Volltext Seite (XML)
Dresden, den. 2. May i8n. 34» Einige Worte über das Armenwefen der ehema ligen freien Hansestadt Hamburg. ^n der schönen und kraftvollen Rede, die kürzlich ein teutscher Mann, Herr Door mann, ehemals Syndikus der Stadt Ham burg, als erster Deputirter der vormals freien Hanse, an Se. Majestät den Kaiser Napo leon hielt, erwähnt er unter den Vorzügen, deren sich seine Mitbürger bei ihrer zettheri- gen republikanischen Regierungsform erfreu ten, auch — die Vorzüglichkeit ihrer Armenanstalten, die in einem grossen Theil des Auslandes so sehr im Ruf stehen, daß selbst die große Kaiserstadt Wien die Ihrigen nach diesen bildete, weshalb, und damit dieß desto sicherer erreicht werden möchte, ein edler Hamburger Bürger, Herr Vogt, von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich nach Wien berufen, mit vieler Gnade behandelt und nach Beendigung der Organisation des Armenwesens von Sr. Ma jestät in den Freiherrnstand erhoben ward. Da es vielleicht manchem nicht unangenehm sipn dürste, wenigstens etwas von den zweck mäßigen Einrichtungen zu wissen, die das Hamburger Armenwesen so wohlthätig aus- zeichnen, so will Einsender das ihm davon bekannt gewordene, mit dem Wunsch, daß es zur Nachahmung reizen möge, hier mit* thcilen. Den verschiedenen Stadt-Bezirken sind durch Wahl ihrer Mitbürger angesehene und wohlhabende Bürger, die die öffentliche Ach tung genießen, unter dem so schönen Namen — der Armenväter — in Bezug auf daS Armenwesen, vorgesetzt, die sich ihr ehren volles Amt nicht aus dem Almosen-FondS bezahlen lassen, sondern es umsonst verwal ten, und noch dazu die sich ihnen häufig dar- bietenden Gelegenheiten zu Privatwohlthaten nicht unbenutzt vorbeigehen lassen. Diesen Armen vatern sind alle Dürftige ihres Bezirks untergeordnet, und alle empfangen die Wohlthatcn, die ihnen die Armenanstalt zufiießen laßt, nur durch sie und auf ihre Verwendung. Zn jeder Noth, die dem Dürf tigen zustösst, ist der Armenvater derjenige, an den er sich zuerst und mit Zuversicht wen det. Dabei macht man sich's zur ersten Pflicht, Verarmungen zu verhüten; denn, wenn Mangel und falsche Schaam erst