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jMmfferTageblali Blatt Amts Königliche Amisgenchi und -en Gia-irat zu Wilsdruff für die Königliche Amtshaupimannschafi Meißen, für das Focstrentamt zu Tharandt sowie für das Königliche Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. "l-rvsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Mittwoch den 2. Oklober 19l8. 77. Jahrg Nr 23« „MW,MM Amtlicher Teil Wildhändler Max Schlösser in Wilsdruff Amtstag wird auf Freitag den 18. Oktober 1918 oder Ida verw. Dehnert in Lommatzsch Stadtr«t Wilsdruff. Wilhelm Stephan in Fischergasse Max Saupe in Meißen Max Merzdorf in Meißen zur Ausgabe. 3« Der für Freitag den 4. Oklober 1818 im Saale des Sachsenhofes in Nossen in Aussicht genommene allgemeine verlegt. Der Amtstag beginnt nachm. 3 (nicht 2) Uhr. Meißen, am 30. September 1918. den oder kk // Mittwoch den 2. Oktober ds. Is. vormittags von 9—12 Utzr gelangen die Kartoffelkarten für Einkellerer abzuliefern und falls das abzuiiefernde Wild nicht am Orte der Jagd unmittelbar ab genommen wird, an einen von ihnen zu senden. Damit Vorkehrungen wegen der Abnahme des Wildes getroffen werden können, sind alle im Bezirke der Amlshauptmannschafc Meißen abzuhaltenden Treibjagden am Tage zuvor unter schätzungsweiser Angabe des voraussichtlichen Streckenergebmfses «n den Wldhändler Otto Hartmann in Dresde«-A, Krenzstratze 13, (Fernsprecher 22408) und, soweit Ablieferungen an die vom Kommunalverband bezeichneten Abnahmestellen in Frage kommen, überdies an die Königliche Amtshauptmannschaft Verkehr mit Wild. Im Anschluß an die Bekanntmachung des Kgl. Ministeriums des Innern vom S. September 19l< über den Verkehr mit Wild (Sachs. Staatszeitung Nr. 211 vom 10. September 191t) wird folgendes bestimm!: Die im Bezirke der Amtshauptmannschast Jagdberschtigten haben 1. von allen während der ganzen Jagdzeit erlegten Rehen die Hälfte, 2. von allen während der ganzen Jagdzeit erlegten Hasen die erste Hälfte an die Abnahmestelle der Stadt Äresden abzuliefern und, ft:kls das abzuliefernde Wild nicht am Orte der Jagd unmittelbar durch Beauftragte der Abnahmestelle abgenommen wüd, an die Inspektion der Hanptmarkthalle, Dresden, Station Havptmarkthalle zu senden; 8. von allen während der ganzen, Jagdzeit erlegten Hasen die zweite Hälfte insoweit, als sie mehr als 60 Stück beträgt, an den Wildhändter Rudolf d-tarke in Nossen Das ,Wilsdruffer Ta-ebl»«- erscheint «ögNch, mit Ausnahme der Sonn, und Festtage, abends S Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Seibstabyolung von der Druckerei »Schentlich 2V Pfg., monatlich 70 Pfg-, vierteljährlich 2,10 ML; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 8V pfg., vierteljährlich 2,40 Mk.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 M!. ohne Zustellungsgebühr. Aste Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Zm Aaste höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Ferner Hal der Znserenl in den obengenannten Fällen keine Ansprüche, fast» die Zeitung verspätet, In beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / Einzel- Verkaufspreis der Nummsr 10 Pfg. / Zuschriften sind nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Verlag, die Schrlftleitung oder die Geschäftsstelle. / llnonvme Zuschriften bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin SW. 4S. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint feit dem Jahre 1841. Znsertionspreis pfg. für Vle S-gespalten- Korpuszeile oder deren Raum, Lokalprels Pfg., Reklamen Pfg., astes mit 0°/„ Teuerungszuschlag. Zeitraub und tabellarischer Gay mit 5»°-' Aufschlag. Bei Wiederhoiung und ZahreSumsähen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil snur von Behörden! die Spaltzeilc W pfg. bez. pfg. / Nachweisungs. und Offertengebühr 20 bez. 30 pfg. / Telephonische Znseraten-Aufgabe schließ« jedes RettamationSrechi aus. Anzeigenannahme bis 11 Uhr vormittags. / Beilagengebühr das Tausend b Mk., ir die Postauslage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Lagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / Strikte Platzvorschrist 23"/, Aufschlag ohne Rabalt. / Die Rabattsähe und Nettopreise haben nur bei Bar zahlung binnen 30 Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtliche Einziehung, ge meinsame Anzeigen versch. Znsercnien bedingen die Berechnung des Brutto-Zeiien- preiscs. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich oder stillschweigend als Erfüllungsort Wilsdruff vereinbart ist, gilt es als vereinbart durch Annahme der Rechnung, fasts nicht der Empfänger innerh. S Tagen, vom Rcchnungslage an, Widerspruch erbebt. anzuzeigen. Jeder Wildhändler hat bis zum 5. eines jede« Monats das über seinen Geschäftsbetrieb zu führende Buch sowie die beim Verkaufe an Wieder- verkäufer auszustellenden Schlußscheine der Gemeindebehörde zur Prüfung vorzulegen und die eingenommenen Fleischmarken und Hasen- bez. Gänsekarten abzugeben. Schlußscheine, Zchußlisten, Postkartenanzeigen und Hasenkarten sind vom unter zeichneten Kommunalverband zu beziehen. Zuwiderhandlungen werden nach ß 20 der Ministerialverordnung vom S. September 1918 bestraft. Meißen, am 30. September 1918. re Der Kommuualverbaud Meitze« Laud. r« Der Amtshauptmann. „ „ C'emens Kirsten in Nasse» die Wildhändlerin Alma verw. Piltz in Lommatzsch Alle feindlichen Angriffe abgewiesen Graf v. Hertling in Rom die Verhandlungen Münster, München und Berlin. 1867 wurde er Privatdozent in Bonn und 1880 dort außer ordentlicher Professor. 1882 wurde er als ordent licher Professor nach München berufen. Dem Reichstag gehörte er alS Mitglied der Zentrums fraktion 1875 bis 1890 für Coblenz-St. Goar, an, 1896 bis 1903 für' Illertissen, seitdem zwölf Jahre für Münster- Coesfeld. Mehrfach war er Referent über sozial politische Gesetzesvor lagen, 1898 biS 1902 führte er im Auftrage des Reichskanzlers bei wiederholtem Aufenthalt wegen Errichtung einer Die Neu-il-ung -er Reqketdg. Berlin, 30. Sept. DerHauvtanssckmß des Reichstages sah noch der Bekanntgabe des Kaiserlichen Erlasses über den Rücktritt ss-ertftnas vorläufig von der durch die Unabhänaiaen Sozialdemokraten geforderten Einberufung des Reichs tags ab. Zunächst vertagte sich der Aus- - Gin Erlaß -es Kaisers. Berlin, 30. September. Der Kaiser hat an den Reichskanzler Grafen o. Hert ling folgenden Erlaß gerichtet: Eure Exzellenz haben mir oorgetragen, daß Sie sich nicht mehr in der Lage glauben, an der Spitze der Regierung zu verbleiben. Ich will mich Ihren Gründen nicht verschließen und muß mit schwerem Herzen Ihrer weiteren Mitarbeit entsagen. Der Dank des Vaterlandes für daS von Ihnen durch Übernahme des Retchskanzleramtes in ernster Zeit gebrachte Opfer und die von Ihnen geleisteten Dienste bleibt ihnen sicher. Ich wünsche, daß daS deutsche Volk wirksamer als bisher an der Bestimmung der Geschicke des Vaterlandes mttarbettet. Es ist daher mein Wille, daß Männer» die »om Vertrauen de- Volkes getragen sind, in weitem Um fange teilnetzmeu an den Rechten und Pflichten der Re gierung. Ich bitte Sie, Ihr Werk damit abzuschließen, daß Sie die Geschäfte weiterführen und die von mir gewollten Maßnahmen in die Wege leiten, bis ich den Nachfolger für Sie gefunden habe. Ihren Vorschlägen hierfür sehe ick entaeaen. äußersten zu festigen, da versagten eben die Kräfte des greisen Staatsmannes, der sich an ein Programm und gewisse Richtlinien gebunden hatte. Nein, Männer sind es, die wir brauchen, nicht Pro gramme und Richtlinien. Oder vielleicht ist es schon so weit, daß man sagen muß: einen Mann brauchen wir, einen Clemenceau oder einen Wilson, der sich durch keine Macht der Erde, auch durch keine Kammer und durch keinen Kongreß beirren läßt, das zu tun, was zum Heile des Vaterlandes unbedingt getan werden muß. Was nützten uns Abänderungen der Verfassung, wenn diese Verfassung selbst durch den Einbruch des Feindes in Gefahr gerät? Was eine „Volksregierung", wenn sie nicht das ganze Volk in sich zusammenzufassen vermag? Der höchste Einsatz steht auf dem Spiel: unser Reich, unser Land, unser Haus und Herd. In solchen Zeiten hat es überall auf der Welt nur eine Rettung gegeben: die ganze Mackt- fülle des Staates in eine Hand zu legen, bis die Gefahr vorüber ist. Im Großen Hauptguartier sollen jetzt schick salsschwere Entscheidungen getroffen werden. Gras Hertling bietet, wie es heißt, aus freiem Entschluß seine Entlassung an, weil er sich der ungeheuren Verant wortung des Augenblicks nicht mehr gewachsen fühlt; wer von seinen Mitarbeitern mit ihm gehen oder bleiben will, scheint noch nicht festzustehen. Früher waren das alles sozusagen weltbewegende Fragen; heute ist ihre Bedeutung auf eine Unbeträchtlichkeit zusammengeschrumpft. Der greise Clemenceau ist der Welt ein Beweis dafür, daß auch noch ein Siebziger sein Volk über Abgründe hinwegführen kann, daß er es sicher in der Hand haben kann, trotz jahrelanger schwerster Enttäuschungen. Die Kraft ist es, das innere Feuer der Leidenschaft, die jetzt an der Spitze unseres Volkes zur Herrschaft kommen mutz, oder wir sind verloren. Kein umständ liches Kollegium, keine am grünen Tisch weise ausgeklügelten Abhängigkeiten — sie haben schon Unheil genug unter uns angerichtet. Eine Persönlichkeit brauchen wir, einen deutschen Mann, ausgerüstet mit einer alle Widerstände verzehrenden Glut hingehendster Vaterlands liebe, mit einer alle Ängstlichen, alle Schwankenden fort reißenden Tatkraft — und mit eisernen Nerven, die auch den furchtbarsten Stürmen gewachsen sind. Mit bloßen Quacksalbereien, parlamentarischen oder anderen, ist jetzi gar keine Zeit mehr zu verlieren. Es geht ums Ganze: Wird dieser Mann sich finden? Und wenn er zm Stelle ist, wird ihm der Weg freigegeben werden zr unierer Errettung? Wir müssen jetzt siegen oder unter gehen — das soll aiemanü vergessen der an den unmittel bar bevorstehenden Entscheidungen un Großen Haupt quartier mitzuwirken berufen ist. Oes Reiches siebenter Kanzler. Georg Graf v. Hertlmg, Dr. pb'l. ist am 31. August 1843 in Darmstadt geboren, stebt also im 76. Jahr. Er besuchte das Gnmnasium seiner Vaterstadt und die Universitäten Graf v. Hertling hat nahezu ein Jahr lang die Geschäfte des Reiches geführt. Seine Berufung leitete gleichsam eine neue politische Zeit in Deutschland ein, insofern, als Graf Hertling vor endgültiger Übernahme seines Amtes sich mit der Mehrheit des Reichstages in Verbindung setzte, um sich eine feste Stütze für seine Politik während des Krieges zu schaffen. Graf Hertling hat als Kanzler das innigste Bestreben bewiesen, dem deutschen Volke einen ehrenvollen Frieden zu bringen. In vielen großen Reichstagsrcden hat er sich mit unseren Feinden auseinandergesetzt, er hat sicherlich zuweilen geichickter operiert als manchmal seine Vorgänger, aber er war doch nicht imstande, unsere militärischen Erfolge hinreichend durch seine diplomatische Kunst zu unterstützen. Und als unsere Westfront zurück verlegt werden mußte Und es notwendig wurde, die innere Front auszubauen und für den Widerstand bis zum katholisch-theologischen Fakultät in Straßburg. 1891 wurde er als lebenslängliches Mitglied in die bayerische Kammer der Neichsräte berufen, seit 1906 führt er den Titel Exzellenz. 1899 war er ordentliches Mitglied der bayerischen Akademie der Wissenschaften geworden. Nach dem Tode des Grafen Hompesch erwählte ihn die Zentrumsfraktion zu ihrem Vorsitzenden, und die Berufung: zum Ministerpräsidenten in Bayern erreichte ihm 1912 am: nämlichen Tage, als die Zentrumsfraktion ihn abermals zu ihrem Vorsitzenden gewählt hatte. Er legte infolge feiner Ernennung zum bayerischen Ministerpräsidenten am 13. Februar 1912 sein Reichstagsmandat nieder. 1914 wurde er Graf, diese Rangerhöhung war zweifellos der: Lohn für das, was Freiherr v. Hertling bei der Um wandlung der Regentschaft Bayerns in ein Königtum geleistet hatte. Am 2. November 1917 wurde Graf o. Hertling als Nachfolger des Dr. Michaelis zum Reichskanzler ernannt. Kaiser Wilhelm hatte an den König Ludwig von Bayern ein Telegramm gerichtet, in welchem er diesen bat, den Grafen Hertling aus den bayerischen Diensten zu entlassen. König Ludwig entsprach gern diesem Wunsch nach Frei gabe des Grafen Hertling. Rücktritt Hertlings. Berufung einer Bolksrc ung. Berliu^llO. September. ' Wie auS dem Großen Hauptquartier, wohin sich der Reichskanzler begeben hat, gemeldet wird» hat der Kaiser daS RiicktrtttSgesuch deS Grafen Hertling genehmigt. Der Ruf der Reichstagsmehrheit nach einer schnellen Lösung der seit vierzehn Tagen schleichenden Krise ist also erfüllt worden. Graf Hertling hat aus freiem Entschluß fei» Amt meüergelegt.