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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. Inserate werden bis spätestens Mittag» deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" n it 20 Pf. berechnet. Zwönitz und lmgegei d. Organ für den Sladtqemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacreur: Bernhard Ott in Zwönitz. .M' 137. Sonnabend, den 24. November 1883. 8. Jahra. Bekanntmachung. In Ansehung des bevorstehenden Busstages und des Todtenfestsonntages werden nachstehende gesetzliche Bestinunungen mit dem Be merken in Erinnerung gebracht, daß Zuwiderhandlungen hiergegen mit Geld- beziehentlich Haftstrafe zu ahnden sind. l. Der Verkauf von Eß- und Materialwaaren, ingleichen der Kleinhandel mit Heizungs- und Beleuchtungsmaterial ist an Sonn- Fest- und Bußtagen außer der Zeit des Vormittagsgottesdienstes gestattet. 2. Der Detailhandel mit anderen als den vorstehend genannten Gegenständen ist an Sonn- und Festtagen jedoch mit Aus nahme des Charfreitags, der Butztage und des Todteufcstsouutags zwischen dem Vor- und Nachmittagsgottesdienste gestattet. 3. Während der Zeit, zu welcher der öffentliche Handel nicht gestattet ist, sind auch die Kaufs- und Gewerbslüden, Magazine, Marktbuden, sowie die Schaufenster geschlossen zu halten und Verkaufsstände mit Waaren nicht zu belegen. Bemerkt wird noch, daß der Vormiltagsgottesdienst in hiesiger Stadt während des Sommerhalbjahres von ^9—Uhr, während des Winterhalbjahres von 9—11 Uhr und der NachmittagsgotteSdieust von 1—2 Uhr abgehalten wird. Zwönitz, am 21. November 1883. Der B ü r g e r m e i st e r. Adam. Sächsische Kachrichten. — Nach dem Kammerexposo des Finanzministers beträgt die Gesammtaufbesserung der Staatsfinanzen in den Jahren 1882 und 1883 über 22,600,000 Mark. — Stollberg, 2I. Nvvbr. I» diesen Tagen sind drei Pe titionen, welche die Fortsetzung der Eisenbahn über Stollberg hinaus betreffen, au die versammelten Stände vorbereitet morden. Die eine geht ans von dem Eisenbahncomitee für die Linie Stollberg - Thal heim, dessen Vorsitzender Weberfaclor Fleischer in Stollberg ist, und hebt im Wesentlichen die Vortheile hervor, welche dem Localverkehr aus dieser Linie erwachsen würden. Man beklagt den großen Um weg, den jetzt die Eisenbahn über Höhlteich - Lugau nach Chemnitz macht (Stollberg-Chemnitz Hauptbahnhof 33 stur, Fahrzeit 2 Stunden 8 Min.) und scheint eine schnellere Verbindung mit Chemnitz über Thalheim zu erhoffen. Dies ist jedoch ein Jrrthum, da die Ent fernung von Chemnitz nach Thalheim 27,4 lcm und die Fahrzeit 1 Stunde und 12 bis 24 Minuten beträgt und die Strecke Stollberg- Thalheim bei 12 lcm Länge etwa 45 Minuten in Anspruch nehmen würde, abgesehen davon, daß der Fahrpreis für 40 I<m von Chem nitz bis Stollberg über Thalheim erheblich höher als über Lugau sein würde. Ebenso dürfte es gerechtfertigtem Bedenken unterliegen, ob die Berechnung des Kohlenverbrauchcs der an der Bahn in- teressirten 13 Ortschaften, welcher auf 14,374 Tonnen für die Haus haltungen und 4702 Tonnen für den gewerblichen Betrieb berechnet ist, auch auf die in unmittelbarer Nähe von Stollberg liegenden Ortschaften, welche mittelst der Bahn Stollberg Thalheim keine Kohlen beziehen werden, ausgedehnt werden dürfte. Außerdem scheinen die Berechnungen des Kohlenbedarfs jener Ortschaften auf ziemlich un sicheren Unterlagen zu beruhen, da es doch ein auffallender Unter schied ist, daß auf jede Haushaltung durchschnittlich jährlich in Auer bach 395 in Gornsdorf 309 dagegen in Gablenz 7500 kg und in Burkhardtsdorf 6533 kg entfallen sollten. Der hauptsächlichste Grund aber, an dem die Ausführung des Planes scheitern dürfte, sind die technischen Bedenken, welche sich ans den Steigungsverhält nissen ergeben. Von weit höhere» volkswirthschaftlichen Gesichts punkte ans gehen die Petitionen der Städte Stollberg und Zwönitz, sowie des Vereins für bergbauliche Interessen zu Oels- nitz, welche im Interesse des Kohlenverkehrs nach dem oberen Erz gebirge und vorzüglich nach dem Vogtlande zu, den Anschluß an die Chemnitz-Adorfer Linie in Zwönitz erbitten. Da für diese letztere Linie bereits die eingehendsten Vorarbeiten in den Händen der Ne gierung sich befinden und gewiß bei gegenseitiger Abwägung der für jede der beiden Linien in Frage kommenden Interessen die Förderung des durchgehenden Kohlenverkehrs wichtiger erachtet werden wird, als die Förderung des Localverkehrs, so dürfte wohl nur die schon früher beschlossene Linie Stollberg-Zwönitz Aussicht auf Aus führung haben. Jedenfalls ist cs aber dem Zustandekommen der Bahn überhaupt sehr wenig förderlich, daß in dec betheiligten Gegend selbst ein so tiefgehender Zwiespalt der Meinungen sich erhält. — Annaberg. Die aus acht Industriellen hiesiger Gegend bestehende Cisenbahndeputation hatte in Dresden am Montag bei Sr. Exz. dem Minister der Finanzen und am 20. November beim Minister des Innern in Sache» des Bahnprojectes Anuaberg- Scbwarzenberg Audienz. Der Finanzminister zeigte sich dem Projekte durchaus günstig gesinnt und betonte besonders, daß finanzielle Hindernisse nicht beständen, erklärte jedoch, daß der sofortigen Be willigung der Bahn technische Schwierigkeiten, Mangel an Arbeitern und Personal entgegenständeu. Komme das Vahnproject Geithain- Leipzig diesmal nicht zur Annahme, so werde an dessen Stelle sofort, also in der jetzigen Session noch, das Project Aimaberg-Schwarzeu- berg de» Kammern vorgelegt werden; jedenfalls glaube er sich dafür verbürge» zu können, daß in nächster Session Annaberg Schwarzen berg unbedingt zur Vorlage komme. Gleichzeitig stellte der Minister Zweigbahnen von Schlettau nach Crottendorf, in's Pöhlathal und nach Geyer in Aussicht. In ganz ähnlichem Sinne sprach sich auch Se. Exz. der Minister des Innern der Deputation gegenüber aus. — Dresden, 19. November. Von der II. Strafkammer des königl. Landgerichts wurde heute der Spitzmaurer August Wilhelm Hartmann ans Vogelgesang bei Pirna wegen Körperverletzung nnd Nölhigung zu 1 Jahr 3 Monaten Gefüngniß verurtheilt. Der über alle Maßen rohe Mensch mißhandelte seine Frau fortgesetzt derart, daß diese eine innere Blutung davoutrug und vor Kurzem zwang er dieselbe unter der Drohung, er werde sie mit dem neben ihm lie genden Beil erschlagen, falls sie seinen Willen nicht thue oder um Hilfe rufe, ein mit Wasser und Pulver geladenes Perkussionsgewehr, dessen Mündung er sich in den Mund hielt, abzudrücken. Das erste Mal versagte die Waffe; beim zweiten Male zersprang das Gewehr nnd Hartmann trug eine innere Verletzung davon, die seine zeit weilige Unterbringung im Krankenhause zu Pirna uothwendig machte. — Leipzig, 20. Novbr. Unter großem Zulauf des Publi kums ging heute die Verhandlung gegen den Tapezirer Heinrich Ernst Rudolph von hier vor sich, dessen Unthat s. Z. die hiesige Be wohnerschaft in gerechte Aufregung versetzt hatte. Die Leser erinnern sich noch der Mittheilung, daß am 15. September das im Hause Moritzstraße 16 wohnende ledige Fräulein Ludwig von einem Men schen, der sich unter dem Vorwande, als Inspektor einer Feuerver- sichcrungsgesellschaft mit der Revision der Feuerungsanlagen beauf tragt zu sein, besucht worden mar, die Genannte mittelst eines Hammers auf den Kopf geschlagen und, nachdem der versuchte Raub gelungen, die Flucht ergriffen hatte. Glücklicher Weife gelang es der ange strengten Thätigkeit der Polizeiorgaue, den Thäter in der Person des 24 Jahre alten, wegen Urkundenfälschung und Betrugs mit 10 Monaten Gefüngniß bestraften Angeklagten Rudolph zu ermitteln, welcher unter ähnlichen Manipulationen auch schon andere hiesige Einwohner ausgesucht hatte. Das Urtheil des Gerichtshofes lautete auf 13 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Verlust der Ehrenrechte und Zu lässigkeit von Polizeiaufsicht. politische Kundschau. Deutschland. Seit vorigen Donnerstag ist der Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen der Gast des Königs Al fonso und zugleich der spanischen Nation, denn an diesem Tage hat der Fuß deS deutsche» Kaisersohnes zum erste» Male den Boden Spaniens betreten und zwar in Grao, der Hafenstadt von Valencia.