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Mittheilnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der H)ost 1» Gr. Sachs., bei Beziehung des Blattet durch Botengclegenheit 12 Gr. Sachs. *4^ Erscheint jeden Donnerstag. 19. 1840. Das Schillerfest. Es ist eine häufig wiederkehrende Erscheinung, daß verdienstvolle Männer im Leben nicht diejenige Beach tung und Anerkennung finden, welche sie für ihr Wir-, ken und Schaffen in Anspruch nehmen könnten, sondern daß ihnen erst die Nachwelt die Kränze flechten muß, welche die Mitwelt versagt. Ist dies nun zwar auch bei unserem großen — ja unserem größten teutschen — Dichter Schiller nicht in dem Umfange der Fall, wie eben angedeutet worden, so bleibt doch so viel gewiß, daß er jetzt und nachdem sein hoher Geist schon über ein Drittel Jahrhundert dieser Erde entflohen ist, weit mehr gefeiert wird, wie bei seinen Lebzeiten. Denn nicht gerechnet, daß ihm erst vor wenigen Jahren in seinem Hcimathslande Würtembcrg ein Monument gesetzt wor den ist, so wird er auch durch besondere Feste verherr licht und an mehren Orten vornehmlich sein Geburtstag zur Rückerinnerung an seine Verdienste um die teutsche Nazion hervorgehoben. Solche Feste haben insonderheit einige größere teutsche Städte, wie Stuttgardt, Bres lau und neuerdings auch Leipzig gefeiert. Es ist nicht meine Absicht, die Feier dieses neusten Leipziger „Schillersestes" hier ausführlich zu beschreiben. Vielmehr möge für diejenigen, welche diese Beschreibung nicht schon anderwärts gelesen haben, die Bemerkung gnügen, daß nach dem Vorgänge anderer Orte in die-j sem Jahre auch in Leipzig ein Verein (aus allen Stän den) zusammengetreten ist, der sich die Aufgabe gestellt hat, den Geburtstag Schillers (10. November) durch ein allgemeines Fest zu verherrlichen und so den Manen des großen, um die wahre Bildung der teutschen Na zion so hoch verdienten Dichters den gebührenden Dank darzubringen. Am Geburtstage selbst wurde deshalb im Theater nach einem besonder» Prologe Schillers erstes dramatisches Werk, die bekannten „Räuber," aus geführt, das Hauptsest aber bestand eigentlich in der am Abend vor dem Geburtstage gehaltenen Vorfeier d. h. einer in den Säälen des Hotel de Pologne ver- lanstalteten musikalisch-deklamatorischen Abendunterhal- jtung, dem, wie gewöhnlich, eine „fröhliche Abendtafel" folgte. Der Grund aber, weshalb ich mich zu gegenwär- I tiger Mittheilung für Ihr Blatt veranlaßt gesehen habe, j liegt vielmehr darin, durch selbiges die eigentliche „Fest rede," welche bei dem Schillerseste gehalten worden und welche darauf berechnet ist, zu zeigen, daß die Ver ehrung Schillers ein Nazionalfest aller Teutschen sein müsse, auch im Kreise Ihrer Leser verbreitet zu sehen. Darf ich annehmcn, daß der Festredner (RobertBlume, Theatersekretär und Schriftsteller in Leipzig) bei der politischen Richtung, welche er genommen hat, Ihnen und Ihrem Blatte ohnehin nicht sremd sein werde; so ist doch dieser Umstand noch der minder wichtige. Die Verbreitung der Blum'schen „Festrede" am Schillerfeste liegt mir vielmehr aus dem Grunde am Herzen, weil sie von ächt-teutscher Gesinnung zeigt, an das treue Festhalten am teutschen Vaterlande mahnt und in der jetzigen kriegsschwangeren Zeit die allgemeine Stimmung des Franzosenhasses ') theilt, in dieser Beziehung also ein würdiges Scitenstück zu dem bekannten Becker'schen Rhein liebe ist (welches die Leipziger, weil der Dich ter in Köln lebt und um ein Gegenüber von der „Mar seillaise" zu haben, „Kolognaise" getauft haben). Da die „Festrede" ohnehin im „Leipziger Tageblatte" abge- ! druckt erscheinen wird "), so darf ich, der ich zufällig in den Besitz derselben gelangt bin, die Zustimmung des Verfassers wol unbedingt und um so mehr voraussetzen, als die bereits angedeuteten persönlichen Rücksichten noch dazu kommen. Ich ersuche Sie demnacb, den „Fest redner" auch in Ihrem Blatte recht bald sprechen zu lassen, wie folgt: *) Darüber ein Mehrcß ein ander Mal. **) Ist nunmehr in dlo. 317 des „Leipziger Tageblattes" bereits abgedruckt erschienen. Doch hat uns dies nicht allein nicht abhalten können, dem Wunsche des Einsenders zu entsprechen, sondern nur noch mehr aufgesordert, zur Berbreitung der „Festrede" auch, unserer Scits das Nöthige beizutragen. D. Redakz.