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Amts- und Knzeigeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. Rl.I.SO einschließl. : des „JUustr. Unterhaltungsblatts" und der ' > humoristischenBeilage„Seifenblasen"inder < > Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. ! ! Tel.-Kdr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, Neuheide, (Vberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,UntersMtzengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — K7. I«ßrIa» g. > >—-s-., LIM. Freitag, den 27. Mai Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 21Ü. LSR« Am 30. Mai beginnen im Dienstgebäude der AmtShauplmannschaft die Umbauten. Sie werden voraussichtlich mehrere Wochen dauern. Die Eingesessenen des Bezirks werden daher gebeten, während dieser Zeit auf unaus bleibliche kleinere Unbequemlichkeiten, die ein solcher Umbau mit sich bringt, wie Verweisung in benachbarte Diensträume, mangelhaften Aufenthalt im Wartezimmer und größere Staub entwickelung auf Treppe und Korridoren, freundlichst Rücksicht zu nehmen. Auch gibt man anheim, aufschtebltche Sachen, die ein Aufsuchen von Akten aus dem Archiv oder aus mehreren Registranden erfordern oder ein Erscheinen zahlreicher Personen an Kanzleistelle verlangen, tunlichst um einige Zeit zurückzustellen. Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg den 24. Mai 1910. Deutschland nnd Frankreich. Ob Zufall oder bestimmte Absicht, mit einem mal kommt 'die Kunde von einem unmittelbar vor dem Ab schluß stehenden deutsch-französischen Abkommen. Man munkelt allerlei^ aber etwas wirklich Positives ist bis her noch nicht bekannt geworden. Möglich ist aller dings, daß man infolge des liebenswürdigen Verhalt tens ,des deutschen Kaisers gegenüber dem französischen Minister des Aeußeren, Pichon, etwas vorzeitig mit der Mitteilung herausgerückt ist, um darzutun, haß auch Frankreich seinerseits zu einem gewissen Entge genkommen gegenüber Deutschland bereit ist. Das gan ze augenblickliche Auftreten der französischen Presse be weist unzweifelhaft, welch tiefen Eindruck die Liebens würdigkeit des deutschen Kaisers auf die Gemüter der Franzosen gemacht hat, und anscheinend ist man inner lich säbst froh, daß sich endlich einmal eine Gelegenheit zu einer Aussprache geboten hat zwischen Sem Kaispr und einem aktiven Staatsmanne; ebensowenig, läßt es sich leugnen, daß die offene Sprache des Kaisers und scharfe Betonung seiner Friedensliebe überaus ange nehm berührt hat, nachdem man sich wohl von den Ten denzen Wilhelm II vielfach ein völlig falsches Bild ge macht hatte. Tatsache ist jedenfalls, daß augenblich lich die antideutsche Strömung in Frankreich vollstän dig in den Hintergrund, getreten ist, eine Erscheinung, deren längere Dauer man nur auf das Innigste wün schen könnte. Eine Annäherung könnte nur «den beider seitigen Interessen dienen und gerade durch die Besei- tiguna von Reibungsflächen kann dem ungemein vorge arbeitet werden. Welcher Art die geplanten Abmach ungen sind, ist, wie gesagt, noch nicht genau bekannt, indessen spricht alles dafür, daß es sich wohl nur um eine Verständigung auf wirtschaftlichem Gebiete han delt und handeln kann und zwar in Kolonialfragen. Nach der einen Lesart kommen bei den Verhandlungen, welche augenblicklich zwischen Berlin und Paris schwe ben, Grenzfragen sm Hinterlands von Kamerun in Be tracht. die jetzt einer glücklichen Lösung entgegengeführt wo öden feien. Andererseits heißt es, daß es sich um Marokko dreht und man in dieser Hinsicht eine neue Vereinbarung geschaffen habe. Es soll sich um eine endgültige Regelung des Verfahrens bei der Erteilung marokkanischer Bergwerkskonzefsionen an Ausländer handeln. Hierdurch würde auch der Mannesmannstreit endlich aus der Welt geschafft werden, der schon seit längerer Zeit unser Verhältnis zu Frankreich beein flußt und leicht wieder zu einem neuen Konflikte hätte führen können, wenn man nicht rechtzeitig! auf beiden Saiden einen Pflock zurückgesteckt hätte. Wie ein Pa riser Blatt in Erfahrung gebracht haben will, habe zwar bei diesem Abkommen im wesentlichen der fran zösische Standpunkt Berücksichtigung gefunden, jedoch seien als Gegenleistung den Gebrüdern Mannesmann verschiedene wichtige Zugeständnisse gemacht Wochen. Des weiteren heißt es auch!, daß die Marokkoanleihe fragen von dem neuen Abkommen berührt werden sol len, um auch auf diesem Gebiete volle Klarheit zu schaffen und die beiderseitigen Interessen genau abzu grenzen. Hoffentlich wich unsere Diplomatie den jetzt jo günstigen Boden für uns ausMnützen verstehen und das Eisen schmieden, so lange es heiß ist. Bekanntlich wich viel darüber geklagt, daß unsere Diplomaten oft viel zu konziliant sind und bei einiger Festigkeit in vielen Fällen oft weit mehr hätten erreichen können, als tatsächlich der Fall war, während man dem an deren Contrahenten, welcher fest geblieben, zu weites Entgegenkommen zeigte. Dringend wäre es zu wün schen, daß man bald etwas Authentisches über die Ver handlungen hörte, denn bei derlei Dingen hat cs abso lut keinen Sinn, sich, in ein mystisches Dunkel zu hüllen weil dadurch nur Verwirrung geschaffen wird und die Dinge sicherlich bereits so weit gediehen sind, daß ein? Aussprache dem Stande der Sache schwerlich schaden könnte Wir brauchen uns ähnlich wie gegenüber Eng land auch gegenüber Frankreich nicht iü süße Träume zu wiegen und zu glauben, daß jetzt alles zum Besten gewendet sei, aber begrüßen könnten wir es, wenn an der Seine endlich eine andere Stimmung gegenüber Deutschland Platz griffe. Durch ein besseres gegen seitiges Verstehen wäre schon viel gewonnen und es ist unleugbar, daß eine derartige Besserung her Bezie hungen eine der wichtigsten Unterpfand« für die wei tere Erhaltung des Weltfriedens bilden würde. Tagesgeschichte. Deutschland. — Rückkehr des Kaisers. Der Kaiser ist am Mittwoch morgen aus England auf der Wildparkstation eingetroffen und hat sich nach dem Neuen Palais be geben — Der italienische Minister des Aru- ßernin Berlin. Der italienische Minister des Aus wärtigen, Marquis di San Giuliano, wird bestem Ver nehmen nach am 27. d. Mts. in Berlin eintreffen und am 29. d. Mts. dem Kaiser vorgestellt werden. — Deutschlands schnellster Panzerkreu zer. Der erste deutsche Schlachtschiffskreuzer „v. d. Tann" hat dieser Tage seine Erprobungen begonnen- Diese finden in der deutschen Bucht von der. AltepbrUj- cher Reede aus statt, wo der Kreuzer während diesen Zeit seinen Liegeplatz hat. Am Montag fand, eine oier- stündige Fahrt, hauptsächlich zum Anschießen der Ge schütze statt. Am Dienstag wurde eine vorläufige Ge schwind,igkeitserprobung vorgenommen, bea welcher der Kreuzer statt der kontraktlichen Geschwindigkeit von 2b Seemeilen nicht weniger als 28 See mailen erreich te, also den bisher schnellsten Panzerkreuzer der deut schen Marine „Blücher" um gut zwei Seemeilen über traf. Heute Mittwoch findet die amtliche Abnahmepro befahrt in Gegenwart der Marinekommission statt. Der Panzerkreuzer „v. d. Tann" ist ein Schiff von 19000 Tonnen Deplacement und schwerer Armierung, nach Art der Linienschiffe der „Nassauklasse". Gr wurde im Etat 1907 bewilligt, im Frühjahr 1908 bei Blohm u. Voß in Hamburg auf Stapel gelegt, hat also eine tatsächliche Bauzeit von wenig mehr als zwei Jahren hinter sich. Er ist das erste große mit Turbinenantrieb versehene SchiH unserer Flotte und muß seiner Gefechtskraft so wohl, wie auch seiner Fahrtleistungen nach den eng- lischen „Jnvincibles" gegenüber als überlegen au ge sprochen werden. — Zur Reichsversicherungs-Ordnung. Der vom Reichsamt des Innern aufgestellte Probeorga nisationsplan für die Provinzen Rheinland und Pom mern, einer industriellen und einer agrarischen Pro vinz, zur Ermittelung der Kosten der Verwaltung an läßlich der Einführung der ReichsversicherungsorS- nung wird der Reichstagskommisjion am 27. Mai vor gelegt werden. Es ist eine genaue Kostenberechnung ausgestellt, die Zahl der erforderlichen Kräfte berechn net worden, so daß sich ein Bild der Gesamtkosten der neuen Organisation konstruieren läßt. Auf Grund die ser Berechnung läßt sich nachweifen, daß 20 Millionen Mark Kosten für die Gesamtorganisation der Versiche rungsordnung nicht zu hoch gegriffen und die bishe rigen Berechnungen der Regierung zu niedrig gegrif fen sind. Es wird Sache der Kommission fein, die neu en Berechnungen genau nachzuprüfen, erst dann kann die sachliche Beratung einsetzen. Allein die Versiche rungsämter werden, wenn man nur 800 annimimt, über 12 Millionen Mark kosten, die Spruchtätigkeit wird 3 Millionen Mark beanspruchen. Die Kommis sion wird zunächst sich die Mühe geben müssen, fest- zustellen, ob unter diesen Opfern dem Ghdankem einer Reichsversicherungsordnung näher getreten werden kann — Abgrenzung von Fabrik und Hand werk Vom Reichsamt des Innern waren für dieses Frühjahr auf Wunsch beteiligter Kreise der Industrie und des Handwerks Verhandlungen übor die Frage der Abgrenzung zwischen Fabrik und Handwerk iü Aus sicht genommen, zu denen außer den zunächst betei ligten Ressorts des Reiches, Preußens und Ler übrigen größeren Bundesstaaten, auch Vertreter der Handels kammern zugezogen werden sollten. Diese Beratun gen sind bis zum Herbst vertagt worden infolge der gegenwärtigen großen Inanspruchnahme der sozialpo litischen Abteilung im Reichsamt des Innern. Man hofft von den Verhandlungen im Herbst eine Verständig ung darüber, wie den praktischen UnzuträglichkeitrN abgeholfen werden kann, die aus dsr bisherigen Un sicherheit der Abgrenzung entstanden sinjd. — Vom Handwerk wird es als eine Härte empfunden, daß Be- üniöbe, die gerade durch die Hilfsmittel der Organisa tionen des Handwerks einen gewissen Umfang erreicht Haben, deswegen als Fabrikbetriebe angesehen werden. In Preußen steht man auf dem Standpunkt, daß es unmöglich ist, durch klare begriffliche Bestimmungen die Unterscheidung von Fabrik und Handwerk festzu legen. Es muß daher nach der preußischen Auffassung eine gemeinschaftliche Instanz geschaffen werden, der die Entscheidung derartiger Streitfragen zusteht. Und in dieser Beziehung erscheinen di? Organe der Ber- waltungsgerichtsbarkeit als die zweckmäßigste Stelle. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß nicht alle Bun desstaaten die Verwaltungsgerichtsbarkeit eingr- führt haben. Eine Zentralinstanz für das Reich er scheint wegen der großen Berschiedenartigkcsi der Ver hältnisse in den einzelnen Bundesstaaten wohl kaum als möglich. England. — Zar und Erzherzog, Zu der auffallend frühzeitigen Abreise des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand nach den Beisetzungsfeierlichkeiten zu Windsor erfährt die Wo chenschrift „Truth", deren gute Beziehungen mit Hof kreisen bekannt sind, daß die Ursache in der Anwesenheit des Zaren Ferdinand der Bulgaren zu suchen sei, mit welchem Monarchen der Erzherzog, auf einem sehr schlechten Fuße stehe. Da die Absicht des Königs, sich nach London zu begeben, erst im letzten Augenblicke bekannt wurde, und man auch» am englischen Hofe da von zu spät unterrichtet wurde, so konnte Kaiser Franz Josef deinen anderen Erzherzog mit seiner Vertretung betrauen, was er sonst getan haben würde. Genann tes Blatt weist ferner darauf hin, daß der Erzherzog und der Zar Ferdinand in ein und demselben Extra zuge von Paris nach Calais fuhren, ohne einander zu beachten. — London, 25. Mai. Die Finanzschwierig- keiten der Regierung werden neuerdings wieder be ginnen. Lovd Georges beendigte augenblicklich die Auf stellung des Etats. Dieser sieht eine Mehrausgabe von 200 Millionen gegen das Vorjahr vor; in der Haupt sache wegen Erhöhung der Marinekosten um 135 Milli onen und Erhöhung der Zivilausgaben. Diese Mehr ausgaben Weyden die Erhöhung der Einkommensteuer notwendig machen, was bei den Lords neuerdings Un zufriedenheiten Hervorrufen wird. Man glaubt jedoch nicht, daß die Lords diesmal Widerstand leisten wer den, da sie wünschen, daß der Regierungsantritt des neuen Königs sich ohne Schwierigkeiten vollzieht und andererseits, weil sie um die liberalen Tendenzen des neuen Königs liesorgt sind. Belgien. - Brüssel, 25. Mai. König Albert wird nach seinem Besuche in Berlin auch dem Präsidenten Falliöres in Paris und dem Könige von Ita lien, sehr wahrscheinlich auch dem Kaiser Franz IosefBes u ch e abstatten. Diese Besuche sind bei den betreffenden Staatsoberhäuptern bereits augekündigt worden. Türkei. — Das Programm der Kreta Mächte. Ue- ber das französisch-englische Projekt zur Regelung der Kretafrage schreibt der „Petit Parisien": Im Laufe der Gespräche, die in LoNdon zwischen dem Minister Pichon und Sir Ed ward Grey stattgefunden haben, ist ein Plan ausgearbcitet worpen, der am Sonntag Rußland und Italien mitgeteilt Wurche. Die vier Schutz mächte sollen darnach zuerst die kretische Nationalver sammlung auffordern, die mohammedanischen Depu- tierten wieder aufzunehmen. Dann soll die Situation aus der Zeit vor dem Oktober 1908 wiederhergestellt werden. Kreta soll ein Lehensstaat der Türkei blei ben, aber seine Autonomie beibehalten