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Mer Tageblatt « -Anzeiger Mr -as erzgebirge « MW^WD mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. Sprechens-« »«, «»»aktlen «ufto«,ah»» »„ «»«»tage «achMtag» 4-SUHe. — r»i»sr<wun.st»nss», «agebla« terusprech«, SS. »«'M »I. MeFW'sVW KL^MW-sL «WL za» unverümst ttag«f«wt, ManvMpt» k«m «m-h, nicht geleistet Nr. NI. Sonnabenä» 17. Mai 1913. 8. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 14 Selten. Außerdem liegt da, achtsettfge llluftr. Sonntagiblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Nach der Meldung eine- Wiener Blattes wird der Kat. ser im Herbst diese» Jahre» einer Ein. ladung de- Erzherzog» Franz Ferdi, «and zur Jagd folgen und bei dieser Gelegen heit auch dem Kaiser Franz Joseph einen Besuch machen. , Am heutigen Sonnabend findet die Ver mählung der Prinzessin Viktoria Mar- garet« von Preußen mit dem Prinzen Heinrich XLTIll. Re.uß 1- L. in Potsdam statt. Vtaatgssekrstär von Jagoto ist am Freitag von wie» nach Berlin zurückgereist. Bach den bisher dorliegenden Meldungen sind di« preußisch«« Landtagsivahlen im all. gsmeinen still verlaufen. Zu den Verhandlungen über di« Fortfüh rung der Bagdadbahn, di« augenblicklich zivst kchen London und Konstantinopel schwe ben, nimmt di« Nordd. Allgem. Zeitung in lkn- geren Au-Mhrungen da» Wort, in denen sie die Mitteilungen der Press« teil» als un vollständig, teil» al» unrichtig be zeichnet. > » . ... .... . . Bi« elfay-kothringische Regierung hat, wie der Pariser Mattn meldet, beim Bundesrat «ine Verschärfung de» Vereins- und verfammlungSrechte» für die Reich», lande beantragt. , iver Aufenthalt de» K0nig» von England in Berlin ist auf zehn Tag« verlängert wor. den. *> «LH««» fle», im «mt-m «Ull», IMS- Mutmaßliche Witterung am 18. Mai: Wechselnde winde, wolkig, etwa, kälter, wewW«, später Mwetse Nied»,schlag. "WUI Auriosa äer Weltgeschichte. Scheinbar -wenn man die schönen bunten Wandkar. ten von Europa überblickt, scheint überall die prächtigste Ordnung zu herrschen. Jeder Staat hat «ine besondere, letchtkenntltche Farbe, mit dicken, schwarzen Strichen ist der Line vom andern aus» reinlichste geschieden, und Barbiere ünä Iriseure im Altertum Mach»«« onL»tn>) Schon im alten Aegypten gab es vatbierstuben in Hülle und Fülle, wo die braunen Söhne ve» -eiben Nil» sich von dem Bartwuchs befreien lassen konnten. Den An gehörigen der Priesterkaste mutzten Pie Friseur« außerdem noch hie Schädel kahlscheven, deren Blötze dann riesige Pe- rücken verdeckten. Diese verfertigten die Haarkünstler Haupt- sächlich aus Schafwolle. Glattrasiert gingen ferner di« Nu- Lier, Aethiapter und einzeln« Stämme her Pauont. Dies, halbwilden Völkerschaften kannten nicht wie di« Aegypter den Gebrauch de» Messer», sondern bedienten sich ätzender Salben, di« häufig di, Gchchwhaut stark angriffen. wie wissen die» au» de» ««richt«« der Archäologe«, di» das Grabmal Le» Pharao Psamettch I. ausveickten und an den wänden «in«Bchchreibungder Gebräucheiener afrikanische« Barbar«« sand««. — Di« Gri«ch«» und Mm«« «ahme« zu nächst di« Hilf« de» Batbier» «ur zum Schmiden de, Haupt haar«» in Anspruch. D« Zeitgeschmack um 600 v. Ehr. ver- langte e» gebittmisch, datz d»r elegant« Mann nicht wie Konsul OptMiu» umherwandle. Dies« Redematt bezog sich «uf «inen ebenso tüchtigen al» wunderlichen Beamt««, der seiner ungekürzten Kaare wegen allgemein al» «in Oriai- nal galt. Da di« römischen «achter, auch Schmink« feil, hielt««, erftrutensie sich tnausg»«hntsm M atz« de, Da- mmrkunstschsft, Piel p,PWsh Wüsste PW MWHitiN, Bks^ au» G«kstrnmchl, wetnhef«, Rmzist-WSiMln »nd ähnli. ch«n Ingredienzien Lestand. Da» San,« oenührwn di« Ver treterinnen de» schönen Geschlecht» zu einem Leig. d«n W auf da« ««ficht strichen und über Nacht trugen, um der Kaut ein reine» Aussehen zu verleihen. Der erst« vornehm« NSmrr, der sich täglich rasieren ließ, war Scipio Lsrwanu». nirgend» gibt e», Wie vielleicht noch in Afrika oder an den Polen, Weiße Flecken, die andeuten, hier sei Niemandsland, wo kein Kaiser etwa» zu sagen habe und kein König gebiete. Und doch stellt sich jetzt bei der gro. tzen balkanesischen Inventur heraus, daß da unten, wo alle» möglich ist, auch die Existenz eine» herrenlosen Landes möglich war und datz dort, bei Orschowa, am Eisernen Tor, wenn auch nicht da» Niemandsland, so doch die Niemandsinsel liegt, auf türkisch Ada Kaleh. Mitten in der Donau, von der Ausdehnung eine» kleinen Dorfe», liegt diese Insel, die bi» zum Don nerstag eigentlich niemand gehÄtte und die heute der Kaiser von Oesterreich in seiner Würde als König von Ungarn diesem seinem Kronenland einverletbt hat. Seit dem Jahre 1898, in dem ein Abkommen zwischen der Türket und der Donaumonarchie erfolgte, saß aus der verlassenen Insel, inmitten einiger BauernfamMen, ein türkisch«« Gouverneur und lag eine österrei chisch.ungarisch« Besatzung unter dem Oberbe fehl eine» allgewaltigen K. K. Leutnant», der absolut nicht wußt«, wa» er mit feiner Machtvollkommenheit in dieser Etnvd« anfangen sollt«. Steuern waren «in« unbe. kannte Plag«, Zoll« wurden weder von der ungarischen noch von der türkisch«« S«it« «rhvb«n, so da- da» GUand Adakalih wirklich «in idyllische» Dasein führt«. Da- mit ist «» ab«r jetzt zu End«. Kaiser Franz hat di« Annexion, die auf d«m Berliner Kongreß! lediglich ver. gessen worden war, in aller Form nachgeholt, und der türkisch« Gouverneur ist vorerst unter Protest abg«. reist. Dieser Protest wird Wohl ohne besondere Folgen bleiben, denn ersten» wär« mit bütckftcht auf den Prä liminarfrieden zwischen der Hohen Pforte urw den Per. kündeten di« klein« Jnsel doch.per» türkischen «eich Verloren gechrngen, und zwetteEhandelt *» sich, Wie gesagt, lediglich mir «ine staatsrechtliche Bestätigung ei ne» längst bestehendes Zustande». Natürlich hat Oesterreich-Ungarn damit keinen un freundlichen Akt weder gegen die Türkei noch gegen da» nächstbeteiligt« Serbien ausüben wollen. ES hat ledig lich einer Komplikation vorgebeugt, die zu Unannehmlichkeiten hätte führen können. Gerade durch den erwähnten Präliminarfrieden, der alle» bisher tür kische Gebiet bi» zur Linie Enos-Midi« den Serben zu- spricht, hätten dies« vielleicht auch Adakalch al» tür. ktsche» Gebiet nun zu dem Ihren schlagen wollen und dadurch ein tatsächlich bestehende» Recht der Donaumo narchie verletzt. Dem sind die vorsichtigen Wiener Diplo maten jetzt au» dem Weg gegangen, denn bet dem kom menden, allgemeinen Aufräumen wird sich schltetzlich niemand um den verbleib dieser kleinen Insel kümmern, die aber für Oesterreich «inen gewissen strategischen Wert besitzt, und die «» niemandem anderen überlast s«n konnte, nachdem fast vierzig Jahre dort «ine» seiner Detachement» lag. Wenn serbische Blätter ihre Regie- rung zu einem Protest bei der London« Botschasterkvn- ferenz ermuntern wollen, so werden sie vüchl wenig Glück mit diesen ihren Anstrengungen hab«». So hört denn wieder einmal ein staatsrechtliche» Kuriosum auf zu existieren, und die europäische Welt ist wieder um ein bißchen geordneter und geregelter. Jetzt existiert an solch strittigen Grenzgebieten nur noch MoreSnet zwischen Belgien und Preußen, da» ein richtiger neu traler Staat zwischen den zwei großen ist und nur die Unannehmlichkeit hat, daß seine Sühne »ur Hälfte in Preutzen, zur Hälfte in Belgien dienen müssen. Und schltetzlich liegen zwei Länder heute noch miteinander im offenen Krieg, da auf dem Wiener Kongreß vor fast 100 Jahren vergessen wurde, zwischen ihnen Frieden zu schließen; da» Königreich Preußen und da» macht- volle .Fürstentum Lichtenstein, welches Kurio- sum Wohl bis an» Ende der Welt bestehen bleiben wird. Der Ausfall äer preußischen Lanätagswahlen. X Gin Srufz«r der Erleichterung geht durch di« partei politisch interessierten UrwählrrMchten Preußen». Di« eH, entscheidend» Wahlfchlacht ist geschlagen. Die Zahl d«r Wagst männer, di« Anfang Juni die neuen Lanidtageabgeordnettn zu wählen haLrn, ist Si» auf die noch ausstehenden Stich mahl«» f«stg«l«gt. Wird da» «ndgülktg« Bild d«» gestrig«» Wahl«rg«nisse» auch noch rinigrr Korrekturen in den näch sten Tagen -Würfen, so kann man heut« doch bereit» über- fthen, in welcher Richtung sich d«r Wille ve» preußischen Bolle» betätigt hat. Dies« Richtung scheint nun mit der s-tthrttgen durch- M» parallel zu laufen. Einschneidend« Veränderungen im Besitzstand der Parteien find nicht zu verzeichnen. Jede «in- zelne hat hier ein«« Verlust, dort einen Gewinn zu verzeich nen, aber zu ausgelassenem Jubel oder raveglicher Klag« ist, soweit wir heut« zu sehen vermögen, kein Anlaß. Da» «ar avch vorauszusehen oon dem Augenblicke an, wo fest stand, daß sich die preußischen Landtagswahlen von 1Ü1S unter dem bestehenden, zweifellos an mehr als einem Punkt« verbesserungsbedürftigen Wahlrecht vollziehen würden. Die Wahl nach der Steuerleistung und unter der Dr«Massen- eintetlung der Urwähler schließt automatisch große Ueber- raschungen au». Die offene Stimmabgabe hält außerdem die Masten der abhängigen Wähler, soweit sie nicht unter der eisernen sozialdemokratischen Disziplin stehen, yo» Wahlgeschäst fern; Vie Minderheit, die sich trotzdem betest ligt, besteht im Laufe der Jahre ungefähr aus den gleichen Parteischichten und schafft also Mr zufällig oder auf Grund besonderer lokaler Stimmungen und Verstimmungen neue Wendungen und Lagen. Schließlich Hemmt auch da» in- direkt« Wahlsystem den allzustarken Einfluß parteipolitischer Agitation, denn der umfangreiche schwierige Wahlapparat, den diese» System am Wahltage erforderlich macht (Wahl, männergewtnnung, Zettelverteiler in zahlreichen Urwahst bezirken, Listenschreiber und Wahlhelfer, und wa» sonst zur ordentlichen Abwickelung der Wahlgeschäft« gehört) nimmt die Kräfte der -verschiedenen Parteien so stark in Anspruch, getragen habe. v«t einer Gelegenheit jedoch hätte ein auf. lästiger Sklave den Feldhevrn an den KiNnhaaren geristen, wo» dem Attentäter natürlich das Leben kostete. Scipio selbst aber opfert« noch in der nämlichen Stunde seinen stol zen Bart. , Unter den ersten römischen Kaisern fand man ein be> -ärtetes Gesicht durchweg unschön. Damals schossen die Bar. -i«rstuben so zahlreich wie Pilze au, idem Boden. E» fehlte sogar nicht an Barbieren, di« ihr Handwerk tm Umherziehen betrieben. Natürlich hapert« «» hierbei beträchtlich mit der Reinlichkeit, auch Vie Bartflechte -soll ungemein verbrest tet g«w«s«n sein. Kaiser -adrian (117-äS8 n. Ehr.) brach te d«n Bart wt«d«r zu Ehren, kriwu» dardeta» nennt Dio Tastiu» v«n berühmten Hervschir, unter besten Dienerschaft sich drei Frei« befanden, vi« lediglich de» G«Li«t«r» Gesicht» haar« zu pfl«g«n Latten. Stark besucht wurden in den späteren Jahrzehnt«» di« Bar-teOu-en, vi« in der Näh« de» Forum» lagwu Hier mPamawlten sich sowohl die Kauf leute und Politik« al» auch die Militär» und eleganten Nichtstuer, um N«utg»,it«n zu «fahren. Kaiser Lommovu» »«sucht« au» dies« Gwvohnheit Nutzen zu ziehen, indem er di, Barbier« heimlich in Sold nahm und zu Spitzeln ver windet«. Bald ftdoch lohnt« sich da» anrüchig« Geschäft nicht mehr recht, denn da« Publikum witterte Unrat und befleißigte sich tnfokgidestrn großer Vorsicht im Gekpräch. während d« Nazierung Nero» übt» da» empört» voll.»in- mal sogar Lynchjustiz an »tnem Barbier, d« al» Spion de« Kais«« entlarvt worden »ar. Man »»rtrüiMMrte die wert, »all, Einrichtung dm MpfisPalom und ««würgte dessen In haber, bevor di« herbetgeeiltr« Prätorianer die Gewalt, taten verhindern konnten. Zahlreich« Lerhaftumgen wur den vorgenommen, merkwürdtgerwets« Mr von solchen Per sonen, die dem grausamen Imperator au« irgendvwlchen Erüicken verhaßt waren. Obgleich di« meisten von ihnen vor Gericht bewiesen, daß sie an der Erstürmung de» Bar bierladens nicht teilgenommen hatten, erfolgte dennoch die Verurteilung fast aller -um Verlust der Habe und Verbau- r«mg» E» ist nicht recht einleuchtend, weshalb um 800 die christlichen Kirchenväter da» Rasieren so scharf verurteilen. Da die Geistlichen selbst kein« stichhaltigen Gründ« anführen konnten, fanden sie Lei den Gebildeten auch Mnig Entge genkommen in vtes«r Beziehung. Gin jeder trug nur dem eigenen GSWmack Rechnung, vebärtedr und Bartlose Liest ten sich die Wag«.—Wie sähe» M» in einem römischen Barbterladen au«? Gin einfacher Raum, in dem einige Sessel und Pänk« standen; Ms einem Brett« lagen die Instrument« de» Meister», während die Eomnetioa in Wandnischen sichtbar aufgebaut zum Ankauf» lockten. Trat »in Kunde herein, um sich die Kaare schneiden zu lasten, ko fragte ihn der Barbier: Wie soll ich dich scher»», und w»lch« Summ« willst du austoenden? Dann ging e» an vi» Aus wahl ve» Mester». (Scheren -ab»» noch nicht, sondern nur di» sogenannten waedair», Mester, verschieden an Form und Größe.) Nachdem da» Haar auf Wunsch verschnitten worden war, erfolgt« die Behandlung mit wohlriechenden Essenz«». Rasiert wurde wie heuitzutag«, nur daß di« BarVier« an Stell« mit Seif« Fettmkschungen verwendet«». Zum Ab trockn«, nahm man «in zottige» Tuch—Daß «»schon damal» HäufA ^tsmktch blutig »«ging, verrät um ein Epigramm DiH« Schmarren, die man am Kinn mir zählet, E» ist de» Anttochm Stahl, «»ist de» Anttochu» Werk! Achl Kein Tier ist so klug al» der Getibock: Dich Anttochu» ihn nicht martere, -«hielt «r den Bart. Anttochu» klagt» daraufhin gegen den Verleumder, wur de jedoch zur Freud« d«r Konkurrent«» kostenpflichtig aLge-