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Kints- und knzeigeblatt sür den klmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Fernsprecher Nr. 210. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. L»1L SS» Bezugspreis Vierteljahr!. 1N.I.50einschließl. des „Sllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Beichspostanstalten. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. für Eibenstock, Larisfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. .—— rv. Jahagaxg. Donuerstas, des 7. November Anfuhr, einschließlich Auf- und Abladen, von 400 adm Steinen aus den Kahlschlägen in den Abt- 30 und 31 des StaatSforstreoierS Hundshübcl zum Bornkindl- und Küchleithenweg soll Montag, den 11. November früh 8'z Uhr im Geschäftszimmer der Oberförstern an den Mindestfordernden vergeben werden. Bewerber werden ersucht sich zur gen Zeit auf der Oberförstern Hundshübel einzufinden. Kgl. Forstrevierverwaltuug Hundshübcl Die Lösung des Balkanproblems zu erörtern erscheint jetzt wichtiger als die Kämpfe und Scharmützel auf dem Balkan selbst. Es wird ja doch kaum anders kommen, als daß die Bulgaren vielleicht vereint mit den Serben die starkbefestigte „Tschatald- scha-Linie" durchbrechen und in Kürze vor Konstantino pel stehen werden. Woher soll unter solchen Umstän den noch eine Spannung nach KriegsnachriMen kom men Nein, die anderen Fragen, diejenigen, welche die Diplomaten der Großmächte Europas zu erledigen haben, sind gegenwärtig bedeutend interessanter und auch von weittragenderem Einfluß. Als erste Macht hat da Oesterreich, das zunächst mitinteressiert ist, durch den Mund des Grasen Berch told ihre Stimme erhoben. So friedliebend der Ton des Grafen Berchtold erklingt, so energisch besteht er indessen auch auf die Wahrung der bisher » verfolg ten österreichischen Balkanpolitik. Wir lassen die wich tigen Auslassungen hier folgen: Budapest, 5. November. Ter Minister des Aeußeren. Graf Berchtold, erklärte im Ausschuß für Aeußeres oer österreichische» Delegation, daß die Lage aus dem Balkan sich sehr ernst ge staltet habe und sämtliche Staaten zu den Waffen gegriffen haben. „Wir haben im besten Einverneh men mit unseren Verbündeten und in reger FühluM mit Rußland, Frankreich und England an dem von Herrn Poincare angeregten Gedankenaustausch teil genommen und befinden uns auch derzeit in Kon takt mit den Mächten, überzeugt, auf diesem Wege dem auch bei uns allgemein gehegten Wunsche zu die nen, daßüer Brand tunlichst bald gelöscht werde. Der bisherige Verlauf des Krieges hat den Balkanstaaten Ersolg gebracht, Erfolge, unter deren Einfluß die Balkanstaaten ihr selbstgewähltes Pro gramm wesentlich verrückt haben. Gegenwärtig sind die Aspirationen der Verbündeten sehr weitgehender Natur und mit dem Prinzip der Integrität der Türkei nicht mehr ver einbar. Für unsere Politik, die von keiner E x - pansionstendenz beeinflu ßt wird, kann nur die Sorge maßgebend sein, die Erhaltung des Friedens mit der obersten uns aufgeleg ten Pflicht zu vereinigen, die Interessen der Monarchie vor jeder Einbuße zu schützen. Wir ha ben durch unsere bisherige Haltung gegenüber den Krivgsereignissen eine Zurückhaltung und Mäßigung bewiesen, die allerorts gewürdigt worden ist. Wir gedenken auch weiterhin, auf diesem Wege zu vechar- ren, im Bewußtsein der uns innewohnenden Kraft, die die volle Sicherheit gewährt, daß wir unserer Stimmung Geltung verschaffen können. Ich zweifle nicht daran, daß dies uns möglich sein wird, ohne mit den berechtigten Ansprüchen anderer in Wider streit zu geraten. Wir sind bereit, der durch die Krie ge der Balkanländer geschaffenen neuen Situation in weitgehender Weise Rechnung zu tragen, und diese Grundlage zu einem dauernden freundschaftlichen Einvernehmen mit Serbien zu benutzen. Äzrdrrer- seits haben wir auch das Recht, daß die legiti men Interessen der Monarchie durch eine Neuregelung der Dinge keinen Schaden er leiden. Zn deutschen diplomatischen Kreisen legt mack zur Stunde noch große Reserve an den Tag, wie aus fol genden Auslassungen zu entnehmen ist: Berlin, 5. November. Aus diplomatischen Krei sen erfährt das „Berliner Tageblatt", das Inter vention s e rs u che n der Türkei werde zunächst von den Mächten wahrscheinlich unerledigt ge- laissen werden. Man werde die weitere Entwicke lung der militärischen Operationen abwarten, und es bestehe nirgends die Lust oder auch nur die Mögliche keit, Bulgarien in diesem Augenblick in den Arm zu fallen. Köln, 5. November. Der „Kölnischen Zeitung" wird anscheinend inspiriert aus Berlin telegraphiert: Zm Anschluß an die Mitteilung, daß die türkische Re gierung sich jetzt an die deutsche mit der Bitte 'um Herbeiführung eines Waffenstillstandes gewandt hat, möchten wir noch darauf Hinweisen, daß die Besprech ungen der Mächte über die Behandlung dieses Gesu ches noch andauern. Es ist natürlich nicht anzunehmen^ daß die Mächte in Anknüpfung an dieses Ersuchen ei nen Einspruch gegen die Fortführung der militärischen Operationen erheben werden. Möglicherweise könnte aber der Mitteilung der Pforte insoweit Folge gege ben werden, daß von ihrer Bitte um Waffenstillstand die Balkanstaaten durch die Mächte in Kenntnis ge setzt werden, ohne daß die Mächte daniit ein eigenes Ersuchen verbinden. Von Seiten Frankreichs soll bereits ein ausgear beiteter Bermittelungsvorschlag vorgelegt sein. Nach anderweit vorliegenden Hetznachrichten glauben wir nicht mehr an die Ehrlichkeit der Pariser Diplomatie, doch sei die den Bermittelungsvorschlag betreffende Depesche — wenn auch mit Vorbehalt — wiedergr- geben: Budapest, 5. November. Nach einer hier ver öffentlichten Meldung hat Ministerpräsident Poincare den Mächten einen Vorschlag zur Lösung der Balkan srage gemacht, welche folgendes bezwecke: 1 Aner kennung der politischen und administrativen Berän,- derjungen in den von den Truppen der Verbündeten besetzten Gebieten durch die Mächte, 2. Beibehaltung der Souveränität des Sultans in Konstantinopel und Umgebung, 3. Einberufung einer europäischen Kon ferenz, an der die Balkanstaaten teilnehmen werden. Die Proben französischer Hetzerei, direkt im An schluß hieran mitgenosscn, werde» dem Leser aller dings eine andere Auffassung von des Franzmanns heuchlerischer Biederkeit geben: Paris, 5. November. Der Korrespondent des „Temps" in Konstantinopel übermittelt seinem Blatte eine Nachricht, für die die Verantwortlichkeit diesem überlassen werden muß: „Wie ich höre, sandte Feldmgrschall v. 0. Goltz einige Tage vor Ausbruch des Krieges durch Herrn von Hochwaechter einen Feldzugsplan nach Konstantinopel. Herr v. Hoxhwa echter trat sofort in türki sche Dienste über." Paris, 5. November. Der „Temps" sagt in seinem heutigen Leitartikel, daß die Haltung Oesterreich-Ungarns in der Balkanfrage ein Bluff sei, den man nicht ernst nehmen könne. Etwas besonnener benimmt sich Rußland, wenn auch dieser Staat seine Neigung für den Baltanband nicht zu verbergen sucht: Petersburg, 5. November. Hier glaubt man, daß die Bulgaren auf ihrem Vormarsch auf Konstan tinopel nicht mehr ausgehalten werden können und sieht eine demnächstige Okkupation der türkischen Haupt stadt voraus. Während all der geschäftigen diplomatischen Tä tigkeit der Mächte nehmen die Operationen der euro- ischen Kriegsschiffe ihren geregelten Verlauf. Es ist das ja auch nötig bei der drohenden Gefahr, die der christlichen Bevölkerung in Konstantinopel, sowie der türkischen Regierung droht. Wir lassen die Meldungen hierüber folgen: Konstantinopel, 5>. November. Für den Fall der Gefahr werden in der Nähe des Sultanpalastes Kriegsschiffe bereit gehalten. K o n st a n t i n o p e l, 5. November. Es ist ein Ira- de veröffentlicht worden, durch das die Durchfahrt eines Panzerkreuzers für jede der Großmächte, mit Ausnahme von Italien, durch die Dardanellen gestattet wird. Der Panzer soll als zweites Stationsschiff für die Bot schafter dienen. Das J-rade ist bereits den Kvmman- danten der Meerengen von, Bosporus und den Darda nellen mitgeteilt worden. Die Kreuzer treffen morgen ein. Kon stantinopel, 5. November. Der eng lische Kreuzer „Weymouth", der einen In halt von 5l>00 Donnen hat, Passierte heute als erstes Kriegsschiff die Dardanellen. Wien, 5. November. Die erste Division oes öster reichisch-ungarischen Geschwaders wird als ersten Ha fcn Smyrna anlaufen. Syra, 5. November. Hier sind gestern drei französische Kriegsschiffe eingetrofsen; sie erwarten wei tere Befehle. Wilhelmshaven, 5. November. Der Pan zerkreuzer „Göben" ist heute mittag halb l Uhr hier eingetrosfen, hat sofort Vorräte übernommen und die Reise ins Mittelmeer angetreten. Die Sozialdemokratie und der Knen. Unter diesem Titel wird vom Karlsruher „Velks- freund" und anderen sozialdemokratischen Blättern ein die augenblickliche Weltlage behandelnder Artikel ab gedruckt, dessen letzter Teil folgendermaßen lautet: Die Sozialdemokratie betrachtet es als ihre Auf gäbe, die allgemeine Volksstimmung so zu beeinfluf- sen, daß alle Versuche internationaler Brandstiftung vergeblich bleiben, und daß die Negierungen nicht nur in de» Stand gesetzt, sondern genötigt werden, die Pro bleme, die der Balkankrieg eröffnet, auf dem Wege friedlicher Verständigung zu löse». Kein Interesse an der Machtverteilung im nahen Oste» kann groß ge nug sein, um die Entfesselung einer Katastrophe zu rechtsertigen, die ganz Europa in den Abgrund führt. Gelingt es aber der Sozialdemokratie nicht, diese Ka tastrophe aufzuhalten, dann wird sie nur noch darauf bedacht sein können, den Gang der Ereignisse zu ei ner vollständigen Umwälzung allerstaat - lichen und gesellschaftlichen Verhält nis- s e in ihrem Sinne auszunutzen. Der eigentliche Sie ger im großen Krieg der Zukunft würde das internatio nale Proletariat sein. Tie Sozialdemokratie will den brieg nicht, weil er entsetzliche Leiden für die Mrs cn des Volkes im Gefolge hat. Aber nicht sie ist cs, orrdern die herrschenden Klassen sinds, die sein letz es Ergebnis zu fürchte» haben. Und so wirkt die So zialdemokratie friedliebend bis zum äußersten, aber wen» es sei» muß, in ihrer Weise auch kriegsbereit, in doppeltem Sinne für die Erhaltung des europäischen Friedens. Tie „Karlsruher Zeitung", das amtliche Organ der badischen Regierung, weist diese an Hochverrat grenzende» Ausführungen scharf zurück, indem sie schreibt: So drohen die Schlußsätze dem Vaterland für den Fall eines Krieges mit der Revolution km Rücken der zur Verteidigung der heiligsten Interessen ausgebvtenen bewaffneten Macht. Tie Sozialdemokra tie wird sich nicht beschweren können, wenn solche Aus führungen ernst genommen und daraus die nötigen Folgerungen gezogen werden. Es bedarf keines Hin weises darauf, daß Bestrebungen, wie sie in dem Ar tikel mit voller Deutlichkeit enthüllt sind, im Falle eines Versuches ihrer Verwirklichung mit unerbittlicher Strenge entgegengetreten würde. Wir sind aber iw Gegensatz zu dem Artikel der Ueberzeugung, daß in der Stunde der Gefahr kein deutscher Mann, auch der Sozialdemokrat nicht, einen anderen Gedanken ha ben wird, als den voller Pflichterfüllung durch Ver teidigung des Vaterlandes, und daß nur die gewis senlosen Hetzer der sozialdem okratischen Presse der Mas se die Köpfe mit ihrem unsinnigen Geschreibsel ver drehen. Tagesgeschichte. Textschlaxd. San Giulianc beim Kaiser. Der Kai ser empfing am Dienstag um halb 8 Uhr de» italieni schen Minister Marquis di San Giuliano. Der Kai ser verlieh dem Minister den Schwarzen Adleroroen. Um 8 Uhr war Diner bei Ihren Majestäten, an dem Marquis di San Giuliano teilnahm. Graf Botho zu Eulenburg gestorben. Der ehemalige Staatsminister Graf Botho zu Eulen burg ist Dienstag früh halb 5 Uhr zu Berlin im Alter von 81 Jahren an Herzschwäche gestorben. Nachdenk- same Gedanken komme» über einen bei der Nachricht, daß Gras BotHv von Eulenburg, einst einer dec begab teste» und mächtigsten Mitarbeiter der beiden ersten deutschen Reichskanzler dahingegangen ist. Einen sei ner „eventuellen Nachsolger" nannte ihn Bismarck spä ter, als er trotzig ertragene Muße dazu verwandte, sei ne Memoiren zu schreiben. Graf Eulenburg selbst trug dazu bei, daß die Absichten Bismarcks nicht zur Erfüt-