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Wilsdrn f-Tharander ochenblatt. o Freitag, den 9. April 1841. 10 Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Rcdacteur und Verleger: Albert Reinhold. Won dieser Wochenschrift, erscheint alle Freitage Nachmittags eine Nummer. Der Preis für de» Diertelfahrgang beträgt 1t) Ngr. (8 Gr.) Wekaimtmachungen aller Art werden ausgenommen; Lie gespaltene Zeile oder deren Raum wird mit <> Pf. in Anrechnung gebracht. Aufsänc die in, nächsten Stuck erscheinen sollen, werden in Tharand bis Sonntag Nachmittags 3 Uhr und in Wilsdruf bis Sonntag Abends 6 Uhr angenommen. Später eingehende Zusendungen müssen bis zur folgenden Woche liegen bleiben. Wir erbitten uns dieselbe» unter den Adressen: ,,an die Redaktion des Wilsdruf-Tharandcr Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresde ner Gass- im Haus- des Herrn Stadtrichters Tamme, 1 Treppe,) oder: „an die Agentur des Wilsdruf-Tharander Wochenblat tes zu Tharaud," die Herr Buchbinder Tauscher übernommen hat. Etwaige Beitrüge, welche der Tendenz Les Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaktion, Der Jahrmarkt zu Lorenzkirchen. Roniantisches Gemälde von Albert Reinhold. (Fortsetzung.) Der Studiosus überließ sich willig der Lei tung seines Führers und die Zeltreihen zur Rechten, zur Linken die Budcngassen, in welchen nur hin und wieder erst die Krämer ihre Waarcn ausgelegt hatten, wanderten sie auf dein weichen Rascnbodcn dahin. Einen gan, vorzüglichen Reiz hatten für Strombeck die luftigen Leinen- Hauser, die wohl eine Viertelstunde weit in un unterbrochener Folge ancinandergebaut sich hin- dchncn. Hohe, mastahnliche Stangen mit bunten Wimpeln und Flaggen ragen über dem Eingänge eines jeden in die Lust empor, während tiefer unten irgend ein symbolisches Zeichen oder eine Devise zum Eintritt in die inneren, gastlichen Räume einladet. Aus jedem dieser beweglichen Gebäude erschallt Musik oder Gesang, oft beides zugleich. Verkleidete Künstler mit ihren männ lichen und weiblichen Gehülfen, hier eine Schwei zerfamilie darstellend, dort als Troubadours co- siümirt, die Mosten in sclbstgcwähltcn, höchst merkwürdig, oft lächerlich zusammengestclltcn Trachten figurirend, lassen sich für Geld auf ihren Instrumenten hören. Bei der Nähe der Zelte zu einander erzeugt dies einen wahrhaft sinncbetäubenden Lärm, da man nicht selten vier bis fünf dieser Chöre zugleich hört. — Endlich hatten die beiden Wanderer die letzte Bude im Rücken, und eine schöne Fernsicht bot sich ihnen stromaufwärts über die glänzende Wasserfläche bis in die Gegend des gegen zwei Stunden entfernten Städtchens Riesa dar. Blanke Dörfer, dies- und jenseits des Flusses schmückten die weite Ebene, weißschimmernde Stoppelfelder zogen und schlängelten sich, gleich gewaltigen Silberstreifen, dazwischen hindurch, bis eine mäßige Erhöhung oder ein tiefdunklcr Nadelwald die Aussicht verschloß. Strombeck konnte sich gar nicht satt sehen an diesem lebensfrischen, immer wechselnden Bilde, auf welches herab der blaue, wolkenlose Himmel lachte, das seine Sonne umwebte mit rosigem Schein. Noch ein beson deres Interesse gewährte ihm der Ucberfahrts- punkt über die Elbe, dem er sich gerade gegen über befand. Eine Unzahl von größeren und kleineren Fahrzeugen, beladen mit Gegenständen aller Art, schwamm ununterbrochen auf der stillen Wasse-fläche herüber und hinüber. Die Anru fungen der Schifferknechte, das Brüllen des Hornviehs, Wagengerassel und Peilschcngcknall, Gelächter und Flüche, das Rauschen der Ruder- schlägc und der unmelodische Gesang eines Trun kenen vermischten sich seltsam mit dem Schmettern der Trompeten und dem Wirbeln der Trommeln und Pauken, das vom Markte hcrübcrklang. Als es aber der Zufall fügen mochte, daß eben jetzt der Lärm toller und wirrer als je losbrach, jubelte der fröhliche Strombeck: „das nenne ich mir ein Leben! Mit beiden Beinen möchte ich sogleich in das liebe Getümmel und Gewühl springen vor lauter Lust, die bis jetzt das siaire Staunen in seinen Banden gehalten. Doch nun sind die Fesseln gesprengt, und der Leipziger Student wird sich zeigen und von sich reden machen auf Wochen. Ein .inneres Vedürfuiß drängt mich unwiderstehlich irgend einen dummen Streich zu machen, und ich folge, mit Herrn von Tromlitz zu reden, meinem Schicksal, es reißt mich fort, ich gehe, es zu erfüllen. — Kommen Sie, Seibold, und seien Sie Zeuge meiner Thaten." „Jetzt nicht," entschuldigte sich dieser, und