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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiü betragt vierteljährlich l Mark 20 W für Inserate werden bis spätesten- MittagS deS vorhergehenden Lages des Erscheinens erbeten »ad die Lorvusspaltenzeile mit in Pf., unter „Eingesandt" mi 20 berechnet. Zwönitz und Umgegend. Q r g a n für den Llablgemeinderatt), den Kirchen- und Achutvorsland zu Zwönitz. Redaktion, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. 112 Sonnabend, den 20. September 1884. 9. IMg. Locale und sächsische Aachrichten. — Zwönitz, 19. September. Tiefe Betrübniß ist am vorigen Sonntag in einer hiesigen Familie eingetreten, indem der 22jährige Sohn Wilhelm Roscher, Jäger der 3. Compagnie des 2.Bataillons Nr. 13 zu Dresden während des Manövers plötzlich durch Herzschlag verschied. Der Schmerz ist um so herber, da der geliebte Sohn, von seinen Vorgesetzten geachtet und geehrt, im Elteruhause am heutigen Tage erwartet wurde. — Nach einer Zusammenstellung der königl. Brandversicherungs- Commission haben iin Jahre 1883 in Sachsen 1030 Brände statt gefunden. Von diesen kamen auf die Kreishauptmannschaft Dresden 310, auf die Kreishauptmannschaft Leipzig 215, auf die Kreis hauptmannschaft Zwickau 360 und auf die Kreishauptmannschaft Bautzen 145. Für die Brände gelangte» an Entschädigungen ins- gesammt 3,249,168 M. zur Auszahlung. — In diesem Jahre haben die Krautfelder, welche so gute Aussichten für den Herbst boten, sehr durch Raupen zu leiden, welche in großen Maßen über die Pflanzen verbreitet sind. Man sieht dieses gefräßige Thier sogar auf den Wegen, bis in die Nähe der Stadt. —In Thierbach im Voigtlande war eine Frau, die sich mit ihrem Manne schlecht vertrug, verschwunden und der Mann machte Anzeige bei der Polizei. Am vorigen Donnerstag revidirte ein Gendarm die von der betreffenden Familie bewohnten Räumlichkeiten und fand endlich auf einem schwer zugänglichen Boden die Vermißte im Stroh liegend. Dort hatte sie 5 Wochen lang campirt, während welcher Zeit sie von trocknem Brode lebte, daß sie wegtrug, sobald sich ihr Mann außerhalb des Hauses befand. — Von der säch s.-böhmis chen Grenze, 17. September. Wieder ist eine mit großer Schlauheit und seit langer Zeit straflos betriebene Falschmünzerei an die Oeffentlichkeit gekommen. Diesmal handelt es sich aber nicht um gefälschte Banknoten, sondern nur um Zwanzigkreuzerstücke. Der ehemalige Müller Franz Adametz aus Welwarn in Böhmen hatte in seiner Wohnung eine vollständige Falschmünzerwerkstätte eingerichtet, ohne daß Jemand aus dein Orte oder in der Nachbarschaft eine Ahnung davon hatte. Für gute Stanzen, desgleichen für Metallvorräthe, Chemikalien, Amboß rc. war gesorgt. Vater und Sohn arbeiteten fleißig an falschen Zwanzig kreuzern, gingen dann auf Reisen und vertrieben dieselben. Sie durchzogen ganz Böhmen, fanden auch in Ungarn für ihre Fabrikate Abnehmer, wurden aber in Wien vom Schicksale ereilt. Die Polizei veranlaßte telegraphisch die Durchsuchung des Adametz'schen Hauses, wo man außer obenerwähnten Dingen noch 1065 Stück wohlgelungene Falsifikate vorfand. Die Frau des Falschmünzers ist zur Zeit krank; da sie aber der Mitschuld dringend verdächtig ist, so wurde sie ins Hospital gebracht, wo man sie überwacht. Es dürfte anzunehmen sein, daß Tausende solch falscher Zwanzigkreuzer sich im Verkehr befinden. — Meißen. Den beiden Knaben Armin Feodor Geißler hier und Emil Ernst Pötzschke in Neudörfchen ist für die vor Kurzem bewirkte Errettung eines Knabens vom Ertrinken in der Elbe vom k. Ministerium des Innern eine Belohnung gewährt und es sind diese Beträge in Sparkassenbüchern zinsbar angelegt und bis zur Mündigkeit der Knaben beim hiesigen Nathe deponirt morden. — In Löthain machte der Gutsbesitzer Fritzsche kürzlich einen seltenen Fund, indem derselbe beim Pflügen drei geladene Gewehre an das Tageslicht beförderte, welche allem Vermuthen nach aus dem 30- jährigen Kriege stammen und außer den Holztheilen noch ziemlich gut erhalten sind. — Oschatz. Vom Unglück förmlich heimgesucht wird eine hiesige Einwohnerin, Namens Fleck. Ihr Vianu mußte vor einiger Zeit in eine Irrenanstalt uutergebracht werden. Ein 19jähriger Sohn verunglückte vor einigen Wochen bei einem hiesigen Neubaue und heute den 17. d. Mts. brach in dem zu ihrem Wohnhaus« ge hörigen Hinterhause auch noch Feuer aus. Mit Mühe gelang es, die dort befindlichen kleineren Kinder, deren Eltern aus Arbeit waren, zu retten. Das Hinterhaus wurde vom Feuer zerstört und das Vorderhaus arg beschädigt. Das Feuer soll ein 5jähriger Knabe K., vermuthlich durch Spielen mit Streichhölzchen (!) verschuldet haben. Also, nehmt Kindern dies Spielzeug weg! — In der Nacht zum 14. dss. sind dem Gasthofsbesitzer Krause in Deuben bei Wurzen aus dessen im Parterre gelegener Wohn stube 1550 M. baares Geld, bestehend in 12 Hundertmarkscheinen, einem Fünfzigmarkschein und anderen Geldsorten, mittelst Einbruchs entwendet worden. Leider ist es »och nicht gelungen, des Diebes habhaft zu werden. — Le üben. Wie weit doch die Nächstenliebe bei manchen Menschen herabgesunken ist, beweist folgender Fall. Am 13. d. M. früh in der fünften Stunde bemerkten die Passanten der Dresden« Pirnaer Chaussee in der Nähe von Großzschachwitz nach Leuben zu im Chausseegraben liegend einen Mann, welchem beide Beine über fahren worden waren. Da derselbe auf Zschachwitzer Flur lag, so wurde dessen Ueberführung dahin endlich vermittelt. Ja endlich; man höre weiter. Dieser bedauernswerthe Mensch soll nach den eingegangenen Mittheilungen bereits den Abend zuvor von Boten fuhrleuten mitten auf der bezeichneten Straße liegend gesehen worden sein und sollen letztere auch im Gasthofe zu Großzschachwitz darüber Anzeige erstattet haben. Kein Mensch aber hat sich des Unglücklichen angenommen, denn, als am Morgen des 13. d. M. in der 4. Stunde die Fleischer von Dohna nach Dresden fuhren und jene Stelle pas- flrten, fanden sie denselben noch in seinem Blute auf der Straße liegend vor. Das einzige aber, was durch diese geschah, war, daß sie den Unglücklichen in den Straßengraben brachten und sodann ruhig ihres Weges fuhren. Wahrlich ein rührendes Beispiel von Nächstenliebe. — Leipzig, 17. Septbr. Wie man uns nachträglich mittheilt, beging am vergangenen Sonntag der hiesige Schuhmachermeister Chr. Gottl. Friedel nebst seiner Ehefrau im Kreise seiner Kinder und Enkel das Jubiläum der goldenen Hochzeit, nachdem er vor 4 Wochen das goldene Bürgerjubiläum gefeiert hatte und bei dieser Gelegenheit u. A. auch durch ein ehrendes Schreiben des Nathes der Stadt aus gezeichnet worden war. Endlich aber hat sich jetzt auch der Zeit raum eines halben Jahrhunderts erfüllt, seit welchem der Jubilar ein und dasselbe Logis im Hinterhaus« des Grundstücks Reichsstraße 23 bewohnt. — Edle Fürsorge für ihre Arbeiter haben vor einigen Tagen die Chefs der Fabrik baumwollener Rock- und Hosenstoffe der Firma Kreuziger L Henke in Leutersdorf bei Zittau angezeigt. An läßlich des 25jährigen Geschästsjubiläum spendeten dieselben 20,000 M. zur Begründung einer „Altersversorgungscasse" für treue Beamten und Arbeiter der Fabrik. — Aus Eisleben schreibt man der „N. Pr. Ztg.": Vor Jahresfrist vermachte ein geborener Italiener katholischer Confessio», welcher mit seiner Kirche gänzlich zerfallen war und deshalb auf fremden Boden, in Frankreich starb, sein einige Hunderttausend M. betragendes Vermögen testamentarisch der Stadl, „wo der große Reformator Luther geboren ist." Das unserer Stadt zusallende Erbe wurde derselben von dem Bruder des Erblassers bestritten und da bei geltend gemacht, der Verstorbene sei bei Abfassung des Testaments nicht zurechnungsfähig gewesen. (Z. B. hatte er bestimmt, im Meere begraben zu werden.) Ein Prozeß, der deshalb angestrengt wurde, ist nun in erster Instanz von einem italienischen Gerichtshöfe zu Gunsten der hiesigen Commune entschieden worden. Der heutigen Nummer unsres Blattes ist ein Prospekt der Königlichen Alters- rentenbank in Dresden beigegeben, der der Beachtung unserer Leser recht warm empfohlen wird. Die Königliche Altcrsrentenbank ist bekanntlich eine Staats, anstatt; die von ihr gewährten Renten zeichnen sich nicht nur durch ihre Höhe vor denen anderer Anstalten aus, sondern sind auch vom Staate garantirt. Die Altersrentenbank ist von Haus aus für den sogenannten kleinen Mann bestimmt, kann aber auch von Wohlhabenden benutzt werden. Was sie für den Minder- bemittelten besonders geeignet machr, ist die Einrichtung, daß sie schon Einlagen von l M. a? annimmt und dieselben sofort zu demselben Zinsfuß wie die großen Einlagen verzinst. Solche oder größere Einlagen können zu jeder beliebigen Zeit geleistet werden; die nach den Tarifen sich dafür ergebenden Renten werden in dem Einlagebuche, das dem Einleger ausgehändigt wird, gutgeschrieben. Jede neue Einlage und die dafür ausfallende Rente wird in diesem Buche nachgetragen, so daß der Versicherte zu jeder Zeit weiß, wie viel Rente er für die gemachten Einlagen zu erwarten hat, unabhängig davon, ob er später noch nachzahlt oder nicht. Denn zu einer Wiederholung der Einlagen ist bei der Altersrentenbank