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Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Vierteljährlicher PräimmerationsprciS 10 Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen Eorpuszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 21. Dienstag, den 5. Wai 1^8^. Verordnung, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend. Die zur Abwehr der Rinderpest unter Nr. 3 der Verordnung vom 27. Juni vorigen Jahres getroffene und nach der Verordnung vom 1. dieses Monats in Geltung verbliebene Bestimmung, daß thieriscke Rohproducte der dort bezeichneten Art und Qualität über die Grenze von Böhmen und Bayern nur gegen obrigkeitliche Ursprungs- uno Gesundheits-Zeugnisse eingelassen werden dürfen, wird mit Rücksicht auf den dermaligen Seuchenstand hiermit dahin abgeändert, daß es solcher obrigkeitlicher Zeugnisse zum Einlaß dieser Rohproducte über die gedachte Grenze von nun nickt weiter bedarf. In allen anderen Beziehungen bleiben die obangezogenen Verordnungen ferner in Kraft. Dresden, den 25. April 1868. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Forwcrg. Tagesgeschichte. Aus Meißen, 28. April. Gestern Abend nach 6 Uhr waren die Zimmerleute und andere Arbeiter an der Eiscnbahnbrücke am Köllner Ufer unter Aufsicht der Baubeamten bemüht, mittelst der ausgestellten Hebezeuge den einen Theil des auf die im Strome er richteten Untergerüste zu legenden, die Pfeiler verbindenden Längcn- gcrüstes, das mit vielen eisernen Bolzen und Schrauben zusammen gefügt ist, auf die Kante zu stellen, um es sodann auf das Unter- gcrüst heben zu können. Die Arbeit war ihrer Vollendung nahe und nur noch ein wenig Neigung zu überwinden, — da sprangen die Ketten, die 360 Ctr. schwere Last stürzte init fürchterlichem Prasseln Mieder nieder und zerbrach in drei Stücke. Zum Glück ist dabei Ricmand zu Schaden gekommen. Doch erleidet der Brückenbau da durch einen unerwünschten Aufenthalt. In Dahlen ist der noch nickt vollendete Neubau des Schützen- Hauses zusammengcst ürzt, ohne jedoch dabei Menschen zu beschä digen, da die Arbeiter sich glücklicherweise unter den Trümmern Her- Vorarbeiten konnten. Der Bau war bereits bis unter den Dachstuhl fertig. Eine allzu reichliche Sandbeimischung in Kalk soll auch etwas zur Lockerung beigctragen haben. So wie die "nördliche Lausitz nun von Eisenbahnen bald durch zogen werden wird, ebenso sollen demnächst schon Telegraphenverbin- dungcn von Rad.'berg nach Kamenz und Großenhain nach Elsterwerda angelegt werden; die diesfallsigen Arbeiten werden von der Dresdner Telegraphcn-Direction bereits ausgeschrieben. Bei der letzten Volkszählung hat sich ergeben, daß die Zahl der männlichen Einwohner in Dresden 74,530, die der weiblichen aber Kl,434 beträgt. In der Seevorstadt, wozu auch das sogenannte kugliscke Viertel gehört, übersteigt die weibliche Einwohnerzahl die männliche mir mehr als 5000 Köpfe. Am 26. April hat sich der 46 Jahre alte herrschaftliche Revier- fvrster Heinrich Hohl in Schönberg, Vater von 3 Kindern, erschossen. Als Motiv zu diesem Selbstmord wird Verzweiflung über Familien- und Liebesverhältnisse resp. Zerwürfnisse mit seinem Dienstherrn an gegeben. Berlin. Die Prvvinzialkorrcsp. konstatirt, daß die angeordnete Gesammtnünderung der Armee in der Friedensstärke 12,000 Mann beträgt und spricht die Hoffnung aus, daß das Beispiel friedlicher Gesinnung in anderen Staaten Würdigung und Nachfolge finden werde. Nach den „Dr. N." sollen demnächst auch in Sachsen stärkere Beurlaubungen in der Armee eintreten. Mau spricht von 10 bis 15 Manu, die von jeder Compagnie beurlaubt werden sollen. Die „Süddeutsche Presse" widmet der Thronrede des Königs von Preußen bei Eröffnung des Zollpartaments einen sehr aner kennenden Artikel. Sie betrachtet den Gang, welchen die nationalen Angelegenheiten zu nehmen bestimmt seien, durch den Eharacter, den die Eröffnung des Zollparlaments erhielt, gesichert. Der Artikel weist dem Jahre 1866 das hohe Verdienst zu, uns auf den lange gesuch ten Weg der Realität gebracht zu haben. Die Ehren und Äemter im Zollparlament sind a usgetheilt, es kann nun an die Arbeit gehen. Simson, vielerprobt seit dem 48er Parlament, ist erster Präsident geworden, der bayrische Minister Fürst Hohenlohe wurde Vicepräsident und sein preußischer Vetter, der Herzog von Ujest 2ter Vicepräsident.— Die sächsischen Abgeordneten waren bei der Hoftafel im königlichen Schlosse zu Berlin neben den süddeutschen Abgeordneten der Gegenstand großer Aufmerksamkeit. Sowohl der König als namentlich die Königin von Preußen richteten an unsere Volksvertreter verbindliche Worte. Die Königin bedauerte, daß IW. Schwarze durch AmtSgeschäfte abgehalten sei, den Sitzungen des Zollparlaments für jetzt beizuwohnen. Allgemein soll es ausge fallen sein, das sowohl der König als die Königin von Preußen an dein sächsischen Abgeordneten I)r. Blum vorübergegangen sind, ohne nur ein einziges Wort an denselben zu richten. Das erste große Manöver norddeutscher Bundcstruppen wird im August dieses Jahres iu einer geschichtlich denkwürdigen Gegend zwischen Saalfeld und Neustadt a. O. stattfinden. Der „Dr. Kurier^ schreibt: Gewisse Dispositionen gründen die Vermuthung, daß ein Theil des 12. Armeecorps (Königreich Sachsen) zu diesen Manövcrn herangezogcn werden wird. Zn unserem „aufgeklärten" Zeitalter ereignet sich noch gar Man ches, was von wahrer geistiger Aufklärung kein Zeugniß gibt! So hat neuerlich in einer Garnisonstadt Deutschlands ein sogen, ameri kanisches Duell stattgefunden, und warum? Ein kränkelnder Stabs offizier war auf seine Frau eifersüchtig und die Folge war ein Duell, jedoch nicht auf Feuerwaffe oder Säbel und Degen, sondern mittelst Gifts, indem Der von beiden Duellanten, welcher das bctr. Loos zog, sich verpflichtete, den todlbringenden Giftbecher zu leeren! Der eifersüchtige Ehemann zog das verhängnißvolle Loos, leerte den Becher und starb augenblicklich. Welche Geistes- und Sittcnzustände! Aus den westlichen Staaten von Nordamerika kommen sehr günstige Berichte über den Stand der Saatfelder. Die Getreidevor- räthe der letzten Erndtc fangen in Folge davon an, sich nach den Küsten in Bewegung zu setzen. Frankreich und England werden vor aussichtlich starke Zufuhren von amerikan. Getreide erhalten. Die guten Nachrichten aus Abessynien bestätigen sich vollstän dig. Es hat die Engländer nur ein Treffen und einen Sturm auf die befestigte Stadt Magdala gekostet, um die Herrschaft des Königs Theodor über den Haufen zu stürzen. Das Treffen vor der -stadt fand am Charfrcitag, zwei Tage darauf der Sturm statt. Ein großer Theil der Äbessynier hatte die Tyrannei Theodors übersatt und streckte die Waffen, Theodor selbst vertheidigte sich mit seinen Getreuen tapfer und schoß sich eine Kugel durch den Kopf, als die Engländer in die Strassen stürmten und alles verloren war. Seine Kugel hat einem der grausamsten Tyrannen, die es je gegeben, ein Ende ge-