Volltext Seite (XML)
MchM st MW Tharandt, Wn, Sikbknlkhn and die UmWeadk». Imlsblull für die Rgl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Bering von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Ro. SO Donnerstag, Sen 29. April 1897. Sonnabend, Sen 8. Mai dieses Jahres bleiben die Lokalitäten des unterzeichneten Amtsgerichts wegen deren Reinigung geschlossen. Königl. Amtsgericht Wilsdruff, am 21. April 1897. Vs», ksngiolk. Für die Monate Mai und Juni werden Bestellungen auf das „Wochenblatt für Wilsdruff" mit landwirthschaftlicher und illustrirter Sonntags-Beilage, sowie Ziehungslisten der kgl. sächs. Lotterie für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneterGeschäftsstelle zu 70 Pfg., für auswärts bei den kaiserlichen Postämtern zu 87 Pfg. angenommen. Geschäftsstelle des Amts- UNd Wochenblattes für Wilsdruff etc. Die Pariser Weltausstellung im Jahre 1900. In Paris arbeiten Regierung, Stadtvertretung und Ausstellungsausschüffe mit Umsicht und Gründlichkeit an den großartigen Vorbereitungen für die Weltausstellung im Jahre 1900, und mau muß sagen, daß diese Weltaus stellung, falls sie nach dem bestehenden Plane zur Aus führung gelangen wird, thatsächlich eine Anzahl der schätzens- werthesten Vorzüge vor allen anderen jetzt abgehaltenen Weltausstellungen haben wird. Diese Vorzüge beziehen sich nicht nur auf die Vollständigkeit in Bezug auf dieBe- themgung aller Kulturländer an der Ausstellung, sondern sie richten sich auch ganz besonders auf die sorgfältige Aus wahl der Ausstellungsgegenstände und auf eine ganze An zahl den Ausstellern gebotener außerordentlichen Vergünstig ungen und Vortheile. Es muß wirklich in dieser Hinsicht den Franzosen nachgerühmt werden, daß sie die Klippe aller Weltausstellungen, die großen Kosten für die Aus steller, glücklich zu beseitigen bemüht sind und mit einer glänzenden internationalen Gastfreundschaft die Kultur völker als die Gäste Frankreichs zur Pariser Weltaus stellung einladen. Die Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 ist die erste, an der sämmtliche Staaten der Welt, auch Deutschland als industrielle Großmacht, zusammen 54, offiziell betheiligt sind. Sie will weder durch über mächtige Größe, Mammuthgröße, noch durch Reizmittel, welche auf die niederen Triebe spekuliren, wirken. Räum lich wird sie nur halb so groß sein wie die Kolumbus- Ausstellung in Chicago war. Allein sie wird in Paris, im Herzen der Stadt untergebracht, nicht in der entlegenen Umgebung. Das Prinzip der Kollektiv-Ausstellung, die den Volkern Gelegenheit geben, in engsten Wettbewerb zu treten, wird auf verhältnißmäßig kleinerem Raume 70000 Aus- e^geLenüber 64000 in Chicago) Platz bieten. Die den Aussteller nur ein Kosten bedeuten, werden dem Be- Möglichkeit gewähren, die Leistungen der Welt "s.E Artikel zu betrachten und zu ver- gleicheii. Der oU gehörte Einwand, daß das Ausstellungs- wesen sich überlebt habe, wird durch die Thatüche daü der Ausstellungsbesnch von Jahr zu Jahr steigt, am besten widerlegt. Dit Panier schätzen die Besucherzahl ihrer Welt ausstellung im Jahre 1900 auf 200 Millionen. Ohne Uebertreibung kann sie schon jetzt auf 100 Millionen ge schätzt werden. Wenn auch nicht alle Weltausstellungen gelungen sind, so haben sie doch alle wichtige Kultur-An triebe gegeben. Das territoriale Prinzip wird in Paris gegenüber dem logischen Gruppensystem in den Hintergrund treten. Die menschliche Gesammtthätigkeit wird von der Erziehung bis zum Kriegshandwerk in 18 Gruppen auf der Pariser Weltausstellung vorgeführt werden. Eine große Maschinenhalle wird man in Paris vergeblich suchen, denn man braucht eine solche nicht mehr im Zeitalter der elek trischen Kraft! Uebrigens werden die Aussteller, die in Paris als Gäste Frankreichs keine Platzmiethe zu zahlen haben, auch die treibenden Kräfte für ihre Maschinen, Wasser (aus der nahen Seine), Dampf und Gas, umsonst zuge- theilt bekommen. Durch die Gruppeneintheilung wird die Pariser Weltausstellung buchstäblich die Pereinigung von 18 internationalen Ausstellungen werden. Die Massen wirkung hat aufgehört; die Sache muß wirken, die Tüchtig keit der Nationen soll in unmittelbare Konkurrenz treten. Der Kredit Deutschlands für die Ausstellung ist mit 5 Millionen Mark festgesetzt, Tagesgeschichte. Lohnauszahlung an die Eltern jugendlicher Ar beiter. Die Novelle zur Gewerbeordnung vom Juni 1891 hat bekanntlich den Gemeinden das Recht übertragen, durch Ortsstatut zu bestimmen, daß der Lohn der jugendlichen Arbeiter an deren Eltern oder Vormünder gezahlt werde. Von diesem Rechte haben nur äußerst wenige Gemeinden Gebrauch gemacht, so daß eigentlich mit Recht behauptet werden kann, jene Bestimmung der Gewerbeordnungsuo- velle sei, wie die übrigen auf die Hebung der Zucht in der jungen Arbeiterschaft gerichteten Vorschriften, ins Wasser gefallen. Neuerdings bemühen sich einige Kreissynoden, industrielle Vereinigungen unter Hinweis auf die zunehmende Vergnügungssucht und Verrohung der jugendlichen Arbeiter und die daraus erwachsenden Gefahren für die Sittlichkeit und Ordnung dazu zu bewegen, daß sie an den zuständigen Stellen auf die Durchführung dieser Gewerbeordnungsbe stimmung hinwirken. So hat sich noch neuerdings der Berg- und Hüttenmännische Verein für die Lahn-, Dill- und benachbarten Reviere mit einer solchen Eingabe zu be- fasseu gehabt. Von industrieller Seite muß zwar anerkannt werden, daß die Klagen über den Leichtsinn und die Un botmäßigkeit der jungen Leute durchaus berechtigt sind und daß es dringend geboten wäre, mit allen geeigneten Maß nahmen aus eine bessere Erziehung der Jugend hinzuwirken. Zu den geeigneten Maßnahmen aber wird die Einführung der Ortsstatute auf Auszahlung der Löhne jugendlicher Arbeiter au deren Eltern oder Vormünder mindestens so lange nicht gerechnet werden können, als die Auszahlung nicht allgemein in dieser Weise erfolgt. Es war der Ge werbeordnungsvorschrift in demselben Augenblicke die Mög lichkeit jeder Wirkung genommen, als man es in das Be lieben der Gemeinden stellte, solche Ortsstatute zu erlassen. Ganz anders würde die Sache schon liegen, wenn die Aus zahlung an die Eltern obligatorisch gemacht worden wäre. Aber auch daun hätte es noch der Ueberwindung zahlreicher Schwierigkeiten im einzelnen bedurft, um zu einer wünschens- werthen Ordnung der Angelegenheit zu gelangen. Jeden falls ist es den einzelnen Gemeinden und den in ihnen wohnenden Industriellen unter den jetzigen Verhältnissen nicht zu verdenken, wenn sie den neuerdings aufgetretenen Wünschen der Kreissynoden nicht nachkommen. Die jetzt vorliegenden Nachrichten lassen keinen Zweifel darüber mehr bestehen, daß die griechische Armee aus sämmtlichen Positionen an der thessalischen Grenze zurück gedrängt ist und sich in einer theilweise ungeordneten Rück zugsbewegung befindet. Bei allen Kabinetten zeigt sich volle Geneigtheit, wie früher für die Erhaltung des Friedens, so jetzt für die Wiederherstellung des Friedens sich zu be mühen. Naturgemäß aber müßte nach den gemachten Er fahrungen jedem derartigen Schritt die bindende Erklärung der griechischen Regierung vorhergehen, daß die wohler wogenen Rathschläge Europa dieses Mal Beachtung fiuden werden. Vorläufig scheint allerdings die griechische Ueber- hebung durch die schwere Schlappe des Falles von Larissa noch nicht genügend abgekühlt zu sein. Telegraphisch wird aus der griechischen Hauptstadt gemeldet: Die Regierung hat beschlossen, den Kampf fortzusetzen und mit um so größerer Energie Widerstand zu leisten, als die neue Ver- theidigungslinie in Thessalien für noch stärker angesehen wird, als die bisherige an der Grenze. Die Abendblätter rathcn, die schlechten Nachrichten mit Geduld und kalten Mutes aufzunehmen; man solle daran denken, daß das Heer sich tapfer geschlagen und mit unerhörten Opfern den heimathlichen Boden vertheidigt hat. Mit überraschender Schnelle hat sich sowohl auf dem östlichen Kriegsschauplätze in Thessalien, sowie auf dem westlichen in Epirus, der Erfolg auf die Seite der Türken gestellt. An der thcffalisch-macedonischen Grenze wurde noch am Sonnabend die letzte von den griechischen Truppen in der Nähe des Melunapasses gehaltenen Positionen durch energisch unternommene Angriffe der Osmanen gestürmt und so für die Hauptarmee Edhem Paschas der Weg nach Turnawo völlig frei gemacht; auch für die Sicherung der Flanken der türkischen Korps wurde nach dem Herankonimen der Verstärkungen gesorgt, so daß der türkische Oberbefehlshaber den Vormarsch auf Larisfa anorduen konnte. Am 25. April ist hierauf der Hauptort Thessaliens von den Türken besetzt worden. Schon am Freitag Abend hatte sich, wie der Londoner „Morning- Post" aus Larissa gemeldet wird, der griechischen Be völkerung daselbst eine furchtbare Panik bemächtigt, die sich noch während des Rückzuges der griechischen Armee steigerte und auf diese übertrug. Das Abziehen der griechischen Divisionen nach dem Süden ist demnach nicht so geordnet vor sich gegangen, wie die Athener Depesche vom Sonntage zu berichten wußte, die bekanntlich ver sicherte, die griechische Armee befinde sich bereits in neuer Verteidigungsstellung bei Pharsala vereinigt. Die be treffende Angabe klang um so unwahrscheinlicher, weil Pharsala über 40 Kilometer von Larissa entfernt liegt. Der erwähnte Berichterstatter der „Morning-Post" fügt übrigens seiner Nachricht noch hinzu: leider werde der Ernst der Lage in Athen nicht gewürdigt und hierin hat er jedenfalls sehr recht, denn noch immer trug man sich bei der Kriegsleitung in Athen mit der Hoffnung, die tür kischen Armeen in den Grenzgebirgen Thessaliens aufhalten und vernichten zu können. Zu fpät versucht man es jetzt mit einem Wechsel im Oberbefehle. Nach einer Meldung des „Daily Graphic" legte nämlich Generalmajor Makris, der eigentliche Höchstkommandirende der griechischen Armee, sein Amt nieder und an seiner Stelle wurde Mauromichaelis, der bisherige Kommandant der Division von Trikala, er nannt. Hierbei sei noch darauf hingewiesen, daß auf tür kischer Seite ein eigentlicher Wechsel in der Leitung der Operationen durch die Entsendung Osman Paschas, der noch gar nicht auf dem Kriegsschauplätze eingetroffen war, nicht eingetreten ist. Edhem Pascha führt nach wie vor die makedonische Armee, Osman Pascha ist ihm mehr zur Unterstützung beigegeben worden. Da die Niederlage der Griechen bei Turnavo sich weit bedeutender herausstellt, als erst angenommen wurde, so glauben wir auch nicht, daß sie im Stande sein werden, die neu gewählte Ver- theidigungslinie bei Pharsala zu halten. Auch auf dem Kriegstheater in Epirus sind die anfänglichen Erfolge der Griechen über die Türken rasch in Niederlagen verwandelt worden. Die Türken haben sie empfindlich geschlagen, das gestehen selbst die Athener Nachrichten zu, welche über die Rückkehr des Oberst Manos nach Arta berichten. Die neuesten Nachrichten lauten: Konstantinopel, 25. April. Der Adjutant Edhem Paschas meldete an den Kriegsminister über die Einnahme von Turnavo Folgendes: Die Division Neschat Paschas bedrängte die Griechen hart, welche die Höhe von Lisvakia anfgaben. Die ans Llsvakm gehißte türkische Fahne veranlaßte die Griechen, von—ur- navo theils gegen Tschaihissar, theils gegen Lanssa zu 'flüchten.' Neschat Pascha zog alsdann ohne Widerstand