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und Änzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschlietzl des „ollustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa, Unterstützengrün,wildenthal usw. : Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn-und Feiertage für den folgenden Tag. Rnzeigenpreis: die lleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Kernsprecher Nr. 210. Uel.-Ndr.: Amtsblatt. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. H LVS — 60. Jahrgang. --— Mittwoch, den 17. Dezember Gesperrt wird von heute ab bis auf weitere- der von Unterstützengrün nach NeidhardtSthal führende sogenannte Wettzbachtaiweg. Der Verkehr wird auf den Kommuutkattou-weg von Unterftügengrün nach Neid hardtSthal verwiesen. Die Königliche AmtshlMMannschast Schwarzenberg, am 15. Dezember 1913. Das schwere Eisenbahnunglück bei Braunsdorf. Das furchtbare Unglück bei Braunsdorf liegt nun mehr in seinen Einzelheiten vor aller Augen. Als der Unglückszug, der Personenzug 1414 der Strecke Roß wein-Chemnitz, den Tunnel am Harrasfelsen wieder verlassen wollte, sauste er auf die durch den Felssturz gerade vor: dem Eingänge des Tunnels auf Brauns dorfer Seite aufgetürmten ungeheuren Trümmermas- sen und blieb in de» Steinmengen stecken. Dadurch wurden einige Personenwagen M einander gedrückt, wobei nach neuesten Feststellungen 8, nach einer an deren Meldung dahingegen nur 6 Personen tot blie ben. Ein amtlicher Bericht über die Katastrophe lau tet: Durch einen großen Felssturz am Harrasfelsen zwischen Gunnersdorf u»d Braunsdorf ist Sonntag abend kurze Zeit vox dem in Niederwiesa fahrplan mäßig 10,26 Uhr eintreffenden Personenzugc Nr. 1414 das Südportal des durch den Harrasfelsen führenden Tunnels verschüttet worden. Der erwähnte Personen- zug fuhr mit zwei Maschinen auf die Sturzmasse auf, wobei die erste Maschine bis zum Tunnel scheitel gehoben wurde. Die Wagen des im Tunnel befindlichen Zugteiles wurden zum großen Teile zertrümmert und leider sind hierbei meh rere Menschenleben und zahlreiche Verletzungen zu be klagen. Auf telephonische und telegraphische Meldungen !wurden unverzüglich zwei Hilfszüge von Chemnitz und Leipzig, sowie der Arztwagen von Döbeln abgelassen, so daß das Rettungswerk in kurzer Zeit begonnen wer den konnte. Außerdem war eine große Anzahl vo» Aerzten und Samaritern aus. Chemnitz, Niederwiesa, Frankenberg, Döbeln und Roßwein zur Stelle. Sämt liche Verletzte wurden sofort vorläufig behandelt. Die Schwerverletzten waren bereits bis 4 Uhr morgens in den Krankenhäusern zu Frankenberg und Chemnitz un tergebracht. Die Oberbeamten der Betriebsdirektion Chemnitz und der zuständigen Aemteu trafen mit den Hilfszügen auf der Unfallstelle ein, auf der noch während der Nacht der Präsident mit zwei Räten der Königl. Generaldi rektion der Staatseisenbahnen erschien. Nach Billigung der getroffenen Maßnahme» besuchte der Präsident dse Verletzten in den Krankenhäusern zu Frankenberg und Chemnitz. Die örtlichen Verhältnisse gestatten es nicht, daß an der Unsallstelle dyr Verkehr durch Umsteigen auf- rechterhalten werden kann, es werden aber die Per sonenzüge in Richtung von Roßwein bis Gunnersdorf und in Richtung von Niederwiesa bis Braunsdorf ge führt. Die Sperrung zwischen Gunnersdorf und Braunsdorf dürfte etwa 8 Tage andauern. In der gestrigen Sitzung der zweite» Kammer des Sächsischen Landtages tat Fimantzminister v. Seyde witz des Unglückes Mit folgenden Worte» Erwähnung: Durch einen großen Felssturz ist das Südportal des Tunnels am Harrasfelsen verschüttet worden Dies geschah kurz vor dem Eintreffen des, Zuges, der von Roßwein kommend um 10 Uhr 10 Minute» abends die Station Frankenberg verläßt. Dieser Zug ist vor dem Austritte aus dem Tunnel in die Trümmer des Fels sturzes hineingefahren. Der Personenzug fuhr mit 2 Maschinen. Die erste Maschine ist bis a» den Scheitel punkt des Tunnels gehoben worden. Die Wagen des im Tunnel befindlichen Zugteiles wurden größtenteils zertrümmert. Nach Absendung zweier Unfallzüge und eines Arztwagens konnte das Rettungswerk sofort be gonnen werden. Dir Schwerverletzten waren bis 4 Uhr morgens in den Krankenhäusern utrtergebracht. Ms schwerverletzt sind 7 Reisende zu betrachten; dar unter befinden sich leider mehrere außerordentlich schwere Fälle. Dir Zahl der Leichtverletzten konnte noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Tot wur den zunächst vier Personen aufgefunden. Leider hat die Untersuchung der Trümmerstätte später noch vier Tote ergeben, sodaß die Zahl der getöteten Per- sonen insgesamt acht boträgt. Das Unglück dürfte nach den bisherigen Ermittelungen auf außer gewöhnliche Naturereignisse zurückzuführen sein, viel leicht auch auf einen Blitzschlag. Der große Sturm der letzten Nacht hat die Erörterungen darüber außer ordentlich erschwert. Der Präsident der Staatseisen bahn, Dr. Ulbricht, ist poch in der Nacht mit zwei Räten an der Unsallstelle erschienen. Der Verkehr kann nicht durch Umstvigen aufrechterhalten werden. Die Sperrung der Strecke zwischen Gunnersdorf und Braunsdorf dürfte etwa acht Tage betragen. Ich weiß mich eins mit dem Hause in dem lebhaften Bebauer», über den schweren Unfall. Selbstverständlich wird die Sache eingehend untersucht werden Zunächst hat ^es aber den Anschein, al» handele eS sich um ein Ereignis, daS auf Menschen nicht zurückzuführe» ist. Der Rettungs dienst hat trotz des, ungünstige» Wetters zur Nachtzeit rasch und tadellos funktioniert. Ich spreche den her- beigeoilteu Aerzten und Samaritern hiermit meinen wärmsten Dank aus. Hoffentlich gelingt es, die Ver letzten am Leben zu erhalten. Es mögen hier noch einige Berichte wiedergegeben sein von Personen, welche die Schreckensnacht mitgemacht haben. Ein Augenzeuge berichtet über das Unglück folgen des : Als der kurz nach 10 Uhr au« Frankenberg abfahrende Personenzug in den Tunnel einfahren wollte, bemerkte der Lokomotivführer, daß das Fahrtsignal nicht gezogen war. Der Lokomotivführer fuhr infolgedessen nur langsam in den Tunnel ein Als der Zug den Tunnel gerade verlassen wollte, fuhr die vorderste Lokomotive des Personenzuges auf eine zirka 5 Meter hochgetürmte Schutt- und Felsenmaffe auf. Die erste Lokomotive richtete sich hoch auf und rannte gegen die Decke des Tunnels. Hierdurch stürzten neue Schuttmassen herab und bedeckten einen Teil der Lokomotive. Sechs Wagen deS Zuges wurden durch di« Wucht des An pralles ineinandergeschoben oder aufgerichtet ES entstand ein furchtbares Durcheinander. Man hörte gellende Hilfe rufe, die Gasleitung wurde zerstört und sämtliche Lichter im Tunnel verlöschten. Trotzdem die Heizer und Lokomotiv führer verletzt waren, taten st« bis zum letzten Augenblick ihre Pflicht, stellten die Lokomotive ab und löschten das Feuer, um eine Explosion zu vermeiden, die infolge des ausstromen- den GaseS leicht hatte erfolgen können. Ein Heizer eilte nach Braunsdorf, um Nachricht von dem Unfall zu aeben. Von einem Mitfahrer de« verunglückten Zuge- werden nachstehende Einzelheiten erzählt: Ich saß in einem der letzten Wagen dritter Klasse. Plötzlich ging daS Lickt aus und mit einem mächtigen Ruck wurden wir — eS saßen sieben Personen in dem von mir benutzten Ab teil — durcheinandergeschüttelt, wober einem Herrn der Arm ausgekugelt wurde. Im ersten Au genblick wußte niemand, was eigentlich geschehen war. Aus meinem Abteil und den anderen Wagen wollten die Leute zuerst aussteigen. Die Schaffner des Zuges geboten jedoch, vorläufig sitzen zu bleiben u»d Ruhe zu bewahren. Schließlich wu<rde dann dem reisenden Publikum mitgeteilt, daß die Maschineri entgleist Und einige Wägen zertrümmert seien. Rasch entleerten sich nun diejenigen Wagen, die vom Unglück nicht schwer betroffen worden waren, und die Fahr gäste liefen, nachdem sich Vie erste Bestürzung gelegt hatte, zunächst nach dem Dienstwagen, um Beleuchtung-gegenstände und Handwerkszeug« zu bekommen und den Verunglück ten, deren Hilferufe ertönten, nach Möglichkeit deistehen zu können. Als wir an die eigentliche Unfallstelle kamen, bot sich uns ein furchtb ar er A n b li ck. Ein Herr, dem die Füße eingeklemmt waren, bat, ihn zu befreien. Mit Bei- len und Stemmeisen wurden die Türen der Abteile bearbei tet, in denen die Unglücklichen sich befanden. Leider war «S den Rettern erst nach längerer Zeit, nachdem die Nieten und alle» mögliche losgeschlagen worden war, möglich, dem Herrn — e» war der Oberlehrer Hauvt — die gewünschte Hilfe zu teil werden zu lasten. Seine Frau lag tot neben ihm. Meh rere andere Damen in einem der zertrümmerten Wagen mußten diesen auf dem Wege durch» Fenster verlas sen, da e» nicht möglich war, di« Tür aufzubekommen und da da» auSströmende Ga« den Aufrnthalt unerträglich machte. Dann, e» mag wohl gegen 18 Uhr gewesen sein, traf der erste HtlfSzug von Chemnitz ein. Tages-efchichte. Lents-Iand. — Da« Kaiserpaar ist am Montag in Mün- >en «i «getroffen. Nachdem um 1 Uhr mittag» im kapitelsaal« der Residenz »in Familienfrühstück stattgrfunden hatte, zog sich das Kaiserpaar in seine ApartemenlS zurück und machte später bei verschiedenen Mitgliedern der königli chen Familie Besuche. Gleich nach der Ankunft hat der Kai ser einer Reihe von Herren Auszeichnungen und Geschenke überreichen lasten, darunter dem Ministerpräsidenten Freiherrn von Hertling, der mit einem kostbaren Geschenk bedacht wurde. Um 7,6 Uhr vereinigten sich die Fürstlichkeiten zu einer Ta fel von 36 Gedecken beim Kronprinzen Rupprecht. — Ordensverleihung. Der König von Sachsen hat ver liehen. dem Königlich sächsischen Generalmajor Frei herrn Leuckart von WÄßdorf, General ä la suite Sr. Majestät des Königs und Militärbevollmächtigten i» Berlin, den Königliche» Kronenorden zweiter Klasse mit dem Stern. Der neue Schutztruppen Komman deur von Ostaf rtka. Durch eine kaisierliche Ent scheidung vom 11. Dezember wurde der bisherige Kom mandeur des zweiten Seebataillons i» Wilhelmshaven, Oberleutnant von Lettow-Vorbeck, zum ostafrikanischen Schutztruppenkommandeur ernannt. Der neue Kom mandeur steht im 43. Lebensjahre und hat 1904 an dem Feldzuge gegen die Herewo in Leutsch-Südwestafri- ka teilgenommen. Ter frühere Kommandeur, Oberst leutnant von Schleinitz, der zurzeit in der Heimat, weilt, hatte sich bekanntlich eine Disziplinaruntersuch- ung zugezogen wegen Verletzung der Autorität des früheren Gouverneurs von Rechenberg. -Zum Fall des Leutnants v. Forstner. Tie in Rinteln a. d. W. wohnende Mutter des Leut nants von Forstner hat zur Vertretung ihres Sohnes vor dem Straßburger Kriegsgericht den Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes, Rechtsauw alt Claß in Mainz gewönne». Frankreich. Besuch und Gegenbesuch der Präsi denten von Frankreich und den Ver einigten Staaten. Durch die amerik. Presse ging eine Meldung des Pariser Korrespond. der „Assosiatrt Preß", der zufolge der Präsident der Republik Poin- cars in Washington einen Besuch zu machen beabsich tigt. Wie der „Matin" zu melden weiß, hat der Bot schafter der Vereinigten Staaten vor einiger Zeit dem Präsidenten Poincare de» Plan einer Reise nach Wa shington unterbreitet u»d habe mit der Anregung die» fes Planes Anklang gefunden Poincard hatte in der Angelegenheit eine Unterredung mit dem französischen Minister des Acußern Pichon. Den Ausschlag für dir Ausführung dieses Planes dürfte die Frage geben, ob ein Gegenbesuch des Präsidenten der Vereinigte^ Staaten, Wilson, möglich ist. Da irunmehr bereits ver schiedene Präsidenten der Vereinigten Staaten auf Kriegsschiffen Panama besucht haben, so ist natürlich sehr wahrscheinlich, daß ein Besuch Wilsons in Frank reich gleichfalls möglich ist. Der Vorschlag des ameri kanischen Botschafters ist jedenfalls sehr sympathisch begrüßt worden. — Delcasse in Paris- Der französische Botschafter in Petersburg, Delcasss, ist in Paris ein getroften, um mit der Regierung Fühlung zu »ehmen. England. Neuer englischer Schlachtkreuzer. Der Schlachtkreuzer „Tiger" lief Montag in Clydebank vom Stapel. Er wird 28000 Tonnen Wasserverdräng ung und 30 Knote» Geschwindigkeit haben, sowie acht 13V, zöllige, und zwölf 6zöllige Geschütze führen. Bulgarien. — Neuer deutscher Gesandter in So fia. Ter deutsche Gesandte Dr. Mick)ahelles über reichte Montag vormittag dem König in feierlicher Au dienz fern Beglaubigungsschreiben «»ertka. — Deutsche Flüchtlinge in El Paso. Wie der „Tüibune" aus El Paso gemeldet wird, find dort dreihundert deutsche Flüchtlinge aus Chihuahua eingetroffen