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Amts Blatt für die Königliche Amtshaupimannschast Meißen, für das Königliche Amisgenchi und den Giadirai zu Wilsdruff sowie für das Königliche Zorfireniami zu Tharandt rnsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Nr. 109 Sonntag Sen 12. Mai 1918 Der amtliche Teil befindet sich heute in der Beilage 77. Jahrg. Wochenblatt für Wilsdruff und ltmgsgLnd. Erscheint seit dem Lahre ^84^. > InserIwnsprcIS r Pfg. für dis s-gespallenc Korpuszeile oder deren Raum, Lolalpreis 1> pfg., Reklamen 45 Pfg., alles mi! o"/„ Tcuerungszuschlag. Zeitraub und tabellarischer Satz mit 5V"/« Aufschlag. Bei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil (nur von Behörden! die Spaltzeile 60 Pfg. bez. 45 Pfg. / Nachweisungs- und sdffertengebühr 20 bcz. 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Wir sind durch die barte Not des Krieges im Westen und durch die großen Aufgaben, die uns dadurch noch bevorstehen, wie auch durch die inneren Sorgen nicht zu lauter Freude veranlagt. Es wäre aber in höchstem Grade undankbar und ungerecht, wenn wir über die Mühen der Zukunft die großen Taten der Vergangenheit übersehen oder gar in ihrem Wert mindern wollten. Der Kampf in Ost und West steht in einem ursäch lichen Zusammenhang, und wenn wir nicht im Osten so unvergleichlich siegreich geblieben wären, wäre im Westen das Aushalten und der künftige Sieg schwerer ge wesen, als mancher von uns geahnt hat. Man muß sich erinnern, daß noch der Begründer der modernen Kriegs theorien, Ler alte Clausewitz, einen Zwet-Frontenkrieg von vornherein für verloren und im besonderen für Deutschland als unmöglich erklärte. Wir haben dennoch Len größten Zwei-Frontenkrieg der Welt nicht nur bis heute bestanden, sondern eben im Osten siegreich beendet und sind voll Gewißheit und Vertrauen, ihn auch im Westen zum Siege zu führen. Diese welthistorische Tatsache erklärt sich nicht nur aus der Genialität unserer Kriegführer und der Höhe der Leistungen unserer Truppen zu Lande und zu Wasser, sondern vor allem auch aus technischen Möglichkeiten, die weder Clause witz noch sonst ein Denker früherer Zeit ooraussehen tonnte. In erster Linie hat die Leistung unserer Verkehrsmittel, ihre technische und personelle Vollkommenheit, eine ganz neue Macht in diesem Zwei-Frontenkrieg geschaffen, auf die wir für alle Zeiten voll Stolz und. Bewunderung werden zurückblicken müssen. Der Friede von Bukarest ist aber nicht nur im militärischen Sinne im Osten ein Abschluß, sondern auch zugleich der Anfang einer neuen Wirtschaftsepoche für die verbündeten Mittelmächte. Wir haben durch wirt schaftliche Sicherungen in dem Friedensvertrage mit Rumänien neue Grundlagen für unsere eigene Volkswirt schaft bekommen. Die Getreidevorräte und die Erd ölschätze Rumäniens werden in den Dienst der Mittel- machte gestellt und für ihre Zwecke verwendet werden. Es ist bei den wirtschaftlichen Verträgen verständlich, daß ihre Bedeutung und ihr Wert noch nicht von jedem im Volke sofort erkannt werden. Man darf mit Recht erwarten, daß in der Zukunft, wenn sich die Wirkungen gerade dieser neuen wirtschaftlichen Beziehungen offenbaren, die Freude und, der Dank desto lebhafteren Ausdruck bekommen werden. Schon heute aber muß festgestellt werden, daß wir z. B.' ohne die Erdölschätze Rumäniens große Schwierigkeiten Hätten, unseren U-Boot-Krieg in seiner verschärften Form fortzuführen. Das gleiche trifft auf unsere Kriegswirtschaft mit ihrer ungeheuren vermehrten Maschinenarbeit im Innern und an der Front zu. Der Sieg und der Friede im Osten sind so auch in wirtschaftlich-technischer Beziehung Mltbedmgung für unser Durchhalten und für unseren end lichen bieg geworden. Schließlich ist der Friede , von Bukarest ein neues Mittel geworden, die verbündeten Mächte in ihren Interessen zu verbinden und in Kampf und Frieden enger aneinander anzuschließen. Auch das bedeutet eine weitere Sicherung für unsere Kämpfe im Westen und ihren zuversichtlichen Erfolg. Es macht nichts, daß bei einem so großen Umfang der Verbindungen, wie sie die Politik der Mittelmächte auf dem Balkan naturnotwendig in sich tragen muß, auch manche Unstimmigkeiten und Gegensätze bestehen geblieben sind. Die Macht der Tat sachen wird sie ausgleichen, und was in Kampf und Sieg ausgehalten hat, wird im Frieden nicht auseinander gehen. Deutschland aber ist durch diese Neuorientierung der Balkan-Politik der Mittelmächte mehr denn jemals Ler Mittelpunkt der europäischen Politik geworden, und wir werden unseren Stolz dareinsetzen, uns dieser neuen Lage der Dinge gegenüber würdig und fähig zu zeigen. Die deutsche Weltpolitik hat ihre ersten Leistungen geboren, und wenn diese Leistungen sich zunächst auch nur auf dem euro päischen^ Kontinent und in einem Teil Asiens zeigen konnten, so find sie doch zugleich eine beste Vorbedeutung für die zukünftige deutsche Weltpolitik, die über die geo graphischen Grenzen Europas mit Recht und mit geschicht licher Notwendigkeit weit hinaus strebt. Diese Zukunft der deutschen Weltvolitik steht im Westen zur Entscheidung, aber sie hat im Osten bereits ihre ersten Spuren in Lie Weltgeschichte eingegraben. So find Ost und West, wo immer wir ihre Fragen nach dem Frieden von Bukarest anpacken mögen, in neue und festere Beziehungen gebracht worden. Wir sind gewiß, daß, wie im Osten, so auch im Westen, die Zukunft Deutschland und seinen Verbündeten gehören muß, denn nicht Worte und Reden, sondern Taten und Leistungen entscheiden diesen Weltkrieg. Mir sind darin im Osten unendlich den Feinden überlegen geblieben, wir haben dadurch neue Kräfte und Möglichkeiten für di« Entscheidung im Westen bekommen, und wenn das Fehlen lauten Jubels sich auch erklären mag, so sollten wir doch gerade im Innern unseres Herzens desto inniger und freudiger empfinden, was wir an Dank und Anerkennung den Siegern des Ostens schuldig sind. Lwyö George bteibt Premierminister, . London, 10. Mai. Das Unterhaus hat den Antrag Asquiths mit 2S3 gegen 106 Stimmen abgelehnt. , Die mit großer Spannung erwartete Unterhaussitzung, die darüber entscheiden sollte, ob eine Sonderkommission chic Anklagen des Generals Maurice gegen die Regierung -prüfen sollte, hat hüt einem Siege Lloyd Georges ge endet. General Maurice hatte behauptet, Lloyd Georg? und Bonar Law haben sowohl über die Stärke der englischen Truppen in Frankreich am 1. Januar 1918, als .auch über die Truppenstärke in Mesopotamien und Palästina falsche Angaben gemacht. Nachdem der ehemalige Premier minister Asquith seinen Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission begründet hatte, ergriff Lloyd George das Wort. Er verteidigte die Regierung, die auf Grund der Informationen vom Kriegsamt ihre Mit teilungen gemacht habe. Das Haus stimmte feinen Aus führungen zu und mißbilligte den Disziplinbruch des Generals Maurice, der sich anstatt an die vorgesetzten Dienststellen mit seiner Anklage an die Öffentlichkeit ge wandt habe. So ist Lloyd George noch einmal Sieger geblieben. Ob er aber den Sieg als Zeichen sicheren Besitzes des Ministersessels betrachten wird, ist zweifelhaft. Vergleichsfriede oder Gewaltfriede? Bei Ler Besprechung der feindlichen Propaganda im Oberhause führte Lord Curzon u. a. aus, es seien Friedensvorschläge gemacht worden und sie hätten nur deshalb zu nichts geführt, weil die, von denen die Aktionen ausgingen, davon wieder Abstand nahmen, oder weil dis Vorschläge mit Rücksicht auf die Ehre und die Sicherheit undiskutierbar waren. Was die jetzige Lage betreffe, sei ein Vergleichsfriede, wie jeder wisse, augenblick lich unmöglich, da das Land der größten Krise gegen überstehe, Lie in seiner Geschichte jemals vorgekommen sei. Die Idee, daß jetzt ein Vergleichsfriede erreicht werden könnte, sei eine Chimäre. Der Friede von Brest-Litowsk und der mit Rumänien sei nicht ermutig^id. Solange der militärische Geist in Deutschland nicht Nachlasse, könne England nicht hoffen, einen ehrenvollen dauernden Frieden Lurch Verhandlungen zu erreichen. Demgegenüber erklärte im Laufe Ler Aussprache Lord LanSdown e, daß ei» Verständigungsfrieden der einzige Weg sei, um den Krieg ehrenvoll und sicher zu beendigen. — Ebenso erklärte Lord Lorburn, es sei jedermanns Pflicht, dazu beizutragen, daß ein schneller und ehrenvoller Friede erzielt weroe. Auch Guatemala! Berlin, 10. Mai. Die spanische Regierung hat dem Auswärtigen Amt mitgeteilt, daß die Regierung von Guatemala nach einem Erlaß vom 30. April d. Js. sich dem Kriegszustände, wie er zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der deutschen Regierung bestehe, anschliehe. Nun hat Herr Wilson doch nach langem Suchen und unter Anwendung nicht ganz sanfter Gewalt auf dem amerikanischen Festland noch einen Bundesgenossen ge funden. Ob aber Guatemala die Dinge zugunsten des Vielverbandes wenden wird, ist doch sehr fraglich. Fürsorge-Kommissionen nach Rußland. Amtlich wird gemeldet: Die im Friedensvertrag mit Rußland vorgesehenen Fürsorge-Kommissionen find von Berlin nqch Rußland abgereisi. Sie werden sich zunächst zur Einholung genauer Unterweisungen nach Moskau be geben mw von dort aus über die einzelnen Gebiete Ruß lands einschließlich Sibiriens verteilt werden. Jede dieser 17 Kommissionen besteht aus einem Offizier als Leiter, einem Arzt, einer Schwester vom Roten Kreuz und einer Zivilperlon, die mit Land und Leuten und den örtlich-n Verhältnissen in ihrem Wirkungskreis vertraut ist. Hierzu kommen noch eine Anzahl Seelsorger. Die Kommissionen werden an Ort und Stelle sich mit den bereits dort be findlichen neutralen (schwedischen und dänischen) Dele gierten in Verbindung setzen, um mit ihnen gemeinsam ihre Aufgabe durchzuführen. Bevorstehende Räumung Yperns? Wie aus Gens berichtet wird, kündigt eine halbamt liche Pariser Note die bevorstehende Räumung Dperns an.j Die Note gibt der Befürchtung Abdruck, Laß die Linie- Myfte bis Voormezeele durchkroch- werden könnte. Sir erklärt, daß man in diesem Falle Ipern nicht mehr räumen könnte, was jetzt noch ohne Schwierigkeiten getan werden könnte. Der Feind sei allerdings bis jetzt nur an einigen Punkten eingedrungen. — Zugleich bereiten die Militärkritiker der französischen Presse das Publikum auf eine Erneuerung des deutschen Angriffs vor. Ebenso wie einige englische Fachleute meint „Homme libre", daß die deutsche Offensive den ganzen Sommer hindurch dauern könne. * Entgegen den unwahren Reutermeldungen, die die deutschen Verluste bei dem Blockierungsversuch von Zee- brügge unsinnig übertreiben, wird erneut auf die Meldung, vom 4. Mai verwiesen, wonach unsere Gesamtoerluste 8 Tote und 16 Verwundete betrugen, also in gar keinem Verhältnis zu den Verlusten der Engländer (688 Tote, Verwundete und Vermißte) stehen. U-BooLs-Angriff auf einen italienischen Hafen. Am 29. April bMoß nach einer amtlichen italie nischen Meldung ein feindliches U-Boot Carloforte aus der Insel San Pietro, westlich von Sardinien, wo eine Anzahl Schiffe auf der Reede lagen. Das U-Boot tor pedierte und beschoß zugleich ein englisches Dampfschiff. Während des Gefechtes zwischen den Küstenbatterien und dem U-Boot fielen zwei Granaten in die Stadt, wo zwei Personen getötet wurden. Angriffspläne der Verbandsstotten. In neutralen diplomatischen Kreisen wird viel über die bevorstehende Offensive der Verbandsflotten gesprochen. Obgleich es den Deutschen gelungen ist, so schreibt ein angesehenes nordisches Blatt, sich an der Westfront in das englisch-französische Heer einzukeilen, so können ihre Erfolge doch nur als Teilerfolge bezeichnet werden, die einen schnellen und entscheidenden Sieg ausschließen. Die Ver bandsmächte haben ihrerseits beschlossen, den Angriff zn beginnen. In den englischen Häfen sind die eifrigsten Vorarbeiten zur Flottenoffcnsive in vollem Gange. Ge° wattige Seestreitkräfte, Unterseebootsflottillen, Dreadnoughts und Minensuchschiffe des neuen Typs Vulton, für Minen keine Gefahr bilden, sind in gewissen Häfen zu- sammengezogen. Die Welt dürfte in naher Zukunft über die Großartigkeit der Operationen gegen die deutsche Flotte in Erstaunen geraten. Während ein Teil der vereinigten Flotten der englischen Kolonien, der Staaten von Nord amerika, Frankreichs und Italiens den Wachdienst auf den Ozeanen übernehmen, werden andere Teils an der Offensive aktiv beteiligt sein. — Wir werdrn's getrost erwarten. KumamM nach dem Kriege Eine Kundgebung der Regierung. Bukarest, 10. Mai. Durch königliche Verordnung find die beiden Kammern des rnmänischcn Parlaments aufgelöst worden. Die Neu wahlen sind für die Zeit vom 1. bis S. Juni ausgeschrieben. Das Parlament soll am 17. Juni zusammentrctcn. Die rumänische Regierung erließ aus Anlaß des! Friedensschlusses an die Bevölkerung im besetzten und un-i besetzten Gebiet eine Kundgebung, in der es u. a. heißt:- Alle Fragen, die zwischen Rumänien und einem dev Staaten, mit denen es sich im Kriege befand, streitig waren, sind erledigt. Die normalen Beziehungen mit diesen Staaten werden wieder ausgenommen und das Land tritt wieder in Neutralität ein. Hindernisse, die einer friedlichen inneren Entwicklung im Wege standen, sind endgültig beseitigt, und Rumänien kann nun im Schutze seiner vom Kriege unangetastet gebliebenen verfassungs mäßigen Einrichtungen ans Werk gehen, um die Spuren des Krieges zu beseitigen und Len durch den Frieden ge schaffenen Zustand zu befestigen. — Alle Missionen in England, Frankreich und Nordamerika sind nach Jassy zu rückberufen worden.