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Anzeiger,«»Elbeblatt .. . für - Riesa, Strehla «nd deren Umgegend. Wochtnschrist zur Belehrung «nd Unterhaltuug. l g. s-<!la«, »<n er. s»r»m 1856. T a g e - b e r i ch t. Dresden, 16. Febr. Heute war der erste heiße Kampftag i» der 1. Kammer wegen der deutschen Sache. Carlowitz hielt eine glänzende Rede für Preußen deren Kern war: das Warten auf Oesterreich ist der Tod deutscher Einheit. Die Zeit drängt: ich sehe keinen andern Weg als mit Preußen und durch Preußen, Poppe dagegen meinte: wer da will, daß Sachsen eine verödete preußische Provinz, sein Fürst Preußens Vasall und Deutschland nie einig werde, der stimme für die Carlowitz'schen Anträge, wer daS Gegentheil will, unterstütze die Politik der Regierung. Main« men schloß mit den Worten: kein Dentschlaud ohne Oesterreich und keine deutsche Verfassung als eine von den freigewählten Vertretern des ganzen Deutschland geschaffene. > Zuletzt wurden folgende Anträge gestellt und sehr zahlreich unterstützt: von Carlowitz: die Kammer möge zN Protokoll erklären, daß sie daS Verfahren der Regierung in der deutschen Ver- fassungsfrage vom verfassungsmäßigen Standpunkte aus mißbillige; von Joseph endlich: „Die Kam« mer wolle mit der Erklärung, daß sie für die Her beiführung einer Einheit Deutschlands keine Op fer an Souvrränetätsrechten des Königreichs Sach sen für zu groß halte; daß sie die Pflicht zur Er reichung jenes Zweckes nur durch Bildung eines all« zu Deutschland gehörenden Volksstämme um fassenden, ihnen eine freigewählte Volksvertretung sichernden Bundesstaates als erfüllt betrachten könne und daß sie keinen Bündnissen und keiner Verfassung für Deutschland, durch welches das dem sächsischen Volke zustehende,, namentlich durch die deutschen Grundrechte und deren Publtkationsge- setz vom 2. März 1849 gewährleistete geringste Maaß seine FrriheitSrechte beeinträchtigt oder ge fährdet würde, ihre Zustimmung geben wird — beschließen, die vorliegenden Anträge auf unbe stimmte Zeit zu vertagen." — Dresden, 18. Febr. Die erste Kammes hat bei den Verhandlungen über die deutsche Frage alle Anträge, die unsere Leser eben kennen ge lernt haben, verworfen, den von Earlöwitz gegen 13, den von Joseph gegen 19, den von Mam men gegen 13 Stimmen. Es bleibt also eben wie es ist. Dresden, 19. Febr. DaS Gerücht von einer bevorstehenden Vertagung der Kammer, schon frü her einmal im Umlauf, taugt neuerdings in bestimm ter Form wieder aus. Es heißt, die Kammern sollten Ende März bis Ende Juni vertagt wer den, die Ausschüsse aber, zum Theil wenigstens, hier bleiben. — Die sächsischen Mitglieder des Bundesschiedsgerichtes find wiederum nach Erfurt abgcreist. Zunächst liegen mecklenburgische und braunschweigische Angelegenheiten vor. — In der -Nackt vom 16. auf den 17. brannten in dein be nachbarten Dorfe Wrissig lan der Chaussee nach Bautzen) bei heftigem Sturmwind fieben Bauer güter und eine Häuslerwohnung nieder. Gera, 14. Febr. In unserem Lande hat die könial. preuß. Botschaft v. 7. Jan. .einen sehr ei« genthümlichen Eindruck hervorgebracht — unsere sogenannten Constitutionellen hängen die Köpf« -«nd schleichen trübselig umher und die Demokra ten jubeln und freuen sich, daß sie schon jetzt ei nen solchen Vortheil ihres passiven Verhaltens in der deutschen Frage geärndet — sich nämlich nicht blamirt zu haben mit dem gutmüthigeN Vertrauen auf den konstitutionellen Siu« der Krone Preußen. Unsere coustitulioyelle Messe, die wo-möglich gern mit allen Winden segelt! ist sehr kleinlaut in Folge dessen geworden uudvol- ler Verzweiflung. Die demokratischen Blätter hingegen, Volkszeitung, Eisenbahn, Osterländer u. s. w. bebandeln die Gegenpartei mit beißendem