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Erscheint wöchentlich drei Mol und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag-. AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. pr»n»w«r»väo. Inserate uerden bi» spätesten» Mittag» des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 'N Ps. berechnet. Zwönitz und ttmgegend. Organ für den Stabtgemeinberath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 3«Dienstag, den IZ. März 1883.8. Jabr«. Bekanntmachung, Holzauktion bete. 275 Stück an der Annabergerstraße aufbereitete eschene und ahornene Stämme sollen den 15. März a. c. Nachmittags von 1 Uhr ab an Ort und Stelle meistbietend versteigert werden. Gebote auf sämmtliche Stämme werden bis 10. März a. c. an Nathsstelle entgegengenommen. Zwönitz, am 2. März 1883. Der Stadtgemeinderath. Adam, Bürgermeister. politische Aundschau. Deutschland. In den maßgebenden militärischen Kreisen der Neichshauptstadt scheinen sich gegenwärtig gewisse Vorgänge zu voll ziehen, die sich zwar der allgemeinen Kenntniß noch entziehen, deren Vorhandensein sich aber durch unverkennbare Symptome äußert. Ein derartiges Symptom ist der Wechsel in der obersten Leitung des Kriegsministeriums, womit jedoch die Veränderungen in hohen mili tärischen Stellungen noch nicht abgeschlossen sind, es stehen vielmehr sowohl im Kriegsministerium als auch in der Militärkanzlei des Kaisers weitere Personal-Wechsel in bestimmter Aussicht. Bezeichnend für die Situation ist es, daß auch General v. Albedyll, der Chef des Militärcabinets, welcher sich des höchsten Vertrauens seines kaiser lichen Herrn erfreut, seine Entlassung eingereicht hatte, doch ist die selbe vom Kaiser nicht angenommen worden. Eine Klärung der Lage wird jedenfalls in den nächsten Tagen eintreten. Das Militär-Wochenblatt vom 9. März enthält die Mittheilung, daß das Abschiedsgesuch des Kriegsministers v. Kameke bewilligt worden und daß derselbe mit der ges. Pension zur Disposition ge stellt worden ist; v. Kameke verbleibt ä Ia8uit-6 des Jngenieurcorps, sowie in dem Verhältniß als Chef des 2. Hannov. Inf.-Regiments Nr. 77 und soll auch in den Listen der activen Generalität der Armee weitergeführt werden. Ferner meldet das genannte Blatt die Ernenn ung des General-Lieutenant Bronsart v. Schellendorf zum Staats- und Kriegsminister. Letzterer hat sich in seiner neuen Eigenschaft am Freitag dem Kaiser und dann dem Kronprinzen vorgestellt. Was die bisherige Carriäre des neuen Kriegsministers anbelangt, so bietet die selbe, trotz ihrer verhältnißmäßigen Raschheit, wenig Bemerkenswerthes dar. Geboren am 25. Januar 1832 zu Danzig, wo sein Vater Chef im Oeconomie-Departement des Kriegsministeriums war, trat Bran sart v. Schellendorf 1849 als Officier in das Kaiser-Franz-Garde- Grenadier-Negimenl ein. Dem Feldzug 1870/71 wohnte er als Oberstlieutenant und Chef des Generalstabes des GardecorpS bei, er hielt bald nach Beendigung des Krieges das Commando der 1. Garde- Jnfanterie-Brigade und 1881 seine Ernennung zum General-Lieute nant und Commandeur der 2. Garde Infanterie-Division. Man rühmt dem neuen Kriegsminister Schneidigkeit, Energie und Gewandt heit in Beherrschung des Wortes nach und an Gelegenheit, diese Eigenschaften zu erproben, wird es ihm im Reichstage noch im Ab- geordnete^ihause fehlen. Das preußische Abgeordnetenhaus hat am vorigen Donnerstag nach nur zweitägiger Debatte auch die dritte Berathung des Etats zu Ende geführt. Dieselbe ist sehr glatt verlaufen, fast sämmtliche Beschlüsse der zweiten Lesung wurden aufrecht erhalten, nur beim Etat des Ministeriums des Innern wurde die in zweiter Lesung ge strichene Position für den Gefängnißbau in Kempen wiederhergestellt. In der Freitags-Sitzung des Abgeordnetenhauses gelangte neben einigen kleineren Vorlagen, welche die erste Lesung noch nicht passirt hatten, der Entwurf betr. den Erlaß polizeilicher Strafverfügungen zur dritten Berathung. Es lagen hierüber verschiedene Anträge vor, welche zu einer ziemlich langen Discussion führten. 8 1 des Ent wurfes, welcher die Einheitlichkeit des polizeilichen Strafverfügnngs- rechtes für die ganze Monarchie bezweckt, wurde gemäß den Beschlüssen der zweiten Lesung, die für Geldstrafen ein Maximum von 30 Alk., für Haftstrafen ein solches von 3 Tagen festsetzen, mit 160 gegen 146 Stimmen angenommen. In der ferneren Berathung wurde der Antrag Hammacher, bergpolizeiliche Verfügungen vom Gesetze auszu- nehmen, mit 178 gegen 154 Stimmen angenommen und darauf auch der Rest des Gesetzes, welches am 1. Juli 1883 in Kraft tritt. Nach Erledigung der übrigen Gegenstände der Tagesordnung, welche kein besonderes Interesse darboten, vertagte sich das Haus bis Montag den 12. März. Die Nachricht von der Ernennung des Prinzen von Wales zum preußischen Feldmarschall, die von Berliner Blättern als irrig be zeichnet worden war, bestätigt sich vollkommen. In einem Schreiben des Privatsecretärs des englischen Thronfolgers, Herrn Francis Knollys, wird die Mittheilung von dieser dem Prinzen zu Theil ge wordenen Auszeichnung für durchaus begründet erklärt. Oesterreich-Ungarn. Das ungarische Unterhaus hat die ganze vorige Woche mit der Berathung des Mittelschulgesetzes, wel ches die Axt au die Wurzel des siebenbürger Deutschthums legt, zu gebracht. Die Verhandlungen haben das Eine klar gezeigt, daß die Siebenbürger Sachsen im Kampfe um die nationale Selbstständigkeit ihrer Schule von keiner Partei Ungarns Unterstützung zu erwarten haben und der Ausgang des gejammten Kampfes, den das Magyaren- thum gegen den isolirten deutschen Volksstannn im Südosten der habsburgischen Monarchie führt, erscheint nicht im Geringsten mehr zweifelhaft. Vergebens trat das Häuflein der sächsischen Abgeord neten im Unterhause unerschrocken für die verbürgten Rechte ihrer Landsleute ein, vergebens wiesen sie die Verdächtigungen und Ver- läumdungen gegen die Sachsen mit Entrüstung zurück — die Stimmung des Hauses war gegen die Sachsen. Auch die Petition derselben beim Kaiser, dem Mittelschulgesetze die Sanction zu versagen, gleicht einem Schlage in's Wasser und so ist zur Stunde der betreffende Entwurf vom ungarischen Parlamente wahrscheinlich schon angenommen. Frankreich. In Frankreich scheint das Centrum der anarchist ischen Bewegung, deren Zuckungen gegenwärtig in Belgien und in Spanien zu verspüren sind, zu liegen. Für vergangenen Freitag hatten die geheimen Leiter des anarchistischen Feldzuges gegen die bestehende staatliche und gesellschaftliche Ordnung eine große Protest kundgebung beabsichtigt, zu der alle stellenlosen Arbeiter der fran zösischen Hauptstadt eingeladen waren und welche auf der Esplanade des Invalides stattfinden sollte. Es fand sich auch am Nachmittag des genannten Tages auf dem bezeichneten Platze eine Menschen menge von ca. 5000 Köpfen ein, aber als die Polizei einschritt und etwa 15 Verhaftungen vorgenommen hatte, zerstreute sich die Menge, ohne Widerstand zu leisten. Ein Haufe von 500 Personen zog nach dem Elysoe, der Amtswohnung des Präsidenten der Republik, zer streute sich aber aus freien Stücken, sobald sie die zahlreichen Polizisten gewahrte, welche den Platz vor dem Elysoe bewachten. Die ganze, ebenso lächerliche wie unnütze Demonstration der Radikalen ist dem nach kläglich in's Wasser gefallen. — Die französische Negierung hat den verhafteten Secretär der irischen Landliga, Bryne, dessen Ver haftung England verlangt hatte, wieder in Freiheit gesetzt. England. Die conservative Opposition des englischen Unter hauses unter Führung Sir Stafford Northcote's rüstet' sich zu einem Feldzuge gegen das Cabinet Gladstone. Die Conservativen scheinen nur die Rückkehr des Premiers nach London abgcwartet zu haben, um ihren Ansturm zu eröffnen. Den Anlaß hierzu bietet die seiner zeit von der Regierung verfügte Freilassung Parnell's und seiner Gcuossen aus dem Gefängnisse von Kilmainham und wünscht der Oppositionsführer in der Donnerstags-Sitzung des Unterhauses einen Tag zur Berathung seines Antrages auf Besprechung dieser Ange legenheit festgestellt zu sehen. Herr Gladstone, der offenbar die un angenehme Erinnerung an den „Pact von Kilmainham" fürchtet, lehnte es ab, auf die Forderung Northcote's einzugehen, was diesem zu einem scharfen Angriff auf die Negierung veranlaßte. Auch die Politik der englischen Negierung in Transvaal gedenkt die conser vative Partei mit zu einem Zielpunkte ihrer Kritik zu machen, denn der conservative Deputirte Gorst kündigte am Freitag die Einbringung