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Nr. 244. s. Jahrgang. all« Posta», - ««hm«« »,st«llm>g«n «at»«,«a. -«iWÜ'L!« Ua«m stl» Sas«at» a« Ma» «»4 4«a »r«»ast«, 4« M»t»tzmivt- maaosttast vch»«r«t«, »Vf», «atst»r*ch»a4« Nahalt. Maaat«, »4«« l« 4«« <k^h«lauaL»»»if« taa» »«vsth« alcht a«l»lst»t w»r4«a, w«aa 41« flufaa»« 4«, Sa/irat«» 4urch 1,n>spr«ch«r «rtolat o4«r 4« Maaafkrlpt alcht 4«utUch l«4do« Ist. Muer Tageblatt Anzeiger für das Erzgebirge mit -er wöchentliche« Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. M v»st?»stR""!LÄUUk «peechchmö» Sn NeSakN-n mit Musaahm» Sn «»««tag» nachmittag, 4-S Uhr. — T«i«gramm.flSnss» r Lagebla« Manygeblrge. fnaspr^hn SZ. ««hm«« »,st«llm>,«n «atz«,«» hür uavnkmgt ringrfanSt, Manuskript» kan« -»«ahr nicht -»leistet wer-»». Montag» 20. Oktober 1913. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. In Leipzig sind letzte Nacht -ei einem Urkustranspott achtt "u'e'nentsprungen, von denen «sich z w e noch i . üreiheit befanden/) Wogen der " r o n p r i n z e n b r c' es in de- braun s chrr n . schen T h r o n > v g e, r u g e hat goster eine ^ussi> rache zwischen dem Ka.ser und drin Kr > np inzen st a ! t g e f u nd « n. * Anläßlich der Erinnerung an die Leipziger V v kerschlachl vor hun ert Jchre» wurden inDeutick- la d überall und im AuSlano au vielen Orten Feterltch kellen abgehalte.*) » Oesterrei ch-U ngarn Hut an Serbien eine Auf. forderun .< ergeben i affen, innerhalb acht Tagen Albanien zu räume n.*> Die Näumungsarbeiten auf der UnfallstStte des MarineluftschtffesL 2 find beendet. Am Dienstag finden die Trauerfeterltchkeitrn für die Hinterbliebenen in Berlin statt. Lord Cburchill hat in Manchester eine beachtens werte Rede über die englische Flottenpolttik gehalten, in der er seinen früheren Vorschlag zur Einfüh rung eines deutsch-englischen Rüstung»'eier sah re» erneuerte. *> Nähere« sieh« an anderer Stell«. RronprinzenpolMK. Ungemein großes Aufschen hat der dieser Tage in der Oeffentlichkeit bekannt gewordene Brief des Kronprinzen in Sachen der braunschweigischen Thronfolge frage hervorgerusen, weil Kronprinz Wilhelm in sei nem Schreiben einen Standpunkt vertritt, der zu dem« des Kaisers und der Regierung in vollent Wider spruche steht. Allerdings ist es in der preußischen und deutschen Geschichte keine Seltenheit, daß Thronfolger in der Politik ihre eigenen Wege gehen, und da» ist ihr gutes Recht. Allerdings dmf dabei ein Moment Nicht außer Acht gelassen werdenr Gin Thronerbe ist kein unbekannter Privatmann, und eS liegt auf der Hand, daß ein Prononzierte- Hervortreten in der Oest fentlichkeit, wenn eS sich gegen dl« Richtung der Regie rung und de» augenblicklichen Herrscher» wendet, ge eignet ist, Schwierigkeiten hervorzurufen. E» läßt sich Das letzte Rebhuhn. Humoreske von E. Hamp«. lNachdruck verdolen) Es war an dem letzten Herbsttage, bevor die Jagd auf Rebhühner zu Ende ging. Sie Sonne lag strahlend über den kahlen Feldern, und ein frischer Wind wehte Über die kurzen Stoppeln. Auf der einsamen Landstraße wanderten zwei Jäger dahin, die Flinte unter dem Arm. Bor ihnen sprang Treff, der braune Jagdhund, die Nase tief auf dem Boden. Du, sprach fetzt der Längere von den beiden, hoffentlich stö bern wir heute noch ein paar Re-Hengste auf. Ich muh un bedingt heute ein Huhn Heimbringen. Hm, meinte der an« dere, die Biester halten nur leider nicht mehr. Vielmehr ist das oben in dem großen Rübenstück besser. Wenn sie freilich auch dort laufen gehen, dann glaube ich heute an kein Jagd glück mehr. Kvrlchen, begann jetzt der Lange wichtig, du kannst freilich nicht wißen, weshalb ich heute unter allen Umständen so einen verflixten Re-Hengst abknallen muß. Aber wir haben ja noch Zeit -is -um Rübenstück. Da will ich's dir erzählen. Du weißt doch, daß ich viel -ei dem alten Oberst a. D. Rüzdorf verkehr. Na, und wie da» so leicht kommt, habe ich mich allmählich ganz und Wr in seine Loch» ter Herta verschossen. Nun ist aber der alte Herr ein eigen artiger Mensch. So einem jungen Leutnant von Habenichts, wie er mich nennt, will er seine Tochter niemals geben. Doch er hat sein« schwachen Seiten. Einmal ist er für seine Per son e n Schlemmer. Nur darf dabei für ihn kein Pfennig au-gegeben werden. Denn da» leidet sein Gei- wieder nicht. Nun sag^e mir gestern Herta, er hätte kürzlich be» merkt: Jetzt ist, weiß Gott, die wunderbare Aebhuhnzeit schon wieder vorbei, und ich habe meine Leibspeise nicht zu riechen bekommen. Ich weiß gar nicht, wie di« Leutnant» von heute find, reden meterlang von der Jagd, aber «in Hühn haben sie doch nicht mitgebracht. Stehst du, dämm muß ich heute noch ein Rebhuhn vor Toresschluß erwischen, denn da rauf -aut sich mein ganzer Plan, den Alten umzustimmen. ja nicht in Abrede stellen, daß weite Kreise die Ansichten des Kronprinzen in der braunschweigischen Frage tei le«, und «s würde ihm auch niemand verargt haben, wenn er seine Bedenken, Wie es geschehen, in einem Schreiben an den Reichskanzler zum Ausdruck bringt. Damit beweist er, daß er an den Vorgängen in Deutsch land den lebhaftesten Anteil nimmt und sich nicht bloß daraus beschränkt, al» Kommandeur eines Husarenregi mentes seine Pflicht zu erfüllen. Eine ander« Frage aber ist es, ob taktisch klug war, den Inhalt seine" Briefes der Oeffentlichkeit mitzuteilen. Ob dies durch die eigenste Initiative des Kronprinzen erfolgt ist, kann dahingestellt bleiben, vieles hat es für sich, an zunehmen, daß irgendwelche Ratgeber mit im Spiele sind, die dem Thronfolger damit keinen sonderlichen Dienst erwiesen haben. ES ist etwas Eigenartiges um die Stellung eines Thronfolgers. Mist in jüngeren Jahren oder im besten Mannesalter befindlich, wohnt in ihnen «in Tatendrang, dem sie nach Lage der Sache nicht zum Durchbruch verhelfen können; es liegt auf der Hand, daß daD zu inneren Konflikt«-« führen muß. ES ist bekannt, wie ungemein Kronprinz Friedrich Wilhelm, der später« Kaiser Friedrichs unter dieser erzwungenen Untätigkeit seelisch gelitten hat, Wenngleich er e» zu vermeiden sucht«, seine der Bis» marckschen inneren Politik zuweilen entgegengesetzten An» sichten auch außen hin zum Ausdruck zu bringen, und die öffentliche Meinung dadurch zu beeinflussen. Eben so weiß man, daß auch Kronprinz Wilhelm nicht ohne Temperament ist, wie er die» beispielsweise Während der Marokko frag« durch sein Erscheinen im Reichs tage und seinen demonstrativen Beifall bei scharfen Kri tiken der Regierungshaltung vor aller Oeffentlichkeit gezeigt hat. Leider besteht bei einer solchen Veranlagung di« Gefahr, daß der Thronfolger von unverant wortlichen Persönlichkeiten nach irgendeiner bestimm» ten Richtung beeinflußt Wird, und daß man ihn au» bestimmten Gründen benutzt, um gegen di« Haltung der leitenden Staatsmänner Front zu machen. Ein der artiges Ausspielen des Erben der Krone kann zu recht schiefen Situationen führen und muß auf da» tiefste bedauert werben!. Das Hervortreten derartiger Mei nungsdifferenzen kann schwerlich jemals zu etwas Gutem führen, es ist nur geeignet, Verwirrung und vor allem auch Verstimmung Hervorzurufen. Nach äer Ralastrophe. (Boi, unserem Berliner S - Mitarbeiter.) Das erschütternd« Unglück bei Johannisthal rüst selbst- verständlich auch da» Urteil über Wert und Unwett der ver schiedenen Luftschiff system « hervor. Daß di« öffentliche Meinung jetzt, nachdem binnen wenigen Wochen die beiden Mein« Liebe und mein Lebensglück hängt davon ab. Der andere nickte verständnisvoll: Dann muß es schon sein. Ich will gut auf die Biester Hinhalten, nimm du nur man dis Nerven zusammen, Kurt, Liebende taugen nicht zur Jagd. Sie waren an das RÜbeNstück gekommen und trennten sich, um es mit ferttggemachter Flinte zu durchstreifen. Treff -lieb kurz vor der Mitte des Stückes plötzlich stehen und witterte. Aha, er hatte die Banditen in der Nase. Nur sachte! Birr—r—r, Birr-^r—n — hoch ging im selben Au genblick der schlecht haltende Schwarm der Hühner. Kurt riß die Flinte hoch, sNn Arm zitterte vor Aufregung, bautzj — knallt« es krachend durch die hellhörige Herbstlust. Das Hühnervolk schwirrte weiter, am anderen Ende des Stückes ging noch ein -weiter Schwarm hoch und strebte in die Ferne. — Karl stand noch immer im Anschlag und drückte und drückte — seine Knarre hatte versagt. Donner und Doria, rief er jetzt und schlug mit der Faust aus di« Flinte, jetzt können wir einpacken, «Kurt. Du oorbeigehauen und ich verpaßt. Nun find die Biester gewarnt und halten nirgends mehr. Kurt war gebrochen. Aber es Haff alles nicht». Das Jagd glück blieb ihnen heute fern; und -ei finkender Sonn« träte« beide nach vergeblichem Suchen den Heimweg an. Bet Rüxdorf» hatte fich an diesem Abend eine besonder fröhliche Gesellschaft versammelt. Wenn es auch stet» spar tanisch einfach zugtng, so hatte der Alte doch junges Volk recht gern um fich Seine Tochter hatte einige Freundinnen eingeladen und Kurt einige Kameraden mitgebracht. Sie hatten fich zu einem einfachen Butterbrot um den Tisch grup piert. Den Borfitz führte der alte Oberst, der in einem -reit armigen Lehnstuhl am oberen Tischende saß und sich seine Pfeife, die er selbst beim Essen nicht ausgehen ließ, frisch stopfte. Na, Kinder, meinte er jetzt mit seiner donnernden Kommandostimme, heute ist nun glücklich die Rebhuhnjagd zu Ende gegangen. Wenn ich da an früher denke. Hervjehl Da gab es noch ReÄhengste, so dick wie «in« alte Krähe, und jeden Abend hatten wir «inen sm Topf. Jetzt bekommt man nicht mal mehr da» Gefieder zu sehen, geschweige denn den «raten — Kurt, der neben Herta am entgegengesetzten Marineluftschiffe vernichtet wurden und zahlreiche blühende Menschenleben den Elementen zum Opfer gefallen find, auch Zweifel äußert, ob nicht die Schuld über die Zufälligkeiten des Einzeffalles hinweg tiefer liegt und in dem System der Luftkreuzer selbst begründet ist, begreift man. Es ist sogar sehr erfreulich, wenn die Oeffentlichkeit fich nicht Nur auf da» Urteil der Sachverständigen verläßt, sondern auch ihrerseits ihre Bedenken geltend macht, um zu verhüten, daß die junge Kunst, das Luftmeer zu bezwingen, in Schablone ausartet und das starre System zum Sinnbild unserer Luftschifstechnik selbst wird. Was man bei den Unglücks fällen, die unsere Luftflotte seither betroffen hat, nie ver gessen darf, das ist eben ihre Fugend. Die stolzen Fahr ten, namentlich auch der Passagierluftschiffe, haben in unse rer raschlebigen Zett, die sich.allzu gerne an Wundern der Technik berauscht, das Gefühl «-geschwächt, in den Luftschif fen noch verhältnismäßig junge Erzeugnisse der Technik zu sehen, denen noch gar manche Eigenschaften de» Experimen tes anhaften. Freilich pflogt fich dann auch gar zu leicht die Kehrseite aller Begeisterung einzustellen: die Enttäuschung, , Es spricht daher immerhin für da» Vertrauen Pa» fich da» Werk des Grafen Zeppelin im deutschen Volke er- rungen hat, daß diese Enttäuschung die Zweifel an dem star ren System nach nicht bis zur Verwerfung gesteigert hat. Di« Ueberzeugung, daß wir mit dem Bau der großen Luftschiffe trotz aller Fehlschläge den richtigen Weg be treten haben, ist bis jetzt ernsthaft noch -nicht erschüttert wor den. Und auch an den verantwortlichen Stellen im Reichs- marinoamt ist man durch di« Katastrophen bei Helgoland und -ei Johannisthal nicht von dieser Ueberzeugung abge- kommen. Die Marine braucht stationäre Luftschiffe, und die liefert bi» jetzt in der bisher erreichbaren größten Vollkom menheit eben nu r die Schöpfung dos greisen Gaffen. Aber da» Festhalten an dem System darf «und wird in Heer und Flotte nicht den Zwang ersticken, immer nach neuer Vervoll kommnung Vir» Luftschiffbaues zu streben. Daß Lei diesem Streben auch mancher gefährliche Fehlschlag mit unterläuft, das ist nicht zu vermeiden; so hat die anscheinend durch nrtli- tärische Zwecke bestimmte starke Verminderung de» Ab stand es von Schiffskörpern und Gondeln vielleicht mit dazu Setgetragen, daß die Explosion de» L. 2 rasch ein« so verhängnisvolle Ausdehnung nahm. Auch wär« doch — das gilt für das Helgoländer wie das Johannisthaler Un glück — zu erwägen, ob nicht di« Besätz ungder Marino» luftschtffe herabzumindern 'wäre, fei es auch nur, um die Zahl der Opfer zu verringern. Mit 28 Todesopfern hat das Unglück vom 17. Oktober allerdings den grausigen Re kord in der Opferchronik der Luftfahrt erreicht. Und erhöht wird die Trauer um diese Verluste noch dadurch, daß einige der erfahrensten Praktiker der Luftfchtffahrt unter den Toten zu beklagen find. Damit ist natürlich die Beantwortung der Frage nach der unmittelbaren Ursache der Katastrophe un gemein erschwert. Au» dem Feuer, da» unmittelbar vor Tischende sah, bekam einen feuerroten Kops; Herta aber sprang auf und meint« mit einem Lächeln zu ihrem Vater beim Hinausgehen: Na, Väterchen, di« Herzen können doch deshalb ebensogut noch sein. Aber warte, ich bringe dir gleich dein Bier. Der Wink mit dem Zaunpsichl, den der Oberst seinen jungen Gästen erteilt hatte, war von der Tisch« gesellschaft verstanden worden. Die Leutnants schauten etwas verlegen auf ihre Teller. Jetzt öffnete fich wieder die Tür hinter dem Lehnstuhl des alten Obersten, und die rei zende Haustochter trat mit einem schelmischen Lächeln ein. In der einen Hand hielt sie das riesenhafte Bierseidel ihre» Vaters, in der anderen einen großen weihen Teller, aus dem ein schöngebratener großer Vogel auf einem Berg von Sauer kraut thronte. Der alte Obepst witterte sofort den lieblichen Rebhuhnsgeruch und drehte sich mit einem jähen Ruck um. Ein breites Leuchten ehrlichster Freude überzog sein verwet- tettes Soldatengeficht. Döchting, entfuhr es ihm, was in drei Teufel» Namen bringst du denn da? Herta setzt« ihm den dampfenden Teller unter die Nase, machte einen Knix und erklärte: Wir find doch nicht ganz so schlimm, lieber Vater, wie du von uns denkst. Heute war Kurt ganz allein für dich noch einmal draußen zur Jagd und hat dir dies Huhn geschossen, und dein Döchting hat e» dir zubereitet, wie du es so gern ißt. Di« Stimmung bet Tisch war nun wieder hergestellt; man lachte Und scherzte. Nur Kurt sah still da, wurde abwechselnd -laß und rot und beobachtete un ausgesetzt heimlich den essenden Oberst. Herta stieß ihn leise an: Nun, essen Sie doch, Herr Leutnant, was ist Ihnen denn heute? Es wird Ihrem Vater doch auch schmecken? meinte Kurt gepreßt. Aber natürlich, vorzüglich sogar, Eie sehen es ja, gab fie kopfschüttelnd über da» seltsame Gebaren Kurt» zurück. Sie haben es doch auch ganz richtig zubereitet? fragte er immer noch in Unruhe. Auf weine Kochkunst dür fen Sie fich schon verlassen, entgegnet« fie etwa« beleidigt. Ja, da» meine ich ja nicht so, lenkte Kurt ein, ich wollt« damit nur sagen, es wird doch nicht zu alt und -u bäh' sein? Mein Vater hat noch gute Zähne. Und wenn es so wäre, könnten wir doch nicht» dafür.