Volltext Seite (XML)
Lokalblatt für Aue, Auerhammcr, Zelle-MSPertem, Stierer- u. Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, BernSbach, Beyerfeld nnd die umliegender» Ortschaften. Srscheinl »tttwOch«, Sreitag» u »-««tag». MdonnementSpret» incl. der 3 werlhvollen Beilagen vierteljährlich mit Vringerlvhn 1 Mt. LV Pf. durch di« Pest 1 M. LS Pf. Mit S iTufirirten zMSk«tern» Kertsches KemittenStatt, Kute Krister, Jettsptegek. Derantwortllch«! »edakteur:, «mtl -«PMPstf» in «u^ (üijzebirge). RepaVt»» u. «rpedition: >»«, Marlistraß«. Inserat« di« «inspaltig« EvrpoSzeile IS Pf., di« »oll« Seit« 30, >/, S. A), >/« St- 6 Ml. bei Wiederholungen boher Rabatt. Alle Postanstalten und Landbrieftrilger nehmen B«st«llungen an. No. 64. 6. Jahrgang. Freitag, den 2. Juni 1893. Bestellungen aus di« HM" AuerLHcrt-Keitung "MD (No. SöS der Zeitungspreislist«) für Monat Jnni 1»SS werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern de» Blattes, sowie den Landbriesträgrrn jederzeit gern oMeowranen. Expedition der „ Auerttzal-Aeitung," Lrrrll HeUvui«l»t«r. Potitische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den LI. Mai, — Berlin bei seiner Einwohnerzahl von 1SOOOOO sollte eigentlich 1« Wahlkreise bilden, nicht bloß 6, wie eL seit der Feststellung von 1871 heute noch der Fall ist. Ham burg könnte S, Leipzig und Dresden könnten je S Abge ordnete beanspruchen. Nach der alten WahlkreiSrintei- lung senden sie nur 2, dez. 1. Zn ähnlichem Raß« sind alle anderen Großstädte auch gewachsen. Doch würde eine Neueinteilung in dem Sinne des Gesetze», daß je 100000 Bewohner einen Abgeordneten entsend«, in der Hauptsache der Sozialdemokratie zu gute kommen, dir ihre Haupt- Onattiere in den Großstädten hat. — Di« Sozialdemokraten rechnen auf den Gewinn von ttw» achtzehn neuen Mandaten. Von den bi»her inne gehabten halten sie selber Nieverbaruim, Bremen, Braun schwei- und Lübeck für einigermaßen gefährdet. Ein ferne res Mandat ist so gut wie verloren- Als wahrscheinlich zu gewinnen rechnen die sanguinischen Herren: Berlin II und III, Teltow-BeeSkow, Westhavelland, Gotha, Kassel, BreSlau-West, Rostock, Dresden-Neustadt und Dre-den- Land, sowie vier andere sächsische Wahlkreise. Dazu möge licherweise auch KottbuS-Sprrmberg, Zauch-Belzig, Schwe rin, Kronach, Wolmirftedt-NeuhaldenSleben, Wanzleben. Es wirb di« Aufgabe der bürgerlichen Parteien sein, die kühnen Hoffnungen sehlschlagen zu lassen. Die meisten der Mandate, deren Eroberung dir Sozialdemokratie sür ^Nachdruck verboten). Iseurü'eLon. Tod des Zaren Alexander n, Der Rosse Notowisch hat in Paris ei« Buch über den „Zar und seine Leute* hrrau-gegrben. Er Hal Ein blick in zuverlässige Akten gehabt. Wertvoll ist deshalb »M.größten Teile, »g» er schreibt. Ueber den Tod Ale xanders II. giebt er folgende Darstallung, für besten Zu verlässigkeit er etntrttt. Alexander II. hat darnach sein Ende zum Teil seiner Gutmütigkeit zu verdanken. Nachdem be- reit« di« Explosion im Wwterpalai» nur der Rücksicht de« Zaren aus den unsähigeu Oberhosmorsch-ll zuzuschreiben «ar, d« «« an der nötigen Wachsamkeit setzten ließ, aber trotz dem nicht durch Entlassung gekränkt werden sollte, wäre Alexander II. auch dem verhängnisvollen 1. März entgangen, wenn er sich dem Rate Lori» »rltkow» gesägt hätte, an diesem Tage zuhause zu bleiben. Aber die Großfürstin Alexandra jammerte ihm vor: „welch«« Unglück für un- sere Familie. Morgen soll Ihnen mein Sohn «vnstantin al« Ordonanzoffizier vorgestellt werden." „Daran hatte ich nicht gedacht, Wohlan. Ich «erde Soria nicht gehör. Pen, denn um nicht« in der weit «öchtaich Zhnen Kum mer bereiten.- — Am nächsten Morgen ar bettet« der Kai- ser bi« II Uhr mit den Grasen Lori«-Mlikow und unter- tzeichnete die beide Ukase, von denen der «ine den Senat, »er ander« M« Einführung »er Verfassung betrafen. Da rauf begab sich der Kaiser in da» Gemach seiner Gemah- ltu, umarmtt sie und versprach ihr, recht vorsichtig zu sein, «r wollte schon Mn, »l« Pin kleine« Töchterchen Kathri- durchführbar Hilt, wären ja doch NN» in Stichwahlen zu «werben. Dir ausfallenden Parteien werden «S also in der Hand Haden, ob sie den Sozialisten oder seinen Geg ner in den Reichstag gelangen lassen wollen. Unter den sozialdemokratischen Reich-tag.-kandidate« befinden sich diesmal drei Adelige und vier Doktoren. — Miguel hat sich von eine» Berichterstatter in Frank furt über die Milstärvorlage interviewen laste«. A>« Finanzminstler beleuchtet« er die finanziell« Seite der Frag,: „wenn beispielsweise an direkten und indirekten Steu ern Frankreich nrnd bl Mark aus de» Kops und außer- de» a«« Monopolen 7 Mark, Großbritannien 4b Mark, Italien Sb Mark und b M-rk au« dem Ertrage der Mo nopole, di« Niederlande 37 Wart, Oestreich »2 Mark und außerdem an» de» Ertrage der Monopol« S Mark, ja Spanien SS Mark auszudringen im Stand« seien. Wir sollte da Preußen nicht außer den von ihm jetzt insge samt getragenen Reich«- und Htaawsteuern in Höhe von LI,71 Mark auf den Kopf noch sür di« neue Rttttärlast 1,20 Mark übernehm«» könn«n? Würden wir nicht damit noch erheblich unter der Belastung ärmerer Staaten bleiben? Ra» könne da gewiß nicht behaupten, daß die deutsche Nation außer Stande sei, di« chr zuge muteten Opfer ohne tiese Schädigung ihrer wirtschaftlichen Wohlfahrt zu bringen l Zn ähnlicher Lage wie Preußen befänden sich die übrigen deutschen Staaten." -- Bo» nächste» Reichstag« werben auch die Mittel »erlangt werden, den Noro-Ostseekanal durch Panzerfort« und Batteri«» schützen zu können. — Vor Kurzem ist nun auch von dem Provinzial- Schuikollegium v>« Dienstentlassung Ahlwardt« al» Rek tor» der städtischen Seyieindrschule verfügt worden. E- scheint der Ausgang des endlosen DiSzlPlivarversahren» gegen ihn gar nicht abgewartet worden zu sein. Gegen diese Verfügung steht dem Entlassenen nur vie Beschwerde an den Minister zu. — Uederraschenbe Erfahrungen hat man in Preußen mit der neuen Prüsung gemacht, welcher dir Sekundaner vor Erteilung de» Elnjährig-Freiwilligeu-Schetne» unter zogen «erden. Die Mehrzahl der hoffnungsvollen Züng- linge ka» Mit dem Kopse eher durch o>« Wand, al« durch diese Prüfung. Diese fatale Entdeckung sührt« zur Ent- na ihn aus der Schwelle zurückhielt: „Papa, du hast mir heute noch keinen Kuß gegeben." „Welch schrecklicher Gläu biger du bist," antwortete der Zar, „du giebst mir keinen Kredit. Wohlan. Umarm« mich, mein Kind, dein Kuß wird mir nun Glück bringen." In einem geschtysten«, Wagon fahr, der Zar fort, um geben von Kosaken der Garbe. Der Zug kreuzte die Stra ße Malaja-Sodowaja, welche di« Nihilisten mit einer Mine unlerkreuzt hatten, von deren Existenz man nicht di« leise ste Spur hatte. Die Lust hallte wieder von den begeister ten Zurusen de« Volke» und der Kaiser war guten Mute«. Er nahm di« Revue ab, beglückwünschte den jungen Groß fürst Konstantin zu seinem Eintritt in den Dienst und beauftragte ihn, der Großfürstin Alexandra zu melden, daß «r sich sreue, Wort gehalten zu haben, und daß, Gott sei Dank, alle- auf» Beste gegangen wäre. Nach der Revue verweilt« der Kaiser kurze Zeit bei seiner alten Tante, »er Großsürstin Katharina Mich-ilowna, wo er den Thee nahm- Er änderte darauf seinen Rückweg und befahl dem Kut scher, »urch wenig belebt« Straße» zu fahren, indem er nicht wähnte, daß die Nihilisten chr Opfer auch an den abgelegensten Orten, erwarten würden. Kaum war der Wage» jedoch in den Ouai de« Kalha« rinrnkanal» eingebogen, al» «in junger Mann in der Tracht «ine» russischen Bauern ein« Bomb« -us die Equipage warf. Sie explodierte mit einem schrecklichen Krachen und tötet« den Kosaken aus dem Vock an der Seit« de« Kutscher», zwei Mann dr« Gefolge», und «inen kleinen Fleischer jungen, welcher einen Korb trug. Der Wagen lag zerbrochen aus dem Pflaster. Zum g.oßeii Erstaunen der Menge, welche auf da« Geräusch der Explosion herbeigeeilt war, entstieg der Kaiser den Wagen, zum Erschrecken bleich, aber heil und gesund. sendung einer Abordnung von Schulmännern an dtn Kultusminister, der indessen lediglich anheimgab, eine milde Handhabung ber Vorschriften walken zu lasten. Zm üb rigen aber soll e» dabei bleiben, daß da» Einjthrigen- Zeugni« nicht mehr ersessen werden kann. — Da« schnellste Schiff ist die soeben vollendete Kai stryacht „Hohenzollern". Sie läuft bi» zu 22 Meilen in der Stunde. Der Kaiser sandte der Werft „Vulkan" in Stettin rin Anerkennungsschreiben. — Der Kaiser widmet sich in Pröckelwitz au-schließklch der Zagd. Er steht um 2 Uhr Morgen» auf, n>»mt «in Beesüeak, Kotelette oder dergleichen zu sich und fährt daün zur Morgenpürsche in den Wald, von wo er gegen II Uhr zurückzukehrrn pflegt. Da« Frühstück wird un Wälde verzehrt. Dann legt sich der Monarch zur Ruhe nieder, hört nach kurzem Schlaf die Vorträge, erledigt die inzwi schen eingelausenen Briefschaften und nimmt dann um 4 da» Mittagsessen ein. Gleich darauf fährt er zur Abend« pürsche in den Wald. Nutzlaud. Rußland hat rechtschaffene Sorgen mit der neuen Ernte; die Bericht« über die TrnteauSstchten lauten vielfach recht ungünstig, und dabei ist in einer ganzen Anzahl von Be zirken der dort herrschende Notstand noch lange nicht be hoben. Von der Balkanhalbinsel liegt nicht» neues vor. Dem Neuvermählten bulgarische» Fürstenpaar hingt, wie e» immer tn den Flitterwochen der Fall, brr Himmel vol ler Geigen und im Lande ist man zufrieden. Zn Grie chenland dauert die Geldnot in recht hohem Maße fort, und e« wird bei der bevorstehenden Zinsenzahlung der griechischen Wertpapiere wohl nicht ganz ohne Ueber- raschungen sür die Gläubiger des griechischen Staate« ab gehen. Der junge König von Serbien ist von seiner neulichen Rundreise durch da» Land nach ter Hauptstadt Belgrad zurückgelehrt. . Der Empsang, welchen er allent halben gesunden, beweist, daß die Bevölkerung recht froh ist, di« Mißwirtschaft ber Regentschaft lo« zu sein. Der Petersburger Eorrespondent de- „Standart" meldet er habe von einem hohen Staatsbeamten erfahren, daß die Absicht besteht, die eentralasiatische Eisenbahn von Sa markand nach Khokand in Ferghana weiter zu bauen, un gefähr ISO Werst von der chinesischen Grenze etttfernt. „Möge Eure Majestät geruhen, auf meinem Schlitten Platz zu nehmen, und lassen Sie un« aufbrechen", dräng te General DworjewSki, welcher soeben genaht war. „Mein Platz ist an der Seite der Verwundeten," ant wortete der Kaiser, und wandte sich zu den Männern, welche hingestreckl lagen auf dem von ihrem Blute geröte ten Schnee. Die Menge hatte den Mörder ergriffen und man brachte ihn zum Kaiser. „Dein Name?" sprach derselbe mit Würde. Der Kerl gab einen falschen Namen an. „Schämst du dich nicht?" fuhr Alexander fort. Dann wandte er sich dem Schlitten »e« General« Dworjew-ki zu, al» er von einem Offizier gefragt wurde, ob er nicht ver wundet sei. „Nein, Gott sei Dank." „Danke Gott nicht zu früh," schrie in diesem Augen- blicke ein anderer verkleideter Bauer, und «ine neu« Bdm» br fiel zu dr» Füßen des Monarchen nieder. Einen Augenblick «ar alle» in Feuer und Rauch gehüllt, und al« »an wieder sehen konnte, bemerkte man den Kai ser au«gestreckt in einer Lache von Blut. „Mich friert," seufzte er. Er hatte noch dir Kraft, sich aufzusetzen und auf die Balustrade den Quai« zu stützen. Sein« Uniform «ar zerfetzt. Zehn Offiziere und Soldaten lagen um ihn Her rum, tot oder verwundet. Unter ihn der General D»or- jewSki und Kapitän Koch, der Ehef der geheimen Leibgar de. Diejenigen, welch« unversehrt waren, trugen den Kai ser vorsichtig in den Schlitten. „Mich friert," seufzte er zum zweiten Mal«. Ein Soldat bedeckte ihm da« Gesicht mit sei»«« Taschen tuche. Der junge Graf Gendrikow stieg hinten auf den Schlitten und hielt da» Haupt de« Sterbenden, welchch