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Amts- und Änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschließl. des „ollustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Ter-Ndr.: Amtsblatt. Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für dm folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: EmilHannebohnin Eibenstock. 87. Aa-rga«-. Fernsprecher Nr. 210. Somtag, dm 26. Jmi Bekauutmachllllg. Seit 1. September 1909 befindet sich das Weingesetz vom 7. April 1909 in Geltung. Unter anderem enthält dieses Gesetz folgende wesentliche Bestimmungen: Wer Wein gewerbsmäßig in Verkehr bringt, ist verpflichtet, dem Abnehmer auf Verlangen vor der Uebergabe mitzuteilen, ob der Wein gezuckert ist, und sich beim Erwerbe von Wein die zur Erteilung dieser Auskunft erforderliche Kenntnis zu sicher«. ES ist Verbote«, Wein uachzumache«. Schaumwein, der gewerbsmäßig verkauft oder feilgehalte« wird, muß eine Bezeichn«»« tragen, die das Land erkennbar macht, wo er auf Flaschen gefüllt worden ist. Bei Schaumwein, dessen Kohlensäuregehalt ganz oder teilweise auf einen Zusatz fertiger Kohlensäure beruht, muß die Bezeichnung die Herstell««gsart ersehen lasten. Dem Schaumwein ähnliche Getränke müssen eine Bezeichnung tragen, die erkennen läßt, welche dem Weine ähnliche Getränke zu ihrer Herstellung verwendet worden find. Trinkbranntwein, der in Flaschen oder ähnlichen Gefäßen unter der Be zeichnung Kognak gewerbmäßig verkauft oder feilgehalte« wird, muß zu gleich eine Bezeichnung tragen, welche das Laud erke««bar macht, wo er für den Verbrauch fertig gestellt worden ist. Die getraue« Bezeich«unge« — vorgeschrieben in der Reichsbekanntmach ung vom 9. Juli 1909 — sind auch in die Preisliste« und Wei«karte«, sowie in die sonstigen im geschäftlichen Verkehre üblichen Angebote mit aufzunehmen. Wer Traubenmost oder Wein gewerbsmäßig in Verkehr bringt oder gewerbsmäßig Wei« zu Getränke« weiter verarbeitet, ist verpflichtet, B«ch z« führe«. Diese Verpflichtung trifft insbesondere auch Schankwirte, Lebensmittelhändler, Krämer «nd sonstige Kletnverkäufer, die Trau benmost oder Wei« ««r im fertige« Zustande beziehe« «nd verändert wieder abgebe«. Für Zuwiederhandlungen sind Höchststrafen von 6 Monaten Gefängnis und 3000 Mark Geldstrafe angedroht. Das Weingesetz und die Reichsbekanntmachung dazu können in der Polizeiregistra tur eingesehen werden; dort find auch die Bezugsquellen für die erforderlichen Bücher zu erfahren. Stadtrat Eibenstock, am 22. Juni 1910. H-ss-. L. Tagesgeschichte. Deutschlaud. — Der Gesundheitszustand des Reichs kanzlers. Die Behauptungen über einen ungünstigen Gesundheitszustand des Reichskanzlers! sind, wie die „Inf." erfährt, nicht begründet, wenn Puch nicht be stritten werden soll, daß der Kanzler so gut wie andere Politiker nach, einer bewegten parlamentarischen Kam- Pagne ''ich Erholung wünschen mag. Dazu wird sich aber ja während der Sommermonate Gelegenheit bie ten. Ein körperliches Uebel, das dem Reichskanzler Gedanken an den Rücktritt nahelegen könnte, besteht überhaupt nicht. — Dernburgs Dank. Entgegen verschiedenen an 'die Kieler Reise Dernburgs geknüpften Kombinatio nen erfährt Hirsch's Telegraphisches Bureau- daß der bisherige Staatssekretär einer Einladung an Bord des Dampfers „Oceana" folgt und während seines Kie ler Aufenthaltes Gelegenheit nehmen wird, dem Kai ser seinen Dank für die Verleihung der Brillanten zum Roten Adlerorden 1. Klasse auszusprechen. — Die nationalliberale Politik Die kürzlich in der „Nationalliberalen Korrespondenz" ver öffentlichte Absage an deä Reichskanzler ist verschie dentlich in der Presse als ein Linksabmarsch der gan zen nationalliberalen Heeressäule aufgefaßt worden.. Gegen diese Auffassung setzt sich heute dje „National liberale Korrespondenz" nicht ohne Schärfe zur Wehr und behauptet, „daß «in solcher Linksabmarsch weder jemals stattgefunden hat, noch für die Zukunft geplant ist." Die Korrespondenz zeichnet für die nationalliüe- rale Politik der nächsten Zukunft folgende Grundli nien : „Die Partei wird genau auf der mittleren Linie, auf ihrem alten Standpunkt der Gleichberechtigung der nationalen Parteien verharren und sich nach, links wie nach rechts mit d erselben Entschiedenheit wehren, wie bisher. Allerdings hat sjch ihr Verhältnis zur Regie- rung insofern verschoben, als der Herr Reichskanzler, des langen Schwankens müde, nach rechts abmarschiert und fein Regiment auf jene einseitige Konstellation auf- zubouen entschlossen ist, welche eine Gleichberechtigung der nationalen, Parteien nicht kennt. Daraus aber aus einen Linksabmarsch per Nationalliberalen zu schließen, bedeutet doch ebne wohl nicht ganz absichtslose Ver kennung der tatsächlichen Vorgänge. Inwieweit Herr von Bethmann-Hollweg mit den schwarz-blauen Koa lierten positive Politik zu treiben imstande sein wird- warten wir in Ruhe ab Einstweilen steht das Wieder sähen bei Philippi bevor." — Eine strittige Uebersetzujug. In der Presse ist man mit der Uebersetzung^ die die „Nordd. Allg Ztg." von der päpstlichen Note gegeben und durch ihre zweite Veröffentlichung aufrecht erhalten hat, nicht zufrieden. Das halbamtliche Blatt hatte geschrieben: „Was den Ausdruck des Bedauerns über dip durch die Enzyklika hervorgerufene Störung des konfessionellen Friedens betrifft, so ist das in der Note des Staatssekre tärs gebrauchte Wort äispiavtzre von uns zutreffend mit „Bedauern" übersetzt worden, wie sich leicht aus einem italienisch-deutschen Wörterbuch ersehen läßt." Die „Nordd. Mlg, Ztg." scheint aber nicht sehr vor sichtig in der Wahl ihres Wörterbuches gewesen zu sein. Denn die Presse weist ihr aus dem großen itali enisch-deutschen Wörterbuche von Ritzutini und Bulle nach, daß ämpiaoere Mißfallen, Mißvergnügen, Ver druß, Bedauern, Trauer .... bedeutet. In erster Räche also Mißfallen. Die vatikanische Presse könnte also durchaus mit einem Schein von Recht behaupten, der Papst habe lediglich sein Mißfallen über die Be- wegung gegen die Enzyklika ausgesprochen, nicht aber der preußischen Regierung eine Art Entschuldigung ge leistet. Vielleicht äußert sich dne „Nordd. Allg, Ztg." nochmals über ihr italienisches Wörterbuch. — Der neue Eulenburgprozeß in Sicht? In Berliner juristischen Kreisen rechnet man damit, daß die unterbrochene Meineidsverhandlung gegen den Fürsten Philipp zu Eulenburg nach den Sommerferien hm September in der ersten Schwurgerichtsperiode wie der 'ausgenommen werden wird. Der Gesundheitszu stand des Fürsten hat sich derart gebessert, daß von einem Kranksein kaum mehr die Rede sein kann. — Friedberg (Hessen), 24. Juni- Beider heu tigen Reichstagsersatz-Stichwahl wurden nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis abgegeben für von Helmolt Wund der Landwirte) 9413 und für Busold (Soz.) 11545 Stimmen. In den Städten Nauheim, Butzbach, Friedberg, und Büdingen sind vielä weiße Zet tel abgegeben worden. Oesterreich-Ungar«. — Wien, 24. Juni. In hiesigen diplomatischen Kreisen verlautet, daß Oesterreich und Deutsch land es ab gelehnt hätten, sich an der Lösung der Kretafrage zu beteiligen. «ntzland. — Ein russisch-japanisches Bündnis? Der bekannte, meist gut informierte Korrespondent des „Daily Telegraph" in Petersburg, Dillon, veröffent licht in der nächsten Nummer der „Contemporary Re view' einen Artikel über die auswärtige Politik Ruß lands, in dem er meldet, daß ein neuer Vertrag zwischen Rußland und Japan zur Unterzeichnung! reif sei. Dil lon ist der Ansicht, daß binnen kurzem eine vollstänt dige Annäherung und enge Allianz zwischen den bei den Mächten abgeschlossen werden wird, die dem stän digen Anwachsen der Beziehungen zwischen Amerika und China entgegenarbeiten soll. Belgien. — Brüssel, 24. Juni. Der Besuch des bel gischen Königspaares in Holland erfolgt wahrscheinlich am 15. September. Ende September erfolgt der Besuch des belgischen Königspaares am Wiener Hofe. Der Gegenbesuch des Deut schen Kaisers in Belgien dürfte am 15. Oktober stattfinden. Dor Besuch des Präsidenten Fallis- res in Brüssel wird jedenfalls erst im nächsten Früh jahr erfolgen. Schweiz. — Basel, 24. Juni. Die Universität Ba sel beging heute die Feier ihres 450jährigen Be stehens. England. — Die englischen Flottenmanöver. Die diesjährigen Manöver der englischen Marine werden aller Voraussicht nach dse größten sein, die jemals abge halten sind. Als Kriegsschauplatz ist diesmal im Ge- gensat. zu den Nordseeübungen vergangener Jahre der Atlantische Ozean iu Aussicht genommen. Zu den Ue- bungen werden alle in europäischen Gewässern befind lichen aktiven Schiffsverbände hinzugezogen werden, also die Hermatflotte, die AtlantikfloHe sowie die Mit- telmeerflotte mit den dazugehörigen Panzerkreuzerge schwadern Ferner nehmen die Verbände des 3. Ge schwaders der Heimatflotte, sowie das 3. Kreuzerge schwader, die beiden in Dienst befindlichen Reservefor mationen mit starker aktiver Stammbesatzung, am Ma növer teil. Was aber besonders auffällt, ist, daß auch die nur mit geringen Besatzungsstämmen versehenen Linienschiffe und Kreuzer der 4. Division der Heimat- sloite Mobilmachungsordre bekommen haben sollen, so daß an den Manövern aller Wahrscheinlichkeit nach sämtliche überhaupt in Europa befindlichen Schiffe, d. h. der gesamte Linienschiffsbestand der englischen Flotte teilnehmen werden. Ueber die Manöveräufgr- ben ist einstweilen näheres nicht bekannt. Die Mittel- meerslotte ist bereits von Gibraltar ausgelaufen und soll sich mit der Atlantischen Motte vereinigen. In etwa acht Tagen treffen dann beide Flotten an dem Rendezvousplatz Kap Lizard ein. Wahrscheinlich wer den zunächst Hebungen zur Schulung in der einheit lichen Führung großer Verbände stattfinden. Die Ge- samtleAung der Uebungen dürfte Admiral May, der Kommandierende der Heimatflotte, haben. Bulgarien. — Ein kriegerischer bulgarischer Poli tiker. Dem Korrespondenten des Belgrader Blattes „Politika" in Sofia erklärte ein bulgarischer Poli tiker, der, wie der Korrespondent hervorhebt, im Falle eines Krieges die Hauptrolle in Bulgarien spielen wer de, daß eine Regeneration der Türkei absolut unmög lich sei, weil die Türken organisch schwach und unfähig seien, sich zu reformieren und aus der Türkei einen modernen Staat zu machen. Uebrigens denke man auch in Europa über die Zukunft der Türkei sehr pessimis tisch. Ein Beweis hierfür sei u. a. die Haltung Eng lands in dar Kretafrage. Die Türken hätten die Alba nesen -nicht entwaffnet, sondern ihnen im Gegenteil noch mebr Gewehre gegeben, weil sie die Albanesen in einem Kriege mit Griechenland, der sehr gut kommen könne, verwenden wollen. Was die Bulgaren anbe langt, so würden sie nur die erste geeignete Gelegen heit abwarten, üm mit d er Türkei abzurechnen. Für alle Balkanvölker sei der Konflikt wegeu Kreta dazu die beste Gelegenheit. Der bulgarische Politiker sagte weiter, die Türken seien gegenüber dem loyalen ser bischen Element in der Türkei sehr undankbar und hät ten nichts getan, um das christliche Element in der Türkei zufriedenzustellen. Da wirlliche Reformen im Land nicht eingeführt werden, komplizieren sich auf dem Balkan die Verhältnisse immer mehr, so daß es leicht zu einem blutigen Kriege kommen könne. Die schlechte innere Politik der Türkei fördere die Unzufrier denheit und bilde die größte Gefahr für ernste Unruhen. Türkei. — Besserung der Lage auf Kreta. Wie das Reutersche Bureau erfährt, könne die Lage auf Kreta als gebessert angesehen werdens da die Kretzer' ihre Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben hätten, den Ratschlägen dar vier Schutzmächte, die gegenwärtig über die Entsendung einer gemeinsamen Note an Kreta un terhandeln, Folge zu leisten. In der Note werde dir Forderung aufrecht erhalten, die mohammedanischen Deputiarten ohne Eidesleistung auf den König der Hel lenen zur Nationalversammlung zuzulassen. Sodann wurden die Rechte des Sultans von neuem bestätigt. Die Mächte seien sich über den Inhalt der Note voll ständig einig, die gegenwärtigen Unterhandlungen be zögen sich lediglich auf die Fassung der Note, über die Entsendung von weiteren Kriegsschiffen in die kreti schen Gewässer vor Eröffnung der Nationalversamm lung sei unter den vier Schutzmächten ebenfalls eine Einigung erzielt worden.