Heidelberg und Bruchsal verbracht. Der l>Zubg selbst hat keinen Schaden genom men. Ter Schrankenwärter Dämmert wurde verhaftet. wurde die Sitzung beinahe vollständig durch die Auseinandersetzung über die finanzielle Lage aus- gefüllt. Der Ministerrat hat die Erklärungen des Finanzministers und die Boiichlägc, die er der Kammer verlegen wird, bewilligt. Der Finanz ausschuß der Kammer wird Herrn Caillaux nm Dienstag hören. Erst nach dieser AusschuWtzung werden die Börschläge des Firtnnzministers veröf- ientlicht werden." Nach diesen Angaben, die mit den Ankündigungen einiger Morgenzeitungen direkt im Widerspruch stehen — denn cs wär gesagt worden, daß Caillaux seine Erklärungen wahr- Minlich in einer späteren Sitzung vorbringen würde: — folgen einig« Mitteilungen über die Sachlieferungen an Eisenbahnmatenäl als Repa rationsleistung und über die Vorkehrungen für den 10. Mai. Dies Kommunique erregte bei den wartenden Journalisten Dcrwnndenmg und jeder Minister, der den Ministerrnt verließ, wurde mit Fragen bestürmt. Als erster cerließ Caillaux das Elysöe. Er erklärte: „Ich kann über meinen Entwurf vor dem nächsten Dienstag nichts sagen und noch viel weniger über andere Fragen spre chen, die nicht zu meinem Ressort gehören. Ich, kann mir Mitteilen, daß die Minister sämtlich mit meinen Vorschlägen einverstanden sind und daß ich ermächtigt bin, zu jedem einzelnen Punkt die Vertrauensfrage zu stellen, Zehn Minuten später kam der Ministerpräsident Pachtens, bei folgendes ausführtc: „Ich werde beständig über alles, was in Marokko vorgeht, unterrichtet. Es ist wich: unnütz, immer wieder zu, erklären, daß wir an kein« Eroberung, sondern an Abwehr denken. Wir müssen die Leute, die in unsere Zone eingedrungen sind, wieder heraus haben. Im Augenblick ist die Lage stabilisiert. Eine größere Operation ist erst in einigen Tagen zu erwarten. Erst müssen alle Verstärkungen ein getroffen sein, damit wir den Eindringlingen eine sichtbar« Lehre erteilen können. Sie können in ihren Zeitungen erklären, daß unser Vorgehen in vollem Einverständnis mit Spanien und England erfolgt." Als letzter verließ Briand das Elnsöe. Er antwortete auf die Frage: „Ich habe heute nur jm allgemeinen über die beiden Fragen der Ab rüstung und der Sicherheit gesprochen. Me Ein zelheiten will ich im nächsten Ministerrat aus einandersetzen, der nm Dienstag stattfindet." Da am Dienstag bereits die Bvtschnfterkonfcrcnz über die Note an Deutschland beraten sollte und da von der Abrüstung und von der Räumung Kölns gesprochen werden mußh bedarf die Aeußerung Briands noch einer näheren Erläuterung. Es wird davon gesprochen, daß die Differenzen mit England noch nicht beiqelegt find und weitere Bemühungen um einen Kompromiß gemacht wer den. Es wird auch erzählt, saß am Quai d'Orsay eine deutsche Antwort oder eine deutsche Erklärung erwartet werde- aber sür beide Gerüchte ist eine Bestätigung nicht zu erlangen. Das „Journal des Dsbats" teilt mit, duß dje B o t s ch a f 1 e r k o n f e r e n z w a h r- scheinlich am Dienstag ihre Sitzung nicht ab halten kann. Die Botschafter-Konferenz werde den Eindruck nb- warten,: den das französische Memorandum in London und in den anderen Hauptstädten der Verbündeten gemacht hat, und dann erst über die Antwort an dje Reichsregicrung beraten. Oie Verteilung -er Mittelstan-skre-ite Aus Mittelstandskreisen wird uns ge schrieben: Der Betrag von 22 bezw. 30 Millionen Rentcnmarl mutz angesichts der überaus starken Kreditbedürftigicit des Mit telstandes als minimal bezeichnet werden. Es kommt aber noch hinzu, dah die Bedin gungen und die Art und Weise der Vertei lung, über die die Verhandlungen immer noch nicht abgeschlossen sind, überhaupt den Wert der ganzen Kreditaktion für den gröh- ten Teil der am meisten kreditbedürftigen Kaufleute und Gewerbetreibenden mehr oder minder gänzlich in Frach? stellen. Dies gilt insbesondere für den Einzelhandel. Das, was dem Mittelstand nach der Wert vernichtung der Inflation am dringendsten nötig ist, wäre ein langfristiger Kredit: Nach dieser Richtung hin aber versagt die Kredit- aktion vollkommen: denn die zu vergeben den Beträge sollen in Form eines kurz fristigen Wechsel kre di ts mit drei-, höchstens sechsmonatlicher Dauer ausgeliehen werden. Dem Kaufmann oder Handwerker ist jedoch wenig damit geholfen, wenn er nach einem halben Jahr die Wechselsumme wie der bereit halten mutz, denn er mutz sich vorjchen, bei der Rückzahlung nicht in eine prekäre Lage zu kommen. Und bei einer so kurzfristigen Begebung lätzt sich begreiflicher weise kein Ausbau oder Wiederaufbau des Geschäfts vornehmen. Hierzu bedarf es viel mehr einer langfristigen Laufzeit der Kredite, um vor allem die Möglichkeit zu haben, das Darlehn aus den Erträgnissen des Geschäfts langsam abdecken zu können. Versagt also die Kreditaktion schon nach die ser wesentlichen Richtung hin, so ist auch da mit zu rechnen, datz angesichts der zu er wartenden ungeheuren Nachfrage von Kre ditbedürftigen die zur Verfügung gestellten 22 Millionen Mark bei weitem nicht aus reichen werden, um auch nur die dringendsten Wünsche zu erfüllen, denn es sind allein etwa 4000 Kreditgenossenschaften, Sparkas sen uud ähnliche Organisationen als Ver teilungsstellen für die letzten Kreditnehmer vorhanden, die alle bedacht sein wollen, d. h. es würde bei gleichmätziger Verteilung des Fonds ein Betrag von 5300 Mark auf jede Verteilungsstelle, nicht etwa auf den einzel nen letzten Kreditnehmer entfallen. Daraus geht schon hervor, dah die Aktion für die Mehrzahl der Kreditbedürftigen praktisch bedeutungslos sein wird, und datz außerdem stark gesiebt werden mutz. Um Verluste zu vermeiden, ist zur Bedingung gemacht worden, dah die Beträge nur an wirklich kreditwürdige Kaufleute und Ge werbetreibende gegeben werden sollen, d. h. an solche, die noch nicht zu sehr ver schuldet sind, ihn also relativ am w e nigsten nötig haben. Diejenigen, die den Kredit am nötigsten brauchen, um ihr Geschäft aufrecht zu erhalten und weiter führen zu können, werden ihn nicht bekom men, da sie meist keine ausreichenden Sicher heiten werden stellen können. Der Einzelhandel insbesondere wird am wenigsten erwarten dürfen. Allerdings muh man dabei berücksichtigen, dah die all gemein übliche Kreditform im Einzelhandel von jeher die des Warenkredits durch seinen Lieferanten ist, der auf Grund jahre langer Geschäftsverbindungen am besten ge eignet ist, die Kreditwürdigkeit des Abneh mers zu beurteilen. Daher ist die Kondi tionenfrage von so überaus, groher Wichtigkeit für die Abnehmerschaft. In der Vorkriegszeit betrug das allgemein übliche Zahlungsziel im Tertilfach und in zahlreichen