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Mit König!, Sachs. Concession. Verantwortlicher Redactcur und Verleger: Albert Reinhold. Freitag, den 2o. Juni 1841 DkN dieser Wochenschrift erscheint all- Sr-Uag- -in- Nummer. Der Preis für den Viertelsahrgang betragt 10 Ngr. s^kannt- machungen aller Art werden ausgenommen; die gespaltene Zeile oder deren Raum wird mit li Pf. in Anrechnung gebracht. Aussanc, die im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Lharand bis Montag Nachmittags 5 Uhr und in Wilsdruf bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwochs Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den DruNort befördert werden und in Ler nächsten Nummer erscheinen. Wir erbinen uns dieselben unter den Adressen: „an die Redaction des Wilsdrus-Lharander Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdener Gasse im Hause des Herrn Stadlrichters Damme, 1 Treppe,) oder: „an die Agentur des Wilsdrus-Lharander Wochenblattes zu Lharand," die Herr Buchbinder Tauscher übernommen hat. In Meisten nimmt Herr Klinkicht jun. Aufträge und Bestellungen an. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Ein Tag aus dem Leben zweier un gleichen Gatten. (Skizze.) Oer Junimorgcn war wunderschön. In heiterer Blaue lachte der Himmel auf die vom nächtlichen Schlummer erwachten Gefilde herab, und an seinem östlichen Saume tauchte die Sonne strahlend empor, und vergoldete die.Kuppeln und Zinnen der hohen altcrthümlichcn Ritterburg, daß sic weithin erglänzten. Dicht daneben brei tete ein ticfdunklcr'Park seinen kühlenden Schal ten aus, und vielvcrschlungcne Gange führten den Wanderer labyrinthartig einen steilen Derg hinauf, auf dessen höchster Spitze ein im neusten Styl erbauter Pavillon prangte. An der geöff neten Thüre aber lehnte eine schlanke, feine Frauengcstalt im weißen, zierlichen Morgenne glige, und schaute in die weite unermeßliche Ebene hinunter, die einem Panorama gleich vor ihren Blicken sich ausbrcitcte. Die junge Dame schien ganz versenkt in dem Anschauen der Natur und ihrer Wunder zu sein, denn aus dem licht blauen Auge leuchtete schwärmerische Begeisterung, während eine leichte Röche über das bleiche, fast durchsichtige Gesicht sich verbreitete, und die weichen Züge den Ausdruck des Aclherischcn ge. wannen. So stand geraume Zeit sinnend da, bis die Erregung ihres Innern mächnger und mächtiger wurde und sie drängte dieselbe in Worte zu kleiden. „Wie du so schön doch bist in deinem bräut lichen Schmucke, du ewig neue, große, herrliche Natur!" rief sic au?, und breitete die Arme der ausgehenden Sonne cntgcaen, als wolle sic die selbe umfangen und an ihre überströmende Brust brücken. „Anbetend möchte ich vergehen in dei nem Anblick, um als Atom mich aufzulöscn und das unendliche All zu durchfliegen oder in der Tiefe der Meere nach neuen Wundern mich um zuschauen. Die menschliche Brust kann solche Wonnegefühle nicht gehörig fassen, sie ist zu klein, denn das Indische, Niedrige, Gemeine füllt sie bis zum Ueberschwang an und lasst nur einen schmalen Rauin dem Erhabenen, Ucbcrsinnlichcn, Göttlichen. Nur einzelne Auscrwahlte gicbt cs, dcnrn eine Welt voller Ideale sich erschließt, die dem Ewigen näher stehen als andere staubge. bornc Erdenkindcr. Doch cs ergeht ihnen wie der Cassandra, man versteht, erkennt sic nicht, und sie wandeln einsam und verlassen umher und suchen vc'gcbcns ein glciehfühlcndcs Herz. Zu dieser kleinen Schaar gehöre ich. Darum bin ich aber auch recht sehr, sehr unglücklich." — Die eifrige Rednerin schwieg jetzt, trat in das Gartenhaus zurück und sank wie in Ermattung auf die schwellenden Polster einer Ottomanne hin. „Was hilft mir Ehre, Neichthum?" sprach sie nach einer Pause düster vor sich weiter. „Bei des gab mir men Gatte, aber das innere, das geistige Glück vermochte er mir nicht zu verlei hen. — Blieb aber der Armen, Verlassenen eine Wahl? Der reiche Brautwerber ist überall gern gesehen, und das harte Zwang- und Machtwort der Aeltern dringt tief und schwer in des Kindes weiche Seele. — So ist denn geschehen, was nicht mehr zu andern. Mein Leben hat von nun an nur noch einen Zweck, und diesen einen Zweck will ich verfolgen mit der ganzen Kraft meines Willens. Ich will cs versuchen den Gatten zu mir heranzubildcn. daß er gleich mir denkt, fühlt und handelt. Es ist ein edles Streben und mcincr würdig, vielleicht gelingt- es mir. — "